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SIEBENBÜRGERSTRASSE

Die ewige Liebe der Hunde


Franziska Wachet und die anderen Hundebesitzerinnen sind sich einig: Es funktioniert nur mit gegenseitigem Respekt

In den Einkaufsarkaden in der Siebenbürgerstraße im 22. Bezirk hat sich eine Gruppe von Hundebesitzerinnen versammelt. Es ist ein recht kühler Herbsttag, aber wer einen Hund hat, ist es gewöhnt, bei jedem Wetter den Bedürfnissen seines Haustieres den Vorrang einzuräumen. Und so scheint keine der Damen ein Problem mit der hohen Dosis kalter Frischluft zu haben.

Womit es schon eher ein Problem gebe, das seien die Leute in der Wohnhausanlage, die keine Hunde mögen. Insbesondere Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund, so erzählt eine Hundebesitzerin unter dem zustimmenden Nicken der anderen, hätten oft Angst vor Hunden, weil sie aus den Heimatdörfern ihrer Eltern nur Streuner kennen würden, die oft Tollwut hätten. Sei es, wie es sei, die Mitarbeiter des türkischen Imbisses im Ekazent zeigen jedenfalls wenig bis keine Berührungsängste mit der Hundegruppe und stellen den anwesenden Damen gerne Sessel zur Verfügung, damit bequemer über das Leben mit Hund im Gemeindebau philosophiert werden kann.

Probleme, zweiter Teil: Die aus Sicht mancher Besitzerinnen mangelnde Ausstattung der Gegend mit Hundezonen. Zwar gebe es eine nahegelegene Hundezone in der Polgarstraße, das schon, aber die Besitzer der kleinen Hunde fühlen sich dort mitunter von den großen bedroht. „Es bräuchte zwei Hundezonen: eine für die Riesen und eine für die Kleineren. Mehr kleinere Hundezonen wären ein Traum.“ Womit schon ein erster Wunsch für die Zukunft der Hundehaltung im Gemeindebau formuliert wäre.

Schwierigkeiten, Teil drei: Ein aus Sicht der Hundebesitzerinnen skurriles Schild in ihrer Wohnhausanlage, auf dem das Folgende zu lesen sei: „Halten Sie Ihren Hund von Rasen und Gehsteig fern.“ Dass ihr Hund wohl irgendwo gehen müsse, entweder am Rasen oder aber am Gehsteig, müsse doch auch den Menschen einleuchten, die ein solches Schild produzieren, meint die Besitzerin eines recht kleinen Vierbeiners. Dass die Hunde hier im Bau nicht auf die Grünflächen gehen sollen, ist ihr bekannt, in der Praxis aber schwer umsetzbar: „In der Stadt am Beton geht’s ma ned.“ Womit natürlich nicht das Spazierengehen, sondern der Stoffwechsel gemeint ist, dessen Produkt sie im Erfolgsfall selbstverständlich umgehend per Plastiksackerl entsorge.


Wer einen Hund hat, ist wie Silvia Rucek daran gewöhnt, bei jedem Wetter vor die Tür zu gehen

Es gibt also eine Reihe Probleme, für die die Anwesenden allerdings nicht nur die Hundelosen, sondern ebenso die rücksichtslosen Hundebesitzer in der Verantwortung sehen, von denen an diesem Nachmittag keiner erschienen ist (wahrscheinlich war es ihnen zu kalt). „Die, die den Kot nicht wegräumen, sorgen damit dafür, dass alle Hundehalter ein schlechtes Image haben.“

Ebenso oft komme es vor, dass unerfahrene Hundehalter sich die falsche Rasse zulegen würden, nämlich eine, zu deren artgerechter Haltung sie gar nicht in der Lage wären: „Das liegt dann aber am Mensch und nicht an der Rasse. Deshalb sind die Listenhunde auch ein Blödsinn. Aber viele Leute haben keine Ahnung, was sie sich anschaffen und was die Rasse braucht.“

Dass es jedenfalls nur mit gegenseitigem Respekt funktionieren könne, gerade im Gemeindebau, darin sind sich alle anwesenden Damen einig: „Von Hundehaltern zu anderen und umgekehrt.“

Noch mehr Einigkeit gibt es nur darüber, dass die Hunde die ganzen Probleme, die man ihretwegen mit anderen Gemeindebaubewohnerinnen und -Bewohnern hat, in jedem Fall mehr als wert seien, denn: „Menschen können enttäuschend sein, aber ein Hund wird dich immer lieben.“


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