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Cap. 6

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Diese nun schließet ihr Novatianer aus? Oder ist das etwa nicht ausschließen, wenn ihr ihnen die Hoffnung auf Verzeihung versagt? Aber der Samaritaner ging doch an dem Menschen, den die Räuber halbtodt hatten liegen lassen, nicht mitleidslos vorüber! Nein, er träufelte Oel und Wein in seine Wunden, Oel zuerst, um sie zu erquicken. Dann lud er den Verwundeten auf sein Lastthier: so trug er stets alle Seelenwunden der Sünder hinweg. Auch der gute Hirt verachtete nicht das verirrte Schaf.

Ihr aber saget: „Rühre mich nicht an!“ Ihr, die ihr euch gerne gerecht machen wollet, ihr saget: „Es ist nicht unser Nächster.“ So seid ihr noch stolzer, als jener Gesetzesgelehrte, der den Herrn versuchen wollte und sprach: „Wer ist mein Nächster?“ Dieser fragte doch nur, ihr leugnet es geradezu. Jenem Priester vergleichbar schreitet ihr einher, wie jener Levit geht ihr vorüber an dem, welchen ihr zur Heilung aufnehmen müßtet; ihr nehmet in die Herberge, der Christus die beiden heiligen Münzen zurückließ, den nicht auf, dessen Nächster ihr sein sollt, damit ihr an ihm Barmherzigkeit übet. Gerade der ist euer Nächster, den nicht bloß gleiche Natur, sondern auch das Erbarmen mit euch verbunden hat. In eurem Stolze erachtet ihr euch als fremd gegen ihn, und indem ihr euch ganz ohne Grund in eurem fleischlichen Stolze erhebet, haltet ihr nicht Gemeinschaft mit dem Haupte. Hieltet ihr an diesem fest, so müßtet ihr wissen, daß ihr den nicht verlassen dürft, für welchen Christus gestorben ist; ihr müßtet dann wissen, daß der ganze Leib mehr durch innigeres Zusammenschließen, als durch Ablösen zur Ehre Gottes durch das Band der Liebe, durch die Erlösung des Sünders wächst.

Wenn ihr nun so jede Frucht der Buße hinwegnehmt, was sagt ihr dann anders, als dieses: „Keiner von den Verwundeten mag in unsere Herberge eintreten? In unserer Kirche wird ja Niemand geheilt. Bei uns genesen keine Kranke; wir sind allesammt gesund und bedürfen keines Arztes, ganz so wie der Herr selbst gesagt hat: „Nicht die Gesunden bedürfen des Arztes, sondern die Kranken.“

Essentielle Werke des Heiligen Ambrosius von Mailand, Band 2

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