Читать книгу Phantom-Mörder - 12 Strand Krimis - Alfred Bekker - Страница 56

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Es war Jaffar, der sie weckte - und da war es längst helllichter Tag. Linda hatte die Nacht auf einem Diwan zugebracht, der in de Eingangshalle des Hauses stand. Sie hatte Patricks Rückkehr auf keinen Fall verpassen wollen, war aber dann wohl doch eingenickt. "Guten Morgen", sagte Jaffar.

"Ist Patrick – zurück?", fragte sie.

"Kommen Sie", sagte Jaffar. "Frühstücken Sie erst einmal. Trinken Sie Milchkaffee?"

"Ja."

Linda folgte ihm durch das Wohnzimmer in den Garten, wo Jaffar auf einem ovalen Tisch gedeckt hatte.

Patrick saß dort und als Linda ihn sah, blieb sie unwillkürlich kurz stehen.

"Komm, Linda, setz dich", sagte Patrick. Es schien ihm deutlich besser zu gehen, als am Vortag.

Patrick stand auf und ergriff ihre Hand. Er sah sie an, versuchte ein Lächeln. "Du hast mich gestern in einem ziemlich erbärmlichen Zustand erlebt, aber heute geht es mir besser", sagte er. "Komm her!" Er nahm sie in den Arm, aber Linda kam dieser Mann, der ihr doch eigentlich so vertraut sein musste, wie ein Fremder vor. Er schien ihre Reserviertheit zu spüren und wich etwas zurück.

"Wo warst du gestern Nacht, Patrick?", fragte sie dann.

"Gestern Nacht?"

"Du bist in die Stadt gelaufen. Barfuß!"

Sein Lachen klang heiser. Er setzte sich wieder und Linda setzte sich auch.

"Ich weiß nicht, wovon du redest, Linda!"

"Ich habe Augen im Kopf, Patrick! Ich habe dich gesehen!"

Sein Gesicht wurde starr.

Jaffar kam indessen mit dem Kaffee.

Patrick nahm einen Schluck. Er wartete, bis der Hausdiener verschwunden war, dann sagte er: "Warum bist du hergekommen, Linda?"

Linda atmete tief durch. Sie brauchte jetzt Kaffee, um richtig wachzuwerden.

"Was?", rief sie. "Warum ich her gekommen bin, fragst du? Ich bin hier her gekommen, weil ich mir Sorgen gemacht habe, weil du nicht mehr geschrieben und dich auch telefonisch nicht mehr gemeldet hast!"

"Linda..."

"...und weil ich dich liebe, Patrick! Das ist der wichtigste Grund! Du solltest mir vertrauen, Patrick. Dazu kennen wir uns doch nun wirklich lang genug, findest du nicht? Sag mir, was mit dir los ist!"

Patrick sah nach unten und stützte dabei den Kopf auf die Hände. Auch wenn er sich jetzt große Mühe zu geben schien, um sich zusammenzureißen - er gab ein Bild des Elends ab. Die Ringe unter seinen Augen waren unübersehbar - aber wenn man des Nachts durch die Gassen Tangers ging, auch nicht verwunderlich. Linda nahm seine Hand und hielt sie fest.

"Was auch immer geschehen ist, ich bin für dich da, Patrick!"

Er atmete tief durch, dann erklärte er: "Wenn ich das wüsste, Linda. Weißt du, ich bin immer so...müde. Es kommt mir vor, als hätte ich tagelang nicht geschlafen..."

"Du bist gestern Nacht unterwegs gewesen", stellte Linda sachlich fest.

Er zuckte die Schultern.

"Daran erinnere ich mich nicht!"

"Das ist doch nicht möglich!"

"Es ist die Wahrheit."

"Wo bist du gewesen?"

"Ich weiß es nicht!"

Er entzog ihr seine Hand und Linda sagte resigniert: "Ich glaube, du vertraust mir nicht. Und ich weiß nicht, wie ich dir dann helfen soll!"

"Linda, es ist alles harmlos", sagte er. "Wahrscheinlich ist es nur der Stress. Du weißt, ich habe einen brisanten Prozess vorzubereiten, der weltweites Aufsehen erregen wird. Für einen jungen Anwalt wie mich ist das eine Bewährungschance. Auch in der Kanzlei, in der ich arbeite, hätte ich eine viel bessere Position, wenn ich diesen Prozess gewinne!" Er hob die Hände. Der Blick, mit dem er Linda bedachte wirkte matt und müde. "Vielleicht ist mir das ganze etwas über den Kopf gewachsen..."

"Und deswegen hast du angefangen, zu trinken?"

"Ja..."

"Du hattest immer Nerven wie aus Stahl, Patrick. Das habe ich immer an dir bewundert. Nichts hat dich je aus der Ruhe bringen können... Und du willst mir erzählen, dass..." Linda sprach nicht weiter.

"Es ist aber so", erwiderte er. "Vielleicht sollte ich, wenn diese Sache zu Ende ist, mir eine Ruhepause gönnen. Wir könnten dann eine schöne Reise machen. Was hältst du davon?"

Ihr Lächeln war verkrampft. Sie nickte. "Sicher", murmelte sie.

"Ich fühle mich leer und kraftlos", berichtete Patrick Allen dann mit nach innen gekehrtem Blick."Manchmal stehe ich völlig außer mir, so wie gestern. Es hat mit harmlosen Schlafstörungen begonnen. Ich konnte einfach nicht mehr einschlafen. Harald war so nett, mir einen Arzt zu vermitteln, der hier in Tanger..."

"Dr. Andretti", unterbrach Linda und Patrick war überrascht.

"Ja."

"Ich habe mich mit Harald etwas unterhalten..."

Plötzlich wurde Patrick von Hektik ergriffen. Er sah auf die Uhr und meinte dann: "Oh, ich bin schon spät dran. Ich habe einen Termin."

"Wegen der Gerichtsverhandlung?"

"Ja. Die Sache zieht sich in die Länge. Bevor es losgeht, muss ich noch mit einigen Leuten sprechen... Hier in Marokko mahlen die Mühlen etwas anders. Vor allem langsamer."

Plötzlich kam ein Rest seiner alten Entschlossenheit in seine Stimme. Er sah sie an und erklärte voller Überzeugung: "Scarlatti, dieser Chemiekonzern, wird hier nicht ein Werk bauen und dann die Abwässer mehr oder weniger ungeklärt in die Bucht von Tanger leiten können. Das werde ich verhindern. Und selbst nach den ziemlich laxen Umweltgesetzen, die hier herrschen, habe ich eine gute Chance. Aber jetzt muss ich los!"

Er stand auf, beugte sich kurz über Linda und küsste sie flüchtig auf die Stirn.

Dann ging er davon. Fast wie früher, dachte Linda. Aber nur fast. Der dunkle Schatten lag nach wie vor über allem.

Phantom-Mörder - 12 Strand Krimis

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