Читать книгу Spurensucher - Ana Marna - Страница 7
Ein kleiner Wettkampf
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Mississippi
Es war heiß und die Sonne gleißte erbarmungslos vom Himmel.
Reece Baker stieß ein gereiztes Knurren aus und hätte am liebsten gegen das Armaturenbrett des Wagens getreten. Doch das würde mit Sicherheit eine Riesendelle hinterlassen, und der letzte Anschiss des Chiefs klang ihm noch in den Ohren nach.
„Wann kriegen wir eigentlich mal einen Wagen, bei dem die Klimaanlage funktioniert?“, knurrte er.
Kian Stewart, sein Partner, lachte und steuerte den Wagen an der nächsten Abzweigung des Highways.
„Warte noch hundert Jahre“, schlug er vor. „Allerdings gibt es dann vielleicht keine Autos mehr, wer weiß.“
„Alles ist besser als diese Schrottkiste.“
Reece war deutlich schlecht gelaunt. Seit mehreren Stunden waren sie unterwegs und durchquerten gerade den Bundesstaat Mississippi. In diesem Jahr war es ungewohnt heiß und sie ertrugen die erbärmliche Hitze nur schwer.
„Wir können ja Pause machen“, schlug Kian vor. Er kannte seinen Partner gut genug, um zu erkennen, dass dieser kurz vor einem Wutausbruch stand.
Sie fuhren inzwischen auf einer staubüberzogenen Landstraße und Kian hielt nach einem schattigen Platz Ausschau. Vor ihnen erstreckte sich eine trockene und sandige Landschaft, die nur von einigen Gebüschen unterbrochen wurde.
Plötzlich kam ein Bus in Sicht und donnerte auf sie zu. Reece murmelte eine leise Verwünschung, als der aufgewirbelte Staub sich auf die Windschutzscheibe legte.
„Sieh dir das an.“
Kian zeigte zur Seite. Reece erspähte eine kleine Gestalt, die mit einem Rucksack auf dem Rücken durch das Gelände joggte. In ihrer Begleitung befanden sich drei riesige Hunde, die dicht neben und hinter ihr rannten.
Kian bremste die Geschwindigkeit herunter und sie beobachteten, wie die Gestalt über einen Felsbrocken sprang und unvermindert weiter rannte.
„Eine Frau“, grinste er. „Cool. Wo will sie hin?“
Er tippte auf dem Navigator herum. Sekunden später lachte er auf.
„Kaum zu glauben, aber hier in der Nähe gibt es tatsächlich etwas. Ein Trainingslager oder so. Ob sie dahin will?“
Reece lächelte versonnen und blickte auf den Navigator.
„Ist nicht allzu weit weg. Ein bisschen Bewegung tut uns vermutlich auch gut.“
Seine Laune war schlagartig gestiegen. Er sah noch einmal in Richtung der Frau. Sie rannte immer noch und das trotz der sengenden Hitze.
„Entweder ist die echt zäh oder durchgeknallt“, meinte er. Beide Optionen gefielen ihm.
Sie erreichten das Camp vor der Frau und parkten den Wagen etwas abseits.
Es wirkte geschlossen. Das Gelände war mit einem hohen Metalldrahtzaun abgegrenzt und sehr weitläufig. Erfreulicherweise gab es viele große Bäume, die Schatten spendeten. Am Eingangstor befand sich eine kleine Hütte.
Sie spähten hinein, doch niemand war zu sehen. Dafür hing ein fettes Schild im Fenster: Closed.
„Wie enttäuschend“, grinste Kian. Dann drehten sich beide gleichzeitig um. Die Frau kam in Sichtweite. Die Hunde rannten immer noch neben ihr.
Kurz vor der Hütte wurde sie langsamer und blieb schließlich stehen. Ihr Atem ging etwas schneller und ihre Haut war schweißnass, doch sie wirkte keineswegs erschöpft. Die Hunde hatten sich ihrem Tempo exakt angepasst und standen rechts und links neben ihr. Sie ließen die Männer nicht aus den Augen und ein leises Grollen entwich ihren Kehlen.
Kian starrte sie nacheinander an. Das Grollen verstummte und die Hunde zogen den Schwanz ein. Dann sah er wieder auf die Frau. Sie war eher klein und schlank, und eine halblange schwarze Mähne umrahmte das schmale Gesicht. Sie trug Jeans, Sportschuhe und ein khakifarbenes Top, das den Blick auf braungebrannte, straffe Arme zuließ. Kein Zweifel, diese Frau war sportlich und schien durchtrainiert zu sein.
Ihre blauen Augen musterten die beiden Männer hellwach und ohne Furcht. Das allein war schon erstaunlich. Kian wusste sehr genau, wie er und erst recht wie Reece auf Menschen wirkte. Sie waren beide außergewöhnlich groß und breitgebaut, und ihre ärmellosen Shirts hoben die ausgeprägten Armmuskeln, die mit bizarren Tattoos überzogen waren, noch heraus. Dazu kam ihr militärischer Look, sprich Militärhose, Shirt und die dazu passende Weste. Viel Platz für viele Gegenstände. Doch das alles schien diese Frau nicht zu beeindrucken.
Sie sah auf die geduckten Hunde und dann wieder zu ihnen.
„Pechtag“, grinste Kian sie an. „Das Camp ist geschlossen.“
„Ich weiß!“ Ihre Stimme war von einer angenehmen tiefen Klangfarbe. Kian schätzte sie auf etwa Mitte zwanzig. „Es öffnet nur für angemeldete Gruppen.“
„Hm, und was willst du dann hier?“
Jetzt lächelte sie tatsächlich. Kian spürte, wie es in seiner Hose enger wurde. Verdammt, die Kleine gefiel ihm.
„Ich sehe es mir nur an.“
Sie trat an ihnen vorbei und ging zum Eingangsbereich. Dann zog sie den Rucksack von den Schultern und öffnete ihn. Ein faltbarer Wassernapf kam zum Vorschein und eine große Flasche. Sie nahm einen tiefen Schluck und schüttete dann Wasser in die Schüssel. Ein leiser Pfiff ließ die Hunde sofort antraben und trinken. Dann legten sich die Tiere neben den Rucksack.
„Passt auf!“
Der Befehl war leise, aber so durchdringend, dass Kian erstaunt zu Reece sah.
Der runzelte ebenfalls irritiert die Stirn. Soviel Autorität aus einem so hübschen Mund zu hören, war eher ungewöhnlich.
Sie drehte sich um und betrachtete den drei Meter hohen Drahtzaun.
„Na dann“, meinte sie und sprang hoch. Mühelos hangelte sie sich nach oben und schwang sich über die Kante. Federnd landete sie im Sand und grinste die Männer an.
„Ist wohl zu heiß für euch, was?“
Dann rannte sie los.
Die beiden sahen sich an.
„War das eine Herausforderung?“
„Hörte sich so an. Das wird spaßig!“
Kian sprang hoch und benutzte einen der Stahlträger zum Klettern. Der Drahtzaun hätte sein Gewicht niemals gehalten. Sein Partner kletterte ihm sofort hinterher.
Sekunden später folgten sie der Frau. Diese sprang schon über mehrere Hürden, die in verschiedenen Höhen hintereinander aufgestellt waren. Dann ergriff sie ein Seil, das von einem Baum herunterhing und schwang sich hinauf.
Kian erreichte den Baum nur wenige Sekunden später und kletterte los. Oben angekommen erkannte er, dass sie sich in einem Klettergarten befanden und stieß einen leisen Fluch aus. Hier war die Frau eindeutig im Vorteil. Sie hatte schon den nächsten Baum erreicht und drehte sich um. Ihr Lachen trieb ihn sofort wieder an. Hinter ihm schnaufte sich Reece nach oben. Er war der Schwerste von ihnen und Klettern lag ihm gar nicht.
Minutenlang turnten sie durch die Bäume und Kian stellte fest, dass er eindeutig nicht mehr in Bestform war. Er würde dringend wieder mehr trainieren müssen. Endlich hatte er den letzten Baum erreicht. Erleichtert sprang er in den Sand und rannte sofort los.
Jetzt kamen Übungen, die Kraft erforderten. Da konnten sie wieder punkten.
Der Vorsprung, den die Frau hatte, schmolz schnell dahin, aber das schien sie nicht zu stören. An der letzten Kletterwand holten sie sie ein.
Es war eine fünf Meter hohe Sprossenwand. Wie ein Eichhörnchen kletterte sie los, doch die bereits bewältigte Strecke forderte ihren Tribut. Sie wurde mit jedem Meter langsamer.
Kian schob sich an ihr vorbei und auf der anderen Seite Reece. Oben verharrte er und blickte zu ihr hinunter. Sie grinste ihn an und griff eine Sprosse höher. Kian langte mit einem Arm nach unten und packte ihren Unterarm. Mühelos zog er sie hoch, so dass sie mit den Männern oben an der Kante hing. Gemeinsam schwangen sie sich auf der anderen Seite nach unten und hockten dann nebeneinander an der Wand.
Der Atem der Frau ging jetzt deutlich schneller als am Anfang, aber auch Kian und Reece waren nicht mehr frisch. Die Hitze setzte ihnen mehr zu, als ihnen recht war.
Nach einer Minute stand die Frau auf und blickte auf die Männer hinunter.
„Ich hätte nicht gedacht, dass ihr die Bäume schafft“, lächelte sie. „Gut, dass die stabil genug waren.“
Reece stieß ein Knurren aus und sprang hoch, aber Kian lachte auf.
„Ehrlich, hätte ich auch nicht. Klettern ist nicht wirklich unser Ding.“
Reece schob sich nahe an sie heran. Sie wich nicht zurück, sondern sah weiter zu Kian, der jetzt ebenfalls aufstand. Sie war nicht groß und reichte ihm gerade mal bis zum Brustansatz. Reece stand mittlerweile hinter ihr.
„Und was ist euer Ding?“
Kian grinste erwartungsvoll.
„Das demonstrieren wir dir gerne.“
Er griff nach ihr, doch sie tauchte so flink unter seinen Händen durch, dass er ins Leere fasste. Auch Reece reagierte zu langsam. Doch beide setzten ihr sofort nach. Sie war schnell, doch diesmal waren die Männer im Vorteil.
Noch vor dem Zaun holten sie sie ein.
Kian umschlang ihren Oberkörper und zog sie eng an sich.
„Magst du es gerne hart und schnell?“, knurrte er und griff nach ihrem Gürtel. Reece kam ihm zu Hilfe.
„Nein, du Idiot“, keuchte sie. „Welche Frau mag das schon?“
Ihre Hose lag inzwischen im Sand und Reece packte ihre Hüften.
Die Erregung, die in der Luft lag, war kaum auszuhalten. Kian sank auf die Knie, ohne die Frau loszulassen, und zerrte ihr ungeduldig das Shirt vom Körper. Sein Partner hatte bereits die Hose geöffnet und schob sich von hinten über sie.
Ihr Aufkeuchen war nur ein weiterer Ansporn und in der folgenden Stunde bauten die beiden Männer den angestauten Frust des Tages an ihr ab.
Sie hielt stand und protestierte nicht ein einziges Mal.
Schließlich lagen alle drei schwer atmend nebeneinander am Boden, Arme und Beine ineinander verschränkt.
„Nicht schlecht“, meinte Kian schließlich. „Du bist echt zäh.“
Er drehte sich auf die Seite und legte seine Hand auf ihre Brust. „Machst du sowas öfters?“
„Mit zwei riesigen Machos vögeln?“ Sie grinste schräg. „Ganz sicher nicht. Das war eine Premiere.“
Seine Hand wanderte über ihren Bauch. Er mochte ihren Körper. Schlank und durchtrainiert, dazu weiche glatte Haut. Besser ging es kaum.
Reece beugte sich ebenfalls vor, um nach ihr zu fassen.
„Moment Jungs“, wehrte sie ab und setzte sich auf. „Ihr hattet euren Spaß, aber jetzt ist Schluss.“
„Der Tag ist noch lange nicht vorbei“, meinte Kian und versuchte, sie wieder an sich zu ziehen. Doch sie stemmte sich dagegen.
„Der Tag nicht, aber das hier schon.“
Sie stand auf und griff nach ihren Klamotten. Den Männern war deutlich anzumerken, dass sie das nicht so sahen, aber sie erhoben sich ebenfalls und zogen die Hosen hoch. Im Gegensatz zu ihr waren sie weitgehend angezogen geblieben.
Schweigend sahen sie zu, wie die junge Frau in ihre Kleider stieg. Dann folgten sie ihr zum Zaun. Kurze Zeit später standen alle auf der anderen Seite, direkt neben dem abgelegten Rucksack. Die Hunde lagen immer noch platt am Boden und betrachteten die Männer mit Abneigung und Misstrauen. In aller Ruhe füllte die Frau den Wassernapf und forderte die Hunde auf zu trinken, während sie selbst einige tiefe Schlucke zu sich nahm. Dann verstaute sie alles sorgfältig.
Als sie sich den Rucksack überwarf, räusperte sich Kian.
„Wir können dich mitnehmen. Wo willst du hin?“
Sie lachte auf.
„Nein danke. Ich nehme lieber den Bus. Mein Bedarf ist für heute gedeckt.“
„Dann setzen wir das Ganze eben morgen fort“, knurrte Reece. Es war das erste Mal, dass er sie direkt ansprach. „Es hat dir doch gefallen.“
Sie sah ihn aufmerksam an.
„Ich glaub, ich muss euch da mal was erklären. Ich bin hier gewesen, weil ich mir die Anlage ansehen wollte, und nicht, um mit euch rumzumachen.“
„Aber du hast es getan“, grinste Reece.
Doch ihr Humor war verschwunden.
„Natürlich. Ich hatte ja keine andere Wahl.“
Sie sah zu Kian.
„So wie ihr hier gestanden habt, war völlig klar, was ihr wolltet. Und ihr seht nicht so aus, als würdet ihr freundlich nachfragen. Also haben wir einfach das Beste aus der Situation gemacht, okay? Ihr hattet euren Spaß und ich bin heil geblieben. Also alles bestens. – Machts gut. Und das mit dem Klettern solltet ihr wirklich noch üben. Ich werde wohl noch an meiner Geschwindigkeit arbeiten müssen.“
Sie stieß einen leisen Pfiff aus und trabte los. Die Hunde waren sofort an ihrer Seite.
Die Männer sahen ihr sprachlos hinterher.
„Verdammt“, murmelte Kian. „Die ist echt taff.“
„Und wer zum Teufel ist sie?“
Kian hob die Schultern.
„Keine Ahnung, aber wenn sie glaubt, dass sie uns so schnell loswird, täuscht sie sich gewaltig. So viel Spaß hatten wir schon lange nicht mehr.“
Reece grinste zustimmend. Sie stiefelten zum Wagen.
„Hast du deine Kamera griffbereit?“
Reece nickte und langte nach einem kleinen Koffer auf dem Rücksitz. Sekunden später hielt er eine Kamera mit einem Teleobjektiv in der Hand. Kian fuhr los, gab aber nicht allzu viel Gas. Sie sahen die Frau wieder durch das Gelände joggen. Diesmal sprangen die Hunde kreuz und quer und genossen es, sich gegenseitig zu jagen.
„Die Viecher sind echt gut erzogen“, brummte Reece während er ein Foto nach dem andern schoss. „Ich mag Hunde ja nicht, aber die drei kläffen wenigstens nicht rum und ziehen auch nicht sofort den Schwanz ein. Okay, gib Gas. Ich denke, ich hab sie im Kasten.“
Zwei Stunden später hockten sie in einem schäbigen Motel und Kian hielt sein Handy in der Hand.
„Hey Freaky, kannst du uns einen Gefallen tun?“
„Und was für einer soll das sein?“ Martin Hicks, von allen nur Freaky genannt, klang gut gelaunt wie immer. „Bitte nicht wieder die nächste Bar. Das wird langsam echt langweilig.“
Kian grinste.
„Keine Sorge, diesmal ist es ein bisschen anspruchsvoller. Ich schick dir mal ein Foto. Krieg bitte raus, wer das ist.“
Sekunden später erklang Freakys Stimme.
„Süß. Was hat sie angestellt?“
„Nichts. Aber sie hat einen echt knackigen Hintern.“
Freaky lachte vergnügt.
„Mal seh‘n, was ich tun kann. Aber es wird etwas dauern. Der Chief kleistert mich gerade mit Recherchen zu. Ich melde mich dann.“