Читать книгу Elly - Unverbindlich - Alva Furisto - Страница 5

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Im Hörsaal des Universitätsgebäudes in Lock Haven, Pennsylvania, herrschte Totenstille. Elly sah verstohlen in die Runde der Studenten. Sie hatte diese Stelle nicht annehmen wollen, aber sie hatte das Geld so nötig gebraucht, um ihren Lebensunterhalt davon zu bestreiten, dass ihr nichts anderes übrig geblieben war. Von jungen Männern umgeben zu sein, die sich fast alle nach dem Theologiestudium zum Priester weihen lassen wollten, war ihr unheimlich. Noch gruseliger fand sie es, als einzige Frau in dieser von Männern beherrschten Einrichtung zu unterrichten. Da sie selbst erst gerade mit siebenundzwanzig ihr Studium der Literaturwissenschaften an der New York University beendet hatte, fühlte sie sich noch unsicher und angreifbar in ihrer Rolle als Dozentin. Wie gebannt hingen die Blicke der Zuhörer an ihren Lippen. Die ungeteilte Aufmerksamkeit, die die Studenten ihr schenkten, machte Elly nervös. Einige der jungen Männer warfen ihr eindeutig lüsterne Blicke zu. Elly richtete sich hinter dem Rednerpult gerade auf. Hinter dem altertümlichen Möbel kam sie sich noch kleiner vor, als sie es ohnehin war.

Um kurz Luft holen zu können, hatte sie ihren Studenten eine schriftliche Aufgabe gestellt. Ihr Blick glitt über die Reihen. Die Studenten saßen konzentriert an der Arbeit.

Elly wandte sich dem jungen Mann zu, der ihr am ersten Tag bereits aufgefallen war. Seine introvertierte Art – die sich unter anderem darin zeigte, dass er sie niemals direkt ansah – hob ihn deutlich von den anderen ab. Ebenso unterschied ihn seine Kleidung von seinen Kommilitonen. Er trug als Einziger ein dunkles Gewand über seiner Kleidung. Mit diesem Kleidungsstück gab er sich bereits jetzt als künftiger Priester zu erkennen. Elly hatte bereits bemerkt, dass ihm dies nicht nur den Spott seiner Kommilitonen, sondern auch Widerworte aus den Reihen der Geistlichen einbrachte, denn eine Soutane durfte er erst nach seiner Priesterweihe tragen. Neugierig betrachtete Elly sein glänzendes schwarzes Haar. In diesem Moment fuhr er sich mit seinen feingliedrigen Fingern durch die Strähnen und biss auf das Ende seines Bleistiftes. Die Bewegung in seinen Gesichtsmuskeln betonte seine markanten Wangenknochen. Die Geste wirkte anmutig.

Und verstörend. Elly zupfte am Kragen ihrer weißen Bluse und empfand die Hitze im Hörsaal plötzlich als unerträglich. Sie ließ den Blick zur Wanduhr schweifen, konnte aber nicht umhin, den jungen Studenten wieder zu betrachten. Seine blassen, schmalen Lippen lagen immer noch um das Ende des Bleistifts. Er spitzte den Mund, und sie erahnte, dass seine Zunge jetzt sanft über den Radiergummi strich. Wie würden sich seine Lippen wohl auf ihrer Haut anfühlen? Sie träumte davon, seinen Mund nah an ihrem Ohr zu spüren. Zu hören, wie er atemlos ihren Namen hauchte, weil er sie so sehr begehrte. Eine Woge sündiger Gedanken an nackte Körper, die sich eng umschlangen und einander begehrten, zerrte an Ellys Konzentration. Wie würde er mit seinen Lippen ihren Mund liebkosen, wenn er schon diesen Bleistift mit solcher Hingabe berührte? Plötzlich stellte sie fest, wie durstig sie war, und befeuchtete ihre Lippen.

Mit dem Ende des Bleistifts im Mund hob er den Kopf und schaute sie aus kühlen grauen Augen an. Zum ersten Mal begegnete sie seinem Blick. Er war tief und voller Geheimnisse.

Elly strich sich eine dunkle Locke aus dem Gesicht und versuchte, ihm ein souveränes Lächeln zu schenken – wie es sich für eine Dozentin gehörte. Da sie sich von ihm bei ihren heimlichen Fantasien ertappt fühlte, spürte sie ein wenig Röte in ihr Gesicht steigen. Kaum merklich zuckten die Mundwinkel des Studenten, bevor er sich wieder seinem Blatt widmete.

Elly knöpfte den obersten Knopf ihrer Bluse auf. Die Hitze war einfach unerträglich. Der Sport-BH, mit dem sie versuchte, ihre wohlgeformten Brüste vor den Studenten zu verbergen, klebte feucht an ihrem Oberteil. Bei jedem Atemzug lastete Spannung auf den Knöpfen. Aber sie wusste, warum ihr so heiß war. Es waren die Blicke ihres schweigsamen Studenten. In den letzten Monaten hatte sie kein einziger Mann mehr mit seiner Anwesenheit in einen solchen Zustand gebracht. Doch nun sehnte sie sich nach den Berührungen dieses Studenten.

Als endlich die Glocke ertönte und ihre Vorlesung beendete, war es für Elly wie eine Erlösung. Sie sah geschäftig auf das Pult, ordnete ihre Unterlagen und wartete, bis alle Studenten den Saal verlassen hatten. Erst dann stand sie auf und griff ihre Tasche. Vorsichtig hob sie den Kopf und schaute zur Tür. Er … stand darin und bedachte sie mit einem freundlichen Lächeln, bevor er mit einem Nicken verschwand.

Elly - Unverbindlich

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