Читать книгу Die besten Geheimnisromane März 2022: Romantic Thriller Sammelband 6 Romane - Alfred Bekker - Страница 14
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ОглавлениеIn Dunmoore gab es eine kleine Poststation, ein Restaurant, einen Zeitungskiosk und ein Lebensmittelgeschäft. Das besondere war, dass dies alles in demselben Haus beherbergt war, an dessen Tür ein Schild mit der Aufschrift 'Harry's' hing.
Der Laden, den Harry Cramer mit seiner Frau betrieb war so gewissermaßen das Zentrum von Dunmoore. Maureen bekam von Mrs. Cramer ein stattliches Frühstück mit Eiern und gebackenem Schinken vorgesetzt, während Harry hinter der Theke stand, Gläser spülte und sich dabei mit einem Mann in den mittleren Jahren unterhielt.
Zunächst hatte Mrs. Cramer einen etwas abweisenden Eindruck gemacht, aber als Maureen ihr dann sagte, sie sei die neue Lehrerin, da wurde sie etwas wärmer und setzte sich dann sogar zu ihr an den Tisch.
Wahrscheinlich war sie einfach neugierig. Allzu viel Abwechselung gab es hier ja wohl auch nicht.
"Wie gefällt es Ihnen hier bei uns in Dunmoore?", begann sie etwas unbeholfen.
Maureen versuchte ein Lächeln.
"Ich bin erst seit gestern Abend hier", erklärte sie dann mit einem Schulterzucken.
"Ah, da haben Sie unser Wetter gleich von seiner besten Seite mitgekriegt!", meinte Mrs Cramer. "Das war ein ganz schöner Wolkenbruch, selbst für unsere Verhältnisse. Und wir sind hier einiges gewöhnt, kann ich Ihnen sagen!"
"Wir hatten Wasser im Keller!", meinte der Mann an der Theke, dessen Gespräch mit Harry inzwischen verebbt war.
"Solche Probleme haben wir nicht", erwiderte Mrs. Cramer an den Mann gewandt. Dann drehte sie sich wieder zu Maureen herum und lachte verschmitzt. "Wissen Sie, wir haben nämlich keinen Keller!"
Maureen lächelte.
"Ist wohl zu feucht hier."
Mrs. Cramer nickte.
"Ja, früher war das alles Moor. Jetzt ist schon vieles trockengelegt, aber trotzdem würde ich niemandem raten, hier einen Keller in die Erde zu setzen!"
Maureen trank einen Schluck von ihrem Tee, wobei sie Mrs. Cramers Blicke unverwandt auf sich gerichtet fühlte.
"Wo sind Sie untergekommen, Miss..."
"Stanley."
"Miss Stanley, ja. In einer Pension kann es nicht sein, denn die einzige Zimmervermietung in der Gegend betreiben wir!" Sie lachte freundlich und fügte dann in gespielter Empörung hinzu: "Aber wenn dem doch so sein sollte, dann würde ich gerne wissen, wer uns Konkurrenz macht!"
"Keine Sorge!", erwiderte Maureen. "Ich habe ein Haus gemietet. Von Mister Cormick, Sie werden ihn sicher kennen... Von Dunmoore aus kann man es sehen."
"Es liegt dort oben auf dem Hügel nicht wahr?", fragte Mrs. Cramer nach und dabei hatte sich ihre Stimme merklich verändert.
Maureen nickte und nahm dabei einen Bissen von dem Ei.
"Ja."
"Ich weiß, welches Haus Sie meinen. Es ist lange nicht vermietet worden..."
"Ja, Mr. McCullum hat es mir erzählt."
Mrs. Cramer atmete tief durch.
"So, Brad McCullum kennen Sie also auch schon! Hat er Ihnen auch den Grund gesagt, weshalb niemand mehr in das Haus einziehen wollte?"
"Nein, hat er nicht. Er hat nur etwas von alten Geschichten gesagt, aber nichts näher erklärt. Und wie ich gesehen habe, scheint mit dem Haus auch alles in Ordnung zu sein!"
Mrs. Cramer nickte.
"Wahrscheinlich ist auch auch alles in Ordnung."
"Worum geht es es denn in diesen alten Geschichten, die McCullum so beiläufig erwähnte?"
Mrs. Cramer warf einen Blick zu ihrem Mann, der aufgehört hatte abzuspülen und zu Maureen hinüberblickte.
"Warum sagst du ihr nicht einfach, wie es gewesen ist?", meinte Harry Cramer und fuhr dann an Stelle seiner Frau fort: "Es ist einfach so, dass die letzte Mieterin, eine gewisse Mrs. Bradshaw, dem Wahnsinn verfiel und ein rätselhaftes Ende fand." Er zuckte mit den Schultern. "Seitdem glauben manche Leute hier in der Gegend, dass so etwas wie ein Fluch auf diesem Haus liege..."
"Ein Fluch?"
Maureen zog die Augenbrauen hoch.
Sie hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit. Und so musste sie unwillkürlich lächeln. Wenn das Dach undicht gewesen oder kein Wasser aus dem Hahn gekommen wäre - das wären ernste Dinge gewesen.
Aber ein Fluch?
Innerlich schüttelte Maureen den Kopf.
"Mrs. Bradshaw war eine wunderlich gewordene Witwe", berichtete Harry Cramer dann und fuhr damit fort, Gläser zu spülen. "Sie glaubte, Geister und Fabelwesen zu sehen. Vielleicht wäre sie nicht gestorben, wenn man sie rechtzeitig in eine Anstalt gesperrt hätte. Aber da sie niemandem schadete und für keinen gefährlich wahr, hat man sie mehr oder weniger sich selbst überlassen."
Nun meldete sich der Gast zu Wort, der bei Harry an der Theke stand. Und der schien die Sache nicht so leicht zu nehmen wie Harry Cramer.
"Du musst zugeben, dass die Sache damals schon ziemlich merkwürdig war und auch nie wirklich aufgeklärt worden ist!", gab er zu Bedenken, führte sein Glas zum Mund und nahm einen kräftigen Schluck. "Die wunderliche Mrs. Bradshaw behauptete immer, dass ein Mann mit einem Säbel hinter ihr gewesen wäre und sie umbringen wolle. Und woran ist sie am Ende gestorben? An einer Wunde, die sehr wohl von einem Säbel herrühren könnte."
"...oder die sie sich in ihrer Ungeschicklichkeit der Sense selbst beigebracht hat, mit der sie immer ihre kleine Wiese mähte!", hielt Harry dagegen. "Ich glaube jedenfalls weder an Flüche noch an Gespenster. Und ich schätze, die junge Lady dort tut es auch nicht!"
Der Mann an der Theke zuckte mit den Schultern.
"Es gibt mehr zwischen Himmel und Erde, als wir uns erklären können", meinte er. Dann zuckte er in betonter Gleichgültigkeit mit den Schultern und murmelte düster: "Jeder muss selbst wissen, was er tut..."
Für einige Augenblicke sagte niemand ein Wort. Maureen hatte keine Lust, diese Sache auszudiskutieren und so wandte sie sich an Mrs. Cramer.
"Sagen Sie, das Gebäude am Ende der Straße, ist das die Schule?"
"Ja, direkt neben der Kirche", bestätigte Mrs. Cramer. "Sie wollen sie sich sicher einmal ansehen, nicht wahr?"
Maureen lächelte.
"Ja."
"Die Schlüssel hat Ihre Vorgängerin, die in diesem Jahr pensioniert wurde: Miss Wainright."
"Man hat mir ihre Adresse gegeben."
"Sie wohnt direkt neben der Schule in dem kleinen Häuschen. Schauen Sie ruhig einmal bei ihr vorbei. Sie wird sich freuen!"