Читать книгу Tierisch einfach - Amelia Kinkade - Страница 29

Aus der Sicht der Katze

Оглавление

Ich nahm ohne die Erwartung, etwas zu lernen, am Unterricht teil. Ich ging zwar davon aus, dass Amelia eine besondere Gabe habe und wir ein paar spannende Vorführungen zu sehen bekämen und sie uns ihre Technik erklären würde, doch ich hätte nie geglaubt, dass wir schon nach zwei Tagen selber mit Tieren kommunizieren könnten. Ich dachte, am Ende des Wochenendes würde sie irgendeinen Marketing-Trick anwenden, damit wir uns für ein längeres Seminar anmelden würden, um Tierkommunikation richtig zu lernen.

Ich nahm teil, weil ich Pferde mitgebracht hatte – die Pferde aus dem Catskill-Tierheim dienten an dem Wochenende als Demonstrationstiere. Den ganzen Samstag über hatte ich das Gefühl, nichts zu lernen, vor allem da ich die Vorgeschichten und Charaktere der Tiere, mit denen wir arbeiteten, längst kannte. Da ich sehr enttäuscht war, schwänzte ich den Nachmittagsunterricht am Samstag und verbrachte die Stunden draußen mit den Pferden (was sich als großartige Gelegenheit für Dino und mich entpuppte, eine Vertrautheit zueinander aufzubauen, und was ein Glück für Chester war, der sich in seiner Pferdeleine verheddert hatte und sich vielleicht das Bein gebrochen hätte, wenn niemand bei ihm gewesen wäre).

Am Sonntagnachmittag änderte sich alles für mich. Wir machten eine Meditation zur Kontaktaufnahme mit unseren spirituellen Tierführern. Gewöhnlich kann ich meine Gedanken nicht lange genug stillhalten, um zu meditieren, doch diesmal schaffte ich es irgendwie. Mein spiritueller Führer erschien mir im Wald als eine mythische Kreatur in Gestalt eines Rehs, dessen Kopf eine Mischung aus einem Elch und einem Widder war. Er schickte mir einen blauen Lichtkreis, der mir helfen sollte, mich mit den Tieren zu verbinden.

Nach der Meditation machten wir eine Übung, in der Amelia uns aufforderte, mit Tieren zu sprechen, die wir auf Fotos sahen. Ich tauschte Fotos mit meiner Nachbarin aus und so schaute ich den Kater Sergio an. Ich konzentrierte mich auf sein Gesicht und machte die Augen zu. Ich stellte mir vor, wie ich Sergio den blauen Lichtkreis schickte. Plötzlich konnte ich in ein Zimmer sehen, als würde ich es aus Sergios Augen betrachten! Ich hatte das Gefühl, einen Schnurrbart zu haben. Als Sergio den Kopf wandte, konnte ich deutlich erkennen, was er sah.

Ich fragte ihn, ob ihn irgendetwas in seinem Leben störte. Er zeigte mir ein Klavier, dessen Oberkante mit einem weißen Tuch abgedeckt war. Ich fragte ihn, ob ihn der Klang des Klaviers störte, und er sagte mir: »Nein, das Tuch stört mich. Es rutscht immer weg, wenn ich auf das Klavier springe.« Ich fragte ihn, was er gerne fressen würde. »Noch mehr kleine gelbe Vögel«, antwortete er, »und mehr Dosenfutter. Das Trockenfutter tut meinen Zähnen weh.« Ich fragte ihn, ob er jemanden vermisse, und bekam das Gefühl, als würde ihm eine rotblonde Katze fehlen. Er sagte auch, er würde gern wie früher öfters hinausgelassen werden. Im Haus sei es zu eintönig.

Ich berichtete meiner Partnerin alle Antworten, und wie sich herausstellte, war alles wahr! Sergio war früher nach draußen gegangen, um gelbe Finken zu verspeisen, bis sein Frauchen einen Zaun gezogen hatte, um die Katzen von den Vögeln fern zu halten. Und sie hatte tatsächlich ein Klavier mit einem weißen Tuch obendrauf! Das Tuch lag oft auf dem Boden, wenn sie nach Hause kam, und Sergio hockte schrecklich gern oben auf dem Klavier. Die rotblonde Katze war sein Bruder, der ihn seit ein paar Wochen links liegen ließ und die anderen Katzen im Haus bevorzugte.

Ich fertigte für Sergios Frauchen eine Zeichnung ihres Hauses an – und alles stand am richtigen Ort! Das große, plumpe Blümchensofa gegenüber vom Klavier, der Fenstersitz (Sergios Sitzplatz, während ich durch seine Augen das Zimmer betrachtete), der blaugraue Teppichboden, ein Fensterbild im Esszimmer, die Bücherregale zwischen dem Esszimmer und der Küche und das viele Gelb in der Küche. Alles war genau wie in der Wirklichkeit! Es war unglaublich!

Tierisch einfach

Подняться наверх