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BOHMANNHOF

350 Mal Willkommen

Würde man schreiben, dass es seit 2010 im Bohmannhof in der Donaustadt einen Hobbyraum gibt, dann wäre das vor allem eines: eine groteske Untertreibung. Denn wenn man Frau Kornelia Schrammel – Mieterin in der Melangasse und zwei Funktionsperioden lang auch Mieterbeirätin – nur ein wenig zuhört, wie sie von ihrem Engagement erzählt, dann versteht man: Frau Schrammel hat einen Raum genommen, ihn mit Leben gefüllt und ihr Wohnhaus damit nachhaltig verändert.

„2008 bin ich dem Mieterbeirat beigetreten und bin natürlich emsig gewesen. Damals bin ich auf diesen Gemeinschaftsraum gestoßen, der wirklich zugemüllt war, jeder hat da seinen Mist entsorgt. Ich hab dann mit Wiener Wohnen gesprochen und gebeten, dass ich den Raum haben kann. Dann ist das entrümpelt und sauber gemacht worden und ich bin Wiener Wohnen wirklich dankbar dafür, weil ich ausprobieren wollte, ob ich das schaffe, die Mieter an einen Tisch zu bekommen. Da wir ja mittlerweile alle Nationen im Haus haben, ist das natürlich ein bisschen schwierig. Für mich gibt’s aber keine Ausländer, für mich sind das alles einfach Menschen.“

Frau Schrammel schaffte es – und noch einiges mehr: „2010 hab ich hier notdürftig eröffnet, mit einem Tapezierertisch, wo ich ein bissl was zum Essen aufgetischt hab. Und so ist das dann immer mehr geworden: Weihnachtsveranstaltungen, Basteleien, Faschingsfeste für die Kinder et cetera. wohnpartner is mir dabei eine große Hilfe gewesen, ansonsten hab ich das alles alleine gemacht. Ich bin halt so gestrickt, dass mir immer wieder was einfällt, und ich versuch über die Kinder die Erwachsenen zu mobilisieren, weil nur so geht es.“ Natürlich stellte und stellt Frau Schrammel den Raum auch anderen Mieterinnen und Mietern zur Verfügung:

„Im ganzen Haus haben die Mieter die Möglichkeit, den Raum zu nutzen, zum Beispiel für Geburtstagsfeiern, dafür holen sie von mir den Schlüssel. Sie dürfen alles benutzen, und wenn sie mit Feiern und Saubermachen fertig sind, bekomm ich den Schlüssel wieder zurück. Die Kinder, mit denen ich hier, wie sie klein waren, Feste gemacht hab, die sind jetzt schon 14, 15 Jahre alt. Es is irre, ich weiß nicht, wo die Zeit hingerannt ist“, sagt die engagierte Mieterin wehmütig und ist doch hörbar glücklich über das, was ihr in den letzten Jahren hier gelungen ist. „Aber heuer hab ich auch noch einiges vor, der Erste-Hilfe-Kurs, der hier vom sozialmedizinischen Dienst durchgeführt wurde, war ein toller Erfolg, und die Polizei hätt ich auch gern da, die Feuerwehr, die MA 48 – das is halt alles Arbeit und das dauert, bis man’s organisiert. Auch zu Halloween wollen die Kinder wieder eine gute Kürbissuppe von mir haben, und zu Weihnachten hab ich vor, mit den Kindern Bastelarbeiten zu machen und einen Christbaum damit zu schmücken. Und dann würd ich von den Erwachsenen gerne Spenden für die Stiftung Kindertraum sammeln, das ist mir ein Herzenswunsch, weil man da schwerkranke Kinder unterstützt.“

Auch bei der Aktion „Willkommen Nachbar“ war und ist die rührige Donaustädterin aktiv, denn: „Das hat mich sofort interessiert, ich hab Brot und Salz mitgenommen, mit wohnpartner gemeinsam hab ich die Mappe mit wichtigen Dokumenten für die Neuzuzüge befüllt. Wenn ich davon red, dann krieg ich eine Gänsehaut, weil mir das so wichtig ist.“


Kornelia Schrammel ist immer im Einsatz für die Nachbarschaft

„Wenn ich davon red, dann krieg ich eine Gänsehaut, weil mir das so wichtig ist.“

Unglaubliche 350 Familien hat Frau Schrammel nämlich schon begrüßt, die ihre ungebrochene Begeisterung für Nachbarschaftshilfe so erklärt: „Es ist jedes Mal faszinierend, neue Leute kennenzulernen. Das darf man nicht als Arbeit sehen. Entweder man macht’s gern oder man macht’s gar nicht. Und wenn man Vorurteile gegen andere hat, dann braucht man’s gar nicht machen. Wichtig wär, dass wir alle an einem Strang ziehen, gerade im Gemeindebau. Ich wohn da seit 1983, da bin ich als Erste in den Bau eingezogen. Und ich find’s ganz wichtig zu wissen, wer is mein Nachbar. Weil wenn du was brauchst, wenn was passiert, wenn du in Urlaub fährst, sollst du mutig genug sein, anzuklopfen. Und ich glaub, grad in Zeiten wie diesen sollten wir wieder enger zusammenrücken und einer für den anderen da sein.“

An diesem Beispiel wird deutlich, dass es Menschen wie Frau Schrammel braucht, um das Konzept Gemeindebau mit Leben zu füllen. Alles Gute für die nächsten 350 „Willkommen Nachbar“-Besuche, Frau Schrammel!

Wiener Wohnwunder

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