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Der Iguana und die Trauben

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Ich bekam einen Anruf von Peggy, einer reizenden und sehr gewissenhaften Klientin, die darüber klagte, dass ihr Iguana Stan, den sie gerettet hatte, nicht mehr fraß.

Peggy war in Panik, weil Stan sich offensichtlich zu Tode hungerte. Ich arbeitete damals bereits seit mehreren Jahren beruflich als Tiermedium, hatte aber noch nie mit einem Reptil geredet, und ich wusste offen gestanden so gut wie nichts über Iguanas. Weil ich keine Ahnung von ihrer Ernährung, ihren Gewohnheiten und Bedürfnissen hatte, ergriff ich die Gelegenheit, auf gut Glück mit einem zu kommunizieren.

Peggy hatte mehrere Tierärzte konsultiert, die offenbar noch weniger über Iguanas wussten als ich. Die arme Peggy hatte keine Diagnose bekommen können, und die spärlichen Ratschläge, die man ihr gab, funktionierten nicht. Stan wollte einfach nichts fressen.

Ich hatte Stan in Peggys Haus gesehen, als ich einen Hausbesuch machte, um mit ihren Katzen zu reden, aber ich hatte keinen Versuch unternommen, mit ihm zu sprechen. Um ehrlich zu sein, ließ mich Stan erschaudern. Aber weil ich seine Bekanntschaft – von Angesicht zu seinem grünen Angesicht – bereits gemacht hatte, versuchte ich, telefonisch Kontakt mit ihm aufzunehmen.

Ich begann: „Stan, ich habe gehört, dass du nicht frisst. Was würdest du gern fressen“? Bei dieser Frage stellte ich mir vor, dass Stan etwas Köstliches fraß. Ich hörte die Worte „Bananen-Bonbons, Bananen-Bonbons“!

Ich sah mit meinem geistigen Auge kleine Stücke getrockneter Banane. Peggy bestätigte, dass Stan tatsächlich nur noch Moneky Chow fraß, eine Süßigkeit, die getrocknete Bananen enthielt. Ich fühlte mich so erleichtert. Ich hatte tatsächlich Kontakt zu einem Iguana!

Auf die Frage, was wir sonst tun könnten, um seine Gesundheit zu verbessern, schickte Stan mir einen Kälteschauer und ein Gefühl von Klaustrophobie. Seine Beine schmerzten beim Laufen. Er wollte hinaus in den Sonnenschein, wo er sich frei bewegen konnte und nicht durch das enge Terrarium in seinen Bewegungen behindert wurde.

Ich dachte nicht groß über diese Bitte nach und ignorierte sie törichterweise. Welcher Iguana würde schon nicht lieber draußen im Sonnenschein spazieren gehen?

„Was können wir für deine Gesundheit tun, Stan? Was fehlt dir? Bist du über deine Lebensbedingungen so unglücklich, dass du dich zu Tode hungern willst?“

Darauf sandte mir Stan ein tiefes Gefühl von Liebe für seine menschliche Mutter und erzählte, dass sein Leben mit ihr viel besser als vorher war. Peggy bestätigte, dass sie ihn aus einer schrecklichen Situation befreit hatte und er in der ersten Zeit gefressen hatte und zufrieden gewesen war.

Stan wurde sogar noch zahmer und zärtlicher und erlaubte ihr, ihn zu halten, bis er sich plötzlich veränderte. Ich versuchte es ein weiteres Mal: „Stan, warum willst du nicht fressen?“ Hier ließ meine Interpretation mich im Stich. Als Stan mir das Innere seines Magens zeigte, sah ich in seinem Bauch ganze Trauben gelatineartiger Murmeln mit dünnen Häuten.

„Hast du es mit Weintrauben versucht?“ fragte ich Peggy. „Er zeigt mir grüne Trauben. Du könntest versuchen, ihm ein paar Trauben zu füttern.“ (Monkey Chow war eine Süßigkeit und führte Stan keine Nährstoffe zu.)

Am nächsten Tag rief Peggy an, um mir zu sagen, dass Stan die Trauben nicht fressen wollte.

Verwirrt und enttäuscht gab ich auf. Die nächsten Tage schmollte ich und murrte, weil Reptilien so schwer zu verstehen sind.

Gott sei Dank fand Peggy bald nach unserem Gespräch einen Tierarzt, der etwas über Iguanas wusste und eine genaue Diagnose stellte. Aufgeregt rief sie an, um mir die Neuigkeit zu berichten:

Zuallererst: Stan war ein Weibchen! Kein anderer Tierarzt hatte das bis jetzt herausgefunden, und offensichtlich hatte Stan es versäumt, dies mir gegenüber zu erwähnen. Zweitens war Stan trächtig! Der Tierarzt sagte, Stans Vernarrtheit in die neue Besitzerin hatte das Tier dazu gebracht, eine Scheinschwangerschaft herbeizuführen. Stan war also nicht nur eine trächtige weibliche Eidechse, sondern eine trächtige weibliche lesbische Eidechse!

Außerdem sagte der Tierarzt, dass bei Iguanas die Schwangerschaften monatelang dauern und dass sie sich in dieser Zeit weigern, etwas zu fressen. Sie legen ihre Eier im Gehen. Weil Stan voller Eier war und sich in ihrem engen Käfig nicht weit fortbewegen konnte, war sie drauf und dran zu platzen.

Peggy sagte, dass es Stan schließlich gelungen sei, im Käfig umher zu gehen und ein paar Eier herauszuquetschen, und rate mal, wie sie ausschauten: wie kleine grüne Trauben! Stans Information war also kristallklar gewesen. Sie hatte mir gesagt: „Ich bin in mein Frauchen verliebt. Ich habe einen Bauch voller Trauben, und ich muss umhergehen.“ Ich hatte es vermasselt, denn ich hatte die Information missverstanden.

Danach zog ich eine Iguana-Fachfrau, Joleen Lutz, zu Rate. Joleen leitet die Rettungsorganisation Winged Iguana und erzählte mir, wie das tatsächlich ist mit den Scheinschwangerschaften bei Iguanas. Die Weibchen werden einmal pro Jahr trächtig, ob sie nun verliebt sind oder nicht. Während der Schwangerschaft, die über einen Monat dauert, können sie nicht fressen, weil die Eier den Magen zusammendrücken. Das könnte erklären, warum Stan mir sagte, die Eier seien in ihrem Magen. Joleen sagte, Iguanas legen ihre Eier, auch wenn diese nicht befruchtet sind, genauso wie Hühner das tun. Manche Iguanas sind wunderbare Mütter. Sie gehen bei der Eierablage sehr wählerisch vor, während andere Weibchen ihre Eier einfach irgendwo fallen lassen.“ (Das erinnerte mich an einige Schauspielerinnen, die ich kenne.) Wenn du dich mit Winged Iguana in Verbindung setzen möchtest, um Hilfe für deine Iguana-Freunde zu suchen, findest du die Ruf-Nummer am Ende dieses Buches.

Tierisch gute Gespräche

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