Читать книгу Die besten Geheimnisromane März 2022: Romantic Thriller Sammelband 6 Romane - Alfred Bekker - Страница 21
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ОглавлениеEs war gegen Mittag des folgenden Tages, als Maureen zu ihrem Haus zurückkehrte, während Jim Anderson unterwegs war, um ein paar Hausbesuche in der Umgebung zu absolvieren.Am Morgen hatte Maureen mit einem Glaser aus Linbury telefoniert und als sie mit ihrem Austin auf das Haus zuhielt, sah sie, dass dieser bereits dort war.
"Haben Sie mich angerufen? Um ein Haar wäre ich wieder abgefahren!", begrüßte der Glaser Maureen etwas ärgerlich, als sie aus ihrem Wagen gestiegen war. Sie versuchte ihren Charme einzusetzen und schenkte dem Mann ihr reizendstes Lächeln.
"Entschuldigen Sie, aber ich wusste nicht, dass Sie so schnell sind, Mister..."
"Jeffers", brummte er - schon etwas versöhnlicher. "Mein Name ist Jeffers."
Maureen zeigte ihm das zerstörte Fenster und er begann mit der Arbeit.
Dann hörte sie einen weiteren Wagen herankommen. Maureen staunte nicht schlecht, als sie wenig später keinem Geringeren als Jason Cormick gegenüberstand.
Cormick trug eine karierte Tweedjacke und eine dazu passende Mütze.
Sein Gesicht wirkte irgendwie blass und farblos. Nur seine Augen funkelten und hatten eine fast hypnotische Ausstrahlung.
Das Lächeln, das er Maureen schenkte, war ziemlich verkrampft.
"Guten Tag, Miss Stanley!", rief er. "Ich dachte mir, ich schau mal bei Ihnen vorbei!" Er machte eine unbestimmte, etwas verlegene Geste. "Schon etwas eingelebt in Ihr neues Heim?"
"Es geht", war Maureens kühle Erwiderung.
Der Schrecken der letzten Nacht saß ihr noch immer in den Knochen.
Gestern Nacht noch war sie sich ihrer Sache sicher gewesen. Sie hatte Ihrem Verstand absolut vertraut und war felsenfest davon überzeugt gewesen, dass sie nicht einer Sinnestäuschung aufgesessen war.
Jetzt hatte sie Zweifel.
"Sind Sie zufrieden mit dem Haus?", meinte Jason Cormick und versuchte dabei, sein gewinnendstes Lächeln aufzusetzen.
Aber nach wie vor blieb er etwas verkrampft.
Maureen nickte.
"Ja." Gegen das Haus war auch wirklich nichts zu sagen.
Wenn da dieser seltsame Reiter nicht gewesen wäre, der aussah wie der wiedererstandene Lord Kavanaugh und sich anschickte, Maureen ebenso in den Wahnsinn zu treiben, wie dies offenbar mit der armen Mrs. Bradshaw geschehen war.
Maureen musterte Jason Cormick mit einem nachdenklichen Blick und fragte ihn dann: "Gibt es einen bestimmten Grund dafür, dass Sie mich aufsuchen?"
Die Ahnung eines Lächelns huschte über Cormicks Gesicht, dann schüttelte er den Kopf.
Auf Maureens Frage ging er gar nicht ein, sondern deutete auf den Wagen des Glasers.
"Sie lassen neue Scheiben einsetzen?", fragte er.
"Nur eine einzige. Sie ist zersprungen", erwiderte Maureen kühl und hoffte, dass das Thema damit erledigt war.
"Ich sah den Wagen des Glasers hier stehen und habe mich gefragt, was das wohl zu bedeuten hat. Deshalb bin ich auch hier herauf gefahren." Er zuckte mit den Schultern. "Aber meine Frage hat sich ja nun beantwortet..."
Warum weicht er meinem Blick aus?, fragte sich Maureen.
Cormick wandte indessen den Kopf etwas zur Seite, so dass sein Blick zu den Hügeln ging.
Maureen sagte: "Ich war in der Schule und da habe ich ein interessantes Buch gefunden. Herausgegeben von einem gewissen Jason Cormick. Das sind Sie, nicht wahr?"
Seine Lippen formten ein dünnes Lächeln. Er nickte, ohne Maureen dabei anzusehen.
"Ja, das ist gut möglich", meinte er. "Es ist gewissermaßen ein Hobby von mir: Ich sammle Märchen und Legenden dieser Gegend, um sie vor dem Vergessen zu bewahren!"
"So auch die Legende von Lord Kavanaugh und seiner geliebten Ann, nicht wahr?"
Er zog die Augenbrauen hoch.
"Sie haben davon gelesen?"
"Ja."
Nun wandte er ihr den Blick zu und der Ausdruck seines Gesichts verunsicherte Maureen.
Irgendetwas ging in Jason Cormick vor, aber Maureen war es unmöglich zu sagen was das war.
In seinen Augen blitzte es.
Als er Maureens Verwirrung bemerkte, zwang er sich jedoch zu einem Lächeln.
"Ich wusste gar nicht, dass Sie sich für solche Dinge interessieren, Miss Stanley..."
"Nun, das tue ich normalerweise auch gar nicht. Aber diese Geschichte mit dem Lord, der aus dem Jenseits zurückkehrt, um sich an seinen Mördern zu rächen..."
"Ja, eine tragische Schauergeschichte."
"Nicht vielleicht doch mehr?"
"Ich weiß nicht, was Sie damit meinen, Miss Stanley."
"Hat diese Geschichte einen historischen Kern? Geht sie auf irgendwelche wahren Begebenheiten zurück?" Maureen verschränkte die Arme vor der Brust. "Was ist die Meinung des Experten?"
Er zuckte mit den Schultern.
"Ich habe nicht die geringste Ahnung!"
Damit gab sich Maureen nicht zufrieden.
"Aber wenn man sich so für diese Dinge interessiert wie Sie, dann hat man doch seine persönliche Meinung, oder etwa nicht?"
Jason Cormick verschränkte nun ebenfalls die Arme.
"Sie haben recht. Ich habe sogar auf diesem Gebiet eigene Nachforschungen angestellt..." Er machte eine verheißungsvolle Pause und Maureen hob ihre Augenbrauen.
"Und?"
"Ich bin davon überzeugt, dass sowohl Lord Kavanaugh wie auch Ann und James wirklich gelebt haben." Er deutete zum Haus. "Vielleicht sogar hier..."
"Was?"
"Dieses Haus hat einst einem Pächter der Kavanaughs gehört. Warum sollte es nicht Anns Vater gewesen sein? Es wäre durchaus möglich..."
Maureen kam etwas näher heran.
"Erzählen Sie mir mehr, Mister Cormick!"
"Nicht jetzt, Miss Stanley. Ich habe im Augenblick wenig Zeit. Aber wenn es Sie wirklich interessiert, dann besuchen Sie mich mal..."
Er wandte sich um und ging zu seinem Wagen. Bevor er einstieg, winkte er Maureen zu.
Vielleicht wäre es gar nicht schlecht, etwas mehr über diese Legende zu erfahren!, dachte sie.
Eines stand für sie jedenfalls fest: Sie würde dieser Sache auf den Grund gehen müssen, ganz gleich wo der auch liegen mochte. Und wenn es in ihrem eigenen Kopf war... Aber den Gedanken an diese Möglichkeit scheuchte sie schnell wieder davon...
"Ich werde vielleicht auf Ihr Angebot zurückkommen, Mister Cormick", erklärte Maureen.
"Tun Sie das. Sie brauchen sich nicht extra anzumelden. Kommen Sie einfach vorbei. Aber bitte niemals vor fünf Uhr nachmittags. Sonst werden Sie mich kaum zu Hause antreffen."
"Gut, Mister Cormick."
Er nickte, zuckte dann die Achseln und verabschiedete sich.
Maureen sah ihm eine Weile nachdenklich nach, sah wie er mit seinem Wagen davonfuhr.
Ein merkwürdiger Mann, dachte sie.
Sie konnte nicht sagen, was mit ihm nicht stimmte. Es war mehr ein Gefühl, das Cormick verbreitete, sobald er anwesend war.
Er wirkte äußerlich glatt und beherrscht, aber Maureen hatte das untrügliche Gefühl, dass es unter dieser Oberfläche brodelte. Ein Dampfkessel, der ständig unter hohem Druck stand, das war ihr Eindruck von ihm.
Als Cormick davonfuhr, sah Maureen einen weiteren Wagen heranrollen. Sie erkannte gleich, wem er gehörte und ihre Lippen formten unwillkürlich ein sanftes Lächeln.
Es war Jim.
Er hielt den Wagen neben dem des Glasers an und stieg aus.
Maureen kam ihm ein Stück entgegen.
"Das ist aber eine Überraschung", meinte sie.
Das Gesicht des Arztes blieb ernster, als sonst. Maureen spürte gleich, dass ihn irgendetwas beschäftigte.
"Wie geht es dir, Maureen?", fragte er.
"Gut."
"War das nicht Cormick, der gerade an mir vorbeigefahren ist?"
"Ja, das war er. Er hat mich eingeladen, mich mit ihm mal über Lord Kavanaugh, den Ruhelosen zu unterhalten..."
"Was?"
"Er hat ein Buch über diese Sage herausgegeben."
Jim nickte.
"Ja, ich weiß." Der Ton, in dem er das sagte verriet, dass es ihm nicht gefiel, was Maureen ihm da erzählt hatte. "Warum interessiert dich diese Geschichte so?"
"Nun, ich denke, dass..." Sie stockte. Alles, was sie jetzt vorbringen konnte, hätte irgendwie nicht sehr vernünftig geklungen.
Jim Anderson sah sie an und erriet es auch so.
"Du glaubst, dass da ein Zusammenhang zwischen dieser alten Geschichte und dem, was gesehen zu haben glaubst, besteht, habe ich recht?"
"Du hast recht, Jim. Mit der Einschränkung, dass ich das, was letzte Nacht passiert ist, nicht geträumt habe. Es war Wirklichkeit."
"Sicher..." Jim legte den Arm um Maureens Schultern und fuhr dann nach kurzer Pause fort: "Aber eigentlich bin ich wegen einer anderen Sache gekommen... Was hältst du davon, wenn wir heute Abend zusammen in die Stadt fahren und ausgehen?"
"Gerne", lächelte sie. "Aber wird nicht irgendein Notfall am Ende dazwischenkommen?"
"Ich hoffe nicht. So gegen acht werde ich hier sein, um dich abzuholen. Okay?"
"Okay."
"Es wird dir guttun, mal wieder hier herauszukommen und etwas anders zu sehen."
"Vielleicht, ja."
"Bestimmt!"
"Jedenfalls freue ich mich."