Читать книгу Broken Bones - Andrea Appelfelder - Страница 11

Kapitel 8

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Angel fasste sich wieder und sah sich um, er blickte erneut auf seine geliebten Freunde, welche blutend am Boden kauerten und sich nicht rührten.

Seine Augen füllten sich erneut mit Tränen, aber bevor es aus ihm herausbrach, schüttelte er beschämt den Kopf, um sich wieder zu beruhigen.

„Ganz ruhig, sie sind nicht tot und ich bin der Einzige, der noch steht. Ich muss ihm hinterher, auch wenn ich Angst habe.“

Der junge Mann setzte sich in Bewegung und versuchte die Spur des Vampir ausfindig zu machen. Es waren schon fast zehn Minuten vergangen, seit er ihn so geschockt, sodass er sich nicht mehr hatte rühren können, zurückgelassen hatte. Angel vermutete aber, dass er noch nicht weit gekommen sein konnte.

Der Geruch des alten Vampirs lag immer noch schwer in den Gängen des alten Baus und führte ihn direkt in die ihm so vertraute Bücherei. Er liebte diesen Ort normalerweise, er hatte während seiner Recherchen für seine einzelnen Aufträge viele Stunden hier verbracht. Der junge Vampir hatte eigentlich vor, jedes der einzigartigen Bücher durchzulesen, aber ihm fehlte es immer an Zeit.

Dort, an diesem vertrauten Ort, der aber menschenleer immer völlig anders auszusehen schien, konnte er zum ersten Mal, seit diesem Geschehen durchatmen.

Er konnte keine weiteren Opfer sehen, vielleicht waren sie, die Einzigen die er so zugerichtet hatte.

Die Bibliothek war verlassen, was ihn aber nicht verwunderte, schließlich waren die Wesen aus den Kerkern an ihn vorbei gerannt und wüteten jetzt ebenfalls im Haus.

Er lief an den bunten Regalen, die mit den gesammelten Werken des Vatikan gefüllt waren, vorbei und versuchte die Veränderung, die er an diesem Ort spürte, ausfindig zu machen.

Es war nicht einfach, da keinerlei Unterscheide auszumachen waren, er wollte sein Gefühl schon als unsinnig beiseite schieben, als er doch noch eine Veränderung erspähen konnten.

Einer der Glaskästen, in dem sich eines der gefährlichen Vampirzauberbücher befunden hatte, war zerbrochen.

„Das kann nicht wahr sein. Wie konnte er überhaupt wissen, dass sie existieren, oder wo sich diese Bücher befinden? Wenn sie sich in seinen Händen befinden, wird die Welt, wie wir sie kennen, bald nicht mehr lange existieren.“

Glasscherben zerbarsten unter seinen schwarzen Lederschuhen, während er nach den anderen beiden Büchern suchte, er fand dort aber auch nur Scherben und zerbrochene Kästen vor.

Am letzten Ort, wo sich das Dritte der Bücher befinden sollte, sank er auf die Knie und begann zu schreien: „Nein das darf nicht sein! Ich habe für diese Bücher geblutet, getötet und alles riskiert! Das darf doch nicht wahr sein, das ist nur ein Traum! Er wird die Welt vernichten! Nein! Nein!Nein!“

Angel wollte sich gar nicht mehr beruhigen. Doch urplötzlich wurde er von einem großen Mann mit langen weißen Haaren von hinten gepackt und auf die etwas wackeligen Beine gezogen. Eine Hand legte sich auf seinen Mund und verhinderte, dass er weiter schreien konnte. Der Junge versuchte verzweifelt sich zu befreien, nahm aber eine ihm vertraute Stimme war.

„Pssst! Beruhige dich, ich bin es nur, Marik. Du brauchst keine Angst mehr zu haben. Der Vampir ist jedoch noch hier und wie es derzeit um uns steht, können wir es nicht mit ihm aufnehmen. Ich lasse dich jetzt los, allerdings nur wenn du mir versprichst, leise zu sein.“

Nachdem Angel stumm genickt hatte, wurde er schließlich losgelassen. Der Junge sank augenblicklich wieder auf die Knie, er winkelte seine Beine an und umschloss sie mit seinen Armen.

Marik kniete sich zu ihm und flüsterte: „Mir ist das Herz fast stehen geblieben, als ich aufwachte und bemerkte, dass du weg warst. Ich dachte er hatte dich mitgenommen und habe mir schon das Schlimmste ausgemalt. Genau deswegen bin ich auch gleich hinter dir her, und zum Glück habe ich dich schreien gehört und bin dann hierhergekommen.“

Angel, dem das alles zu viel war, schließlich zerstörte gerade jemand seinen heile Welt und er konnte nichts dagegen tun, hörte nur zu und erwiderte nichts. Er hielt sich die Hand vor dem Mund und unterdrückte erneut Tränen.

Marik stand wieder auf und tätschelte ihm sanft den Kopf.

„Bleib hier Kleiner, ich sehe mich nur noch etwas um und komme dann wieder her um dich abzuholen. Okay.“

Nachdem der Russe nach mehreren Sekunden auch wieder keine Antwort bekam, machte er sich auf dem Weg, um sich umzusehen.

Der Vampir mit den langen weißen Haaren schritt vorsichtig und bedacht durch die weiten Gänge seines zu Hauses und sah sich genau um.

Verwüstungen soweit das Auge reichte und alle paar Meter ein verstümmelter Mensch, von denen er aber von den meisten nicht einmal sagen konnte, ob sie männlich oder weiblich waren, so schlimm waren sie zugerichtet worden.

„Oh mein Gott! Was ist da nur entfesselt wurden? Ich weiß nicht mal, nachdem was im Keller passiert ist, wie fertig Angel ist und nach all diesen verstümmelten Leichen, ob wir überhaupt etwas gegen ihn ausrichten können.“

Marik machte sich weiter auf die Suche nach seinem übermenschlichen Gegner.

Er fürchtete sich zwar vor dem Tod, welcher ihn ereilen könnte, wenn er sich ihm allein stellen würde, aber noch mehr fürchtete er sich, vor dem Gedanken, dass der Typ noch hier war und noch mehr Unschuldige sterben könnten. Er musste genau das verhindern, egal was mit ihm geschah.

Sein Weg auf der Suche nach dem Monster, führte ihn schließlich weiter bis in den Außenbereich.

Marik verließ das massive Portal, welches nach dem Werwolfangriff vor einigen Tagen ersetzt wurden war, und fand einen riesigen Haufen blutgetränkter Leichen vor.

„Es ist ja noch viel schlimmer, als ich gedacht habe, aber wenigstens haben wir Glück im Unglück.“ Der Vampir lachte gedämpft: „Er ist weg.“

Marik atmete erleichtert auf, doch dann vernahm er ein leises Stöhnen, der Mann drehte sich ängstlich umher. Konnte der Typ etwa doch noch da sein?

Aber nein, nach einem Moment hörte er ein leises: „Hilfe!“, was er auch nur durch sein gutes vampirisches Gehör vernehmen konnte.

Der muskulöse Russe stürzte auf den Leichenhaufen zu und schob einen Körper nach dem Anderen zur Seite, um denjenigen, der diesen Ruf aussendete, zu finden.

Nach gefühlten Stunden und Dutzender toter Körper, fand er schließlich einen schwerverletzten jungen Mann Anfang dreißig, der nur ängstlich wimmerte.

Seine Kehle war mit vier tiefen Schnitte durchtrennt wurden und Tierbisse zeichneten ihn, aber trotz dieser Verletzungen lebte er erstaunlicherweise immer noch.

Marik zog sofort sein weißes Leinenhemd aus und presste es auf die offene Wunde am Hals des Mannes, dieser sammelte seine letzten Kräfte.

„Wir haben alles versucht um diesen nackten Vampir und die Monster, die mit ihm gegangen sind, zu erledigen. Doch sie waren einfach zu stark für uns.“

Marik drückte das Hemd fester auf die Wunde als er merke, das der Blutfluss sich durch das Reden verschlimmerte.

„Du meinst die Monster aus dem Keller. Ich vermutete schon, dass sie nicht mehr da sind, war aber noch nicht in der Lage, meine Vermutung zu bestätigen.“

Der Mann begann nach einer kurzen Zeit der Erholung wieder zu sprechen: „Ja genau. Sie waren es, sie sind jetzt alle frei, aber auch verschwunden. Ich hörte nur noch, bevor der Nackte mit den Monstern ging, etwas mit Rache und ein absolut krankes Lachen.“

Der junge Mann begann heftig und von Blut begleitend zu Husten.

„Die Anderen wurden nur mit einer Handbewegung von dem alten Vampir getötet. Sein Angriff hatte auf mich aber keine Wirkung. Nur aus dem Grund bin ich jetzt so stark verletzt, mich hat daraufhin der Werwolf angegriffen, aber nur verletzt, nicht getötet. Sie müssen mich umbringen, bevor ich mich ebenfalls in so ein unkontrollierbares Monster verwandle. Ich will nicht so werden.“

Marik sprach beruhigend auf den Mann ein, und log, obwohl er es eigentlich besser wusste.

„Vielleicht sind sie ja gar nicht infiziert, und wenn doch finden wir einen Weg ihnen doch irgendwie zu helfen.“

Der Soldat des Vatikan lachte und weinte zur selben Zeit.

„Nette Lüge, ich bin zwar nur ein Soldat, aber ich weiß was aus denen wird, die gebissen oder gekratzt werden und nicht sofort daran sterben. Sie verwandeln sich und zwar immer. Gut, ich weiß auch, dass man als Werwolf nicht so leben muss, wie die Wesen in den abgelegenen Wäldern oder Ruinen. Ich sehe es schließlich jeden Tag an euren Freund Wolf, aber ich wüsste nicht, für wem ich das Ganze auf mich nehmen sollte. Ich habe niemanden. Durch diesen gefährlichen Job wollte ich niemanden zumuten, auf meinen bevorstehenden Tod zu warten. Irgendwie bereue ich jetzt, wo ich das nahe Ende spüre, meine Entscheidung. Doch jetzt ist es ohnehin zu spät. Am meisten bereue ich aber, dass niemand da sein wird, der um mich weint. Auch wenn sie jetzt vielleicht Mitleid haben, müssen sie mir meinen Wunsch trotzdem erfüllen. Ich wollte das ohnehin nicht mehr, ich habe genug von all dem hier. Alles zu wissen ist manchmal doch kein Segen. Ich will einfach nur noch meinen Frieden bei Gott finden und ruhen. Bevor sie mich töten, müssen sie mir aber noch versprechen, dass sie dieses Monster töten, bevor es noch mehr Schaden anrichten kann.“

Marik sträubte sich, ihm das alles zu versprechen, er wusste nicht ob sie es schaffen würden diesen Vampir zu besiegen. Außerdem missfiel ihm der Gedanke, einen so guten Menschen, wie er einer war, nein immer noch ist, zu töten.

Schon seit seiner Frühzeit als Vampir bestand er immer darauf, nur die bösen Menschen zu töten und das war zu Zeiten des finsteren Mittelalters nicht immer einfach. Die Menschen waren im Vergleich zur heutigen Zeit sehr viel frommer, gläubiger und sympathischer, aber auch viel ängstlicher.

Jedoch wollte er dem Sterbenden auch nicht seinen letzten Wunsch abschlagen und nickte nur vehement.

Marik wusste ohnehin, dass er recht hatte, für Werwölfe war es immer schwer sich zu kontrollieren, er kannte bis jetzt nur Wolf, als einzigen Werwolf, der kein Menschenfleisch aß und das lag auch nur daran, das er ein Geborener war und noch dazu menschliches Blut in sich trug.

Die Einzigen, die sich noch kontrollieren konnten, waren so weit er wusste die alten Reinblüter und laut alter Legenden sollte es in den weiten Wäldern von Asien Wolfswesen geben, die sich nur von Tieren und Beeren ernährten. Marik musste allerdings jetzt endlich handeln.

„Ich werde dir deinen letzten Wunsch erfüllen. Bitte verurteile mich deswegen nicht.“

Der stolze Soldat begann leise zu lachen, schloss langsam die Augen und wartete auf den Moment, an dem alles enden würde.

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