Читать книгу Broken Bones - Andrea Appelfelder - Страница 10
Kapitel 7
ОглавлениеEs waren erneut einige Tage nach Angels unguten Gefühl vergangen. Niemand wusste davon, hatte sich der junge Mann doch niemandem anvertraut und auch er selbst hatte es schon längst vergessen, nachdem sich kein Anzeichen für das Erfüllen seiner Vision ergeben hatte.
Nun befand er sich zusammen mit den anderen Vampiren in ihrem Aufenthaltsraum und sie alle lauschten Marik, der gerade über seine letzte Mission sprach.
„Die Werwölfe scheinen in ihrer Anzahl zwar zurückzugehen, aber dafür werden sie immer aggressiver. Zumindest war es bei den Beiden so, die mir in diesem kleinen Ort in Frankreich begegnet sind.“
Angel, der auf einem schwarzen Sofa zusammen mit Sakuya und der Prinzessin saß, sagte ruhig: „Woher willst du wissen, dass es von ihnen nicht mehr so viele gibt? Es mag vielleicht sein, dass wir in den letzten Jahrzehnten eine Menge von ihnen getötet haben, aber dass es nicht mehr viele von ihnen geben soll glaube ich nicht? Für deine Theorie spricht zwar, dass wir in den letzten Jahren kaum noch welche erwischt, geschweige denn zu Gesicht bekommen haben. Ich habe aber die Vermutung, dass sie sich nur verstecken um vielleicht auf ihre Chance zu warten.“
Salomone hatte sich neben Marik aufgestellt und beteiligte sich nun an der Unterhaltung.
„Findest du das nicht ein bisschen übertrieben. Nach dem Tod deiner Familie hast du selbst bestimmt so an die hundert oder vielleicht sogar zweihundert getötet, wenn nicht mehr. Ich schließe mich der Meinung von Marik an, sie sind vom Aussterben bedroht.“
Angel sah seinen Schöpfer grimmig an, glaubte er etwa, dass er mehr wusste als er? Sein Meister war zwar bedeutend älter als er, aber mit seinen Erfahrungen über Werwölfe konnte nur Marik mithalten.
„Wer hat dich denn gefragt. Du hast es bis jetzt kaum mit Werwölfen zu tun gehabt, hältst dich aber für einen Experten, nur weil Marik dir von seinen Erfahrungen erzählt hat.“
Salomone, der sich etwas gekränkt fühlte, sah seinen russischen Freund an, der wiederum versuchte zu schlichten. Marik wusste, dass Angel eigentlich sehr nett und umgänglich war, aber er wusste auch, dass der Junge etwas gegen seinen Erschaffer hatte. Doch lag dieser Aspekt nicht nur allein an Angel, auch Salomone tat seinen Beitrag dazu, da er es nie fertig brachte auf den damals noch jungen Vampir einzugehen.
„Bleibt ruhig, beide Vermutungen sind nicht unbedingt unglaubwürdig. Vielleicht finden wir dann auch irgendwann die Wahrheit heraus.“
Die Prinzessin mischte sich jetzt nun auch ein.
„Jungs zickt euch doch nicht immer so wie kleine Mädchen an. Ihr seit doch echte Männer. “
Der junge Mann neben ihr, hatte sich wieder etwas beruhigt und wechselte nun etwas beschämt das Thema.
„Wieso sitzt du überhaupt hier bei uns. Ich dachte, dass es gut zwischen dir und Mike läuft. Ihr habt doch geredet und euch dazu entscheiden, es wie richtige Erwachsene in einer echten Beziehung zu versuchen.“
Das Mädchen brummte verlegen, natürlich hatten sie das. Sie hatten es dann sogar stolz ihren Freunden mitgeteilt, aber so leicht war eine Beziehung dann doch nicht
„Ich weiß nicht, ob wir noch zusammen sind. Er hat sich tierisch aufgeregt und das nur, weil ich mit einer der süßen Nonnen geflirtet habe. Flirten wird doch wohl selbst in einer Beziehung noch erlaubt sein.“
Sakuya, der sich die Szene nur still angesehen hatte, lächelte: „Immer dieselbe Leier mit dir. Entscheide dich doch mal für ein Geschlecht und bleibe dann dabei und außerdem könntest du mal...“
Seine Freundin unterbrach ihn etwas rüde.
„Ich würde mich sofort für dich entscheiden, wenn du mich nur wolltest, Süßer.“
Angel mischte sich nun auch wieder lächelnd ein. „Soll ich vielleicht gehen, falls ihr allein sein wollt.“
Die Prinzessin kicherte. „Nein, oder bist du etwa eifersüchtig. Ich würde es auch mit dir nochmal versuchen oder auch mit euch beiden zusammen.“
Angel sah sie nur kurz ungläubig an.
„Tut mir leid Schatz, aber ein UNS gibt es nicht mehr, nie mehr und glaube mir. Ich werde versuchen, dass zwischen dir und Sakuya nichts zustande kommt. Verstehe mich da nicht falsch. Du bist eine gute Freundin auf Freundschaftsbasis, aber auf Beziehungsbasis bist du ein Männer abschreckendes Monster. Du bist manchmal einfach zu forsch.“
Die junge Dame warf ihm einem scharfen Blick zu und seufzte leise: „Ich habe zwar nie sonderlich viel Glück mit Männern, aber dass ihr so über mich denkt ist echt gemein.“
Die drei Vampire begannen einträchtig zu lachen und auch Mike gesellte sich nun zu ihnen. Der Junge hatte seines Erachtens genug geschmollt und wollte sich mit seiner Freundin wieder versöhnen. Er kannte sie schließlich schon lange genug und wusste wie sie war.
Der Japaner wusste auch, dass sie beide eigentlich nur eins wollten, nicht mehr allein durch diese kalte Welt wandeln. Beide Blutsauger hatten all ihre sonstigen Bedenken über Bord geworfen und sich gegenseitig das Herz ausgeschüttet. In diesen einzigartigen und emotionalen Momenten erkannten sie, dass beide sich gar nicht so unähnlich waren. Sie versuchten beide ihre Einsamkeit mit denn verschiedensten Dingen zu füllen.
Die Prinzessin, indem sie einen Bettgesellen, egal ob Mann oder Frau, nach dem Anderen durch ihr Bett ließ, um wenigstens etwas Gesellschaft zu bekommen, und er, er versuchte durch seine ständige schlechte Laune und sein aggressives Verhalten jeden gegen sich aufzubringen. Er wusste, dass er das nur tat um sich niemanden wirklich öffnen zu müssen. Aber in diesem einen Tag, in dem sie nicht zusammen waren, war ihm klar geworden, dass er sie brauchte, sonst würde es ihn innerlich zerrissen und auch seine Freundin war nicht ganz sie selbst.
Er setze sich neben seine Freundin auf die Lehne des Sofas, um mit ihr ein Gespräch zu beginnen, was ihm aber nur schwer gelang, da ihm die Worte aus Nervosität im Hals stecken blieben. Er wusste in diesem Moment auch nicht, was er tun sollte, in so einer Situation wie heute hatte er sich noch nie befunden. Er hatte noch nie zuvor eine feste Freundin gehabt, außerdem war ihm immer egal gewesen, was die Mädchen von ihm hielten.
Angel musste sich ein erneutes Lachen verkneifen als er diese unbeholfene Geste des unsicheren Mike erblicke. Er stieß seinen besten Freund mit seinem Ellenbogen in die Seite und deutete mit dem Kopf auf die Beiden, die sich einander mitteilen wollten, aber nicht konnten.
Sakuya wusste, dass es an der Zeit war, die beiden allein zu lassen und stand, gefolgt von Angel, auf, aber beide begannen plötzlich zu taumelten, ein leichtes Beben ließ in den Katakomben alles erzittern.
Aber von einem Moment auf den anderen, war alles wieder vorbei und still geworden. Iris, der sich die Streitereien nur aus der Ferne ansah, erhob sich jetzt und lauschte einen Moment, auf das, was noch kommen würde, bevor er seine Gedanken ordnete.
„Was war das denn, ich bin schon so lange hier, habe aber noch selten zuvor ein so spürbares Beben erlebt. Zumindest hier im Kern von Italien nicht, ich weiß nicht ob das ein gutes Zeichen ist. Es gab 1915 das letzte starke Erdbeben, aber danach war es nie mehr so, dass alles derart in Erschütterung geraten ist.“
Angel, der sich auch wieder gesammelt hatte, merkte an: „Das wundert mich gar nicht, dass mit den ständigen Beben meine ich. Italien ist mit unterirdischen Vulkanen durchzogen, welche zwar inaktiv sind, aber trotzdem jeder Zeit wieder aktiv werden können. Desweiteren brauche ich dich ja nicht auf die Plattenbewegungen hinzuweisen.“
Iris fühlte sich plötzlich wie von einem Lehrer gerügt und antwortete: „Du weißt aber auch immer alles, du kleiner Klugscheisser.“
Nun mischte sich auch der manchmal unnahbar wirkende Tomoyuki ein. „Mach daraus nicht so ein großes Ding. Das war doch nur ein kleines Beben. In meiner alten Heimat Japan habe ich die schon seit dem frühsten Mittelalter miterlebt. Wenn die Erde dort bebte, brachte sie immer Tod und Zerstörungen mit. Ich erinnere mich noch sehr gut daran als ich noch klein war, da wurde das kleine Fischerdorf, in dem ich mit meiner Familie lebte, durch eine von einem Erdbeben ausgelöste Schlammlawine begraben. Viele verloren ihr Leben und alle Anderen, die verschont wurden, verloren all ihr Hab und Gut. Viel weiß ich leider nicht mehr von damals, ich erinnere mich nur noch an Angst und Trauer.“
Iris schluckte, er hatte noch nie erlebt, dass sein Kollege etwas Privates über sein Leben vor dem Vatikan erzählte und versuchte sich zu rechtfertigen: „So habe ich das nun auch nicht gemeint. Ich weiß, dass dieses Beben nicht schlimm war, aber es ist nun mal nicht normal, dass alles so sehr wackelt.“
Noch während sich Iris überlegte wie er sich für seine Worte entschuldigen könnte, durchfuhr eine schreckliche, starke und böse Macht den Vatikan und die Blutsauger.
Das Gebäude und der Innenraum vibrierten in Einklang, während die normalen Menschen nicht wussten, was das zu bedeuten hatte, versammelten sich aber gleichzeitig schon die Verteidigungskräfte außerhalb und innerhalb des Heiligtum. Diese stolzen Soldaten konnten nicht sagen vor wem oder was sie die Bewohner verteidigen sollten.
Die Angehörigen der Blutgarde in den Katakomben, waren derweil von dem Pulsieren wie betäubt und Angel schrie: „Der Ursprung, er kommt von hier unten, von irgendwo hier unten.“
Dieses ausbreitende Vibrieren machte den Menschen, die in alle Richtung ausschwärmten oder sich zu den Schutzräumen bewegten, nichts aus, aber den Vampiren. Sie konnten sich erst nachdem das Geräusch sich verflüchtigt hatte, wieder ungehemmt bewegen.
Iris bemerkte als Erster, dass es wieder still geworden war.
„Das habe ich damit gemeint, dass es so was noch nie zuvor gegeben hat.“
Angel schrie: „Los Leute! Wir müssen zu den Kerkern, ich konnte den Ursprung genau dort unten ausmachen, irgendetwas Starkes hat den Vatikan von dort aus betreten.“
Keiner der Anderen wagte es zu widersprechen, da sie wussten, dass er recht hatte. So wie er immer mit seinen Ahnungen richtig lag. Sie rannten wie von dem Ursprung angezogen zu den gefangenen Wesen, die schon einmal in den letzten Tagen für Ärger gesorgt hatten. In der Hektik des Geschehens dachten die Vampire allerdings nicht einmal annähernd daran ihre Waffen zu holen.
An der Quelle des Geschehnisses angekommen, und nachdem sie die Türen aufgestoßen hatten, sahen sie, dass die Kreaturen schon auf sie warteten. Sie ließen sich, soweit es ihnen möglich war, im spärlichen Licht sehen und scharrten mit den Pfoten und Krallen.
Alle Blicke richteten sich auf die Wesen, bis Sakuya, der hinter Marik und Salomone stand, welche zur Vorsicht mahnten, seinen Blick zu der Wand am Ende des Ganges wandern ließ.
„Leute sagt mal, war da in der Wand schon immer ein solch großes Loch? Ich weiß es nicht mehr so genau, ich war noch nicht oft hier unten.“
Seinen Kollegen war das zuvor gar nicht aufgefallen. Ihre ganze Aufmerksamkeit hatte nur den ausrastenden Wesen gegolten. Aber jetzt konnte jeder einzelne von ihnen das riesige Loch in der massiven Steinwand betrachten, vor dem sich Steine, Kettenglieder und Holzreste häuften.
Akira brach das Schweigen der Schockiertheit zuerst und tat seine für ihn eigentlich unmöglichen Gedanken kund. „Das Loch ist so riesig, das sieht fast so aus, als wäre da ein Monster aus der Wand gekommen.“
Noch während sich die Anderen über diesen Ausruf wunderten, tauchte plötzlich wie aus dem nichts ein nacktes Wesen mit langen weißen Haaren, die bis zu Boden reichten, auf.
„Das, was du da gerade geäußert hast, ist gar nicht mal so dumm.“
Marik, der etwas überfordert von der auftauchenden Gestalt war, schrie ihn wütend an: „Was hast du hier unten zu suchen? Der Zutritt ist für alle mit einem niedrigen Rang verboten und was soll überhaupt der Aufzug. Ist das etwa nur ein Scherz, oder kommst du wirklich aus der Wand?“
Der Mann überlegte kurz und sagte anfangs noch gelassen: „Was ich hier unten mache, ich bin nicht aus freien Stücken hier, wie ihr vielleicht denkt.“
Dann verwandelte sich sein ruhiger Ton in ein Schreien: „Ich bin euer Gefangener gewesen. Doch damit ist jetzt Schluss, denn die Rache folgt auf dem Fuße und wird blutig sein.“
Dieser silberhaarige Mann war so stark, dass er allein durch seinen Aufschrei und der damit verbundenen Kraft die Vampire nach draußen in den Gang beförderte, wo sie unsanft an die Wände geschleudert wurden.
Der Mann wandelte noch etwas holprig zu den ihm Unterlegenen, welche alle bewusstlos und teilweise verwundet darniederlagen.
Bevor er sich aber auf den Weg zu ihnen machte, befreite er noch mit nur einem Fingerschnippen, die Gefangenen aus ihren Zellen und auch die Ketten, die sie banden, sprangen auf.
„Meine Kinder, die ihr auch wie ich hier gefangen wart. Ich werde euch hier rausholen, aber dafür will ich eure Dienste in Anspruch nehmen.“
Der von sich völlig eingenommene Mann wartete nicht einmal auf eine Antwort. Er schien sie schon jetzt zu kennen und schickte sie in die Welt hinaus. „Aber jetzt geht nach oben und rächt euch für all die Pein, Qual und Knechtschaft, die man euch angetan hat. Amüsiert euch nach Herzenslust und tötet so viele von den Menschen wie ihr nur könnt.“
Während der Mann begann sich durch das zerzauste gräuliche Haar zu fahren und wie geisteskrank zu lachen, huschten alle, die von ihm befreit wurden waren, an ihm vorbei.
Er versuchte weiter seinen Weg nach draußen zu meistern, wo aber Marik und Salomone schon wieder auf den Beinen waren und auf ihn warteten.
„Du bist also das Wesen, was dieses unheimliche Geräusch fabriziert hat, welches uns alle lähmte. Erkläre mir wie das möglich ist, du bist doch auch nur ein Vampir, wie wir, stimmst?“
Marik, wartete nicht auf eine Antwort und holte weiter aus: „Zwar ein sehr alter, aber verdammt nochmal, wie um Himmels Willen bist du hier hereingekommen, ohne dass wir es gemerkt haben?“
Der Fremde starrte den Russen an und antwortete etwas genervt: „Ich habe es euch doch schon gesagt. Ich habe euren kostbaren Vatikan nicht freiwillig betreten. Ich war seit... Ich weiß gar nicht wie lange, euer Gefangener. Wie ich aber sehe, haben sich die Zeiten nicht gut entwickelt. Wenn sich die Vampire jetzt schon derart demütigen sich den Menschen vom Vatikan anzuschließen. Ich habe auch schon einmal diesen Fehler gemacht, aber das ist Vergangenheit. Du hast gerade von Himmel gesprochen, um den braucht ihr hier nicht mehr zu beten, denn es wird die Hölle losbrechen.“
Ohne auch nur ein weiteres Wort zu verlieren, griff der gegnerische Vampir an und ließ die zwei Vampire mit einer flüchtigen Handbewegung auf den Boden sinken.
Danach bewegte er sich in wenigen Sekunden auf sie zu, wo er sich sofort auf sie stürzte und damit begann, erst Salomone und dann Marik fast bis zum letzten Tropfen auszutrinken.
Nachdem er mit Marik fertig war, richtete er sich auf und öffnete völlig vom Blut berauscht seinen Mund, aus dem etwas Blut lief, das sich zwischen seinen Zähnen angesammelt hatte.
„Das war so gut, nach all den Jahren mal wieder frisches Blut zu bekommen. Auch wenn es nur das kalte tote Blut von Vampiren war.“
Er blicke auf die Anderen, welche noch vom Aufprall gegen die Wand betäubt waren.
„Gereicht hat mir das aber bei weitem noch nicht. Aber ich habe da ja noch ein paar Vampire zum aussaugen.“
Die entflohenen Kreaturen machten sich derweil daran, sich an denen zu rächen, die sie all die Jahre gepeinigt hatte.
Jedoch war das gar nicht mal so einfach, da sich die meisten Menschen schon in Sicherheit gebracht hatten. Allerdings wussten sich auch die ehemaligen Gefangenen zu helfen, denn der Werwolf, die zwei Vendigos und der Gestaltenwandler, welche sich allesamt von Menschenfleisch ernähren, und auch der Teufel von Jersey, ein Mischwesen aus Pferd und Fledermaus, hatten hervorragende Nasen und diese würden sie zu ihren ehemaligen Knechten führen.
Obwohl sich die unschuldigen Menschen vom Vatikanstaat versteckt hielten, wusste keiner, was auf sie zukommen würde. Eines war aber gewiss, sollte man sie finden, würden die Verluste verheerend sein.
Unterdessen hatte der verwahrloste Vampir noch mehr der am Boden liegenden Vampire ausgesaugt, als er sich aber gerade daran machen wollte, Angel auszusaugen, wurde er durch einen harten Tritt, gefolgt von einem Stich in den Magen abgewehrt.
Der Bösewicht wich, sich seine blutige Wunde haltend, zurück und Angel erhob sich, zeitgleich hinter ihm aber auch Mike.
„Gar nicht so schlecht für so ein kleines Bürschchen, das hatte ich nicht erwartet. Was für ein Schmerz, mein Bach blutet richtig. Hast du da etwa eine Klinge im deinem Schuh versteckt?“, fragte der Vampir.
Angel, der wirklich eine 20 Zentimeter Klinge aus Silber in jedem seiner schwarzen Stiefeln versteckt hatte, stand der Schock immer noch ins Gesicht geschrieben, als er sah, was aus seinen Freunden geworden war. „Hast du sie etwa alle getötet?“
Der Vampir dachte nicht daran zu antworten und lachte nur hämisch.
In Mike wiederum stieg die Wut auf und er knurrte. „Hör auf dich lustig zu machen und mach deinen Mund auf, du Missgeburt!!!“
Der Vampir ließ nach dieser Ansage das Lachen jetzt sein.
„Dafür, dass du noch nichts getan hast, hast du aber ein ganz schön großes Mundwerk. Aber keiner von euch zwei süßen Jungs muss hier rumheulen. Sie leben alle, zumindest vorläufig. Ich bin nicht so wie ihr vom Vatikan und töte meine eigenen Artgenossen, zumindest nicht mehr.“
Angel beruhigte der Gedanke, dass seine Freunde noch am Leben waren und konnte wieder klare Überlegungen fassen und sich langsam sammeln.
Er ist also ein Vampir und seine weißen Haaren sagen mir, dass er über fünfhundert Jahre alt sein muss. Er ist genauso wie jeder einzelne von uns auch, ein Verwandelter. Sein Aussehen ist total verwahrlost und wenn man ihm glauben darf, dass er aus der Wand kommt, ist das auch kein Wunder. Ausgehend von den Überresten, die sich vor dem Loch befanden, muss er wohl in einem Holzsarg gefesselt gewesen sein, aber wieso war er dort überhaupt gefangen und nicht wie die anderen Monster in den Zellen?
Man hat ihn wohl anstatt ihn zu töten in dem Fundament eingemauert, aber wieso? Das ist nicht die sonstige Verfahrensweise.
Der feindliche Vampir wartete erstaunlicherweise so lange bis Angel zu diesem Entschluss gekommen war.
Mike aber, der nicht mehr warten wollte, hatte nicht vor, wie sein Freund nachdenken, er wollte lieber handeln. „Du wirst dafür bezahlen, dass du unsere Freunde so verletzt hast.“
Angel wusste, was jetzt kommen würde, sein Freund wollte ihm erst gar keine Zeit zum Fragen lassen. So gingen nun beide Vampire auf den Gegner los, schließlich wussten sie, dass selbst zu zweit die Chance auf den Sieg sehr gering war.
Während Angel ihm erneut einen Tritt mit seiner Klinge in den Bauch verpasste und dann zur Seite gestoßen wurde, wurde Mike mit zwei gezielten Tritten auf Wirbelsäule und Unterschenkel zu Boden geschickt.
Der Junge schrie kurz auf, verlor das Bewusstsein und blieb bewusstlos liegen. Der Einzige, der jetzt noch auf den Beinen war, konnte das Knacken und Zerbrechen von Knochen hören als der Feind gegen den Japaner antrat. Er versuchte sich nicht mal annähert auszumalen, was dieser Mann Mike alles gebrochen hatte.
Angel blicke zu Mike, nun stand er wirklich allein vor dem mächtigen Monster. Er blickte sich nochmals um, wurde dieses Mal aber auch wütend.
„Wie kannst du nur so etwas tun? Du hast jedem einzelnen von uns geschlagen, getreten und fast bis zum Tod ausgesaugt. Du, du bist ein Kannibale, du trinkst das Blut von anderen Vampiren und das in solchen Mengen.“
Der Vampir mit den langen Haaren antwortete nur belustigt: „Wenn das Trinken vampirischen Blutes mich zum Kannibalen macht, dann bin ich eben einer.“
Er begann jetzt erst richtig zu lachen: „Du bist mir aber auch ganz schön heuchlerisch, oder willst du mir jetzt wirklich sagen, dass du noch nie das Blut eines anderen Vampirs getrunken hast.“
Angel schluckte, auf diese Frage wusste er keine geeignete Antwort. Natürlich hatte er schon einmal das kalte Blut eines Vampirs getrunken, aber nur aus Lust, jedoch niemals um sich von ihnen zu nähren.
Er fasste sich wieder und dachte nach.
Wenn ich nicht aufpasse, werde ich genauso wie die Anderen enden. Oh mein Gott! Ich sehe echt schwarz. Ich werde es allein wohl nicht schaffen ihn zu schlagen. Besonders weil ich ohne Waffe eher im Nachteil bin.
Mit diesen Gedanken versuchte er erneut seinem Gegner mit seiner Klinge im Schuh zu erwischen, was ihm diesmal allerdings misslang.
Sein Widersacher war zu schnell für ihn und packte den Jungen mit den blauen Augen, mit der linken Hand am Hals und drückte ihn zu Boden, wo er seinen Gegner am Hals fixiert hielt, um Angel seine Schneidezähne in die Schulter zu rammen und ihm sein Blut auszusaugen.
Angel versuchte, während das Blut und damit sein Leben aus seinem Körper schwand, sich zu befreien, was ihm aber nicht gelang.
Vom Blutverlust immer noch wie betäubt, packte Angel den weißhaarigen Vampir an der Schulter und drückte ihm seine Finger so fest er nur konnte in dem Leib, sodass seine Fingernägel tief in das Fleisch seines Feindes eindrangen.
Sein Feind ließ nach einigen Sekunden schließlich angewidert von ihm ab und sprang nach hinten weg.
Der Junge stand ebenfalls auf und taumelte etwas, bis er wieder in der Lage war geradezustehen. Er stabilisierte die Blutungen seiner Wunde mit einer Hand, während er zusehen musste wie sich die Wunden seines Gegners auch schon wieder völlig geschlossen hatten.
Angel fauchte bei geöffneten Mund und zeigte mit seinen scharfen Schneidezähne, das auch er ein Vampir war.
Seine einstmals eisblauen Augen verfärbten sich zu einem stechenden Rot. „Du bist jetzt frei, dann verschwinde doch einfach und lass uns in Ruhe.“
Angel versuchte einige Tränen zu unterdrücken, während sein Gegner nur lachte. Er nahm sich nach einigen Momenten aber wieder zusammen.
„Sind wir etwa solche Lachnummern für dich, aber ganz ehrlich, ich empfinde nur dich als eine Witzfigur, schließlich hast du dich solange in einer lächerlichen Wand festhalten lassen. Außerdem ganz nebenbei, wir arbeiten zwar für den Vatikan, haben aber nichts mit der Sache von damals zu tun und auch die anderen Bewohner sind unschuldig. Die Meisten von uns waren damals noch nicht mal auf der Welt, verschwinde also und geh deiner Wege. Fang ein neues Leben an, oder mach das wieder gut, was du in der Vergangenheit verbrochen hast, oder versuche von mir aus auch, dass zu verarbeiten, was dir angetan wurde, schließlich kann ich mir nur entfernt vorstellen, was du in deiner Gefangenschaft alles erleiden musstest.“
Angel wurde zum ersten Mal in dem Aufeinandertreffen mit dem Mann wieder selbstsicherer.
„Aber hasse bitte nicht, denn bedenke eins, kaum jemand der von uns gefangen wurde, erhält eine zweite Chance. Es ist mir egal, was du auch immer getan hast, wiederhole es aber bitte nicht, sonst werden wir dich wieder jagen und diesmal töten.“
Der Dämon strich sich seine langen Haare, die bist zum Boden reichten, aus seinem Gesicht und ließ einen Ausblick auf seine grauen Augen zu.
„In so einer Situation drohst du mir, Kleiner. Auch wenn du es mit einem bitte verpackst, bleibt es eine Drohung.“
Der Vampir lief umher und versuchte verzweifelt nicht auf seine Haaren zu treten.
„Ich weiß viel über dich und auch über die Anderen hier. Zum Beispiel den Namen, den du derzeit benutzt, er ist nicht dein wahrer Name. Er wurde dir von einem anderen Vampir, den du getötet hast, gegeben. Du benutzt ihn seitdem aber weiter, ich finde das echt witzig. Euer Blut hat mich nicht nur gestärkt, sondern auch etwas über euer Leben verraten.“
Angel schüttelte vermeinend mit dem Kopf: „Das kannst du nicht. Das können nur wenige und auch nur die ganz Alten, die mit besonders starkem Blut. Das, was du mir gesagt hast, hast du einfach nur gut geraten, viele Vampire haben eine ähnliche Geschichte wie ich.“
Der feindliche Vampir blickte ihn so tief in die Augen, dass der Junge dachte, dieser Mann könnte bis tief in seine Seele sehen.
„Ich bin ja auch ein Reinblut. Ich weiß nicht, was du alles über uns weißt, aber bei uns ist jeder mit dieser Gabe gesegnet. Jedoch besitzt du dieses starke Blut auch. Deines kann sogar irgendwann einmal stärker werden als meines. Dein Meister wurde nämlich von dem ältesten Reinblut überhaupt verwandelt. Allerdings hat er das selbst niemals erfahren.“, erwiderte er.
Angel schluckte geschockt: „Das beweist rein gar nichts. Du kannst genauso gut auch lügen.“
Der Böse begann erneut auf und abzugehen.
„So, du willst also einen weiteren Beweis für meine Behauptungen? Ich bin dir eigentlich nichts schuldig, aber na schön. Du hast ab und an diese Visionen oder Gefühle, welche nicht zu dir gehören. Wenn du noch mehr Beweise brauchst, den Namen, den du benutzt hat dir jemand gegeben, das habe ich ja schon erzählt. Dein richtiger Name aber lautet W...“
Zu mehr kam er nicht weil Angel erschrocken brüllte: „Hör auf, ich glaube dir ja.“
Der Vampir, der nun zufrieden wirkte, machte sich jetzt daran zu verschwinden.
„Du bist mutig und der Einzige der noch steht. Weißt du eigentlich, dass ich auch über dein Inneres bestens Bescheid weiß. Kleiner, du bist mit dir selbst uneins. Du weißt nach all diesen Jahren nicht mehr, was gut oder böse ist. Du hast so hochtrabende Ideale und bist enttäuscht, wenn sie nicht erfüllt werden. Vielleicht könnte ich aus dir und auch aus deinen Freunden noch richtige Vampire machen. Für diesen Moment werde ich euch verschonen, für unser nächstes Treffen, müsst ihr euch aber entscheiden was ihr in Zukunft sein wollt, tote Helden oder lebende Teufel.“
Der Vampir ging weiter seinen Weg.
„Ach, bevor ich es vergesse, sag dem Vatikan, dass der Vampir Arvato jetzt wieder frei ist, und sich an ihnen für ihren Verrat rächen wird. Er wird mit einer Armee zurückkehren, um diesen Ort in Blut zu tauchen.“
Der weißhaarige Mann verschwand von einem Moment auf den Anderen und ließ das von ihm hervorgerufene Schauspiel hinter sich.
Angel starrte dem Mann hinterher, er war nicht in der Lage noch etwas darauf zu erwidern. Der Junge mit den eisblauen Augen hatte vor einigen Minuten noch so große Reden geschwungen, aber nun bekam er keinen einzigen Ton mehr heraus.
Arvato wanderte durch das Innere des Vatikan, er war auf der Suche nach seinen neuen Kameraden, welche sich auf der Jagd nach Opfern in allen Winkeln des Gebäudes verteilt hatten.
Jedoch wurde er im selben Augenblick wie magisch von etwas ihm Bekannten in die umfangreiche Bibliothek des Vatikan gezogen.
„Die Bücher meines Schülers, sie sind hier, und zwar alle drei, nach dem Tod meines Sohnes hätte ich nicht geglaubt sie noch einmal wiederzusehen.“
Der Mann, der um die 1,90 Meter groß war, beschloss die drei Bücher aus dem Allerheiligsten, der Bücherei zu holen.
Nachdem er dann die Schrift, auf dem Einband eines der Bücher vorlas, begannen alle drei zu leuchten.
„Das ist wahre Magie, es war wirklich schlau von mir, einen waschechten Magier zu verwandeln.“
Er zerschlug das Panzerglas, was es schützte, und holte das Buch aus der sicheren Vitrinen. Nachdem er das noch zwei mal getan hatte, war er mehr als zufrieden und bereit sein Gefängnis endlich zu verlassen.
Nun, da er mehr hatte als er eigentlich wollte, schickte er einen Ruf über seine Gedanken aus. Kommt meine Kinder, es ist Zeit für uns zu gehen.
Nach nur wenigen Minuten hatten sich alle auf dem Hof versammelt, wo sich einige Soldaten der Weißen und Schwarzen Garde als letzte Verteidigungslinie versammelt hatten.
Jedoch hatten sie gegen ein durch Vampirblut gestärktes Reinblut keine Chance, er schaltete sie mit nur einem Fingerschnippen aus.
Alle Soldaten fingen zeitgleich an, aus allen Körperöffnungen zu bluten und fielen wie seelenlose Puppen zu Boden.
Nur einer der Soldaten stand noch, eigenartigerweise schien es keine Wirkung auf ihn zu haben. Bevor allerdings der Vampir etwas erwidern konnte, stürzte sich der einzige Werwolf auf ihn und riss ein großes Stück Fleisch aus seinem Körper heraus.
Arvato schaute nur belustigt zu, zügelte aber seinen neuen Gefährten.
„Leider konnten wir nicht so viele von ihnen töten, wie ich gehofft hatten, wer weiß, wo die sich verstecken. Die Welt hat sich aber auch in einem so rasanten Tempo entwickelt, dass ich sie nicht mehr wiedererkenne, aber egal, wir kommen schon noch zu unserer Rache.“
Der Blutsauger sah sich sein Werk noch einmal an. „Und schon sind sie alle tot, ich wünschte nur, dass ich diese Stärke immer hätte. Aber sobald das Blut der Vampire aus meinem Körper verschwunden ist, werde ich wohl wieder schwächer werden. Irgendwie macht das auch nichts, selbst ohne ihren roten Körpersaft bin ich immer noch ein altes und starkes Reinblut.“
Der Vampir verschwand schließlich mitsamt seinem Gefolge aus dem Gebäude und dann auch aus Italien.
Wohin und was er jetzt mit seinen drei neu errungenen Bücher vorhatte, konnte sich keiner auch nur ansatzweise ausmalen.