Читать книгу Das Erblühen - Ana Catarina Lopes - Страница 8
Kapitel 7
ОглавлениеMariana
Ich erkenne die Anzeichen, wenn ein Vampir in der Nähe ist. Ich mag zwar meine Kräfte nicht mehr benutzen, aber ich bin nicht machtlos!
Als ich vorhin Mandy in den Armen gehabt habe, hatte ich dieses Stechen in der Wirbelsäule gespürt. Wie ein Eiszapfen, das direkt in meine Wirbelsäule sticht!
Wahrscheinlich hat Mandy, dass auch gespürt, aber warum war sie dann der Gefahr in die Arme gelaufen? Wusste sie nicht, was das bedeutete? War meine kleine Tochter denn so lebensmüde? Oder hatte meine Mutter ihr nicht gesagt, dass man Vampiren nicht zu nahekommen sollte? Doch dann wäre es verwirrend, dass sie ihr einen Onyx-Silberring geschenkt hatte, bevor sie von uns ging…
Die Anzeichen eines Vampirs sind immer ziemlich eindeutig. Manchmal kann man einen Vampir von der Ferne her bereits bemerken oder erst, wenn er oder sie in der Nähe ist. Es hängt immer von ihrem Alter ab und ob sie sich vor uns abschirmen können oder nicht.
Diese Adele aber strahlte mehr Vampirenergie aus als alle anderen Vampire, die ich jemals getroffen habe. Sie musste also eine wirklich sehr alte Vampyr sein. Je älter die Vampire waren, desto mehr Macht strahlten sie aus. Umso eher war es, dass wir sie von der Weite her bemerkten, aber ich hatte sie erst gespürt als sie vor der Haustür stand. Und die Morgens schienen, dass auch alle schon vorher bemerkt zu haben, denn sie stellten keine Fragen, warum Mandy zur Tür gegangen - nein, gestürmt - war, bevor es überhaupt geklingelt hatte. Das alles war ziemlich komisch in letzter Zeit…
Ich tippte mir mit dem Zeigefinger auf meine Unterlippe und denke nach, denn das ist nicht ganz normal.
Es ist nicht gut, dass Mandy dieser Adele die Stirn bietet, und was haben die Morgens mit einer Vampyr zu tun? Und anscheinend kennt Mandy diese Adele auch noch… Aber woher? Was soll das alles eigentlich werden?
Kann es vielleicht sein, dass die ‘Morgens‘ auch Vampire sind und ich es bisher einfach nur nicht bemerkt habe? Sie müssten sich ja nur gut abschirmen können.
Ich schaute mir Jay, Charles und Marisha an. Sie alle waren nicht bleich. Sie konnten in der Sonne laufen, aber das hieß ehrlich gesagt überhaupt nichts mehr. Nachdem so viele Vampire die Möglichkeit entwickelt hatten in der Sonne laufen zu können, ohne gleich zu Asche zu verbrennen, war das gar kein Kriterium mehr, um sie zu identifizieren. Wir Hexen hatten aber einen siebten Sinn andere Wesen zu erkennen, hatte ich meinen einfach nur bisher abgeschaltet? Selbst Liz und Jen, hatten nichts Offenkundiges, das sie zu Vampiren identifizieren ließ.
Die Situation zwischen Hexen und Vampiren war auch nicht die allerbeste. Seit Jahrhunderten schon behandelte der Hexenrat Vampire wie Abtrünnige, um die sie sich nicht zu kümmern brauchten, da sie nicht eine Laune der Natur sind. So zumindest ihre Aussage. In Wahrheit haben sie nur Angst, dass sie demnächst keine Macht mehr unter allen anderen Wesen haben werden. Sie sind so hinter der Zeit geblieben, dass es sehr gut möglich ist, dass ihre größte Befürchtung bald eintritt. Nicht zu vergessen, was sonst noch alles verborgen wurde.
Darum war damals das Konsulat eröffnet worden. Es wurde von einer Hexe geführt, die sich gegen das Hexenrat gestellt hat, um alle Wesen miteinzubeziehen und zu schützen. Dort fanden alle Gerechtigkeit und Führsorge. Aber bis der Hexenrat sich dazu entschließen sollte das Konsulat zu akzeptieren, wird noch eher die Hölle einfrieren. Sie waren noch nie Teamplayer gewesen. Wenn schon das „Mischen“ von Wesen für die Hexen verboten ist, dann wird tatsächlich eine neue Generation im Hexenrat erforderlich! Dringend erforderlich! Auch wenn in letzter Zeit anscheinend Erneuerungen stattgefunden hatten, war immer noch eine der ältesten im Rat, die strikt dagegen war, und sie konnte leider immer noch etwas beeinflussen.
Doch zuallererst muss ich verstehen, warum sich Mandy in dieses Kampfgetümmel wirft, und dann wäre da noch mein unmöglicher Ehemann mit sabberndem Mund, der meine Schwäche einst ausgenutzt hatte, um in meine Familie zu gelangen. Ein guter Freund mit falschen Absichten. Absichten, die ich in dem Moment nicht erkannt hatte, als ich es sollte und jetzt steckte ich genau in diesem Schlamassel. Eine Ehe ohne Liebe.
Mandy war nicht immer so. Sie setzte sich nicht instinktiv in eine Gefahr außer…
Klick. Die Erkenntnis trifft mich dann doch unerwartet. Ein anderes Gefühl gesellte sich hinzu.
Mandy ist mehr als das, was sie auf dem ersten Blick zu sein scheint.
Eine innere Wärme umfasste mich, diese Stimme, aber das war schon viel zu lange her und konnte einfach nicht sein. Es war einfach zu lange her. Er war aber nicht mehr da, also schüttelte ich diese wohlige Wärme ab und konzentrierte mich auf das vorliegende Problem: Patrick, der keine Barrieren hat, weil er einfach nur ein Mensch ist und jetzt wahrscheinlich alles wie ein offenes Buch dieser Adele präsentiert hat.
>> Patrick, wenn du in Trance versinken willst, dann wirst du das gefälligst zuhause machen! Verschließe zumindest aus Respekt zu mir, deiner Frau, die Augen, wenn du schon nicht anders kannst als dir diese Frau nackt vorzustellen! Zudem fängst du gleich Fliegen ein, wenn du deinen Mund nicht schließt. << Ich muss auch biestig sein, sonst läuft das hier nicht so wie es sein muss.
>> Was? << Patrick blinzelte mehrfach und erwachte endlich aus seiner Benommenheit und erkannte wohl erst jetzt, dass alle Welt begriffen haben musste, dass er Adele angestarrt hatte. Doch statt verlegen zu sein, stellte er sich erhobenen Hauptes wieder etwas gerader hin. So als wäre er ein vollständiger Mann.
Adele war auch schön, dass konnte ich anerkennen. Blondes, gewelltes, langes Haar, das bis unter ihrem Bauch läuft. Ihr Gesicht ist Oval. Hohe Wagenknochen. Smaragdgrüne Augen. Stubsnase. Und ein roter Rosenmund. Dünn. Sie könnte als Model durchgehen. Speziell ihre Körbchengröße müsste ihr viel Erfolg bei den Männern einbringen, welche wahrscheinlich auch gleichzeitig ihre größte Sorge darstellen musste. Patrick faszinierte sich für die Körbchengröße aller Frauen, daher müssten seine Gedanken zurzeit wohl eher dort gelandet sein. Dafür kannte ich seine Gedankengänge viel zu gut. Niemand sollte das jemals durchmachen müssen, aber ich war leider seine Frau geworden. Wobei ich nicht bedacht hatte, was es eigentlich bedeuten würde, außer, dass ich dadurch Mandy retten würde.
Das ein Mann nicht einfach in seinem eigenen Revier bleiben kann, ist doch schon komisch? Kann er mich einfach als seine Ehefrau respektieren? Das war schon immer zu viel verlangt gewesen! Ich habe deswegen auch schon längst alles versucht, doch es half einfach nicht. Im Endeffekt wusste ich damals auch schon wen ich da heiratete, aber leider war ich nicht in einem zurechnungsfähigen Zustand und das musste ich bis heute ausbaden.
Aber wirklich verheiratet sind wir auch nicht! Sollte er zumindest nicht den Schein wahren, welchen er für so wichtig erachtete? Zumindest in der Nähe von Bekannten und guten Freunden? Oder gar der Tochter wegen?
Nein! Er konnte es nie, dafür hatte er tatsächlich wegen des Geldes mit mir geheiratet und das wusste ich. Ich akzeptierte es sogar. Es war egal, dass wir davor gute Freunde gewesen waren.
Es gibt Dummheiten, die mit der Zeit einfach nur wehtun und schlimmer werden.
Dummheiten, die einen, auch wenn sie einem größeren Wohl dienten, nicht annähernd genug waren, um sie auch nur zu tolerieren.
Ich musste das dringend wieder gut machen, je schneller desto besser.
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