Читать книгу Im Zentrum der Lust | Roman - Alissa Stone - Страница 3
ОглавлениеKapitel 1
Meine erste Grenze hatte ich überschritten, als ich mich dazu hinreißen ließ, sein Spiel zu spielen. Doch ich musste ihn einfach haben. Ich spürte diesen Drang nach körperlicher Nähe. Ich sehnte mich nach männlichem Fleisch, das ich packen und dessen Duft ich aufsaugen konnte. Ich wollte ihn in mir spüren, ihn berühren und uns beide für eine Nacht lang glücklich machen.
Ich saß in dieser Bar am Golden Square und nippte an meinem Mojito, als sich unsere Blicke das erste Mal trafen. Die gelben und orangen Lichtkegel irrten durch den Raum und heiße kubanische Rhythmen pulsierten in meinem Bauch. Ich sah den vielen Leuten zu, die sich Mühe gaben, der Mambo-Dance-Night gerecht zu werden. Ein Großteil von ihnen war, wie ich, Ende zwanzig und trug bunte, flippige Kleidung, wie es in London Mode war.
Aber eigentlich sah ich nur deshalb durch die Menge, weil ich ihm nicht das Gefühl geben wollte, er sei das Objekt meiner Begierde. Schon wie er am Stehtisch lehnte, so souverän, und dazu dieser lauernde Blick, der durch den Raum schweifte und bereit war zuzuschnappen. Frauen umschwärmten ihn, tanzten ihn an, doch er schenkte ihnen nur ein mildes Lächeln. Er war eine Herausforderung, und genau das reizte mich.
Während meine Gedanken um seine Eroberung kreisten, hatte ich einem schwarzhaarigen Gigolo wohl zu lange beim Tanzen zugesehen, denn schon kam er auf mich zu und fragte, ob ich ihm auf der Tanzfläche Gesellschaft leisten wollte. Klar, warum nicht? Es war eine gute Gelegenheit, zu zeigen, dass ich für Spaß zu haben war. Wenn ich auch einen anderen Spaß beabsichtigte.
Ich stellte den Cocktail ab und vertraute darauf, dass er mich führen würde. Denn ich hatte keine Ahnung von südamerikanischen Tänzen. Er zog mich in seine Arme und drehte mich über das Parkett. Er war ein guter Tänzer. Er sah auch nicht schlecht aus und er wollte eindeutig mehr. Seine Hand ging bereits auf Wanderschaft und umfasste meinen Hintern. Dennoch fiel mein Blick immer wieder auf den Mann am Stehtisch. Und jedes Mal sah auch er mich an.
Zwei Songs später löste ich mich aus den Armen meines Tanzpartners und gesellte mich zum Mojito. Ich nahm das Glas zur Hand und setzte mich auf den Barhocker, da sah er mich wieder an. Sein Augenaufschlag verhieß Leidenschaft, Feuer. Wenn der nicht eine gute Wahl war! Ich lächelte, woraufhin er grinste. Sofort schoss Adrenalin in meine Blutbahn. Ein Kribbeln marschierte durch meinen ganzen Körper. Oh, wie ich diese Momente liebte!
Er ging zur Bar und sprach mit dem Barkeeper. Dann sah er wieder auf die Tanzfläche, so, als wäre nichts geschehen. Ein flaues Gefühl drückte meine Stimmung nach unten. Wollte er mich doch nicht? Wirkte ich zu aufgesetzt oder war ich ihm zu leichte Beute? Vielleicht hatte er nur zufällig in meine Richtung gesehen.
Plötzlich schob ihm der Barkeeper zwei Drinks über den Tresen. Also doch! Er bahnte sich einen Weg durch die Menge – genau in meine Richtung. Mein Herz klopfte. Schnell drehte ich mich seitlich zu ihm. Er sollte nicht denken, dass ich auf ihn gewartet hätte. Ich setzte mich aufrecht hin und schlug die Beine übereinander.
Er war nur noch wenige Meter von mir entfernt, als ein tanzendes Paar an ihm vorbeihuschte. Ich nutzte den Moment, drapierte noch ein Bündel Haare auf meiner Schulter und befeuchtete ein letztes Mal die Lippen. Dann stand er da. Er sah mir direkt in die Augen und setzte sich auf den lederbezogenen Barhocker neben mir.
»Hi! Hast du Lust auf ein Spiel?«, fragte er und streckte mir das zweite Glas Martini entgegen. Mit einem transparenten Spieß, der eine Olive auf den Grund zwang. Sein Blick scannte mich von oben bis unten. Es gefiel mir, dass er so schnell zur Sache kam, denn ich wollte ohnehin keine Zeit mit Small Talk vergeuden.
»Und was ist das für ein Spiel?« Ich nahm das Glas entgegen und prostete ihm zu.
Seine blauen Augen funkelten mich an. Er stützte einen Arm auf dem Tresen ab, während sein Fuß auf der untersten Strebe des Barhockers ruhte. Allein diese Selbstsicherheit machte ihn begehrenswert. Sein Haar war dunkelblond und seine Lippen formten sich zu einem Kussmund, als er einen großen Schluck nahm – ohne mich aus den Augen zu lassen. Ich kannte diesen Blick. Er verriet, dass ich diese Nacht nicht allein verbringen würde.
»Das erfährst du erst, wenn du dich dazu bereit erklärst und mit mir kommst«, sagte er und stellte sein Glas auf dem Tresen ab.
Für gewöhnlich bestimmte ich die Regeln. Ich wählte die Männer und ich entschied, ob und wie ich mit ihnen Sex haben wollte.
»Ich lasse mich nicht auf irgendwelche Spielchen ein, solange ich nicht weiß, was mich erwartet.«
»Weil du alles unter Kontrolle haben willst?«
Ich lachte kurz auf, um seine Behauptung ins Lächerliche zu ziehen. Okay, vielleicht hatte er recht, aber was ging ihn das an? Er sollte froh sein, dass er mich überhaupt ins Bett bekam.
»Du solltest mal eine Ausnahme machen«, fuhr er fort.
»Es sind noch genügend andere Männer hier«, entgegnete ich. Oh, ich wusste, dass das eine leere Drohung war. Ich wollte ihn, mein Instinkt wollte ihn und meine Vagina sowieso. Aber das brauchte er ja nicht wissen. »Wer garantiert mir, dass ich bei deinem Spiel auf meine Kosten komme?«
»Ich gebe dir, was du brauchst. Auf meine Art und Weise. Natürlich erfordert es Mut, sich darauf einzulassen. Bist du mutig?«
»Ich denke schon.«
»Du denkst?« Er sah mich skeptisch an.
Ich war mutig, aber nur zu meinen Bedingungen. Wenn er nur nicht so verdammt sexy wäre und irgendwie machte mich seine Geheimniskrämerei auch an. Er hatte etwas Verwegenes an sich, das mich einfach nicht losließ.
»Dann bist du wohl doch nicht die Richtige für mich«, sagte er und stand auf. Ich fühlte mich vor den Kopf gestoßen. Ehe ich etwas darauf sagen konnte, kehrte er mir den Rücken zu und ging. Überrascht sah ich ihm hinterher.
Ich war in diesen Flirt mit einer »Wenn nicht der, dann der Nächste«-Einstellung gegangen. Aber jetzt hatte ich das Gefühl, mir sei der Mann entgangen, den ich unbedingt haben wollte.
Mein Blick irrte durch den Raum, suchte verzweifelt nach einer Alternative. Aber es war zu spät, ich wollte ihn und keinen anderen. Vor allem jetzt, wo ich ihn nicht haben konnte. Er stand wieder an einem der Stehtische und lächelte die Nächste an. Ich hatte das Gefühl, die Zeit lief mir davon. Sollte ich ihm hinterherlaufen? So etwas machten doch nur Frauen, die keinen abbekamen. Das war gegen meine Prinzipien.
Ich trank das Glas Martini in einem Zug leer. Dann stand ich auf und stapfte zu ihm. Ich würde ihm zeigen, wie mutig ich war.
»Gibst du immer so schnell auf, wenn du eine Frau ins Bett bekommen willst?«, fragte ich.
Er drehte sich zu mir und schien kein bisschen erstaunt, dass ich so plötzlich vor ihm stand. »Das kommt auf die Frau an.«
Okay, schlagfertig war er.
»Du meinst also, ich wäre es nicht wert. Dabei weißt du gar nicht, was dir entgeht«, kokettierte ich.
»Beweis es mir.«
»Und wie?«
»Zieh deinen Slip aus.«
Was? »Hier?«
»Warum nicht? Oder überfordert dich das?«
Bestimmt nicht. Mein Bleistiftrock reichte bis zur Mitte der Oberschenkel, ich musste nur schnell sein und keiner würde es mitbekommen. Ich fasste unter den Rock und zupfte am Spitzentanga, bis er nach unten fiel. Schnell stieg ich heraus und hob ihn auf.
»Bitteschön«, sagte ich und drückte ihm das Stück Stoff in die Hand. Der Triumph war es Wert, dass mich womöglich jemand dabei beobachtet hatte. Er neigte seinen Kopf und lächelte mich an.
»Es fällt dir offenbar nicht schwer, dich vor vielen Leuten auszuziehen.«
»Naja, ausziehen kann man das nicht gerade nennen. Es sieht ja keiner, wo ich nackt bin. Nicht einmal du.« Ich legte bewusst einen verruchten Klang in den letzten Satz.
»Du hast recht, wir sollten einen Schritt weiter gehen. Siehst du den Mann dort drüben?« Er deutete zu einem Typen mit grauen Schläfen und einem Bier in der Hand. Er saß gelangweilt auf einem Barhocker und stierte in unsere Richtung. »Ich möchte, dass du ihm zeigst, was du unter dem Rock hast.«
Ich riss die Augen auf und schüttelte den Kopf. »Nein!«
Er zuckte nur die Schultern und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen, als würde er bereits nach einem anderen Opfer Ausschau halten. Ich folgte seinem Blick und sah die vielen hübschen Frauen. Sah, wie sie die Hüften kreisen ließen, und bemerkte ihren suchenden Blick, der deutlich zeigte, dass auch sie einem Abenteuer nicht abgeneigt wären.
»Na gut, ich mach es.«
Oh Gott, worauf ließ ich mich da nur ein? Ich musste verrückt sein oder einfach nur geil.
Ich nahm einen tiefen Atemzug und lehnte mich an einen der Hocker. Mein Gesicht glühte. Hoffentlich konnte man das unter dem Make-up nicht sehen. Es war merkwürdig, aber meine Scham zuckte vor Erregung. War ich etwa exhibitionistisch veranlagt? Nein, es war vielmehr, weil er von mir verlangte, diese obszöne Mutprobe zu bestehen. Ich drehte mich in die Richtung des Mannes und wartete, bis er wieder zu uns sah. Offenbar bemerkte er meinen Blick und lächelte mich an. Meine Haut kribbelte und mein Herz pochte. Ich schob den Rocksaum nach oben, bis ein kalter Luftzug meine eindeutig feuchte Vulva überflog.
Dem Mann klappte die Kinnlade nach unten. Ich gewährte ihm nur wenige Sekunden diesen Anblick, dann strich ich den Rock wieder über meine Schenkel und drehte mich von ihm weg. Es fiel mir schwer, ein Kichern zu unterdrücken. Meine Finger zitterten, alles an mir zitterte. Ich fühlte mich berauscht, wie es nach einer Mutprobe wohl üblich war.
»Gut gemacht. Das werde ich heute auf jeden Fall belohnen müssen«, sagte er und erforschte mit entspanntem Ausdruck meine Mimik. Im selben Moment fühlte ich eine warme Hand auf dem Schenkel, die ein Lauffeuer entfachte, das in Windeseile meinen gesamten Körper in Brand setzte.
Langsam beugte er sich zu mir, bis sein Gesicht nur noch eine Handbreite von meinem entfernt war. Wir sahen uns an, Sekunden lang. Sein Atem streichelte meine Wange. Ich wusste, was jetzt kommen würde. Und mein Puls wusste es auch. Der Beat hämmerte in meinem Körper und die Gedanken kreisten einzig um diesen Moment. Als wären nur noch wir beide in der Bar, nein, in diesem Kosmos. Meine Lippen bebten, während ich regungslos wartete. Das Bedürfnis, ihn endlich zu berühren, ihn tief in mir zu spüren, überwand alle Hürden. Ich wollte nicht mehr denken, sondern war kurz davor, ihn an mich zu reißen. Er strich durch meine langen, braunen Haare und berührte endlich meine Lippen mit den seinen. So weich, so sinnlich. Ich schloss die Augen und tauchte ein in das Abenteuer. Ein Abenteuer, das ich zu seinen Regeln erleben sollte.