Читать книгу Im Zentrum der Lust | Roman - Alissa Stone - Страница 7

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Kapitel 5

Es machte mich wahnsinnig nicht zu wissen, wer vor uns stand. Ich war kurz davor, den Kopf zu heben, nur um zu erfahren, wer es war. War es Jeff? Theo? Oder einer der Gäste, von denen Mila gesprochen hatte?

Ich hörte Schritte und wenig später traten schwarze Ranger Schuhe in mein Blickfeld. Mehr als diese klobigen Schuhe und das Paar schwarze Hosenbeine aus glattem Leder konnte ich nicht erspähen.

Jemand packte meine Schultern, drehte mich um und löste meine verschränkten Arme. Mit einem klickenden Geräusch wurden die Ringe der Manschetten ineinandergehakt. Wieder drehte mich jemand um die eigene Achse, legte seine warme, raue Hand auf meine Schulter und schob mich Richtung Zellentür.

Ich lauschte einer männlichen Stimme mit französischem Akzent. »Sie ist folgsam. Das gefällt mir.«

»Wie gesagt, ich garantiere für nichts«, sagte Theo, woraufhin der Franzose kurz auflachte.

Als ich den deutlich kühleren Boden des Flurs betrat, fiel die Tür wieder ins Schloss. Ein innerer Druck breitete sich in meiner Magengegend aus. Das Blut rauschte durch meine Adern und unter der Haut kribbelte es, so nervös war ich. Der Franzose ging links von mir, seine Hand lag noch immer auf meiner Schulter. Theo ging zu meiner Rechten.

Mila hatte nicht gesagt, wie lange ich den Blick nach unten zu richten hatte, also hob ich ihn und sah einen Mann am Ende des Ganges stehen. Er hatte eine stattliche Figur, trug eine schwarze Anzughose und ein anthrazitfarbenes Hemd. Er sah mich an.

Je mehr wir uns ihm näherten, desto deutlicher erkannte ich sein Gesicht. Er war etwa in meinem Alter, vielleicht ein paar Jahre älter. Seine Haltung war aufrecht, er war einen Kopf größer als ich und sein Gesicht war ebenmäßig, sehr harmonisch. Die Augen unter den dichten Brauen strahlten Ruhe und Selbstsicherheit aus. Und dieser Blick ... ich konnte gar nicht mehr wegsehen. Dazu die dunklen Haare, verwegen zurecht gezupft. Eine Mischung aus Impertinenz und Sex-Appeal.

»Oh, Alex«, sagte Theo und rieb sich mit der Hand über Mund und Kinn. »Gehen Sie doch schon mal nach oben ins Büro. Ich komme in ein paar Minuten nach.« Es war Theo offenbar nicht recht, dass er hier wartete.

Alex hingegen schien Theo gar nicht zu beachten. Sein Blick verfolgte mich. Für den Bruchteil einer Sekunde spürte ich einen Sog, der mich vergessen ließ, dass mir etwas Ungewisses bevorstand. Wie magnetisiert blieb mein Blick an seinen Augen haften. Er lächelte mich an, als der Franzose mich an ihm vorbeischob. Ein verführerischer Glanz lag in seinen Augen. Alex, wiederholte ich stumm seinen Namen. Bitte hilf mir, wollte ich am liebsten flüstern. Meine Lippen öffneten sich.

Er rührte sich nicht. Sein Blick legte sich auf meine bebenden Lippen, ehe er wieder meine Augen traf. Dann verlor ich ihn aus dem Sichtfeld.

Der Franzose hatte mich durch eine Tür in einen großen, fensterlosen Raum gedrückt. Noch immer beherrschten Alex’ Augen meine Gedanken.

Erst als der Geruch von Holz und Leder an meine Nase drang, holte mich das Geschehen langsam zurück.

Wieder knallte eine Tür hinter mir und die Hand drückte mich weiter in den warmen Raum. Ich fühlte das Holz unter den Sohlen. Dunkel gebeizte Dielen, die sich über den gesamten Raum erstreckten. Zwei von unten beleuchtete Marmorsäulen stützten im Abstand von etwa drei Metern die Mitte des Raumes. Davor erkannte ich im schwachen Licht die lederbezogene Rückseite einer Ottomane mit einseitiger Sitzlehne. Sie war auf ein breites, antikes Bett gerichtet, welches hinter den beiden Säulen auf einem Podest stand. Vier massive Eckpfosten aus dunklem Holz zäunten das Bett ein und erstreckten sich bis zur Decke. Über dem Bett hing ein großer Lampenschirm, der das Arrangement in gedimmtes Licht tauchte.

Die Längsseite des Raumes bestand aus grauem Sichtbeton. An etlichen Halterungen hingen Peitschen, Stöcke und andere Schlaginstrumente. Wo war ich hier? In einem Folterraum? Die Erinnerung an Milas geschundenen Körper drängte sich in meinen Kopf. Ein Ruck schoss durch meinen Körper. Ich musste hier weg! Gerade wollte ich mich umdrehen, da verstärkte sich der Griff an meiner Schulter und ein zweiter Arm umschloss von hinten meinen Oberkörper.

»Non, ma petite, was hast du vor?«, flüsterte der französische Akzent an meine Wange, gefolgt vom kalt-herben Tabakgeruch, der langsam über mein Gesicht kroch. Ich rümpfte die Nase, der Gestank ekelte mich an. Ich fühlte mich so hilflos und unterlegen.

Er drängte mich einige Schritte mit sich. Dann hörte ich ein Klicken und sah, wie er seine Hand von einem Schalter nahm. Ein leises Surren ertönte. Ich bemerkte ein Seil, das sich zwischen den Säulen ganz langsam nach unten bewegte. An dessen Ende baumelte ein Karabinerhaken, der das Licht der Bodenspots reflektierte. Alles wirkte so unheimlich, so mystisch. Die Atmosphäre, die Stille, dieser Mann.

Er drückte mich weiter in den Raum, hin zu den Säulen. Ich schüttelte den Kopf, ich wollte nicht. Ich wollte hier weg. Plötzlich packte er mein Halsband und zog mich zum Seil, das inzwischen die Höhe meiner Schultern erreicht hatte. Er drehte mich mit dem Rücken zum Bett, hakte den Karabiner in den Ring meines Halsbandes und ließ mich los. Es ging so schnell. Ich konnte mich nicht einmal wehren. Mein Blick flog nach oben, das Seil entlang, das in der Decke verschwand. Oh mein Gott, was passierte mit mir?

Der Franzose trat vor mich und seine von den Spots schattierte Gestalt zeigte sich mir. Er war nur unwesentlich größer als ich. Seine Haare waren kurz und schimmerten silbergrau. Er fing an, um mich herumzugehen und beobachtete mich, als wäre ich eine neue Stute im Stall. Es war mir unangenehm, wie er mich ansah. Sein Blick war so durchdringend, so erwartungsvoll.

Er sprach auffällig ruhig und theatralisch. »Ich gestehe mir ein, dass ich ein sehr ungeduldiger Mensch bin. Was zur Folge hat, dass es mir für gewöhnlich nicht daran liegt, unerfahrene Sklavinnen zu erziehen. Ich hole mir lieber diejenigen, die wissen, was ich von ihnen erwarte.«

Mit den Außenseiten seines Zeige- und Mittelfingers streifte er über meine Wange. »Aber du bist schön. Und geheimnisvoll. Schon auf den Fotos gefiel mir der Stolz in deinen Augen. In so einem Fall erkläre ich mich gern dazu bereit, eine Ausnahme zu machen. Zumal ich jemanden, der mir sehr nahe steht, einen Gefallen damit tue. Ich hoffe, dass du dies würdigst und mein Spiel genießt, so wie ich es tun werde.«

Ein Seufzen entwich mir und Gänsehaut zog sich über meinen Körper. Er sah mich an und studierte meine Mimik, als hoffte er, dass ich es kaum erwarten konnte. Ich neigte den Kopf zu Boden, weil ich nicht wusste, wie ich mit seinem Blick umgehen sollte. Sofort drückten seine Finger mein Kinn nach oben.

»Ich möchte, dass du mir dein Gesicht zeigst.« Ruhe lag in seiner Stimme.

Seine Augen waren blau. Sie wirkten klar und hypnotisierend. Um die Augenpartie teilten sich tiefe Falten ihren Platz mit taupefarbenen Tränensäcken, die durch das Bodenlicht besonders ausgeprägt zum Vorschein traten. Seine Haut war fahl und ergab sich schlaff der Schwerkraft.

Ich fühlte mich ihm unterlegen. Aber nicht des Alters wegen und auch nicht deswegen, weil ich gefesselt war. Er wirkte so bedacht. In allem, was er sagte und wie er sich gab. Eine faszinierende Aura umhüllte ihn und zwang mich, ihm Respekt zu erweisen. Er hatte diese kraftvolle Ausstrahlung eines Zen Meisters, die mich einfing, ohne mich zu bedrängen.

Sein Blick fixierte meinen Mund, und mit dem Daumen zog er meine Unterlippe nach, während seine andere Hand mein Genick umspannte.

»Deine Lippen sind so voll und weich«, sagte er und formte mit den eigenen Lippen einen Kussmund. Ich riss die Augen auf und wich zurück, soweit sein Griff es zuließ. Trotz seiner verlockenden Art wollte ich nicht, dass er mich küsste. Ich machte mir plötzlich Sorgen, ob ich alles aushalten würde, was er mit mir vorhatte. Doch er versuchte gar nicht, mich zu küssen, stattdessen sagte er: »Fast zu schön, um sie zu knebeln.«

Mein Mund öffnete sich und Hast ergriff meinen Atem, der sich nach nur wenigen scharfen Zügen in ein Wimmern wandelte.

»Bitte nicht«, keuchte ich.

Er sah mich entgeistert an, als hätte er nicht erwartet, dass ich sprechen würde.

Einen Moment später klatschte seine Hand auf meine Brust und hinterließ einen dumpfen Schmerz. Ich keuchte und setzte einen Schritt zurück.

»Schweig, mein Kind!«, sagte er streng, dann wurde sein Ton wieder milder. »Wir wollen doch nicht, dass deine Schreie meine Ungeduld wecken, nur deshalb werde ich dich knebeln. Es ist zu deinem Besten.«

Ich starrte ihn an. Zu meinem Besten? Das konnte er doch unmöglich ernst meinen!

Er riss das Haargummi von meinem gefesselten Handgelenk und zurrte meine Haare im Nacken zu einem Zopf. Meine Lippen wurden trocken und die Luft zum Atmen dünner.

Er ging zu einem Wandschrank, der in mehrere gleichgroße Fächer geteilt war, und öffnete eine der Türen. Ich machte einen Schritt nach hinten, schon schnitt das Halsband in meine Kehle.

Er schien bemerkt zu haben, dass ich mich von der Stelle bewegt hatte, denn ich sah ihn plötzlich an dem Schalter hantieren. Sofort zog mich das Seil an den Platz zurück und war nun so straff gespannt, dass ich keinen Schritt mehr machen konnte, ohne dass sich das Band in meinen Hals schnitt. Ich atmete hastig. Mein Magen zog sich zusammen. Ich fühlte mich so hilflos und fürchtete mich vor dem, was mir bevorstand.

Der Franzose kam wieder auf mich zu. In den Händen hielt er metallene Gegenstände.

Er beugte sich zu meinen Füßen und legte eines der Teile auf dem Dielenboden ab. Es sah aus wie eine Bärenfalle in Miniaturform. Das andere waren Eisenschellen, zwei breite Ringe, fest aneinandergeschweißt. Er packte meinen rechten Fuß und schob ihn dicht an meinen linken. Dann legte er die Schellen an. Meine Füße standen eng beisammen, sodass sich die Knöchel berührten. Er verschloss das Eisen mit einer Schraube, griff nach der Bärenfalle und richtete sich wieder auf.

»Na los, mach dein Mäulchen auf«, herrschte er mich an.

Ich überlegte, ob mir etwas Schlimmeres erspart bleiben würde, wenn ich tat, was er von mir verlangte. Aber abgesehen davon, was blieb mir anderes übrig? Er würde Mittel und Wege kennen, mit denen er meinen Mund aufbekäme. Und ich wusste nicht, ob mir diese Mittel gefallen würden. Trotzdem fehlte mir der Mut, den Mund zu öffnen.

»Mir scheint, du brauchst eine Entscheidungshilfe.«

Ohne zu zögern, kniff er in meine Schamlippe, in der das Piercing steckte. Ein Schrei pfiff durch meine aufeinandergepressten Lippen, der spitze Schmerz hielt mich gefangen. Ich wusste, er würde nicht nachgeben. Erst als ich den Mund öffnete und in sein zufriedenes Gesicht blickte, ließ er wieder los.

Mit wenigen Handgriffen klemmte er das drahtige Gestell zwischen meine Zahnreihen. Begleitet von einem ratternden Geräusch drückte es meine Kiefer auseinander. Die Einstichstelle an der Schamlippe brannte noch immer. Tränen sammelten sich in meinen Augen, weil ich mich so hilflos fühlte.

Er trat einen Schritt zurück und sah mich an. Weder konnte ich das Eisen aus dem Mund drücken noch schaffte ich es, den Kiefer auch nur einen Millimeter zu bewegen. Mit der Zunge ertastete ich die Drähte, die sich an die Innenseiten meiner Zähne und den Gaumen drückten. Sofort sammelte sich Speichel auf dem Zungenboden. Ich versuchte zu schlucken, doch der Speichel hielt sich hartnäckig im Mund und bildete bald darauf ein Rinnsal über meine Lippen. Es war so demütigend.

Der Franzose ging an mir vorbei und verschwand durch eine Tür, die vermutlich in einen Nebenraum führte. Der Atem rauschte durch meinen Mund, mein Blick flog kreuz und quer durch den Raum.

Ich konnte nicht einschätzen, wie lange er mich nun schon allein ließ, so aufrecht festgezurrt, mit weit geöffnetem Mund. Hin und wieder hörte ich dumpfe Geräusche, konnte sie jedoch nicht orten. Vergeblich versuchte ich, mit den Fingern an die Verbindung der Manschetten zu gelangen. Nervös bewegte ich die Zehen, das Einzige, was ich an meinen Füßen bewegen konnte. Das Gefühl nicht zu wissen, was mir bevorstand, quälte mich ununterbrochen.

Plötzlich bewegte sich die Tür und ein Schatten fiel durch den Spalt. Ich riss die Augen auf und behielt die Tür im Blick. Mit einer Rolle Klebeband und einer Zigarettenschachtel in der rechten Hand trat er in den Raum. Was zum Teufel hatte er mit den Zigaretten vor? Wollte er mich damit foltern? Sofort stieg Panik in mir auf, ich riss an den Manschetten.

Er kam geradewegs auf mich zu. Sein Atem roch nach Tabak und ich schöpfte Hoffnung, dass er beim Rauchen gewesen war und nur deshalb die Zigarettenschachtel in der Hand hielt.

Er verstaute sie in seiner Hosentasche und sofort durchfuhr mich ein Hauch von Erleichterung. Dann zog er ein langes Stück vom Klebeband ab, legte es mir über den geöffneten Mund und zog mehrere Bahnen um meinen Kopf.

Schweiß benetzte meine Stirn und ein Zittern erfasste meinen Körper. Ich wollte schreien, doch der Klang meiner Stimme verfing sich im Klebeband. Was blieb, war ein leises Wimmern. Mit der Zunge stieß ich immer wieder an die klebrige Innenseite und tastete sie nach Ritzen ab.

Zufrieden wischte er noch einmal über meinen Mund und drückte das Klebeband an, ehe er über meine Wange streichelte. Er stellte sich hinter mich, beugte sich zu meinem Hals und schnupperte entlang der Beuge.

»Ich kann deine Angst riechen. Und ich kann es kaum erwarten, bis sie in den Duft der Lust umschlägt.«

Er streichelte sanft über meine Hüfte und Taille. Zeichnete mit dem Finger die Rundung meiner Brüste nach und als er federleicht über die Warzen strich, zuckten Blitze der Erregung durch meine aufgestellten Spitzen. Ich atmete tief durch, der Hof um die Brustwarzen zog sich gegen meinen Willen zusammen. Warum erregte es mich? Das durfte nicht sein!

»Ich werde dir nun eine Aufgabe stellen. Wenn du sie nicht zu meiner Zufriedenheit meisterst, werde ich dich bestrafen.«

Bestrafen, echote es in meinem Kopf. Wieder dachte ich an Milas Rücken. Unruhe ergriff mich, aber mehr als ein Winseln brachte ich nicht hervor. Das Klebeband verschluckte jeden meiner Laute.

Er ging zur Wand mit den Halterungen und strich über die Griffe der verschiedenen Peitschen, bis er schließlich an einer langen dünnen Gerte haltmachte, von deren Spitze eine kleine Klatsche aus Leder abstand. Ruhig aber bestimmt hob er die Gerte von der Halterung und wendete sie in seinen Händen. Alles in mir zog sich zusammen, ich wollte nur noch weg. Hektisch zerrte ich an den Manschetten und versuchte, die Füße zu heben. Aber ich konnte nicht. Ich konnte mich nicht mal von der Stelle bewegen. Er wird mir wehtun, schoss es mir durch den Kopf, ich werde sterben vor Schmerzen. Ich werde das nicht aushalten, ich hielt es jetzt schon kaum aus, wenn ich nur daran dachte.

Er kam wieder zu mir und trat hinter mich. Ich zuckte zusammen, als das weiche Leder der Klatsche mich berührte und über meinen Po streichelte. Es kitzelte und sofort bildete sich Gänsehaut. Ich spannte den Po an, weil ich dachte, er wollte mir die Gerte über die Haut ziehen. Stattdessen hauchte er in mein rechtes Ohr: »Ich möchte, dass du mich mit den Händen befriedigst. Und denke gut an meine Worte.«

Er legte ein schwarzes, breites Stoffband über meine Augen und verknotete es am Hinterkopf.

Ich fragte mich, was ich jetzt tun sollte. Bis ich plötzlich etwas Hartes an meinen Händen spürte. Es war mit Leder bedeckt und drängte sich unentwegt an meinen Handrücken. Zwar begriff ich schnell, was sich hinter dem starren Leder verbarg, doch ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte, und tastete mit meinen Fingerspitzen die Wölbung ab. Plötzlich entfernte sich das harte Etwas. Stille hielt mich gefangen und wägte mich eine Zeit lang im Ungewissen.

Ein Zischen surrte durch die Luft und setzte sich mit einem flackernden Schmerz auf meinen Hintern. Erschrocken schrie ich gegen den Knebel, verlor den Halt und baumelte am Seil. Das Halsband drückte sich in meine Kehle, schnitt mir die Luft ab. Ich glaubte zu ersticken und versuchte, mich hektisch gerade hinzustellen, bis ich endlich wieder auf den aneinandergepferchten Füßen stand. Es blieb bei diesem einen Schlag. Danach drückte sich sein bestes Stück wieder an meine gefesselten Hände. Ich rang noch immer um Luft, musste mich erst wieder fangen. Meine Finger zitterten. Was erwartete er von mir? Ich konnte nichts sehen, meine Hände waren gefesselt, wie sollte ich ihn je zufriedenstellen? Ich tastete erneut das Leder ab und fand endlich einen Knopf. Doch ich schaffte es nicht, ihn zu öffnen. Wieder entzog er sich mir. Ich ahnte sofort, was jetzt kommen würde und wimmerte um Erbarmen. Ich wand mich in den Fesseln und kämpfte mit wackeligen Knien um das Gleichgewicht. Dieses Bangen, wann der Schlag mich treffen würde, kitzelte unentwegt an meinen Nerven. Er ließ sich absichtlich Zeit, ich hörte nichts, spürte nichts. Immer wieder streckte ich die Finger aus, in der Hoffnung, er würde mich weiter machen lassen. Doch das tat er nicht. Jedes Mal griff ich ins Leere. Er trieb meine Gier nach Erlösung ins Unermessliche, bis ich den Schlag nur noch herbeisehnte, damit sich meine Nerven endlich beruhigen konnten.

Dann, als meine Gedanken nur noch bettelten, traf er meinen Hintern. Der Schmerz flammte für den Bruchteil einer Sekunde und erlöste mich augenblicklich von der Qual des Wartens – ein unglaublich befreiendes Gefühl. Weil mit einem Mal diese Last von mir abfiel, die mich noch Sekunden zuvor in der Schwebe gehalten hatte. Die Ungewissheit, wann der strafende Schmerz mich treffen würde, hatte buchstäblich mit einem Schlag ein Ende gefunden. Wenn auch nur für einen kurzen Moment, denn das Spiel ging weiter.

Mal war ich ihm zu langsam, mal stellte ich mich ungeschickt an. Jedes Mal wurde ich dafür bestraft.

Irgendwann bekam ich seinen Reißverschluss zu fassen. Sein Penis sprang mir gierig in die Hände und ich begann, hektisch daran zu reiben. Ich dachte an gar nichts mehr. Weder daran, dass ich drauf und dran war, es jemanden zu besorgen noch, dass ich dazu genötigt wurde. Ich dachte nur an diese Aufgabe, die ich zu erfüllen hatte.

Während ich ihn befriedigte, spürte ich seine Fingerspitzen auf meinem Körper. Er streichelte meine Arme, meine Brüste. Und mit jedem Mal, wo er sich mir aufs Neue entzog, stellte sich das Bangen ein, verknüpft mit der Gewissheit, dass es sich nur um Sekunden handeln konnte, bis die Strafe endlich meinen Körper traf. Mal dauerte es länger, mal kam sie unverzüglich. Mal fester, mal leichter. Mal waren es mehrere, schnell hintereinander, mal nur ein einziger.

Eigentlich hätte es Panik und Abscheu in mir hervorrufen sollen, aber das tat es nicht. Es versetzte mich in einen Flow. Ich war so konzentriert auf diese Aufgabe, dieses Bangen, dass ich alle anderen Gedanken ausblendete. Die Schläge selbst waren erträglich, es war dieses Herbeisehnen des Schmerzes, das mich mit Adrenalin vollpumpte und ein Prickeln in mir entzündete, das mich zum Stöhnen und Seufzen brachte.

Zum wiederholten Male glitt ich mit der Hand über seinen Phallus. Offenbar machte ich alles richtig, denn ich spürte plötzlich wieder seine Hände über meine Brüste streichen. Sacht küsste er meinen Nacken und die Schulter. Meine Scham schwoll an und begann heftig zu pulsieren. Es zeigte sich ein Gefühl, mit dem ich überhaupt nicht gerechnet hatte. Mit dem ich auch nicht rechnen wollte. Wie konnte ich in einer derartigen Situation erregt sein?

Erschrocken über mich selbst löste ich die Finger von seinem erigierten Glied. Sofort entzog er mir seine Liebkosung und strafte mich für mein Vergehen.

Das Prinzip war einfach: Tu, was ich will und du wirst belohnt, tust du es nicht, wirst du bestraft. So ging es weiter. Bis etwas Warmes meinen Hintern besudelte und zäh über meinen Schenkel kroch. Und doch hörte er nicht auf, zwirbelte weiter meine Warzen und stimulierte meine Klitoris. Gekonnt und gefühlvoll, als wüsste er um das Verlangen meines Körpers. Und ich ließ mich darauf ein. Weil mein Körper es wollte, weil er sich so sehr nach diesen Berührungen sehnte. Seine Finger wiegten mich in einen schwingenden Zustand. Ich dachte nicht mehr an das, was nicht sein dürfte, ich fühlte nur noch diese süßen Wellen, bis ein stürmisches Beben meinen Körper erfasste und mich seine Hände wie ein sicheres Netz auffingen.

Eine Zeit lang lehne ich an ihm, gestützt von seinen Armen, die mich fest ummantelten. Ich fühlte mich vollkommen entspannt und in mir ruhend.

Langsam kam mein Körper wieder zu Kräften, der Franzose stellte mich auf die Füße und nahm die Augenbinde ab. Mir wurde plötzlich bewusst, was eigentlich passiert war. Es war, als wäre ich aus einem Traum erwacht. Seine Schläge, die Lust, die mich schleichend überfallen hatte, ohne dass ich es gewollt hatte. Ich fühlte mich plötzlich so schuldig. Wie konnte ich mich nur so gehen lassen, wenn ich das alles doch gar nicht wollte?

Er setzte sich auf den Diwan und schmiegte den Oberkörper an die Lehne. Während ich regungslos vor ihm stand – entsetzt über das, was an meinem Schenkel klebte und entsetzt über mich selbst.

Mit unbewegter Miene sah er auf mich und zündete sich eine Zigarette an.

»Du wirst noch lernen, schneller zu reagieren. Bisher haben es alle gelernt.«

Mehr sagte er nicht. Genüsslich zog er am glühenden Stängel und stieß den Rauch in meine Richtung. Die Gedanken schossen durch meinen Kopf, doch ich konnte sie nicht greifen. Ich wusste nicht, was ich denken sollte, über seine Worte, über mich, über diesen Ort, über das, was geschehen war und noch geschehen würde.

Er sah auf seine Armbanduhr und drückte den Stummel in den Aschenbecher. Dann befreite er mich vom Knebel und band mich an Hals und Füßen los. Nur die Hände ließ er auf dem Rücken gefesselt. Er brachte mich zur Tür, und als er sie öffnete, wartete Theo bereits im Flur auf uns. Der Franzose nickte ihm zu, woraufhin Theo grinste und mich von oben bis unten musterte. Obwohl ich nicht wusste, was das Nicken zu bedeuten hatte, schämte ich mich. Weil ich etwas zugelassen hatte, wogegen ich mich hätte sträuben sollen. Ich hatte meine Lust die Oberhand gewinnen lassen und stand nun als Verlierer da.

Während der Franzose die Treppe nach oben ging, führte mich Theo zu meiner Zelle. Wie erwartet stand Mila in der Mitte des Raumes. Theo löste die Manschetten, stieß mich zu ihr ins Zimmer und verschloss von außen die Tür. Sie sah mich an, blickte auf das Sperma an meinem Schenkel und lachte. Schadenfreude funkelte in ihren Augen.

»War’s schön?«, fragte sie mich.

Ich gab keine Antwort. Denn ich wusste, es hätte sie nur noch mehr angespornt. Ich hatte mir vorgenommen, mich mit ihr gut zu stellen, damit ich sie für mein Ziel nutzen konnte. Auch wenn es mir schwerfiel, ich musste mich ihr gegenüber zurückhalten.

»Ich gehe mich waschen«, sagte ich nur und ging an ihr vorbei.

»Oh, dann war es wohl sehr schmutzig. Shazar mag es schmutzig und vor allem hingebungsvoll. Darum wundert es mich, dass er ausgerechnet dich gewählt hat.«

Ich versuchte, ihren Kommentar zu ignorieren. Es gab andere Dinge, die mich im Moment mehr beschäftigten.

***

Das Wasser prasselte auf meine Haut, während ich die Gedanken zu ordnen begann.

Immer wieder stellte ich mir dieselbe Frage: Wie konnte es sein, dass ich unter diesen Umständen so viel Lust empfunden hatte? Es war mir unbegreiflich, weshalb mein Körper so reagiert hatte. Ich fühlte mich einerseits schäbig und benutzt, andererseits fand ich es unheimlich berauschend. Warum war das so?

Hin und her gerissen zwischen richtig und falsch schaute ich aus dem Fenster und beobachtete die Vögel, wie sie unermüdlich die Baumwipfel umkreisten. Sie spielten mit der Leichtigkeit der Lüfte, genossen ihre Freiheit. Auch ich hatte ein Leben dort draußen. Ein Leben, bei dem ich bestimmte, was mit mir zu geschehen hatte. Bisher war ich es gewesen, die sich Männer aussuchte, nur um sie zu benutzen. Und ich hatte Verpflichtungen. Ich war eine gefragte Simultandolmetscherin. Wenn ich nicht mit Headset in irgendeiner Kabine saß, flog ich von einem Flughafen zum nächsten, quartierte mich in ein Hotelzimmer ein und bereitete mich für den nächsten Termin vor. Ich hatte mir diesen Status hart erarbeitet und wollte ihn nicht einfach so aufgeben müssen. Mir war schlecht. Ich würde hier nicht mehr rauskommen. Sie wollten mir mein Leben nehmen. Mich wie ein Vieh knechten und züchtigen. Ich wollte nicht, dass man meinen Willen brach. Und schon gar nicht wollte ich mich fügen, so wie Mila es tat.

Mit dem Schwamm schrubbte ich die verräterischen Spuren der Lust von mir und fasste den Entschluss, mich künftig meinen Peinigern zu widersetzen und allen Strafen zu trotzen. Jeff würde erkennen, dass er sich geirrt hatte. Und mich hoffentlich gehen lassen.

Im Zentrum der Lust | Roman

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