Читать книгу Ėlænas - Alina Seywert - Страница 9
5. Menschen
ОглавлениеSie flogen Stunden dahin. Der Wald hatte sich zu Feldern und kleinen Dörfern gewandelt.
Bahur hatte ihnen erklärt, dass es Menschendörfer wären und die kleinen Figuren, die da aufgeregt in die Luft zeigten, Menschen wären.
Er hatte gesagt: "Wir fliegen hier nur entlang, weil wir keine andere Wahl haben. Unsere eigentliche Route wird vom Jungfernflug der neu geschlüpften Drachen blockiert. Würden wir ihnen in die Quere kommen, gäbe das nur Ärger mit dem König der Drachen. Also leiten wir hier um. Ich hoffe, dass es keine Konsequenzen haben wird."
"Konsequenzen?"
"Dass uns die Menschen verfolgen."
"Kann das denn sein?", fragte Sherina.
"Hör zu, die Menschen wollen nichts mehr, als sich das Leben erleichtern. Sie besitzen ein schwieriges Leben voller harter Arbeit und Hunger. Das heißt, dass Magie ihnen gerade recht käme. Doch wir können ihnen nichts über unsere Magie verraten, das hätte schlimme Folgen, und deshalb halten wir uns von ihnen fern. Was kämpfen angeht, sind wir ihnen eigentlich überlegen, aber nicht, was die Menge angeht. Wenn sie zu Tausenden bei uns eindringen würden, wären wir verloren."
"Würden alle sterben?", fragte Lazul, und Bahur schüttelte bedauernd den Kopf. "Sie würden genug am Leben lassen, die ihnen verraten sollen, wie man Magie beherrscht. Und da die Elfen keine Hoffnung mehr hätten und total erniedrigt wären, würden sie viel zu viel verraten."
"Aber man lebt doch noch. Das ist doch besser als zu sterben", behauptete Mohra.
Sherina schüttelte den Kopf. "Ich würde lieber sterben, als eine Gefangene der Menschen zu sein…"
Mohra zuckte mit den Schultern.
"Wie genau sehen Menschen denn aus? Anders als wir?", fragte sie Bahur.
"Das männliche Geschlecht sieht sich als überlegen und kämpft dementsprechend immer. Die Frau befindet sich oft zu Hause und kocht und kümmert sich um die Kinder. Die Männer tragen oft lange Bärte. Sie legen nicht so einen Wert auf Hygiene wie wir. Oft schlafen sie mit ihren Tieren zusammen, die sie knechten. Die Augen von ihnen sind nicht so kunstvoll gebogen wie unsere. Auch die Farben ihrer Augen sind nicht so kräftig. Die Männer tragen meist kurzes Haar und fressen sich sehr oft sehr viel Speck an. Dann beschweren sie sich, wenn ihre Frau zu dick ist. Die Kinder erfahren erst gar nicht Freude am Leben. Sie werden schon von klein auf an das Arbeiten gewöhnt. Wenn der Mensch so weiter macht, wird er sich in den Abgrund leiten."
Damit schwieg er und ließ Lazul, Sherina und Mohra alleine darüber nachdenken.
Sherina sah weiter nach unten und entdeckte einige Menschen, die auf sie deuteten und aufgebracht etwas schrien.
Sherina lachte. Sie überlegte, wie es wohl sein musste, wenn man weder die Möglichkeit zu fliegen hatte noch Magie beherrschen konnte. Wie kommt man so denn klar?
"Ist es möglich, ohne Magie zu leben?", fragte sie deshalb Bahur.
Er nickte und deutete nach unten. "Sie können es."
"Aber das muss doch unheimlich schwierig sein", überlegte Sherina und wieder nickte Bahur. "Das ist der Grund, warum die Lebensspanne eines Menschen nicht so hoch ist. Das und vielleicht noch die Tatsache, dass sie sich ohne Unterlass gegenseitig töten."
Sherina sah wieder zu den Menschen. Sie gefielen ihr nicht. Alles, was Bahur beschrieb, konnte sie nicht leiden. Sie hasste alles an ihnen. Ihre Dummheit, ihre Feigheit, ihre Vorliebe für Bärte…
Auch Elfen bekamen Bärte, wenn sie heranwuchsen, aber die meisten Elfen fanden dies unattraktiv und rasierten sie sich ab, oder sie trugen nur sehr wenig. Auch weibliche Elfen hielten nicht viel von Bärten. Es verstieß einfach gegen ihre Prinzipien.
Nun sah sie einige der haarigen Geschöpfe, die auf ihren Pferden saßen und sie wie wild antrieben.
Die armen Pferde, dachte Sherina.
"Verdammt, die folgen uns tatsächlich", sagte Bahur genervt.
"Hey! HEY!", schrie Sherina in Richtung der Pferde. So hatte sie schon einmal die Aufmerksamkeit der Pferde.
So, dass die Pferde sie verstanden, schrie sie: "Stopp, Stopp! Steht, steht! Lauft in eine andere Richtung!"
Bahur sah sie interessiert an. Dann wandte er sich schnell nach unten, als er die protestierenden Schreie der Menschen hörte.
Die Pferde stiegen hoch, blieben stehen, bockten oder drehten sich steigend um, um in die andere Richtung zu galoppieren. Nicht wenige der Menschen verloren den Halt und fielen von ihren Pferden.
"Flieht! Flieht, seid frei!", schrie Sherina ihnen noch hinterher, und nun verdrehten sich alle Elfen die Hälse, um die Pferde davon galoppieren zu sehen.
Bahur lachte laut auf. "Habt ihr ihre Gesichter gesehen?"
Lazul schlug sich vor Lachen auf sein Knie und Mohra lachte laut. Selbst Schorin entschlüpfte ein Kichern.
"Hast du den Pferden genau das gesagt?", fragte Bahur die stolze Sherina. Die nickte. "Erst hab ich sie auf mich aufmerksam gemacht, dann hab ich ihnen gesagt, dass sie stehen bleiben sollen und dann, dass sie fliehen sollen. Und das haben sie dann auch getan."
Bahur sah sie stolz an. "Du bist eindeutig kein Fehlgriff."
"Danke" erwiderte Sherina von ganzem Herzen.