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Vorwort

Wenn Sie dieses Buch in den Händen halten, werden Sie sich bereits mit dem Thema Hochsensibilität vertraut gemacht haben. Vielleicht sind Sie zufällig über den Begriff gestolpert, vielleicht hat Sie auch jemand darauf aufmerksam gemacht. Oder Sie haben bei sich oder einer Person in Ihrem Umfeld besondere Merkmale beobachtet, denen Sie nachgegangen sind – und sind so auf dieses Phänomen gestoßen.

Dieser Ratgeber soll Ihnen einen Einblick in die Welt der Hochsensiblen verschaffen, dabei helfen, die Hochsensibilität als Chance zu nutzen und Ihnen mit Tipps und Hilfestellungen den Alltag erleichtern. In erster Linie spricht das Buch Frauen an und geht auf deren speziellen Probleme und Bedürfnisse ein. Doch auch Männer können einiges daraus mitnehmen – sei es, weil sich immer wieder geschlechtsspezifische Punkte überschneiden, oder einfach um einer Frau aus ihrem Umfeld mit einem besseren Verständnis begegnen zu können.

Ein Einblick in die Hochsensibilität

Doch was bedeutet Hochsensibilität überhaupt? Grundsätzlich geht es dabei um ein verändertes Wahrnehmungssystem. Hochsensible Menschen nehmen äußere und innere Reize intensiver wahr, was schnell in einer Reizüberflutung münden kann. Die Verarbeitung dieser Reize erfordert ein höheres Maß an Energie, sodass sich schnell ein Zustand der Erschöpfung einstellt. In den 1990er-Jahren befasste sich erstmals die amerikanische Psychotherapeutin Elaine Aron mit der Hochsensibilität. Beobachtungen und Gespräche mit Patienten führten sie dahin, dass mehr hinter den für hochsensible Menschen typischen Merkmalen stecken muss, weshalb manche Menschen besonders sensibel in den unterschiedlichsten Bereichen reagieren. So entstand der Begriff „Highly Sensitive Person“.

Gerade in der heutigen Zeit spielen Reize eine große Rolle. Überall werden wir mit Informationen und neuen Angeboten konfrontiert. Seien es Anleitungen zur Optimierung des eigenen Lebens, um möglichst immer erfolgreicher zu werden, oder die Werbung, die uns vorgaukelt, was wir alles konsumieren müssten, um glücklicher zu sein. Da stellt sich schnell das Gefühl ein, man würde etwas verpassen, hielte man nicht mit. Verlässt man das Haus, begegnen einem eine Vielzahl an Geräuschen: vorbeifahrende Autos, Baustellenlärm, das aktive Treiben der Menschen. Zudem können bunte Lichter, üppig gefüllte Ladenregale, unterschiedliche Gesichter oder auch alleine die blendende Sonne die visuelle Wahrnehmung strapazieren. Bei all dem Druck und Input überrascht es nicht, dass psychische Probleme zunehmen. Hochsensible Menschen jedoch wehren sich oft intuitiv gegen negative Einflüsse. Sie gehen mit einer gewissen Gelassenheit an die Dinge heran, vorausgesetzt, sie haben die Hochsensibilität erkannt und nehmen diese als hilfreiche Gabe an. So wehren sie sich etwa gegen die Schnelllebigkeit; machen nicht mit im alltäglichen Wettbewerbskampf.

Weitere mögliche Merkmale

Werden Sie in Ihrem Leben oft von dem Gefühl begleitet, anders zu sein? Fühlen Sie sich immer wieder missverstanden oder sogar nicht richtig wahrgenommen? Haben Sie mit Vorurteilen zu kämpfen, dass Sie sich alles zu sehr zu Herzen nehmen würden, schnell sensibel reagieren würden oder seien gar ängstlich, launisch, kompliziert? Intensive Gedankengänge, komplexe Denkweisen, ausgeprägte Nachtträume sind ebenfalls typische Merkmale, die mit der Hochsensibilität in Verbindung stehen können. Zudem sind hochsensible Menschen besonders empathisch. Sie können sich nicht nur gut in andere hineinversetzen; sie erfassen auch schnell die wahre Stimmung ihres Gegenübers. Was leider auch zur Folge haben kann, dass sich ein negativer Gemütszustand eines anderen nachteilig auf sie auswirkt. Small Talk ist ihnen ein Graus, in tiefsinnigen Gesprächen hingegen gehen sie förmlich auf. Das Gefühl, eine bestimmte Aufgabe im Leben erfüllen zu müssen, dem Leben einen Sinn zu geben, wirkt auch oft lebenslang mit. Hochsensible möchten etwas schaffen, dass nützlich für sie selbst, für ihre Mitmenschen, für die Welt ist.

Die Zahl der Hochsensiblen beläuft sich auf etwa 15-20 Prozent der Bevölkerung. Sie sind also ein beachtlicher Bestandteil der Gesellschaft, was nicht bloß positive Auswirkungen auf das Miteinander hat – sie sind sogar äußerst wichtig. Hochsensible bringen nicht nur Entschleunigung und Ruhe ins Leben, sie sorgen mit ihrer ausgeprägten, empathischen Art auch für ein intensives, warmherziges Miteinander. Menschen mit einer feinen Wahrnehmung wittern schon Gefahren, wo andere noch seelenruhig vor sich hertreiben. Auf die Gesamtheit betrachtet helfen sie auf diese Weise dabei, sich und ihr Umfeld „in Sicherheit“ zu bringen. Sobald es dann darum geht, sich „verteidigen“ zu müssen, sind wiederum die Normalsensiblen gefragt. An dieser Stelle ziehen sich die Hochsensiblen zurück. Das zeigt auch, wie sehr sich beide Gemüter brauchen. Sie benötigen einander, um sich zu ergänzen.

Das Buch als Wegweiser

Sie sehen also, wie viele hilfreiche Eigenschaften die Hochsensibilität ausmachen. Nicht jede dieser Eigenschaften trifft zwangsläufig auf einen hochsensiblen Menschen zu. Doch schon einige Merkmale reichen aus, um das eigene Leben als ungewöhnlich zu empfinden oder aus dem Gleichgewicht zu bringen.

Für die Normalsensiblen soll verdeutlicht werden, dass sie weder als Nicht-Sensibel gelten, noch dass die Hochsensiblen als bessere Menschen dastehen. Auch Normalsensible haben Gefühle, sie können durchaus sehr sensibel und ebenso empathisch sein. Der Unterschied besteht darin, dass Hochsensible in der Lage sind, äußerst feine Nuancen wahrzunehmen. Doch jetzt kommt der entscheidende Punkt: in positivem wie in negativem Sinne. Das heißt, in entspanntem Zustand profitieren sie von dieser Gabe. Sie können diese auf vorteilhafte Weise nutzen, indem sie – wie bereits beschrieben – Gefahren frühzeitig wittern, Stimmungen intensiver wahrnehmen und so rücksichtsvoller sein können oder Dinge aus vielerlei Perspektiven betrachten dürfen. Aber: Sind die Hochsensiblen hingegen alles andere als entspannt, weil ihre Nerven einer Überreizung ausgeliefert sind – was so typisch für die Hochsensibilität ist –, sind sie nicht imstande ihrem Gegenüber einfühlsam entgegenzutreten. In solch einem Zustand der Überforderung können die Hochsensiblen durchaus ungemütlich werden. Die Normalsensiblen hingegen haben sich auch in Stresssituationen mehr im Griff.

Haben Sie Ihre persönlichen Eigenarten bisher als Hindernis oder gar als Belastung wahrgenommen, ist nun die Zeit für ein Umdenken gekommen. Dieses Buch dient dazu, die positiven Aspekte in den Vordergrund zu rücken, einen guten Umgang mit den schwierigen Attributen zu finden und somit Ihr Leben zu erleichtern. Alleine das Wissen darüber, dass all die vermeintlichen Unstimmigkeiten einen Grund haben, sorgt für ein beruhigendes Gefühl und fördert das Selbstverständnis. Selbstzweifel verflüchtigen sich, und auch der Druck, sich an die Mehrheit der Menschen anpassen zu müssen, wird weniger. Oft reicht das schon aus, um die Dinge gelassener angehen zu können. Andernfalls dürfen Sie sich nicht davor scheuen, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen, sollten Sie feststellen, dass Sie alleine überfordert sind. Manchmal braucht man jemanden an seiner Seite, der einem dabei hilft, den für sich richtigen Weg zu finden. Hierbei sei erwähnt, dass die Hochsensibilität weder eine psychische noch eine physische Erkrankung ist. Eine Therapie kann auch ohne dies angebracht und von wertvollem Nutzen sein. Vielleicht hilft Ihnen aber auch schon dieses Buch zur allgemeinen Orientierung weiter. Also lassen Sie uns gemeinsam die Reise in die Welt der Hochsensibilität antreten!

Nachfolgend wird Ihnen immer mal der Begriff HSP begegnen. Dieser stammt aus dem Englischen und bedeutet „Highly Sensitive Person“. Ins Deutsche übertragen lässt sich die Abkürzung als „Hochsensible Person“ verstehen. Und nun viel Spaß beim Lesen – sowie jede Menge erfreuliche Erkenntnisse!

Ihre

Alina Schwarz

Die hochsensible Frau

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