Читать книгу THE CAVERN - Das Grauen aus der Tiefe - Alister Hodge - Страница 9
Kapitel 4
ОглавлениеBrooke lehnte an der Ladenfront und während sie auf ihre Pizza zum Mitnehmen wartete, schaute sie gemütlich dabei zu, wie die Touristen ihre Ausrüstung ausluden und ins Hotel trugen. Die Laternen entlang der Straße erwachten zum Leben, als der Tag zuende, ging, und warfen fahle Lichtkegel auf die Gehwege. Die einzige andere Lichtquelle ging von den Fenstern des Hotels, dem Pizzaladen hinter ihr und einem Café ein paar Häuser weiter aus. Alle anderen Geschäfte waren entweder für den Abend geschlossen worden oder endgültig zugenagelt.
Sie beobachtete, wie einer der Touristen aus dem Hotel kam und eine Decke im Laderaum seines Kombis ausbreitete, um mehrere Tauchflaschen und einen Stapel von etwas, das nach Kletterseilen aussah, vor neugierigen Blicken zu schützen. Mildes Interesse war in ihr geweckt, als sie sich fragte, was man mit einem solchen Equipment in einer so trockenen und flachen Gegend wie der ihres Heimatorts anstellen wollte.
»Deine Pizza ist fertig, Liebes.« Sharon, die Ladenbesitzerin stand jetzt in der Tür zu ihrer Linken.
Sowohl die Touristen als auch ihr Klettergerät waren sofort vergessen, als Brooke den Pizzakarton entgegennahm und gegen einen Zwanzig-Dollar-Schein tauschte.
Sharon steckte das Geld in ihre Schürzentasche und Lachfältchen umringten ihre Augen. »Du und Tim macht heute Abend wohl einen auf gemütlich, was?« Die ältere Frau ergriff Brookes linke Hand und betrachtete den leeren Ringfinger. »Er könnte sich langsam aber mal aufraffen und die große Frage stellen. Hier hätte schon vor Monaten ein Diamant sein sollen.«
Brooke verdrehte die Augen und lächelte amüsiert. »Oh mein Gott, nicht du auch noch.« Sie musste unbedingt aus dieser Stadt heraus, wo jeder über jeden Bescheid wusste. »Meine Mom geht mir damit schon genug auf die Nerven. Das kannst du dir also sparen.«
Sharon kicherte, als sie sich umdrehte und in den Laden zurückkehrte. »Ihr passt eben gut zusammen. Manche Leute brauchen eben einfach einen kleinen Schubs.«
Brooke legte die Schachtel auf den Beifahrersitz ihres alten Holden Commodore und fuhr die paar Blocks bis nach Hause. Tims Pick-up stand bereits in der Einfahrt. Das Licht im Wohnzimmer war an und warf einen behaglichen Schimmer auf das gelbe Gras in ihrem Vorgarten. Sie parkte neben dem anderen Fahrzeug und mit dem Pizzakarton in der Hand lief sie seitlich am Haus entlang bis zur Hintertür, die sie nie abschlossen. Die Rückseite des Hauses war komplett in Schatten getaucht. Ihr Blick fiel auf ein leeres Trampolin, auf dem sonst ihr Kelpie Gus herumlungerte, und sie ging davon aus, dass der Hund bereits im Haus war.
Mit einer Hand auf dem Türknauf blieb sie kurz stehen, als sich ihre Nackenhaare plötzlich aufstellten. Brooke drehte sich um und starrte in die Dunkelheit hinein.
»Gus? Bist du das?«
Ihr Haus lag auf einem großen Grundstück, das zur Gründerzeit der Stadt sowohl zum Schürfen von Opalen als auch zu Wohnzwecken gedient hatte. Ein paar trockene Eukalyptusbäume standen hier und da entlang des Zauns, mit knorrigen Ästen, die gruselige Schatten auf den nackten Boden warfen. Da hier niemand Wasser für so etwas Unwichtiges wie einen Rasen verschwendete, war ihr Garten in den letzten zwei Jahren, die sie hier gelebt hatte, von nichts weiter als rotem Staub bedeckt gewesen.
Brooke stieg wieder von der Veranda herab und machte ein paar Schritte in die Dunkelheit hinein. »Gus? Komm her, Kleiner.«
Ein Wimmern kam aus Richtung des Zauns, der Klang eines Hundes mit Schmerzen. Sie hatte in der Woche zuvor eine Mulgaschlange in der Nähe gesehen und betete, dass Gus ihr nicht begegnet war. Sie ließ den Pizzakarton auf die Betonstufe fallen und lief tiefer in den Garten hinein. Gus’ Wimmern schien aus der linken hinteren Ecke des Grundstücks zu kommen, wo sich ein verschlossener, alter Minenschacht befand. Hinter dem Zaun gab es eine große Aufschüttung, die im Mondlicht knochenweiß schimmerte.
»Du hast dich hoffentlich nicht beißen lassen, ich kann mir keinen Tierarzt leisten, Kumpel«, flüsterte sie leise.
Staubwolken bildeten sich um ihre Füße, während sie voranschritt. Aus der pechschwarzen Dunkelheit entlang des Zauns wurden graue Schatten, als ihre Augen sich langsam an die Dunkelheit gewöhnten. »Gus? Wo bist du?«
Der Eingang der Opal-Mine war ein in den Boden gehauenes, grobes Quadrat, das mit einem Deckel aus Kiefernholzbrettern abgedeckt war. Zwei der Bretter fehlten nun und das übrige vermoderte Holz erinnerte an ein halb geöffnetes Auge, das sie anstarrte, als sie sich näherte. Trotz der milden Abendluft überfiel Brooke ein Schaudern. Sie warf einen Blick über ihre Schulter und dachte daran, Tim zu holen, als sie den Hund erneut wimmern hörte. Dieses Mal war sie sich sicher, dass das Geräusch von der Mine kam.
Die Besorgnis um ihren Hund trieb sie voran; sie joggte die letzten Meter und kniete sich dann auf den Boden. Der Schacht unter dem Loch war pechschwarz, Dunkelheit füllte den Raum wie eine greifbare Masse. Sie beugte sich herab, um besser sehen zu können. »Gus?«
Vier grüne Augen blinzelten ihr entgegen, wie die elliptischen Pupillen einer Giftnatter, die im Dunkeln leuchteten. Brooke schrie vor Schreck auf und ihr Innerstes zog sich zusammen. Eine schwarze Pranke schoss aus dem Loch heraus und knochige Finger mit nadelspitzen Klauen packten ihre Kehle, bevor sie außer Reichweite gelangen konnte. Sie ächzte, ihr Verstand war starr vor Schreck, als die Krallen ihre Haut durchstießen und sich in ihrem Kieferknochen verkeilten. Stählerne Muskeln zogen sich zusammen, als es sie herunterzog. Brooke wehrte sich verzweifelt und versuchte, am Boden Halt zu finden. Ihre Augen traten hervor, als Blut über ihre Lippen quoll. Eine der Krallen hatte sich bis in ihren Mund gebohrt und ihre Zunge aufgespießt. Ihr gurgelndes Röcheln bespritzte das Biest mit Blut, als es sie in die Mine hinab zerrte. Brookes zuckende Gliedmaßen wurden an den zersplitterten Holzbrettern aufgerissen, als sie vom Erdboden verschluckt wurde.