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Eine Reise in die Vergangenheit
ОглавлениеDieses Gefühl der Erleichterung, wenn das Flugzeug abhebt. Ein Aufatmen, als müsste ich nie wieder zurückkehren. Wolken. Schlaf.
Nizza. Unser erster gemeinsamer Urlaub. Emmanuelle ist fröhlich, durcheinander und entspannt zugleich, wie immer. Ich dagegen bin nervös, unruhig und besorgt. Noch kann ich mir meinen seltsamen Zustand nicht erklären.
Nizza. Die drei Tage, die wir dort gemeinsam verbrachten, waren für uns beide die schönsten unseres Lebens, so dachte ich damals. Wir hatten uns Handtücher aus der billigen Pension, in der wir untergekommen waren, mitgenommen, waren an einem Kiesstrand eng umschlungen eingeschlafen, und als wir wieder aufgewacht waren, hatte ein älteres Paar neben uns gelegen und zu uns herübergelächelt. Die Frau, die schon die ersten Altersflecken auf den Händen hatte, hatte von dem gut gekühlten Rosé, den sie mitgebracht hatten, etwas in zwei Plastikbecher gefüllt, sie uns herübergereicht und gesagt: „Ihr seid das schönste Paar, das wir hier jemals gesehen haben.“ Dann entspann sich eine gut gelaunte Unterhaltung. „Seit 37 Jahren sind wir zusammen“, sagte sie, „und haben nie geheiratet.“
„Vielleicht ist das das Geheimnis“, sagte der Mann, blickte der Frau in die Augen und streichelte ihre Hand.
„Und ihr?“
Wir schauten einander an. „Seit zwei Jahren“, sagte Emmanuelle. Dann umarmte sie mich. Sie schmiegte ihren Kopf wie eine Katze an meine Brust, so wie ich es am liebsten mochte. Wir saßen am Strand, bis die Sonne unterging, redeten und tranken Wein. Als wir Hand in Hand ins Hotel zurückkehrten, noch immer nur mit unseren Bikinis bekleidet, waren wir ein wenig angesäuselt, aber sehr glücklich.
Am nächsten Morgen ging mein Flug nach Paris und ich suchte leise meine Sachen zusammen, während Emmanuelle noch schlief. Die Sommersonne hatte den Raum schon leicht erwärmt. Ihre Strahlen fielen durch den hellen Vorhang und auf Emmanuelles gebräuntes Gesicht. Ich beugte mich zu ihr hinunter und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Berührte ihr blondes Haar, das sich über das Kissen verteilt hatte. Meine Geliebte. Noch wusste ich nicht, dass ich mich später immer an sie in dieser Pose erinnern würde.