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Kapitel 5

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Adele

Seit gestern schon schlecht sich bei mir ein Gefühl, dass ich einfach nicht benennen kann. Ich weiß auch nicht, woran das liegt, aber irgendetwas ist anders und das ist nicht gut, solange ich nicht weiß, was und wie ich zu meinen Gunsten wenden kann., aber ich habe das Bedürfnis Charles aufzusuchen. Es drängt mich alles zu ihm, dem Mann, denn ich nicht halten konnte und nicht einmal die Regeln davon abgehalten haben, mir den Rücken zu wenden. Ich hatte schon, bevor die Tür aufging, bemerkt, dass irgendetwas anders ist. Die Luft um das Haus der Morgens war bemerkenswert mit Menschengeruch behaftet. Warum haben die Morgens Menschenbesuch? Das ist doch gefährlich, wenn man bedenkt, dass wir seit Jahrhunderten einen erbitterten Kampf führen. Ich bin gerne ein Überraschungsgast und sprenge die Party in die Luft, wortwörtlich versteht sich. Es wäre auch nicht das erste Mal, dass alles in einem Blutbad endet. Ich musste einfach meinen Kopf schütteln über diese Dummheit. Das ich in der Nähe wohne und jeden einzigen Schwachpunkt ausnutze, haben sie wohl für einen Moment außer Acht gelassen. Glorreicher Tag.

Es ist wie ein Katz-und-Mausspiel. Für mich sehr amüsant, solange Morgen-Blut fließt. Ich poliere mir nur noch kurz meine Fingernägel. Blutrote Fingernägel. Man möchte ja schließlich nicht seine Kosmetik bei einem Kampf komplett ruinieren. Es muss ja nicht viel Blut sein, aber immer wieder ein paar Scherereien tun ganz gut. Zumindest für mein Ego, das bin ich mir bewusst und dann wäre da auch noch die Angst, die ich in Charles Augen sehen kann. Immerhin sollte Charles mein Mann sein und nicht Marishas! Das dieses niedere Mädel sein Kopf verdreht hat, ist mir seitdem ein Dorn im Auge. Es reichte nicht, dass er mit Denise verschwinden musste. Auch wenn er, wie ich im Nachhinein erfahren habe, nie etwas mit Denise hatte, es machte alles nicht besser.

Nein, er musste sich auch noch in diese Marisha verlieben. Doch der anderen Frau in seinem Leben habe ich das Leben genommen. Er mag zwar davon ausgehen, dass er ihren Tod verursacht hat, naja irgendwie war er auch daran schuld. Er hätte sie bloß nicht anschauen sollen und sie heiraten wollen. Als er dann versuchte sie zu verwandeln war es zu spät für Little Miss Sunshine. Dafür hatte ich ausreichend gesorgt. Er sollte schließlich auch wissen was Verlust bedeutet.

Doch nur Jahre später hat er Marisha kennengelernt und musste gleich von ihr verzaubert sein. Ich war nur etwas zu spät, um auch dies zu verhindern. Er hatte sie bereits verwandelt und war glücklich mit ihr. Seitdem war es schwieriger geworden an ihn heranzukommen. Als auch noch Jay geboren wurde, musste ich einer weiteren Demütigung entgegenblicken. Wie oft noch müsste ich so etwas miterleben? Ich bin es nämlich leid. Ich will endlich meine Rache haben!

Ich schnupperte nochmal in der Luft. Es sind auf jeden Fall Menschen bei den Morgens. Ich sollte vielleicht ein Blutbad veranstalten. Damit wären die Morgens erst einmal mit der Polizei beschäftigt, das wäre echt lustig. Doch wahrscheinlicher ist, dass Zen sich wieder einmischt. Er mit seinen Augen und Ohren überall. Lästiger Schwager und Oberhaupt. Doch das ist mir auch wieder egal. Ein bisschen Spaß darf ich auch haben.

Also mache ich genau das was ich will und gehe auf die Haustür zu, kaum dort angekommen wird die Tür auch schon aufgerissen.

Warum um alles in der Welt macht mir überhaupt ein Mensch die Tür auf? Ein hübsches Ding. Haben die jetzt ein Mensch als Dienstmädchen eingestellt? Unvorstellbar! Sie wollen doch, dass ich niemanden Schaden zufüge… Aber ein bisschen Blutvergießen kann man ja immer. Das schadet mir zumindest nicht! Hätten sie einfach keinen Menschen eingestellt.

Auf Vampirland darf jeder Vampir mit Menschen so verfahren wie er oder sie es will. Also sollten sie sich das zweimal überlegen, bevor sie so eine Dummheit machen. Wie gesagt, es ist immer noch nicht mein Problem.

Zumindest solange mich Zen nicht auf frischer Tat ertappt.

Ich muss es nur günstig hinbekommen.

Wie leichtsinnig die Morgens nur geworden sind… oder eher schlampig?

Aber ich hatte Charles ja auch nicht alle Regeln beigebracht. Verdammte Denise! Sie leidet aber schon genug, um sich hier weiter einzumischen.

Sie hatte zwar nichts mit Charles angefangen und einzig und allein deswegen lebte sie noch. Und das auch noch ziemlich glücklich mit ihrem Ehemann und diesem dämlichen Kind, welches sie auf die Welt gesetzt hat. Ich hätte es ihr andererseits nicht erlaubt. Denn was keiner weiß, ist dass ich zu noch viel mehr fähig bin als ich jemals gezeigt habe.

Sie glaubt wahrscheinlich, dass sie sich einfach nur gut verstecken kann, aber das tut sie nicht. Sie war meine Freundin und hat mich so abgrundtief verraten! Sie hatte es verdient, dass ich sie verfluchen ließ. Auch wenn ich dann einen Rückzieher gemacht habe. So viel musste sie auch nicht leiden. Sie hat mich zwar verraten, aber sie wollte auch nur das Beste für Charles und das konnte ich ihr anerkennen. Außerdem hatte sie mir einmal das Leben gerettet, also waren wir jetzt quitt.

Als der Fluch noch anhielt, schien dieser sie gar nicht zu stören.

Sie hatte mir sogar ins Gesicht gelacht und sich bei mir bedankt.

War sie vielleicht verrückt geworden?

Aber um sie kümmerte ich mich nicht. Nicht mehr. Wir waren quitt.

Charles aber war jemand anderes. Er sollte leiden. Dafür, dass er sich von mir abgewandt, hat die Regeln durch Denise gelernt und dann auch noch diese Marisha in London geheiratet hatte.

Wir waren doch so glücklich in England, Schottland und Wales gewesen. Immer zusammen. Zusammen sollten nur wir beide sein!

Ich allein habe Charles die Ehre erwiesen ein Vampir zu werden. Eine Ehre, die er nicht zu würdigen schien.

Natürlich konnte ich nicht zulassen, dass er jemals wieder nach Northumberland zu seiner Familie durfte. Seine menschliche Familie.

Wenn die herausgefunden hätten, dass er noch lebte, hätten sie ihn mir weggenommen.

Wenn sie das versucht hätten, wäre ich versucht gewesen seine ganze Familie vernichten zu müssen, damit er versteht, dass nur ich ihn wirklich lieben kann.

Doch dann war diese Marisha am falschen Tag zur falschen Zeit am falschen Ort da gewesen und hat ihn in ihren Bann gezogen.

Verdammtes aristokratisches Gör, das mit ihren dunklen lockigen Haaren daherkommen musste und ihn auch noch mit ihren blauen Augen verlocken musste und anschließend auch noch dazu brachte sie zu heiraten.

Selbst mir ist eine Heirat heilig. Naja, nicht so heilig, ich nehme das Treuegelübte nicht so ernst.

Außerdem kann mir Demon auch nicht treu sein.

Als ob ich nicht wüsste, dass er mit dieser Jen, die Charles adoptiert hat, schlafen würde.

Aber dieses Mädchen hier gehörte nicht dazu. Sie ist keine von Charles adoptierten Kindern. Sie sieht gut aus. Ist jung, aber nicht kräftig genug, um es zu überleben, sollte ich ihr Genick packen.

Blondes langes Haar. Dieselbe Farbe wie ich, nur das ihre Haare etwas kürzer sind als meine. Schöne glatte Haut, aber es trifft nicht mein Porzellanton. Blaue Augen, derselbe Ton findet sich in ihrem Stretch Kleid wieder. Strahlendes Königsblau. Interessant. Diese Augenfarbe erinnert mich an ein anderes Mädchen. Jahrhunderte ist es her. Ein Baby noch bevor ich es in die Hände meiner Mutter gab. Aber dieses Mädchen konnte nicht dieses Baby sein. War es definitiv nicht. Sie könnte niemals Jahrhunderte überleben. Sie war damals kein Vampirkind. Das waren andere Zeiten als ich noch ein Mensch war.

Doch seitdem war viel zu viel Zeit vergangen. Es ist ein Ding der Unmöglichkeit.

Wie ein bevorstehender Tod alles verändern kann. Ein unbedachter Schnitt und plötzlich kann sich alles ändern. Der Lauf der Geschichte kann durch nur eine Kleinigkeit ein vollkommen anderer Weg einschlagen.

Ich wusste nicht, wie es mir damals geschah, doch das hinderte mich nicht daran anderen ein genauso schlimmes Schicksal zu offerieren.

Ich würde sie vernichten mit nur einem einzigen Griff. Schönheit verwelkt mit der Zeit. Wie viel einfacher ist es jemanden in seiner besten Zeit all seiner Jahre zu berauben? Ein Griff. So leicht kann man Leben auslöschen. Was für eine Schande! Menschen sind so fragil.

Viel interessanter finde ich aber noch viel mehr den Fakt, dass Jay direkt hinter dem Mädchen steht. Er versucht sie zu beschützen, ohne zu viel Aufmerksamkeit darauf lenken zu wollen. Denkt er wirklich, dass ich so naiv bin?

Ich kann zwar nicht in seinen Kopf hineinschauen, weil er viel zu starke Barrieren hat, doch das brauche ich nicht. Ich kann trotzdem erkennen wohin seine Blicke gehen. Körpersprache teilt einem manchmal so viel mehr. Ich hatte dafür viel zu lange Zeit das alles zu analysieren. Ein Mann oder Vampir, der liebt? Sie sind alle gleich. Sie alle machen genau das Gleiche. Sie wollen beschützen und ehren was ihnen zu gehören scheint. Das sie dadurch sich selbst verraten scheint ihnen gar nicht aufzufallen. Ich konnte zwar nicht in Jays Kopf, ihres ist aber eine ganz andere Sache. Eine einfache Sache.

Ich versuche es bei ihr, aber auch sie hat starke Barrieren. Das kann doch aber nicht wahr sein! Sie ist doch kein Vampir! Noch nicht. Ich würde es doch bemerken, wenn sie eine Vampyr wäre. Wenn er sie bereits verwandelt hätte, gäbe es Anzeichen, die nicht von der Hand zu weisen wären.

Ich musste jemanden finden, in dessen Kopf ich hineinschauen konnte und das auf der Stelle!

Die offensichtlichen Dinge, die jeder bemerken kann, wenn man bloß aufmerksam ist, sind aber so auch jedem zugänglich, mir also auch. Die beiden sind zusammen. Wie sie sich automatisch an ihn anlehnt und er ihr entgegenkommt. So etwas sehe ich auf dem ersten Blick. Dafür muss man keine Gedanken lesen können. Das sieht jeder direkt. Es ist einfach offensichtlich, dass beide Gefühle füreinander hegen und sie anscheinend auch ausleben.

Verliebtheit macht diese Menschen noch fragiler. Ich glaube, da tut sich eine wunderbare Möglichkeit auf mir die Morgens aus dem Weg zu schaffen und dafür muss ich auch nur ein Menschenmädchen opfern. Ist das nicht wunderbar?

Und dann gehört Charles mir ganz allein!

Mein Leben kann ja heute gar nicht besser laufen. Ist doch endlich mein Glückstag gekommen? Sollte es tatsächlich nach so vielen Jahrhunderten plötzlich einfach sein?

Jetzt muss ich nur noch herausfinden wie sie heißt und wo sie wohnt.

Dann hat sie die längste Zeit ihres Lebens gelebt!

Und meine Rache ist getan.

***

Vielleicht aber auch nicht.

Denn das Schicksal hat auch noch ein Wörtchen mitzureden…

***

Das Erblühen

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