Читать книгу THE CAVERN - Das Grauen aus der Tiefe - Alister Hodge - Страница 11
Kapitel 6
ОглавлениеEin leichtes Klopfen an der Tür riss Sam aus dem Schlaf. Verwirrt blinzelte er einige Male, bis ihm wieder einfiel, wo er war. Ellie schlief immer noch tief und fest neben ihm, wegen der Hitze des Hotelzimmers nur mit einem dünnen Laken bedeckt. Es gab keine Klimaanlage und sie waren erst in den frühen Morgenstunden vor Erschöpfung in einen unruhigen Schlaf gefallen.
Er streckte seinen Arm aus und angelte sein Handy vom Nachttisch, um auf die Uhr sehen zu können. Acht Uhr. Da die Expedition vorerst auf Eis gelegt worden war, hatte sich keiner von beiden die Mühe gemacht, den Wecker zu stellen.
Erneut erklang ein leichtes, aber beharrliches Klopfen.
»Hallo, Mr. Lewis?«, sagte eine weibliche Stimme durch die Tür.
»Eine Sekunde«, murrte Sam, als er seine Beine über die Bettkante schwang und sich aufsetzte. Wer zum Teufel klopfte zu dieser Tageszeit an seine Tür? Er schlüpfte in die Jeans vom Vortag und zog sich auf dem Weg zur Tür ein T-Shirt über. Bevor er sie öffnete, warf er noch einen kurzen Blick aufs Bett und sah, dass Ellie das Laken über sich gezogen hatte und trotz der Störung weiterhin friedlich schlummerte.
Er öffnete die Tür einen Spalt breit und sah sich einer Frau in der marineblauen Uniform des NSW Ambulanzdienstes gegenüber. Beim Anblick seiner zerzausten Haare und der zerknitterten Klamotten verzog sie verlegen das Gesicht.
»Mr. Lewis?«
Sam nickte.
»Mein Name ist Mia. Tut mir leid, dass ich Sie so früh störe, aber könnten wir uns vielleicht unten kurz unterhalten?«
Sam stöhnte innerlich. Er hatte ganz vergessen, wie schnell sich Neuigkeiten in kleinen Städten verbreiteten. »Klar, geben Sie mir nur ‘ne Minute, um Schuhe anzuziehen. Treffen wir uns doch in fünf Minuten unten in der Bar.«
Als Mia ging, schloss Sam die Tür und lehnte sich mit der Stirn dagegen, während er stumm den Barkeeper mit dem großen Mundwerk verfluchte.
»Lass mich raten, das war die Rettungsassistentin, von der Jack gesprochen hat?«
Sam richtete sich mit einem leisen Stöhnen an der Tür auf und sah zu Ellie hinüber, die ihn vom Bett aus anstarrte. Er nickte mit gerunzelter Stirn und begann, seine Stiefel zu suchen.
»Lass dich da bloß nicht reinziehen, Schatz. Du hast Urlaub, man kann von dir nicht erwarten, dass du hier einspringst, nur weil du zufällig in der Gegend bist.«
Sam war inzwischen besohlt und hatte die Klinke in der Hand. »Wenn sie fragen sollte, werd’ ich einfach Nein sagen. Bin gleich wieder da.« Doch Sam war schon jetzt bewusst, dass diese Konversation nicht so ablaufen würde wie beabsichtigt.
***
Sam fand Mia an einem der eckigen Tische in der Bar im Erdgeschoss sitzend vor. Sie hielt ihm einen Pappkaffeebecher entgegen, als sie ihn sah.
»Ein Friedensangebot wegen der Uhrzeit«, sagte sie mit einem schüchternen Lächeln. »Ich habe einfach mal geraten und einen Cappuccino besorgt.«
»Macht nichts, ich wollte eh gerade aufstehen.« Sam ergriff den Becher und nahm ihr gegenüber Platz. »Ich hab gehört, man hat Sie hier draußen einfach allein sitzen lassen. Wann kommt denn die Verstärkung?«
»Keine Ahnung. Jedes Mal, wenn ich nachfrage, heißt es, es kommt bald jemand, aber inzwischen sind es schon fast zwei Wochen ohne jegliche Unterstützung. Das ist langsam nicht mehr lustig.«
Mia sah auf ihren eigenen Kaffeebecher herab und nestelte an dem Deckel. »Ich weiß, dass Sie eigentlich Urlaub haben und wegen einer Höhlenwanderung hier sind, aber Jack hat erzählt, die wäre erst mal verschoben und dass der Stadtrat ihnen gerade das Leben schwer macht.«
Sam nickte. »Ja, wahrscheinlich nur irgendein Bürokrat, der sich wichtig machen will. Aaron will die Sache heute klären. Er wird ein paar Formulare unterschreiben oder ein paar Leute schmieren und dann sind wir hoffentlich wieder im Geschäft. Warum fragen Sie?«
»Na ja, es ist nur so, dass ich in letzter Zeit einige Telefonstreiche hatte, und ganz allein zu irgendwelchen Farmen außerhalb der Stadt fahren musste. Letzte Woche war ich auf ‘ner Farm, die offensichtlich schon lange verlassen war, aber ich hätte schwören können, dass mich jemand beobachtet. Das fand ich ganz schön unheimlich.«
»Hat die Polizei Ihnen nicht helfen können?«
»Ich habe es natürlich gemeldet, aber der diensthabende Polizist hat gemeint, er würde nicht dafür bezahlt werden, kleinen Mädchen bei der Arbeit die Hand zu halten. Wie’s aussieht, stehe ich wohl mutterseelenallein da.«
»Haben Sie Familie? Einen Bruder vielleicht, der mitfahren könnte?«
»Schön wär’s. Ich bin wegen der Arbeitsstelle hierhergezogen. Meine Familie und mein Partner leben in Newcastle und ich stecke für die nächsten sechs Monate in diesem Kaff fest.«
Sam wurde langsam weich. Er wusste, wie gefährlich es war, allein im Einsatz zu sein. Erst letztes Jahr war eine Krankenschwester in einer abgelegenen Gegend in Südaustralien ermordet worden. Mias Besorgnis war deshalb nicht unberechtigt und Sam konnte davor nicht einfach die Augen verschließen.
Er holte tief Luft und gab schließlich klein bei. »Wie kann ich helfen?«
»Sind Sie sicher? Es ist mir so peinlich, überhaupt zu fragen, vor allem, weil Sie gerade Urlaub haben …«
»Ich werde es erst mit dem Hauptquartier abklären müssen, aber wenn die das Okay geben, komme ich gern zu ein paar Einsätzen mit.«
»Sie wissen gar nicht, wie sehr ich das zu schätzen weiß«, sagte Mia mit hörbarer Erleichterung in der Stimme. »Kurze Fahrten in der Nähe schaffe ich allein, aber wenn ich wieder in die Pampa muss, wäre es toll, wenn Sie dabei wären. Auch wenn es nur für ein paar Tage ist. Sobald sich rumspricht, dass ich nicht mehr allein bin, ist der Witzbold am Telefon vielleicht abgeschreckt.« Sie streckte ihren Arm über den Tisch und drückte voller Dankbarkeit sein Handgelenk. »Ich schulde Ihnen was. Lassen Sie mich wissen, falls ich bei der Höhlenexpedition behilflich sein kann.«
***
Sam drückte den roten Button auf seinem Handy-Bildschirm und warf das Gerät aufs Bett.
»Nach deinem Gesicht zu schließen, hat dein Boss dir grünes Licht gegeben?«, fragte Ellie. Sie war nicht gerade begeistert gewesen, zu hören, dass er zugesagt hatte, Mia zu helfen.
»Ich konnte ja schlecht Nein sagen, Schatz. Es klingt so, als hätte sie einen Stalker. Es ist schon für einen Mann gefährlich, diesen Anrufen allein nachzugehen, geschweige denn für eine junge Frau.«
»Solange es unsere Arbeit nicht beeinträchtigt …«, sagte sie leicht schmollend. Sie stand von der Bettkante auf und gab ihm einen Kuss. »Du bist manchmal viel zu nett für diese Welt, weißt du das? Aber andererseits wäre ich vermutlich empört gewesen, wenn du sie einfach mit dieser Sache allein gelassen hättest.«
»Ich kann wohl gar nichts richtig machen, was?«, sagte Sam leicht amüsiert. »Na ja, ich werd’s überleben. Irgendwas neues von Aaron und dem Gemeinderat?«
Der Themenwechsel wischte sofort jegliche Spur von Humor aus Ellies Gesicht. »Nichts. Er versucht immer noch, ein Treffen mit irgendjemanden zu arrangieren.«
Sams Smartphone vibrierte plötzlich. Er hob es auf und sah auf das Display. »Das kann doch nicht ihr Ernst sein«, murmelte Sam und nahm den Anruf entgegen.
Er lauschte für einen Moment. »Kein Problem, ich komme gleich runter. Bis dann.« Er beendete das Gespräch und steckte das Telefon in seine Tasche.
Ellie knabberte an ihrem Mundwinkel. »Und schon bist du im Dienst, stimmt’s?«
Sam nickte mit verzogenem Gesicht, als er seine Jacke vom Stuhl nahm und zur Tür ging. »Dauert hoffentlich nicht lange. Ich ruf dich später an.«