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2. Auswahl

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Aufgeregt standen sowohl die Schüler als auch die Eltern und die anderen Familienangehörigen auf dem Marktplatz. Sherina war da mit Kahena, Thim, Bolar, Herito und Elise. Die älteren Elfen hatten sich alle frei genommen, um die Auswahl zu sehen. Es war eine Sache, die das ganze Dorf betraf, schließlich wurden ihre Vertreter in der königlichen Stadt Katheri und bei den Ėlænas gewählt. Man wollte einen bestmöglichen Eindruck hinterlassen.

Mareilli stand neben ihr mit ihren Eltern Gaba und Naro und ihren zwei Brüdern Leo und Loe. Sherinas Magen fühlte sich besonders leer an, obwohl sie genug gegessen hatte. Ihr Herz schlug bis zum Hals und ihre Hände zitterten.

Noch diese Stunde würde über ihre Zukunft entschieden werden.

Sie standen vor dem Gohanne und warteten darauf, dass sie heraustreten würden. Mareilli hatte einen Arm um Sherina gelegt und den anderen um eine andere Mitschülerin. Sherinas linker Arm ruhte um Mareillis Hüfte und ihr rechter lag auf Naras Schulter. So standen sie alle in einer Reihe.

Sie waren zusammen aufgewachsen und hatten zusammen gelernt. Inzwischen waren sie wie eine Familie, und das war der Tag, an dem sich Leute von ihnen trennen würden. Vorausgesetzt, Schorin und Bahur würden Leute auswählen. Es hatte nämlich schon Tage gegeben, an denen niemand ausgewählt wurde.

Endlich traten sie hinaus, und die Familien hinter ihnen klatschten.

Die Schüler waren nur still und ernst.

Bahur hob die Hände, und es kehrte Stille ein. Mit lauter Stimme sagte er: "Heranwachsende, ihr habt euch heute hier versammelt, um über eure Zukunft zu entscheiden. Ob ihr Krieger werdet oder ein bescheidenes Leben führt, das lag jahrelang in eurer Hand. Wir haben euren Lehrern vertraut und euren Gaben. Durch die Tatsache, dass ihr euch nicht vorbereiten konntet, konnten wir viel leichter entscheiden, wer die Bürde der Ėlænas tragen darf.

Ich kann euch schon so viel sagen: Bei euch sind Elfen, die die Ehre besitzen, den Ėlænas beizutreten!"

Bei dem letzten Satz entbrannte wieder Beifall von den Eltern und Familien.

Bahur wartete ein bisschen und bat dann wieder um Ruhe.

"Ich werde nun eure Namen aufrufen, und ihr könnt euch ein wenig freuen und dann zu uns nach vorne kommen."

Sherinas Magen fühlte sich inzwischen an, als wäre er verknotet.

"Er besitzt nach seinem Wissen keine Gabe, und trotzdem konnten wir eine bei ihm spüren! Das hat uns überzeugt, ihn auszuwählen: Lazul Elonon!"

Lazul sah auf und wurde gleich von seiner Mutter umarmt und geküsst. Er war ein etwas stillerer Elf, der kurzes braunes Haar und mattblaue Augen hatte. Er war nicht besonders auffällig oder besonders gut in der Schule, also musste es eine besondere Gabe sein, mit der er gesegnet war.

Er trat nach vorne, wo Bahur ihm auf die Schulter klopfte und ihm zunickte.

"Ihre Gabe macht sie zu einer perfekten Geisteskriegerin!", fuhr Bahur fort, und Sherina wusste sofort, wer gemeint war. "Mohra Miliaset."

Geisteskrieger waren diejenigen, die in die Geister der Gegner eindrangen und sie so unschädlich machten. Es waren starke und gefährliche Krieger, und das Schlimme war, dass man es ihnen meistens nicht einmal ansah, dass sie welche waren. Das waren die Krieger, die man am meisten fürchtete und auf die man in einer unausgeglichenen Schlacht besonders angewiesen war.

Bahur riss Sherina aus den Gedanken. "Es ist seltsam, dass die Gabe unserer nächsten Elfe ausgerechnet zu dieser Zeit wieder auftaucht. Und trotzdem hat sie uns nicht nur mit ihrer Gabe überzeugt: Sherina Kehan!"

Sherina schlug sich die Hand vor den Mund und wurde schon von ihrer Familie überrannt, die sie alle umarmen wollten. Sie fühlte sich so erleichtert wie seit langem nicht mehr. Vor lauter Freude kamen ihr sogar die Tränen.

"Nun geh zu ihnen!", sagte Bolar. Sherina sah in sein strahlendes Gesicht. Sie sah den Stolz im Gesicht ihres Vaters, und Kahena weinte Tränen.

Mareilli und Elise lächelten ihr zu.

Zitternd trat Sherina nach vorne. Schorin nickte ihr nur kühl zu, aber Bahur lächelte und zwinkerte ihr zu, was sie noch viel glücklicher machte.

Mohra sah sie wütend an, doch Lazul lächelte ihr entgegen.

Jetzt fehlt nur noch Mareilli, dachte Sherina und strahlte über beide Ohren. Sie hörte nicht einmal zu, als Bahur noch irgendetwas sagte. Jedenfalls begannen plötzlich alle zu klatschen und zu jubeln, und Sherina wurde überstürmt mit Glückwünschen und Schulterklopfen. Die Tränen in ihren Augen ließen alles verschwommen aussehen.

Sherina spürte jedoch, dass irgendetwas fehlte. Sie runzelte die Stirn, und ihr fiel auf, dass Mareilli gar nicht bei ihr war.

"Mama, wo ist denn Mareilli?", fragte sie ihre Mum. Kahena sah sie seltsam an. "Die ist in den Wald gelaufen… Keine Ahnung, warum."

Sherina wusste es auch nicht, aber sie befreite sich aus der Elfenmenge und rannte ebenfalls in den Wald.

Nach einigen Minuten Herumlaufen fand sie Mareilli. Sie saß an einem Bach und starrte auf das Wasser.

Sherina fiel sie von hinten an und umarmte sie ganz fest. "Mareilli, wir haben es geschafft!", jubelte sie.

Mareilli stieß Sherina von sich weg und stand auf. "Wir? Wir?"

Und da kam es Sherina. "Du- du wurdest gar nicht…"

"Oh, du hast es erfasst! Willst du einen Pokal?", herrschte Mareilli sie an.

"Es tut mir leid, ich hab nicht -"

"Nicht was? DARAN GEDACHT? TJA, ICH ABER! ICH HABE VON ANFANG AN GEWUSST, DASS DU AUSGEWÄHLT WIRST!"

"Was? Warum?", fragte Sherina entsetzt und sah ihre wütende Freundin an.

"Weil du eine verdammte Gabe hast, und ich habe weder eine Gabe noch bin ich gut in der Schule!"

Wieder kamen Sherina die Tränen, doch diesmal nicht vor Freude. "Oh, Mareilli, das tut mir so leid."

Sherina setzte sich hin und verbarg ihr Gesicht in ihren Händen.

Plötzlich spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter. Sie sah auf und erblickte Mareilli.

"Ist nicht so schlimm. Ist schließlich nicht deine Schuld."

Mareilli nahm sie in den Arm, und so saßen sie eine ganze Weile.

Schließlich meinte Sherina: "Ich werde einfach nicht gehen."

"Warum das denn?", fragte Mareilli überrascht.

"Nicht ohne dich!"

Mareilli setzte sich auf und sah Sherina ernst an. "Ich fühle mich geehrt, dass du so etwas sagst, aber du kannst das doch nicht einfach machen. Es ist eine einmalige Chance, und wenn du sie nicht ergreifst, bekommst du vielleicht sie nie wieder."

"Was bringt mir eine einmalige Chance, wenn meine beste Freundin nicht bei mir ist?"

"Du musst gehen, denk doch an die vielen Möglichkeiten, die du haben wirst. Außerdem sagten sie, dass deine Gabe sehr selten ist. Bitte, geh…"

Sherina schüttelte den Kopf. "Nein."

Vor Wut schrie Mareilli auf und Sherina guckte traurig weg.

"Du hast immer davon geträumt! Immer wolltest du eine Kriegerin sein. Ergreife diese Möglichkeit, bevor sie sich entwindet."

Sherina sah weiterhin weg.

"Shera, schau mich an!", sagte Mareilli und schüttelte sie leicht. Sherina sah zu ihr und sie sagte: "Du. Wirst. Das. Machen."

Sherina seufzte. "Wenn du meinst…"

"Ja, meine ich. Wir werden nicht für immer getrennt sein. Ich werde entweder einen Weg finden, zu dir zu kommen, oder du kommst mich mal besuchen."

Sherina nickte und langsam kam ihr Mut zurück.

"Außerdem gibt es noch die Tauben…", meinte Mareilli.

Die Post der Elfen waren Tauben, die darauf dressiert waren, Briefe zu überbringen.

"Ja, wir werden uns viele Briefe schreiben und… dann ist es, als wären wir zusammen…", hauchte Sherina. Mareilli lächelte nun.

"Also, was wirst du?"

"Eine Kriegerin?", fragte Sherina.

"Eine verdammte KRIEGERIN!", schrie Mareilli lachend.

"Eine Kriegerin!", rief nun auch Sherina. "Eine Kriegerin!"

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