Читать книгу Im Zentrum der Lust | Roman - Alissa Stone - Страница 8

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Kapitel 6

Der Geruch von gebratenem Fleisch und Gemüse drängte sich mir entgegen, als ich die Schiebetür öffnete und mit noch nassen Haaren und einem Handtuch um den Körper aus dem Bad trat.

Mila saß am Tisch und schnitt gerade ein Stück Schweinemedaillon, das neben Karotten und Mais auf ihrem Teller lag. Auf der anderen Seite des Tisches lag ein zweiter Teller, bedeckt mit einer weißen Haube. Roomservice, kam es mir in den Sinn, wie in einem Hotel.

»Dein Essen wird kalt«, zischte sie in meine Richtung.

»Ich hab keinen Hunger«, sagte ich und sah mich nach einer Uhr um. Ich schätzte die Zeit auf zwölf oder dreizehn Uhr.

»Es ist deine Entscheidung. Wenn dir die Striemen des Rohrstocks lieber sind, dann lass es stehen.«

Schockiert sah ich sie an. Spätestens jetzt war der Vergleich mit dem Hotel hinfällig.

Ich ging zum Tisch und hob die Haube. Darunter befand sich das gleiche Essen, das auch Mila vor sich stehen hatte. Ich könnte es in die Toilette kippen und keiner würde etwas merken. Solange Mila mich nicht verpfiff. Ich setzte mich und verschränkte die Arme vor dem Handtuch, das meinen Körper umhüllte.

Obwohl der Appetit zunahm je länger ich das Essen anstarrte und der Geruch mir in die Nase stieg, trotzte ich der Versuchung, mir die Karottenscheiben in den Mund zu schieben. Lieber würde ich die Strafe über mich ergehen lassen, als das zu tun, was die von mir verlangten.

»Wie kommst du darauf, dass sie mich absichtlich ausgewählt haben?«, fragte ich Mila, die von ihrem Teller aufsah.

»Weil es so ist«, sagte sie und betrachtete das Stück Fleisch, das sie auf ihre Gabel gespießt hatte. »Sie beobachten lange, bevor sie zuschnappen. Sie kennen dich besser als du dich selbst kennst. Und sie kitzeln es so lange aus dir heraus, bis du es dir eingestehst.«

»Was sollte ich mir eingestehen? Dass ich so bin wie du?«

»So wie ich wirst du niemals sein. Dazu fehlt dir der Mumm.«

Ich lachte kurz auf. Was bildete sie sich eigentlich ein? Niemals würde ich mich dieser Gehirnwäsche unterziehen und mich demutsvoll einer Gefangenschaft hingeben. Gerade weil es mir nicht an Mumm fehlte.

»Werden sie mich so lange foltern, bis sie mich da haben, wo sie mich haben wollen?« Mir fiel ein, dass es gar nicht so abwegig war.

»Gefoltert wird hier niemand, es sei denn, du stehst darauf. Was sie genau mit dir vorhaben, weiß ich nicht. Aber einen Plan haben sie, das steht fest. Für jeden Neuling gibt es einen Plan. Auch für dich.«

Blasiert sah sie mich an, mit hochgezogenen Brauen und einem Grinsen, das ich liebend gern nachgeäfft hätte. Doch ich hielt mich zurück, ich wollte nicht sein wie sie, in keiner Weise.

Ein Klackern zog sich durch die Stille und Mila ließ das Besteck fallen. Sie sprang auf und nahm in der Mitte des Raumes ihre Pose ein. Ich schüttelte den Kopf. Sie konnte einem echt leidtun.

Die Tür öffnete sich und Theo stand im Türrahmen. Mit zusammengekniffenen Augen sah er mich an.

»Wieso sitzt du hier rum?«, fauchte er.

Ich stammelte einige Laute, während er mit großen Schritten auf mich zukam. Der Mut, der mir eben noch Zuspruch geleistet hatte, verkroch sich nun im letzten Winkel. Gebannt starrte ich auf den vollen Teller vor mir, nur damit ich seinen finsteren Blick nicht ertragen musste. Theo packte meinen Oberarm und zerrte mich vom Stuhl. Mit aller Kraft stemmte ich mich dagegen. Für einen aberwitzigen Moment glaubte ich, eine Chance zu haben. Bis er mir das Handtuch entriss, mich am Nacken packte und nach draußen bugsierte.

»Unerzogenes Miststück«, schimpfte er und drückte mich grob durch den langen Flur. Der Griff um meinen Oberarm verstärkte sich und spiegelte seine wachsende Wut auf mich. Ich hatte Mühe seinen Schritten standzuhalten. Warum hatte er es so eilig? Weil er wütend war und es kaum erwarten konnte, mich für mein Aufbegehren zu bestrafen?

Er brachte mich in den Raum mit den beiden Säulen. Diesmal brannten neben der Leuchte über dem Bett auch Spots in der Zimmerdecke. Der Raum wirkte dadurch größer und nüchterner als beim letzten Mal.

Theo griff nach den Handmanschetten und verband sie auf meinem Rücken.

»Bleib hier stehen«, herrschte er mich an und ging zur Wand, an der die Folterinstrumente hingen. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass die Tür offen stand. Ein Ziehen nistete sich in meiner Magengrube ein, ich witterte eine Chance. Meine Beine kribbelten, warteten auf den Startschuss. Noch stand Theo mit dem Rücken zu mir, nahm gerade einen fingerdicken Rohrstock von der Halterung und schlug ihn immer wieder leicht auf seine Handfläche.

Die Tür war etwa zwei Meter von mir entfernt und mir blieb kaum noch Zeit. Ein Ruck durchfuhr mich, dann lief ich los. Keine Ahnung, ob er es bemerkt hatte. Ich rannte einfach, ohne mich umzudrehen.

So schnell mich die Beine tragen konnten, lief ich durch den Flur. Mit einem Dröhnen in den Ohren, das jedes andere Geräusch übertönte. Mein Herz trommelte und kalter Schweiß bildete sich auf meiner Stirn. Die Treppe war nur noch wenige Meter von mir entfernt.

Ich schaffte gerade mal zwei Stufen, als mich eine Hand am Oberarm packte und zurückzog. Ich stolperte und fiel zu Boden. Theos zweite Hand umklammerte meinen Nacken und zerrte mich hoch. Es schien ihm egal zu sein, dass ich noch nicht auf beiden Füßen stand. Er fasste mir in die Haare und zog mich einfach mit sich. An meiner Kopfhaut schmerzte es, als wollte er mir die Haare ausreißen. Meine Füße stolperten über den Boden, ich schaffte es kaum, das Gleichgewicht zu halten, weil diese verdammten Manschetten meine Hände auf dem Rücken zusammenhielten.

»Lass mich los, du tust mir weh!«, keifte ich.

Er zerrte mich wieder in den Raum und drängte mich an die Wand gegenüber den Peitschen. Ich sah die vielen Ringhaken und wusste, er würde mich daran festbinden und sich dann für meinen Ungehorsam rächen. Seine Hand umklammerte meinen Oberarm so fest, dass meine Finger zu kribbeln begannen.

»Auf die Knie.« Er holte mit dem Stock aus.

Ich zögerte nicht mehr. So schnell ich konnte, kniete ich mich hin.

»Nach hinten, bis deine Füße an der Wand sind.«

Noch immer hielt er den Stock in der Luft, bereit zuzuschlagen. Ich tat, was er verlangte, rutschte so weit nach hinten, bis meine Zehenspitzen an die glatte Wand stießen.

»Bitte tu mir nicht weh.«

Mit einem hellen Poltern fiel der Stock neben mir zu Boden. Ich atmete auf. Theo hob meine Arme und verankerte die Manschetten mit einem der Ringhaken, etwa einen halben Meter über dem Boden. Die Position zwang meine Schultern nach hinten und drückte meinen Rücken in ein Hohlkreuz.

Etwas Kaltes berührte meine Knöchel. Ich erschauderte, neigte den Kopf zur Seite und sah, dass er gerade eine Schelle anlegte. Es waren dieselben Schellen, die ich auch bei Shazar getragen hatte. Was konnte ich nur tun? Wie sollte ich aus dieser Situation wieder rauskommen? Mein Atem ging hastig, erste Tränen sammelten sich in meinen Augen. Ich hatte keine Chance. Theo war stärker, und solange ich hier festgekettet war, würde ich es nicht schaffen, ihm zu entkommen. Innerhalb Sekunden trugen meine Fußgelenke diese Fessel und waren mit einem Ringhaken am unteren Rand der Wand verankert.

Ich konnte mich kaum mehr bewegen. Um die Knie zu entlasten, setzte ich mich auf die Fersen. Zwar war mein Oberkörper nun nach vorn gebeugt, dafür war der Schmerz erträglicher.

»Öffne die Beine«, sagte Theo und zog mir den Stock über den Schenkel. Ich schrie und keuchte, als der Schmerz mich packte. Überraschend traf mich der nächste Schlag. Er wird nicht aufhören, schoss es mir durch den Kopf, das ist erst der Anfang. Schnell schob ich die Schenkel auseinander, bis die Eisenschellen in die Füße schnitten. Ich zitterte am ganzen Körper, mir war heiß und mein Atem beschleunigte sich.

Theo holte ein Tuch aus schwarzem Chiffon. Seine schweren Schritte jagten mir Angst ein und vertrieben den kleinsten Funken Kampfgeist. Ich nahm mir vor, alles zu tun, was er von mir verlangte. Alles. Er legte mir das Tuch über die Augen und verknotete es am Hinterkopf. Bei jedem Augenaufschlag spürte ich den zarten Stoff an den Wimpern. Seine Umrisse und Bewegungen konnte ich nur erahnen. Wie schwarze Schatten zeichneten sie sich vom Grau der Umgebung ab.

In dem Moment bereute ich es, dass ich am Tisch sitzen geblieben war, während Mila schon längst in der Mitte des Zimmers gestanden hatte. Ich bereute es, dass ich versucht hatte zu fliehen. Womöglich wäre mir dann all das erspart geblieben.

»Nur eine kleine Bewegung und der Stock trifft dich, bevor du bis zwei zählen kannst.« Seine Stimme klang einige Meter entfernt. Zu weit weg, um eindeutige Umrisse seiner Gestalt durch den dunklen Schleier vor meinen Augen auszumachen.

Es kam mir vor wie eine Ewigkeit. Ich zählte die Sekunden und wagte kaum zu atmen. Der Boden knirschte, mehrmals hintereinander. Jedes Knacksen, jedes Scheppern, auch wenn es noch so leise war, traf mich mit voller Wucht und ließ mich innerlich zusammenzucken. Nicht bewegen, ermahnte ich mich ununterbrochen. Trotzdem wollte ich. Damit er endlich anfing. Ich wollte es endlich hinter mich bringen.

Irgendwann spürte ich ein Kribbeln in den Füßen, sie begannen einzuschlafen. Oh nein, auch das noch. Der Drang, mich von den Fersen abzuheben war groß, doch ich wagte es nicht. Langsam bewegte ich die Zehen und hoffte, er würde es nicht bemerken. Womöglich stand er sogar neben mir und wartete nur den richtigen Moment ab, mit gehobenem Stock, einen Meter über meinem Schenkel. Ich musste endlich aufhören, darüber nachzudenken.

Plötzlich vernahm ich Schritte.

Fest und sicher kamen sie auf mich zu. Ein Luftzug streifte an mir vorbei und eine große Gestalt verdunkelte mein Blickfeld. Die Schritte hörten auf. Er stand direkt neben mir. Ich spürte es. Gänsehaut zog sich über meinen Rücken. Jede Sekunde rechnete ich mit dem Schmerz des Rohrstocks. Doch er ließ mich warten.

Lange geschah nichts. Es herrschte Stille. Eiskalte Stille. Bei jedem Atemzug wappnete ich mich erneut für den Schmerz. Nach jedem Herzschlag, den ich wie einen Paukenschlag spürte, erwartete ich den Aufprall. Beinahe sehnsüchtig.

Dann, völlig unerwartet, berührte mich eine warme Hand an der Schulter. Sanft glitt sie über meinen Rücken. Mit ihr lief ein Schauder durch meinen Körper, der mich tiefer atmen ließ. Ich fand nichts Bedrohliches in der Berührung. Dennoch wagte ich nicht, mich zu bewegen. Was, wenn er mich damit herausfordern wollte? Mich in Sicherheit wiegen wollte, bevor er zuschlug?

Ein Zerren an der Augenbinde machte mich stutzig. Sie lockerte sich. Grelles Licht vernebelte die Sicht, als der zarte Stoff mein Gesicht verließ. Ich blinzelte. Langsam gewöhnten sich meine Augen an die Helligkeit.

Dann sah ich ihn. Sah seine schwarzen Lederschuhe, die dunkelgraue Stoffhose. Er stand direkt vor mir.

Und es war nicht Theo. Denn der trug eine Jeans, da war ich mir absolut sicher. Ich erinnerte mich noch deutlich an den dicken Schlüsselbund, der an seinem Gürtel gehangen hatte. Einem braunen Gürtel an einer schwarzen Jeans.

Ich hob den Kopf, bis sein Blick mich einfing und ich erleichtert aufatmete. Es war Alex.

Sein Lächeln wirkte beruhigend und vertrauensvoll.

»Ich gehöre hier nicht her. Man hat mich entführt, verschleppt. Ich bin nicht freiwillig hier. Bitte, hilf mir hier rauszukommen.« Ich wusste nicht, warum ich mir von ihm Hilfe erhoffte. Er sah mich so verständnisvoll an und ich musste es zumindest versuchen. Vielleicht wusste er ja gar nicht, dass ich gezwungen wurde, hier zu sein.

Er kniff die Augen zusammen und hielt mich mit strengem Blick gefangen.

»Es sollte das Erste gewesen sein, was man dir beigebracht hat. Eine Sklavin duzt ihren Herrn nicht.«

Seine Worte rissen mich in einen Strudel, der mich mühelos wieder dorthin beförderte, wo ich vor Minuten gewesen war. Dabei hatte ich mich für einen kurzen Moment der Freiheit so nahe geglaubt.

»Ich werde dich für dieses Vergehen noch nicht bestrafen, denn du bist noch unerfahren. Das nächste Mal aber wird es Konsequenzen nach sich ziehen.« Trotz der Strenge lang eine Wärme in seiner Stimme. Er ging langsam um mich herum und sah mich eindringlich von der Seite an. Was meinte er mit Konsequenzen?

»Dein Körper verrät, wie nervös du bist. Das brauchst du nicht zu sein. Beruhige dich, noch habe ich dir nichts getan.«

»Solange ich in dieser Stellung angekettet bin, kann ich mich nicht beruhigen. Meine Füße spüre ich kaum noch und meine Schultern tun weh.«

Und solange er mich so intensiv ansah, schaffte ich es nicht mal, das Kribbeln im Bauch zu unterbinden.

»Du wirst dich als Sklavin an eine derartige Haltung gewöhnen müssen.«

»Ich habe nicht vor, es so weit kommen zu lassen.«

Er schmunzelte nur. Eine Weile sah er mich an, erforschte meinen Blick, den ich eindringlich auf seinen legte. Er sah unverschämt gut aus. Sein Gesicht, sein Körper, wie er sich bewegte, einfach alles. Vor allem diese Selbstsicherheit beeindruckte mich.

»Da ich noch etwas anderes mit dir vorhabe, werde ich deinem Wunsch nachkommen und dich losbinden – wenn du mich darum bittest.«

Ich sollte ihn darum bitten? Er schien es wohl zu genießen, mich herauszufordern. Ich atmete tief durch.

»Okay. Bitte binde mich los.« Wenn er das Spielchen spielen wollte, dann sollte er es so haben. Bis zu einem gewissen Grad war ich bereit mitzuspielen.

»Oh, oh, oh ... so wird das nichts. Du solltest in Zukunft aufpassen, wenn ich dir etwas beibringe. Wie war das noch mal mit dem Duzen? Und etwas mehr Demut hätte deiner Bitte gut getan.«

Ich verdrehte die Augen. Daran hatte ich gar nicht mehr gedacht. Hätten meine Knie nicht so wehgetan, wäre ich sicher hartnäckig geblieben. Noch einmal nahm ich einen tiefen Atemzug.

»Bitte«, sagte ich und warf ihm einen flehenden Blick zu. »Binden Sie mich bitte los.«

Im selben Moment fühlte ich ein eigentümliches Ziehen im Schoß, was mich irritierte. Erregte es mich etwa, wie er mit mir umging? Oder war es nur sein Äußeres? Vielleicht auch beides?

»Tut mir leid, du hast es dir bereits verspielt. Allein, weil du die Augen verdreht hast. Vielleicht fällt dir etwas anderes ein, was mich milde stimmen könnte.«

Ich bemerkte, dass mein Mund offen stand, schnell schloss ich ihn. Das konnte doch nicht wahr sein! Was um Himmelswillen bezweckte er damit? Gefiel es ihm etwa, mich zu schikanieren?

Ein leises Surren ertönte. Er griff in die Hosentasche, holte ein Handy raus und klappte die lederne Schutzhülle auf. Einen Moment blickte er aufs Display, tippte es an und hob das Telefon ans Ohr. Dann sah er mich wieder an.

»Chloé, ich ruf dich zurück«, sagte er und legte auf.

Wer war Chloé? Vielleicht seine Frau? Die ahnungslos zu Hause auf ihn wartete, während er sich in SM-Clubs rumtrieb und unfreiwillige Sklavinnen schikanierte? Ein schlechtes Gewissen schien ihn nicht zu plagen. Sein Blick war entspannt, als er das Telefon wieder in die Hose gleiten ließ. Ich war fasziniert von der Eleganz und Gelassenheit, mit der er sich bewegte – während er seine nichts ahnende Frau betrog. Ob er tatsächlich verheiratet war? Oder war es seine Freundin gewesen? Eifersucht stieg in mir auf.

Ich sah ihn von oben bis unten an. Er war gut gebaut. Seine Körperhaltung war gerade, selbstbewusst und sein Ausdruck nach wie vor dominant. Irgendetwas hatte er an sich, was mich ganz wirr machte. Er wusste offenbar genau, was er tat und sein zielgerichteter Blick zeigte mir, dass er einen Vorschlag von mir erwartete. Was sollte ich nur sagen?

»Ich verspreche, ab jetzt achtzugeben.« Etwas Besseres fiel mir nicht ein.

»Netter Versuch. Aber weit davon entfernt, mich umzustimmen.« Ein Schmunzeln umspielte seine Mundwinkel. »Wie wäre es damit: Sag, dass du meinen Schwanz küssen möchtest.«

Wie bitte?! Das konnte nicht sein Ernst sein, ich sollte ihm einen blasen? Ohne es zu wollen, fiel mein Blick auf seine Hose, an der sich eine deutliche Wölbung bemerkbar machte. Mein Schoß prickelte. Zugegeben, hätte ich ihn außerhalb dieses Gefängnisses kennengelernt, hätte ich nicht gezögert. Bei einem Kuss auf den Schwanz wäre es dann sicher nicht geblieben. Ich hätte ihn bis in die frühen Morgenstunden geritten – einzig meinetwegen. Weil ich es so gewollt hätte. Aber solange die Entscheidung nicht bei mir lag, wollte ich mich nicht geschlagen geben.

Ich schüttelte den Kopf. »Nein!«

Meine Lippen würden sein Glied nicht berühren. Auf keinen Fall!

Er zog die Brauen hoch und sah mir in die Augen. Ich hielt seinem Blick stand. Obwohl er auf mich herabsah, schienen sich unsere Blicke auf einer Ebene zu begegnen. Ich versank förmlich in diesen starken Augen. Er kniff sie leicht zusammen, was ziemlich sexy aussah. Noch nie hatte ich in Augen wie diese gesehen. Sie waren so ausdrucksstark, fordernd und gleichzeitig unheimlich erotisch. Aber ich würde dieser Verführung widerstehen, das nahm ich mir fest vor. Diese Genugtuung wollte ich ihm nicht bescheren.

Schließlich war er der Erste, der seinen Blick abwendete. Ha!

Er drehte sich um und steuerte den Diwan an. Und er ließ sich Zeit. Als er sich hinsetzte, legte er einen Arm auf die Lehne und schmiegte sich an das runde Polster. Den Kopf stützte er lässig auf seiner Hand ab.

Wieder trafen sich unsere Blicke.

Wie lange hatte er mich wohl gebucht? Meine Knie schmerzten und der Wunsch, die Glieder zu strecken, nagte am dünnen Nervenkostüm.

»Du kannst dir meinetwegen Zeit lassen so viel du willst«, sagte er. »Ich werde irgendwann nach Hause gehen. Während du die ganze Nacht in dieser Pose verbringen darfst. Denn vor morgen Mittag wird kein neuer Gast diesen Raum betreten. Es liegt ganz bei dir, wie du dich entscheidest.«

Als hätte ich ernsthaft eine Wahl. Und so wie es aussah, machte er sich auch noch darüber lustig.

»Und was werden Sie als Nächstes tun? Mich zwingen, dass ich mit Ihnen schlafe?«

»Nein, das werde ich nicht tun. Es bleibt dabei, dass du mir einen bläst.«

»Und wer garantiert mir das?«

»Mein Versprechen. Ich halte mein Wort, wenn du deines auch hältst.«

Ich schloss die Augen, um nicht noch länger die Beule deuten zu müssen, die sich zwischen seinen lässig gespreizten Beinen zeigte. Warum nur reizte mich dieser Mann so? Es musste an seiner Besonnenheit liegen und sicher auch an seinem Aussehen. Mein gepeinigter und zugleich erregter Körper kämpfte gegen meinen Stolz.

Je länger ich haderte, desto mehr wurde ich mir der Schmerzen und auch dem Verlangen nach diesem Mann bewusst. Meine Füße kribbelten. Der harte Boden drückte sich gegen die Kniegelenke. Aber ich wollte ihm diese Qualen nicht zeigen. Ich biss die Zähne zusammen und versuchte das Gesicht zu entspannen.

Und irgendwann, als ich die Zehen und Finger kaum mehr spürte, gab sich mein Stolz geschlagen.

»Bitte lassen Sie mich Ihren Schwanz küssen.«

Es war so demütigend, so erniedrigend. Und noch schlimmer war, meine Mitte pulsierte und meine Lippen sehnten sich danach, seinen salzigen Geschmack in Empfang zu nehmen.

Ich ärgerte mich über sein spottendes Grinsen, als er aufstand und zu mir kam. Er beugte sich hinter mich. Ganz sanft umfasste er meine Ballen und befreite die Knöchel vom Eisen. Jedes Mal, wenn seine Schulter meinen Po berührte, durchstreifte mich ein wohliges Knistern. Er ging so vorsichtig mit mir um, so anders als Theo. Wenn er im Bett auch so war, hätte ich nichts dagegen, den Deal auszuweiten.

Er löste meine Hände von der Wand und half mir aufzustehen. Obwohl sein Griff fest war, hatte ich das Gefühl, er wollte mich keinesfalls verletzen.

Ich stellte mich aufrecht hin und geriet ins Taumeln. Meine Füße spürten den Boden nicht. Sofort fing er mich auf und drückte mich sanft an seine Brust. Sein Körper strahlte Wärme aus und ich fühlte die angespannten Muskeln unter dem weichen Stoff seines Hemdes. Er roch so gut nach Zedernholz und Moschus. Nein, ich durfte keinen Gefallen an ihm finden, ich musste stark bleiben.

»Du darfst deinem Wort gleich nachkommen«, sagte er und löste die Umarmung. »Aber vorher möchte ich dich betrachten. Stell dich bitte zwischen die Säulen.«

Meinetwegen, er kannte mich sowieso schon nackt, was machte es für einen Unterschied, wenn ich mich nun dort hinstellte. Mit dem Blick aufs Bett blieb ich zwischen den Marmorpfeilern stehen.

»Beine auseinander.«

Ich biss auf die Unterlippe und folgte seinem Befehl. Ein erniedrigendes Gefühl überschwemmte mich, weil ich genau wusste, dass dies die Pose einer Sklavin war.

»Beug dich nach unten und zeig mir deine Öffnungen.«

Wie angewurzelt stand ich da, riss die Augen auf und starrte auf das Bett. Er wollte, dass ich ihm mein Arschloch zeigte? Ich schüttelte den Kopf, denn ich fand es entwürdigend und abstoßend. Ich suchte seinen Blick und stieß auf eine finstere Miene, die keinen Widerstand duldete.

»Wenn es dir lieber ist, lasse ich den Flaschenzug ein Stück weit nach unten und binde dein Bein daran fest. So kann ich in aller Ruhe betrachten, was mir gehört.«

Was ihm gehörte? Ging er nicht ein Stück zu weit? Ich gehörte niemandem hier. Auch wenn alle glaubten, sie könnten mit mir machen, was sie wollten. Wieder schüttelte ich den Kopf. Noch heftiger als vorhin. Was bildete er sich eigentlich ein? Nur weil er gut aussah und mir ein Prickeln in den Schoß schickte, brauchte er nicht denken, ich sei sein Besitz. Nichts an mir gehörte ihm, rein gar nichts!

Sekunden später surrte es. Ich sah nach oben. Der Haken des Flaschenzugs näherte sich mir in schnellem Tempo und blieb kurz über meinem Kopf stehen.

»Das sollte reichen«, sagte Alex. Ich drehte mich zu ihm. In der Hand hielt er eine Manschette. Er meinte es tatsächlich ernst! Er wollte mein Bein an diesen Haken hängen und mich gewaltsam spreizen! Was sollte ich tun? Ich wollte nicht mit einem halben Spagat an diesem Seil hängen.

»Ich mach es«, stieß ich hervor, ehe er bei mir angekommen war.

Ich beugte mich schnell nach unten und gewährte ihm die Sicht auf mein Zentrum. Okay, so schlimm war es nicht. Ich konnte ja auch seinen Blick nicht sehen. Und er nicht mein Gesicht, das sich ganz heiß anfühlte und mit Sicherheit schon rot war.

»Zieh deine Schamlippen auseinander, ich kann dein Lustloch nicht sehen.«

Ich schloss die Augen, legte die Finger an meine Schamlippen und zog sie nach außen. Es war demütigend, mich ihm so anzubieten. Und dennoch zuckte mein Unterleib vor Erregung. Das verrückte war, ich konnte mir nicht erklären, warum mein Körper so reagierte. So anders als mein Verstand.

Alex schien zu genießen, was er sah, denn es kam mir sehr lange vor, bis ich mich wieder aufrichten durfte. Hoffentlich hatte er meine Erregung nicht glänzen gesehen, sonst glaubte er womöglich noch, es gefiel mir. Gefiel es mir etwa? Nein, entschied ich rein rational. Ich verfluchte meinen Körper, der sich gegen mich verschworen zu haben schien. Der mich so darstellte, wie ich gar nicht sein wollte. Ein Leben in Gefangenschaft war für mich, im Gegensatz zu meinem Körper, unvorstellbar.

Alex stand dicht hinter mir. Seine Stimme drang laut und deutlich an mein Ohr. Er hatte ein sehr kräftiges und erotisches Timbre, das ein Beben durch meinen Körper schickte. »Hast du dich schon einmal einem Mann unterworfen, bevor Jeff dich hierhergebracht hat?«

Obwohl mir sofort die Affäre in Paris einfiel, log ich ihn an: »Nein. Niemals.«

»Ganz sicher?«

Sollte das ein Verhör werden?

»Was denken Sie von mir?«

Er trat vor mich und suchte meinen Blick. Ich neigte den Kopf nach unten, weil ich nicht wollte, dass er die Lüge in meinen Augen glitzern sah.

»Sieh mich an!«

Ich hob den Blick, wagte es jedoch nicht, den Kopf zu heben. Es reichte ihm nicht. Mit den Fingern drückte er mein Kinn nach oben, sodass mein Gesicht dem seinen gegenüberstand. Er studierte meine Züge. Bestimmt war ich knallrot. Oh Gott, war das peinlich.

»Du weißt, dass eine Lüge hart bestraft wird?« Er ließ mein Kinn los, ging um mich herum und blieb hinter mir stehen. Woher sollte er wissen, was ich vor einem halben Jahr getrieben hatte? Das war absurd. Trotzdem, mein Blick irrte umher, mein Herz trommelte gegen den Brustkorb. Warum zum Teufel löste er diese Gewissensbisse in mir aus?

»Ich weiß, dass Jeff dich eigenhändig geprüft hat. Er kennt sich aus mit Frauen wie dir.«

Die Erinnerung an die Nacht mit Jeff und den Morgen danach drängte sich in mein Gedächtnis. Ich schluckte, um den Kloß aus dem Hals zu verdrängen.

Sanft und warm glitten Alex’ Hände plötzlich über meine Taille. Zuerst schreckte ich zurück, doch dann merkte ich, dass es mich beruhigte. Es fühlte sich gut an, wie er meine Haut streichelte. Mit beiden Händen nahm er meine Brüste und massierte das zarte Fleisch. Er kniff in die Brustspitzen, gerade mal so fest, dass er mir ein leises Seufzen entlockte. Sein Körper schmiegte sich von hinten an mich. In mir kribbelte es. Am liebsten hätte ich den Kopf in den Nacken gelegt, um zu genießen, was er mir gab. Er streichelte weiter über den Bauch, bis pures Verlangen in meinem Schoß pochte. Doch statt tiefer zu rutschen, glitt er wieder nach oben zu meinen Brüsten, streifte nur mit den Fingern über die Warzen. Ein Prickeln floss durch meine Spitzen und sie zogen sich zusammen. Was machte er nur mit mir?

»Hat es dir gefallen mit Jeff?«, flüsterte er mir ins Ohr.

»Ja«, gab ich zu, getrieben von seinen Berührungen, die nicht aufhörten, mich zu verwöhnen. »Aber es waren andere Umstände«, sagte ich schnell. »Er hat mich nicht gezwungen. Es war ...« Ich verstummte. Zum einen, weil er gerade sein Gesicht in meine Halsbeuge grub, um mich dort zu küssen, zum anderen, weil Jeff mich irgendwie doch gegen meinen Willen dazu gebracht hatte, es zu tun. Ich starrte auf das Bett. Was ich in fremden Schlafzimmern trieb, ging nur mich etwas an. Er brauchte nicht zu erfahren, was ich wo und wann empfunden hatte.

Als hätte er meinen aufkeimenden Widerstand bemerkt, ließ er von mir ab. Entzog mir das warme, beruhigende Gefühl und den sanften Halt, der mir mit einem Mal schmerzlich fehlte.

»Sprich weiter!«

»Nein.« Ich wollte nicht mehr darüber sprechen. Vielmehr wollte ich, dass er weitermachte.

Plötzlich traf ein Hieb auf meine rechte Pobacke. Ich fiel einen Schritt nach vorn und keuchte. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ehe ich realisieren konnte, was gerade passiert war, wiederholte er seine Worte: »Sprich weiter!«

Ich rang um Fassung.

»Ich möchte mir meine Partner aussuchen, nicht umgekehrt«, sagte ich und kniff die Pobacken zusammen.

»Eine Sklavin hat kein Recht dazu.« Er stellte sich wieder vor mich und sah mir in die Augen. Es machte mich nervös, dass er ständig um mich herumschlich.

»Ich bin keine Sklavin!«

»Das stimmt«, sagte er und ein Lächeln zeichnete sich auf seinen sinnlichen Lippen ab. »Du bist noch dabei, eine zu werden. Denn eine erfahrene Sklavin wüsste das.«

Ich lachte kurz auf, um seine Aussage ins Lächerliche zu ziehen und gleichzeitig meine Beschämung zu beruhigen.

Wieder trat er hinter mich. Ich ahnte, was mir bevorstand und hielt abwehrend die Hände vor mein Hinterteil.

»Finger weg. Sonst binde ich dich an die Säule.«

Das saß. Ich nahm die Hände weg, schon zog sich ein Schauder durch meine Mitte – wieder einmal. Einen Augenblick später verpasste er mir den zweiten Hieb auf dieselbe Stelle. Der Impuls, mich umzudrehen und ihn hysterisch anzugreifen, stieg in mir auf. Meine Hände ballten sich zu Fäusten und mein Körper versteifte sich wie die beiden Säulen neben mir.

»Du musst lernen, dich zu beherrschen.«

Eine Träne suchte sich ihren Weg über meine Wange. Ich war fassungslos und entsetzt, weil er sich das Recht herausnahm, über mich zu herrschen, und weil mich dieser Machtkampf auch noch erregte. Es war, als würde ich mich selbst verraten.

»Knie dich hin!«

Ich drehte mich um, weil ich sehen wollte, was er vorhatte.

»Sofort!« Seine Stimme klang bestimmt, aber nach wie vor beherrscht.

Ich konnte mir nicht erklären, warum ich seinem Befehl folgte, anstatt mich dagegen aufzulehnen. Es überkam mich einfach, ohne dass ich Zeit fand, darüber nachzudenken. Ich kniete mich hin.

Er stellte sich dicht vor mich, knöpfte sein Hemd auf und ließ es zu Boden fallen. Ich roch seinen Duft und konnte nicht aufhören hinzusehen, obwohl ich ihn am liebsten ignoriert hätte. Sein Oberkörper war männlich, durchtrainiert. Er öffnete seinen Gürtel, die Muskeln zeigten sich unter der Haut. Sie waren wohl proportioniert, ohne aufdringlich zu wirken.

Obwohl er mich nicht berührte, fühlte ich ihn förmlich auf meiner Haut. Er öffnete seine Hose, deren Reißverschluss sich direkt vor meinen Augen präsentierte.

Seine Nähe raubte mir den Atem. Oh mein Gott, ich wollte ihn.

Mit den Fingern fasst er unter mein Kinn und hob es an. Er sah mir tief in die Augen.

»Ich möchte, dass du dir Mühe gibst.«

Er lächelte, als wüsste er um mein Verlangen. Und wieder war da dieses wohlige Prickeln. Ich brauchte nur in diese gefährlichen Augen zu sehen. Brauchte nur daran zu denken, dass er mich zwang, es zu tun. Das war doch nicht normal!

Vor allem hatte ich Lust, es zu tun. Er war rasiert, roch sauber und sein imposanter Anblick erregte mich. Ich leckte über meine Lippen und stülpte sie dann über seine Eichel. Es war ein Gefühl von Macht, das mich antrieb, es ihm zu besorgen. Ich wollte zeigen, dass ich es konnte. Ich wollte ihn beeindrucken und es kam mir gelegen, dass er glaubte, ich würde es nur tun, weil er mich dazu genötigt hatte.

Mit den Händen umfasste er meinen Kopf und schob sich tiefer in mich. Sein Becken wippte fordernd, während der Griff um meinen Kopf sich festigte.

»Und ich möchte, dass du deine Arme hinter dem Rücken verschränkst, bis ich sage, dass du sie wieder lösen darfst.«

Ich tat, was er verlangte. Es sollte nicht schwer sein, ihn ohne Hände zum Höhepunkt zu bringen. In mäßigem Tempo rutschte ich vor und zurück, saugte und leckte an seiner Eichel. Züngelte den Schaft entlang, bis sein Glied immer wieder an meine Wangentasche stieß. Sein Griff lockerte sich. Hieß das, es gefiel ihm? Ich musste an seine streichelnden Hände von eben denken. Würde auch er mich danach befriedigen? So wie Shazar es gemacht hatte? Ich blinzelte nach oben. In meinem Schoß wimmelte es. Seine Augen waren geschlossen, sein Kopf gesenkt. Er atmete schwer.

Langsam öffnete er die Augen und sah mich an. Er lächelte. Sofort strömte eine wohlige Wärme durch meinen Körper. Sein entspannter Blick ließ vermuten, dass es ihm gefiel. Er zuckte und stöhnte.

Obwohl ich es war, die ihn stimulierte, loderte in mir die Lust. Ich wollte ihn. Mit jedem Zungenschlag wuchs meine Erregung, und als der erste salzige Tropfen aus seinem Phallus trat, hätte ich ihn am liebsten ausgesaugt. Ich hörte nicht auf, die Lippen auf seinen Schaft zu pressen und mit der Zunge die salzige Eichel zu umkreisen und immer wieder daran zu saugen. Bis er die Muskeln anspannte und ein Taschentuch aus der Hose fischte. Seine Lenden bebten, die ersten Schübe bauten sich auf. Da zog er ihn aus meinem Mund, drehte sich zur Seite und spritzte in das Taschentuch. Er atmete schwer und blieb eine Weile so stehen. Ich setzte mich auf die Fersen, weil meine Knie inzwischen schmerzten. Alex’ Muskeln hatten sich entspannt. Er legte den Kopf in den Nacken. Ich war stolz auf mich, dass ich ihn in diesen Zustand versetzt hatte.

Er drehte sich zu mir, sein Lächeln wandelte sich in eine finstere Miene.

»Du forderst mich wohl gern heraus«, sagte er.

Wovon sprach er? Ich hob die Brauen. Was hatte ich falsch gemacht? War es, weil ich auf den Fersen saß?

»Habe ich nicht gesagt, du sollst die Arme auf dem Rücken verschränken?«

Ich sah an den Armen entlang zu meinen Händen. Meine Linke lag auf dem Oberschenkel und die Rechte stützte sich auf dem Boden ab. Oh, daran hatte ich wirklich nicht mehr gedacht.

»Und was ist daran so schlimm?«

»Es geht nicht darum, ob es schlimm ist. Ich erwarte von dir, dass du tust, was ich sage. Und ich denke, du weißt inzwischen, was dich erwartet, wenn du dich nicht daran hältst.«

Ich sah ihn mit großen Augen an. Würde er mich etwa für dieses Minivergehen bestrafen?

»Ich möchte, dass du den Oberkörper auf das Bett legst und mir deine Rückseite bereithältst. Die Hiebe, die du bekommst, sollen dich lehren, dass du meine Forderungen künftig ernst nimmst.«

Ich stieß den Atem aus und schüttelte den Kopf. Dann sah ich auf das Bett, und wieder zu ihm. In mir zog sich alles zusammen. Ich wollte nicht bestraft werden.

»Denke gar nicht darüber nach, dich dagegen aufzulehnen. Du machst es nur noch schlimmer. Und jetzt steh auf!«

Ich drückte mich vom Boden ab. Unglaublich, wie er mit mir umging. Und genauso unglaublich war es, dass jeder seiner Befehle in mir ein köstliches Prickeln heraufbeschwor. Ob er das wusste?

Langsam schritt ich zum Bett, kniete mich davor auf das Podest und legte den Oberkörper auf der Matratze ab. Mein Atem bebte, während ich auf das Laken starrte. Es machte mich heiß in dieser Position auf ihn zu warten. Das Gefühl des Ausgeliefertseins, während mein nackter Hintern sich ihm schutzlos anbot, ließ mich augenblicklich feucht werden. Gleichzeitig aber zwängte sich die Angst in mein Bewusstsein, weil ich nicht wusste, wie fest er zuschlagen würde und mit was er mich schlagen würde. Mein Blick flog hin und her, am liebsten hätte ich mich umgedreht. Ich wollte sehen, ob er zu den Peitschen ging. Plötzlich hörte ich verdächtige Geräusche.

Wenig später senkte sich links von mir das Bett. Er saß neben mir, der Stoff seiner Hose kitzelte an meiner Taille. Er zog mir das Haargummi vom Handgelenk und fasste meine Haare zu einem Zopf zusammen. Dann zerrte er am Halsband. Was hatte er vor?

Plötzlich kitzelte etwas am Rücken. Ein Seil? Ich drehte den Kopf, um zu sehen, was es war. Sofort drückte er mich wieder zurück. »Gesicht nach vorn.«

Ich biss mir auf die Unterlippe und starrte wieder auf das Laken. Jetzt war ich noch neugieriger als zuvor.

Er knüpfte etwas an den Ring des Halsbandes. Ja, es war eindeutig ein Seil. Es zog sich über meinen Rücken und ruhte in der Furche meines Hinterns. Alex stand auf. Es klimperte, dann legte er weich gepolsterte Manschetten, die fest mitein­ander verbunden waren, um meine Knöchel. Langsam wurde ich nervös. Was zum Teufel hatte er vor? Und wozu brauchte er das Seil?

Alex hob meine gefesselten Füße, bis sie die Höhe meines Hinterns erreichten. Meine Knie schmerzten auf dem harten Boden. Ehe ich ihm die Füße entziehen konnte, spannte sich das Seil. Das Halsband drückte sich in meine Kehle. Mir blieb nichts anderes übrig, als den Oberkörper anzuheben.

Offenbar hatte Alex das Seilende mit den Fußmanschetten verknotet, denn ich konnte die Beine nicht mehr nach unten nehmen, ohne dass mich das Halsband strangulierte. Der Schweiß stand mir auf der Stirn. Wie lange würde ich wohl in dieser Position verbringen müssen?

»Was ist das für eine Strafe?«, fragte ich. Denn ein paar Schläge auf den Hintern schieden durch die Fesselung aus. Mein Atem begann zu zittern. Alex setzte sich neben mich aufs Bett und legte die Hand auf meinen Rücken, als wollte er mich besänftigen.

»Sie wird wehtun«, sagte er ruhig. »Aber sie wird dich lehren, Respekt zu zeigen.«

Sekunden später zischte ein beißender Schmerz über meine linke Fußsohle. Ich schrie vor Schreck auf und begann zu strampeln. Doch ich hörte schnell wieder auf, weil mir das Halsband sogleich die Luft abschnürte.

Ein zweiter Schmerz setzte sich auf meine rechte Sohle. Es musste ein Stock sein, mit dem er schlug. Zumindest fühlte es sich so an.

»Bitte!«, schrie ich. »Es tut mir leid!«

Es tat höllisch weh. Dagegen waren seine Klapse von vorhin Streicheleinheiten gewesen. Wie ein Echo hallte der Schmerz nach, während Alex schon zum nächsten Schlag ausholte. Mein Körper versteifte sich. Meine Arme ruderten, bis er sie auf meinem Rücken festhielt. Ich fühlte sein Bein neben mir, spürte seinen Griff an den Händen und bemerkte noch immer die Lust zwischen den Schenkeln. Vor jedem Schlag jagte das Adrenalin durch meinen Körper, der Puls raste, die Muskeln spannten sich an. Meine gesamte Konzentration richtete sich auf den bevorstehenden Schmerz. In mir herrschten Aufregung und Bangen. Bis sie sich mit einem Hochgefühl entluden, als der Schlag mich traf.

Ein letztes Mal platzierte er einen Hieb erst auf die rechte, dann auf die linke Seite. Der Schmerz ebbte ab, dennoch, meine Sohlen pulsierten und die Endorphine wirbelten durch mich hindurch. Meine Stimme war verblasst und meine Scham trotz der erlittenen Schmerzen mit Lust gefüllt.

Nachdem er mich losgebunden hatte, streichelte er mehrmals über meine Schulter und den Rücken. Sanft, zärtlich, beruhigend. Allein diese Gesten weckten in mir das Gefühl, dass er nicht vorhatte, mich ernsthaft zu verletzen. Und sie zeigten mir, dass er mir verziehen hatte. Ich wünschte, er würde nicht aufhören mit Streicheln. Denn obwohl ich wusste, dass es nicht rechtens war, was er mit mir tat und obwohl es meinen Stolz kränkte, ihm unterlegen zu sein, fühlte ich mich auf unerklärliche Weise zu ihm hingezogen. Seine Befehle schickten wohlige Schauer durch meinen Körper. Jede seiner Berührungen machte mich geil. Ob sie nun zärtlich oder hart waren. Es war wie ein Rausch, ein Rausch der Gefühle.

Er erhob sich vom Bett und verstaute die Fesseln im Schrank. Ich drehte mich auf den Rücken und sah ihm zu. Meine Fußsohlen prickelten, sobald sie den Boden berührten. Ich stützte mich auf die Ellenbogen, meine Beine hingen weit gespreizt vom Bett. Ich gewährte ihm den Blick auf meinen intimsten Bereich und ich hoffte, er würde es als Einladung deuten. Ich hoffte, er würde mir endlich das geben, was ich brauchte.

»Du darfst aufstehen«, sagte er.

Ich sah ihn an, doch er erwiderte meinen Blick nicht. Er stand seitlich vor mir, schlüpfte in die Ärmel seines Hemds und knöpfte es zu. Wenn er mich wenigstens ansehen würde. Ich gab ihm doch Anlass, mich erneut zu bestrafen. Warum tat er es nicht?

Dann sah er mich an.

»Steh auf«, sagte er. Sein Blick wirkte gefasst. Oh nein, er hatte mich durchschaut. Er würde mich nicht bestrafen und er würde mich nicht ficken – weil ich es wollte. Mein Gesicht glühte, ich kam mir so dumm vor.

Ich schloss die Beine, stand auf und starrte zu Boden. Schwere lastete auf meinen Gliedern und zwischen meinen Schenkeln klebte die Nässe. Doch zu allem Übel kam ich mir vor wie ein Vollidiot. Weil ich geglaubt hatte, ich könnte ihn bezirzen.

Alex stand fertig angezogen vor mir. Viel zu schnell für meine Gedanken, die noch dabei waren, meine Gefühle zu analysieren.

Er brachte mich zur Tür. Jeff kam gerade die Treppe nach unten und ging nun direkt auf uns zu.

»Ich hoffe, es verlief alles zu Ihrer Zufriedenheit«, sagte er.

»War okay«, entgegnete Alex. »Das nächste Mal wird es sicher wieder ein anderes Mädchen werden.«

Im Zentrum der Lust | Roman

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