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Kapitel 3

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Sam wachte desorientiert und mit steifem Nacken auf. Mit trüben Augen blickte er zu seiner Rechten und fand Ellies Hand auf seiner Schulter.

»Zeit, aufzustehen, du Schlafmütze, wir sind bald da«, sagte sie.

Sam hatte die erste Schicht hinter dem Steuer übernommen, als sie Sydney in den frühen Morgenstunden mit drei Wagen verlassen hatten; Ellie und Sam in seinem Subaru-Kombi, Aaron und Frida in einem Toyota-Viertürer, Max hatte beschlossen, allein zu fahren, mit dem Großteil ihrer Ausrüstung auf der Ladefläche seines Pick-ups. Sam war die ersten vier Stunden gefahren, bis seine Augen zuzufallen drohten. Danach hatten sich Ellie und er ungefähr stündlich abgewechselt. Es sei denn, er hatte länger geschlafen als beabsichtigt.

»Wie lange war ich weg?«, fragte er durch ein Gähnen hindurch.

»Zwei Stunden. Du hast so fertig ausgesehen und mir ging’s prima, also habe ich dich schlafen lassen.«

Sam rappelte sich aus seiner verknickten Schlafposition auf, ein Fuß auf dem Armaturenbrett und den Kopf gegen die Tür gelehnt. Seine Nackenmuskulatur protestierte gegen jegliche Bewegung und er verzog schmerzerfüllt das Gesicht, als er sich langsam ausstreckte. Er hatte einen widerlichen Geschmack im Mund und seine Zunge war so trocken, als hätte er die ganze Zeit mit offenem Mund geschlafen. Ellie bremste, fuhr an den Straßenrand und hielt an.

Sam rieb sich noch einmal die Augen und nahm dann einen Schluck Wasser aus der Flasche im Getränkehalter. Als er aus dem Auto sah, hob er fragend eine Augenbraue.

»Wo sind wir? Sollte es in Pintalba nicht wenigstens ein paar Leute geben?«

Sie parkten am Rande einer einspurigen Schotterstraße, umringt von staubtrockenem Land. Sam nahm an, dass die Weiden irgendwann einmal grün gewesen waren, aber zwei Jahrzehnte periodischer Dürre hatten ihnen nicht gutgetan. Nun gab es hier nichts weiter als roten Staub zwischen Büscheln von verdorrtem, gelben Gras, die von hungrigen Schafen fast bis auf die Wurzeln abgeknabbert worden waren. Kleine Gruppen von alten Eukalyptusbäumen sprenkelten den Horizont, zusammengedrängt wie niedergeschlagene Wächter, dazu gezwungen, dem langsamen Tod des Landes beizuwohnen.

»Wir sind bereits vor ‘ner Viertelstunde durch Pintalba gefahren. Da wir noch etwas Tageslicht übrig hatten, hat Aaron getextet und gefragt, ob wir nicht schon ‘nen kurzen Abstecher zur Höhle machen wollen.« Ellie löste ihren Sicherheitsgurt und öffnete die Tür. »Komm schon, die anderen sind bereits an der Doline.«

Sam stieg aus und musste erst einmal mit dem Fuß aufstampfen, um das lästige Kribbeln aus seinem eingeschlafenen Bein zu vertreiben, bevor er ihr folgen konnte. Sie bewegten sich auf eine Reihe von Zaunpfählen zu, die in einem unförmigen Kreis etwa fünfzig Meter von der Straße entfernt aufgestellt waren. Ein pinkfarbenes Absperrband diente als notdürftige Barriere. Das Band flatterte sanft im Wind, als Sam zu den anderen stieß. Seine Stiefel und das untere Drittel seiner Jeans waren selbst nach dem kurzen Weg schon komplett mit rotem Staub überzogen. Aaron und Max diskutierten bereits, wie sie einen Fixpunkt zum Abseilen anbringen konnten.

Weniger als einen Meter hinter der Absperrung ging es abrupt hinunter in die Tiefe. Sam beugte sich bei dem Versuch, den Boden zu erspähen, vorsichtig vorwärts. Da die Sonne schon tief stand, lag der Schacht fast vollständig im Schatten.

»Wie tief ist das?«, fragte Sam neugierig.

»Der Farmer schätzt ungefähr dreißig Meter. Auf jeden Fall tief genug, um nicht reinfallen zu wollen«, erklärte Aaron.

Sam trat unbewusst einen Schritt zurück. Verglichen mit der Umgebung ging von dem Loch eine Kälte aus, als stünde man vor einem offenen Kühlschrank. Ein Schauer lief ihm den Rücken hinab und stellte ihm unweigerlich die Nackenhaare auf.

»Kommt da kühle Luft aus dem Schacht?«, fragte Sam verblüfft.

»Ja, da unten wird es ein bisschen kühler sein als hier oben«, bestätigte Ellie. »Die Untergrundtemperaturen schwanken von Ort zu Ort und können irgendwo zwischen zwölf Grad wie in Hobarth und achtzehn Grad wie in Teilen von Queensland liegen. Hier sind wir wahrscheinlich im oberen Bereich, aber wir werden trotzdem Thermowäsche brauchen.«

Frida fröstelte, entfernte sich ein paar Schritte und rieb sich mit den Händen über ihre Arme. »Na ja, falls das Pärchen noch da unten sein sollte, dann kann die Verwesung noch nicht sehr weit fortgeschritten sein.«

»Das ist aber ein sehr großes Falls, schon vergessen?«, sagte Aaron.

»Hat jemand von euch sie denn gekannt?«, fragte Sam.

»Nicht gut«, meinte Ellie zögerlich. »Sie hatten einen gewissen Ruf als Draufgänger. Einmal hab ich sie bei einem Trip in die Blue Mountains begleitet, aber Beth, war selbst mir etwas zu viel. Ständig hat sie davon gequatscht, Grenzen austesten zu wollen, und dann haben wir uns wegen mangelnder Sicherheitsvorkehrungen gestritten. Danach war das Ganze für mich gelaufen und seitdem bin ich ihnen aus dem Weg gegangen.« Ellie zuckte mit den Schultern. »Ich sage es mal so: falls sie wirklich da unten verloren gegangen sind, würde es mich nicht überraschen. Wenn man oft genug Risiken eingeht …«

»Könnte ein Deckeneinsturz gewesen sein, so was kann man nicht einplanen«, warf Max ein.

»Himmel! Könnt ihr nicht mal aufhören? Ihr klingt schon wie kleine Kinder, die sich Gruselgeschichten erzählen«, murrte Aaron. »Falls sie tatsächlich da unten wären, wäre ihre Ausrüstung doch da, und laut Polizeibericht gab es keine Hinweise darauf, dass sie sich hier abgeseilt haben. Die Höhle ist leer, okay?«

Ellie drehte sich um und blinzelte in den Sonnenuntergang, der ihr Gesicht in verschiedene Pinktöne tauchte. »Es ist schon spät. Warum fahren wir nicht erst mal in den Ort und regeln dort unsere Unterbringung? Ich will im Dunkeln nämlich nicht über diese Feldwege irren.«

THE CAVERN - Das Grauen aus der Tiefe

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