Читать книгу Typgerechtes Welpentraining - André Vogt - Страница 27
ОглавлениеDIE VERSCHIEDENEN HUNDETYPEN
In der Verhaltensbiologie werden Hunde, ähnlich wie in der Humanpsychologie, grundsätzlich in zwei Typen eingeteilt: Hunde des A-Typs und des B-Typs. Bei beiden Typen gibt es auch eine instabile Form.
Hunde vom Typ A sind sehr extrovertiert, neugierig und interessiert an ihrer Umwelt. Es sind sehr sichere, souveräne Hunde, die stets wissen, was zu tun ist.
Der instabile Typ A kann mit bestimmten Situationen nicht umgehen und reagiert dann auch schon mal cholerisch und unbeherrscht. Er ist stressanfällig, was aggressives Verhalten zur Folge haben kann.
Hunde vom Typ B sind introvertiert, zurückhaltend und in sich ruhend. Durch seine Ruhe und Gelassenheit ist auch dieser Typ sicher und souverän. Er ist jedoch abwartend, ja nachdenkend. Hunde des instabilen B-Typs sind häufig unsicher. Sie vermeiden Konflikte und reagieren mit Rückzug, wo es geht.
Auch unter Hunden gibt es verschiedene Charaktere. Sie werden bestimmt schnell herausfinden, zu welchem Typ Ihr kleiner Vierbeiner gehört.
Wie der Charakter geformt wird
Der Charakter eines Hundes setzt sich immer aus mehreren Faktoren zusammen. Da ist zum einen die Genetik. Neue wissenschaftliche Studien zeigen, dass sich Stress der Mutterhündin während der Trächtigkeit negativ auf ihren Nachwuchs auswirkt.
Diese wiederum kann diese Negativerfahrung an die eigenen Kinder weitergeben. Charakter formt sich darüber hinaus auch durch Umwelt und Erfahrung.
Letztendlich ist es für Sie als Halter, der einen bestimmten Hundetyp hat, weniger wichtig, warum dieser so ist, als vielmehr, wie können Sie mit dessen Eigenschaften am besten umgehen. Wie ist, gerade für diesen Typ, Erziehung und Training zu gestalten? Dabei soll dieser Ratgeber helfen. Generell gibt es in der Hundeerziehung keine allgemeingültige Regel, die auf jedes Hund-Mensch-Team anwendbar ist. Haben Sie einen sehr sensiblen Hund, braucht es nur wenig, um ihn zu beeindrucken. Man kann von Anfang an deutlich feiner mit solch einem Vierbeiner arbeiten als mit einem Sturkopf, der dreimal nachfragt, ob Sie meinen, was Sie sagen. Dennoch gibt es einige Dinge, die stets gleich bleiben. Hunde sind Hunde, und sie wollen als solche behandelt werden, unabhängig von Rasse und Temperament!
Ich unterscheide in diesem Ratgeber zwischen vier gängigen Hunde-Typen: dem Draufgänger, dem Sensiblen, dem Sturen und dem Gemütlichen. Doch natürlich ist nicht alles schwarz oder weiß. Die wenigsten Hunde sind nur gemütlich oder nur draufgängerisch. Ein Hund kann durchaus zum sensiblen Typ gehören und trotzdem plötzlich nachfragen, ob er unbedingt das tun muss, was ihm gesagt wurde. Er wird sich allerdings schneller überzeugen lassen als ein Sturkopf. Der Gemütliche kann auch immer mal wieder einen Temperamentsausbruch haben. Der Sture kann durchaus in einer bestimmten Situation sehr unsicher reagieren (Test, >).
Ein Draufgänger hat vor nichts Angst. Er will am liebsten alles und sofort. Dieser Hund ist sehr aktiv und hat große Freude am Rennen und Toben.
DER DRAUFGÄNGER
Diesen Typ Hund sollten Sie stark fordern und fördern. Gehen Sie mit ihm ins Unterholz, stellen Sie ihm Mutproben und beziehen Sie ihn vom Welpenalter an stark auf sich. Sie müssen dem Draufgänger beweisen, dass Sie die Dinge im Griff haben und ihn leiten können. Vielfach bringt er sich selbst in Gefahr, überschätzt seine Fähigkeiten und Möglichkeiten. Durch seinen Mut bringt er sich oft in prekäre Lagen. Mit einem Draufgänger hat man einen sehr sicheren Hund, der vor nichts Angst hat und deshalb alles mitmacht. Beim Training sind diese Hunde häufig sehr triebstark und begeisterungsfähig. Wenn man ihr Interesse geweckt hat, arbeiten sie sehr gern mit. Leider lassen sie sich auch schnell ablenken. Die Konsequenz ist, dass man sich als Besitzer immer wieder interessant für den Hund machen muss. Je abwechslungsreicher und variabler mit diesen Vierbeinern gearbeitet wird, umso lieber werden sie mitmachen. Mit einem hohen Anspruch und genug Förderung sind diese Hunde leicht zu erziehen. Langweilen sie sich, suchen sie sich eigene Beschäftigungen und zeigen scheinbar keine Bereitschaft, sich für ihren Besitzer zu engagieren (Die Geschichte von Luna, >).
Der Sensible ist von Natur aus vorsichtig und braucht oft etwas länger, Neues zu akzeptieren. Nimmt man darauf Rücksicht, dankt er dies mit besonderer Anhänglichkeit.
DER SENSIBLE
Dieser Typ Hund ist besonders empfindlich und feinfühlig. Der Sensible ist in der Regel vorsichtig, manchmal unsicher. Er braucht Zeit, Dinge zu untersuchen und als ungefährlich abzuspeichern. Dieser feinfühlige Vertreter der Hundegesellschaft ist meist sehr anhänglich. Er kennt stets Ihre momentane Stimmung. Stärker noch als andere Hunde wird er Sie spiegeln. Im Training wird er versuchen, Ihnen alles recht zu machen. Versteht er Sie nicht, wird er statt es auszuprobieren lieber gar nichts mehr versuchen. Zu groß ist seine Sorge, sich falsch zu verhalten. Obwohl er sich so konträr zum Draufgänger verhält, tun auch einem sensiblen Hund Mutproben durchaus gut. Denn die stärken sein Selbstbewusstsein und nehmen ihm vielleicht auch den einen oder anderen Angstmoment. Von allein tut der Sensible nicht viel. Er braucht die Animation seines Menschen, um die Welt zu entdecken und daran Spaß zu entwickeln. Bei Spaziergängen wird er seinen Radius nicht groß ziehen und lieber an Ihrer Seite bleiben. Er hat Sorge, seine Menschen zu verlieren, und findet vieles gruselig. Alles in allem ist er sehr vorsichtig – und das ist total okay. Denn jeder Hund hat sein eigenes Tempo. Hunde vom Typ Sensibelchen brauchen viel Einfühlungsvermögen und einen ruhigen Umgang mit ihm von ihrem Halter (Die Geschichte von Ben, >).
Der Sturkopf ist sehr selbstständig und recht eigensinnig. Er testet gern seine Grenzen aus. Doch wer ihn überzeugt, der hat in ihm einen zuverlässigen und klugen Begleiter.
DER STURKOPF
In diesem Zusammenhang muss man sich zunächst einmal fragen: Sind Hunde im menschlichen Sinne stur? Ich höre es häufig von Hundehaltern. Aber sind deren Hunde wirklich stur? Sicher nicht. Trotzdem bleibe ich in diesem Buch bei der Charakterbezeichnung des Sturkopfes, erkläre aber, was ich darunter verstehe. Sogenannte Sturköpfe sind in der Regel besonders selbstständige Hunde, die sehr gern ihre eigenen Entscheidungen treffen. Sie glauben oft, sie kämen auch ohne Menschen wunderbar zurecht. Der Sturkopf fragt gern nach, ob etwas, das Sie von ihm wollen, nötig und sinnvoll ist. Und er testet, mehr noch als andere Charaktere, seine Grenzen aus. Dadurch wirken diese Vierbeiner im landläufigen Sinne stur. Einen Sturkopf zu trainieren, das ist schon anspruchsvoll – aber genau deshalb auch sehr spannend. Denn deren Halter muss immer ein wenig mehr tun, um ihn zu überzeugen mitzumachen. Dafür ist es ganz praktisch, ihn gut zu beobachten. Was macht ihm besonders viel Spaß, und wie kann ich diese Freude nutzen, um seinen Sturkopf in einer anderen Lage zu besiegen? Ja, ganz schön herausfordernd. Aber deshalb ist es so schön und wichtig, direkt früh zu starten. Denn ein sturer Welpe, der kann sich zu einem sehr klugen Weggefährten entwickeln (Die Geschichte von Maja, >).
Der Gemütliche entdeckt die Welt am liebsten von seinem Ruheplatz aus. Er braucht geduldige Menschen, die ihn zum Mitmachen bewegen.
DER GEMÜTLICHE
Dieser Hundetyp liegt gern irgendwo auf einem Ruheplatz und beobachtet seine Welt. Oft bemerkt man ihn gar nicht, eben weil er so ruhig ist. Die Gemütlichen haben gern ein Gelände, das sie gut überschauen und überwachen können. Dieser Typ Hund ist gern an Ihrer Seite und nicht sehr anfällig für entgegenkommende Reize wie zum Beispiel Jogger, Fahrradfahrer oder andere Mensch-Hund-Teams. Denn darauf einzugehen, bedeutet Bewegung und das Aufbringen von viel Energie. Mit einem gemütlichen Hund haben Sie eher wenige Probleme, aber auch eine ziemlich große Herausforderung. Und zwar, ihn aus sich herauszulocken, ihn zu Kommunikation und Spiel anzuregen. Denn dann merkt auch der Gemütliche, dass ein bisschen toben doch ganz schön viel Spaß machen kann. Alles, was der Gemütliche tut, macht er mit Bedacht. Er scheint häufig nachzudenken. Hat er etwas sicher verstanden, wird er es sein Leben lang nicht vergessen. Er hat in allem sein eigenes Tempo. Im Training kann es passieren, dass man denkt, dieser Hund lernt das nie! Aber drei Tage später führt er die Übung aus, als hätte er zuvor nie etwas anderes getan. Diese Vierbeiner brauchen viel Zeit und vor allem geduldige Menschen (Die Geschichte von Oskar, >).