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4. Kapitel „Im Proberaum“

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Es war proben angesagt, immer wieder proben, proben bis der Arsch zwickt. Die ersten 2 Proben spielten wir wieder "Diane" von Fleetwood Mac und ein selbstkomponiertes und geschriebenes Lied "Komm aus dem Arsch", das 2. eigene Lied. Sicher klang der Titel etwas zu derb für manche Ohren, aber es war halt Jugendsprache. Ein Liebeslied folgte noch - "Möchte mal". Dann stieß Uwe zu uns, der Chef der anderen Band im Pionierhaus, der kurz auf Wochenendurlaub zu Hause war. Der hörte sich alles an und wollte uns seine Unterstützung geben bis seine Jungs von der Fahne wiederkamen. Mit seiner Hilfe kamen wir sehr weit. Er lehrte uns ein paar Lieder, gab Tipps zum Singen und zum Spielen. Nach 9 Proben hatten wir 4-6 Lieder drauf. Wir probten jeden Samstag 4 Stunden lang. Rüdiger übernahm zu dieser Zeit auch den Bass, den wir in Erfurt kauften vom sauer ersparten Geld. Wir kauften auch noch 2 Mikrophone für den Gesang. Das Üben machte Spaß. Uwe sagte auch, dass ein Üben zu Hause genauso wichtig sei wie in der Probe. Rudi und ich hielten uns an die Worte, mein Bruder auch. Knut verließ der Ehrgeiz, vielleicht weil er auch merkte, dass mal nicht so weiter ging wie bisher. Man bekam dann auch den Eindruck dass ihm sein Moped und seine neuen Freunde wichtiger waren als wir. Er fand keine Zeit mehr zum üben und kam immer öfter mit Ausreden, wenn er nicht zur Probe erschien. Peter musste ihn auch bei jeder Probe erst Mal wieder die Akkorde auf der Klampfe zeigen, eine Zeit wo wir herumalberten. Welch ein Irrtum. Sobald Peter weg war und wir noch eine Weile probten, kam nicht mehr viel heraus. Rüdiger und ich beschlossen auf Knuts Verhalten hin, ihn aus der Band auszuschließen. Er hätte auch bleiben können, aber nur unter der Bedingung, dass er üben würde.

Sein Moped und die neuen Freunde waren ihn wichtiger, so dass wir uns trennten von ihm. Uwe spielte dann Gitarre, auch so lange, bis wir Ersatz fanden. Wir probierten es dann noch mit Rainer, der angab Gitarre zu spielen, aber sein Gitarrenspiel war nicht sonderlich gut ausgeprägt für unsere Zwecke, so dass es mit ihm keinen Sinn machte. Übrigens ist heute Rainer im zweitältesten Jugendclub der DDR, dem "Rosenkeller" in Jena beschäftigt, wo ich ihn später auch mal wieder traf

Was nützte es uns? Wir hatten keinen Gitarristen, so dass eine Anzeige her musste. In den Ferien spielten wir uns altes Zeug. Die Resonanz auf unsere Anzeige in Apolda war bedrückend, denn es fand sich niemand, der Gitarre spielen wollte und konnte. Rudi brachte in der Zeit einen Kumpel mit aus seiner Firma, aber der konnte auch keine Gitarre spielen, sondern hatte viel mit Technik am Hut. Es war Wolfgang Mittelhäuser , der dann bei uns Techniker wurde.

In der Zeit, wo wir unter anderen keinen Gitarristen hatten, das war so 1984, gingen Rudi und ich zur Musikschule "Ottmar Gerster", nach Weimar. Wir bekamen da preisgünstigen Unterricht in Notenlehre und Rhythmus. Ich versuchte mich dort außerdem im Gesang, aber der Professor und Lehrer des Gesangfaches wollte mich in Richtung Oper drücken, was mir sehr missfiel. Das war nicht mein Ding. Einmal war ich sogar zu Hause bei dem Professor und musste wie ein Hund hecheln auf der Couch und das im Liegen. Ich kam mir blöd vor, aber das sollte eine Gesangsübung sein. Jedenfalls hechelte ich wie ein Hund und dem Professor gefiel es. Wir haben uns dann aber nicht mehr weiter gesehen.

Noten- und Rhythmusunterricht hatten wir dann bei Herrn Pötsch, vor dem ich immer Angst hatte, denn er war ein guter Musiker. Heute wie damals spielt Herr Rötsch im bekannten Thüringer Bluesduo Beyer & Rötsch mit und hat was drauf. Den Lehrgang habe ich mit "gut" abgeschlossen und war schon ein bisschen stolz darauf, denn ich hatte immer Angst, dass ich kein Rhythmusgefühl hatte. Schien nicht so. In dieser Zeit trafen wir unseren neuen Gitarristen- Raik aus Ettersburg bei Weimar. Es waren ja viele Gitarristen in der Musikklasse. Wir fragten ihn kurzerhand und hofften, dass er zur Probe kam. Er kam auch, konnte trotz des Unterrichtes doch nicht so viel wie wir erwarteten. Uwe half ihm aber und Raik lernte schnell. Zu viert ging es dann weiter, nicht immer sehr produktiv, aber mit viel Spaß bei der Sache.







5.. Kapitel „Unser erster Auftritt“


Oft wird ja eine Band nach ihren ersten Auftritt gefragt, wo der stattfand, was da los war, wie viel Publikum da war und welcher Anlass es gewesen war. Wir wurden zwar bisher noch nicht danach gefragt, aber natürlich hatten wir auch unseren ersten Auftritt.

Unser erster Auftritt war am 07. Juli 1985 im Pionierhaus zu Apolda, also in unseren Proberäumen! Anlass war ein Freundschaftstreffen zwischen deutschen und bulgarischen Pionieren und Komsomolzen. Ulrich, der Leiter des Hauses, hatte schon immer Kontakte zu Bulgarien, zu einigen Schulen und Institutionen, so dass jedes Jahr die Bulgaren da waren. Rudi wollte zu diesem Zeitpunkt an die Ostsee fahren! Unmöglich kurz vor unserem ersten Auftritt, aber da kannte er oft nichts in dieser Beziehung. Entweder musste er zu seiner Oma in den Thüringer Wald oder an die Ostsee oder sonst irgendwohin, wenn wir Auftritte hatten. Es war immer grausam ihn zu überreden, dass er doch mitspielen sollte. Frage mich heute noch, was der Typ sich dabei gedacht hatte, uns immer seine Reisepläne zu suggerieren. Als wäre die Band nicht wichtiger gewesen. Na, ja, wir konnten ihn auch diesmal überzeugen zu bleiben.

Technik brauchten wir nicht aufzubauen, die stand noch von der Probe. Licht hatten wir ein bisschen hingezaubert und ein Diaprojektor war unser Spot.

Zuerst mussten wir aber zum Bahnhof, die Bulgaren abholen, die mit dem Zug kamen.


Wir sollten, so war Ulrichs Auftrag, die Koffer tragen und fuhren mit ein paar Handwagen zum Bahnhof und da kamen sie auch schon, die lustigen Bulgaren. Ein Krach auf den Bahnhof, überall bulgarische Wortlaute, Gelächter und große Aufgeregtheit bei den Kindern und Jugendlichen aus Bulgarien. Manche waren ja das erste Mal in der DDR.

Wir charterten das Gepäck von lustigen Freunden und zogen mit der ganzen Bagage über einen Kilometer ins Pionierhaus, was uns aber nichts ausmachte. Dort angekommen, wurden gleich die Betten verteilt für die bulgarischen Freunde und es gab Prasnik. Etwas zu Essen und zu trinken für die müden Leute. Die kleinen Bulgaren und Bulgarinnen saßen dann still in der Ecke und staunten über die ersten Diskoklänge. Musik, die sie in ihrem Heimatland nur bedingt kannten. Zumindest waren es für sie andere Diskomusik und -klänge. Nachdem wir die Stillen dann aufforderten zum Tanz, kamen auch schon die ersten Mädchen und tanzten sehr ausgiebig und fröhlich. Sie hatten Gefallen an der Musik.

Dann kamen wir an die Reihe mit unserem 1. Liveauftritt. Wir waren schon nervös, weil wir uns und auch Ulrich nicht blamieren wollten, vor seinen Freunden. Also gaben wir unser Bestes und legten los und rockten ein bisschen. Die Bulgaren waren begeistert, obwohl wir hier und da ein paar Schnitzer hatten im Programm. Es wurde weiter getanzt, gegessen und getrunken und alle hatten irgendwie Spaß an der Sache. Die bulgarische Leiterin lobte mich dann noch für meine tänzerischen Bewegungen, was mir Freude bereitete.

Der Abend und unser erster Auftritt gingen ihrem Ende zu. Wir waren glücklich über diesen Tag und blieben aber auf den Boden der Tatsachen.



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