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Kapitel 3
ОглавлениеWährend in den Ruhestätten selig die Vampire ihren Rausch ausschliefen, war am Eingang des Vatikan, am massiven Goldtor, an Schlafen und Ruhe nicht zu denken.
Um das ganze Gebäude, des Gotteshauses war zwar schon vor fünfzig Jahren eine massive vier Meter hohe Steinmauer aus weißen Marmor erbaut worden, ob diese aber Schutz versprach, war noch unklar. Die Idee dieser Mauer war nicht nur der Schutz vor neugierigen Blicken, sie sollte auch als Schutzwall vor einbrechenden Monstern dienen. Aber genau diese Barriere, vor der unzählige Wachen standen, hatten unbekannte Wesen überwunden.
Die Unbekannten sprangen einfach so schnell wie der Blitz, zu schnell für die menschlichen Bewacher, über die Mauer und standen nun vor den beiden schwer bewaffneten Soldaten, die die letzte Verteidigungslinie vor den unschuldigen Einwohnern des Vatikan waren.
Die Wächter, die auf beiden Seiten der Mauer patrouillierten, bemerkten die Kreaturen nicht. Von ihnen war also keine Hilfe zu erwarten.
Die unheimlichen drei Meter großen, zotteligen Kreaturen, standen nun vor den zwei hilflosen Soldaten, welche das Eingangsportal vor Gefahren abschirmten.
Die Männer versuchten ihre Waffen zu ziehen, um auf die monströsen Wesen zu schießen, aber noch bevor sich auch nur ein Schuss aus ihren Handfeuerwaffen löste, waren die Beiden auch schon von den Kreaturen, welche ihnen zahlenmäßig haushoch überlegen waren, zerstückelt worden.
Die treuen Wächter außerhalb des Vatikan, die die Kreaturen auch jetzt nicht bemerkten, standen weiter an den ihnen zugeteilten Posten, nicht ahnend, dass die einzigen Zeugen, welche von den Eindringlingen hätten berichten können, nun tot danieder lagen.
Diese Menschen, die so eine wichtige Aufgabe innegehabt hatten, konnten nun niemanden mehr beschützen und der Vatikan lag schutzlos vor diesen unbekannten Wesen, aber wer oder was waren diese Killer nur?
Das Schicksal der Bewohner, die nur aus unschuldigen Nonnen, Priestern und anderen Angestellten bestanden, lag nun in der Hand dieser Bestien. Die Vampire wiederum ahnten noch nichts von der drohenden Gefahr.
Stille und Schnarchen hallten durch die unteren Katakomben. Die Vampire wälzten sich in ihrem Schlaf, allerdings ging das nur solange bis ein schrilles Schellen diese idyllische Atmosphäre, der sich die Freunde gemeinsam hingaben, störte.
Es dauerte einige Sekunden bis schließlich Angel als erster durch dieses Geräusch aus seinem tiefen Schlaf erweckt wurde. Er richtete sich auf.
„Oh, Mann, habe ich ein paar Kopfschmerzen. Ich werde nie wieder was trinken. Wieso bin ich ein Blutsauger, wenn ich trotzdem einen Kater kriege und dann noch dieses Summen was ich im Ohr habe.“
Angel bohrte seinen linken Zeigefinger in sein linkes Ohr um das Geräusch loszuwerden. Aber dann ging ihm ein Licht auf.
„Moment mal! Das ist der Alarm. Etwas Schreckliches muss passiert sein, wenn es im Dauerton erklingt. Ich habe ihn noch nicht sooft gehört. Aber er ist nur zu hören, wenn dem Vatikan wirklich Unheil droht oder es schon da ist.“
Der schwarzhaarige Junge stand auf und weckte als erstes seinen besten Freund Sakuya auf. Mit diesem zusammen weckten sie wiederum die Anderen, die immer noch nichts mitbekommen hatten.
Nachdem alle wenigstens ansatzweise wach waren, rannten Angel und Sakuya schon die unzähligen Treppenstufen, welche aus der Gruft führten, hinauf bis zur geheimen Tür, welche der Ausgang aus der „Unterwelt“ war.
Diese Tür würde sie an die Oberfläche, bis in einen der unzähligen Flure, in das Inneren des Papstschlosses, führen.
Die Geheimtür, war den meisten Mitglieder des Vatikan völlig unbekannt, schließlich war ihnen der Zugang in die Katakomben unter Strafe verboten. Genau dort traten die beiden Vampire nun hinaus.
Weit hinter ihnen stürmten nun auch die anderen Vampire, die jetzt erst in die Gänge kamen, hinter ihnen her.
Als Sakuya und Angel aus der Geheimtür traten, schnellte sie sofort wieder hinter ihnen ins Schloss zurück.
Die weiten Gänge, die mit weißen Wänden und unzähligen christlichen Bilder gestaltet und auf dem Boden mit roten Teppichen verkleidet waren, waren völlig leer, als hätten die beiden soeben nicht den Vatikanpalast, sondern eine Geisterstadt betreten.
Alle Menschen, die sonst ihrer Arbeit fröhlich nachgingen, waren verschwunden. Wo waren sie bloß und was war nur mit ihnen passiert?
Die Beiden konnten im Moment nur hoffen, dass die Unschuldigen sich in den Schutzräumen oder in den unzugänglichen Laboren im Keller versteckt hielten.
Eigentlich waren Vampire und Menschen Todfeinde, aber diese Vampire waren schon seit einer ganzen Weile mit den Menschen, die hier lebten, freundschaftlich verbunden. Diese Sterblichen wussten, was sie waren, doch es kümmerte sie nicht. Es war ihnen sogar egal.
Die beiden jungen Männer ließen ihre Blicke umherschweifen und überlegten nun, wo sie hingehen sollten. Im ganzen Korridor war kein Anzeichen von Kampf zu sehen, es lag lediglich der Geruch von Tier und frischem Blut über allem.
Noch bevor die Vampire sich austauschen konnten, erschien auch schon eine ihnen vertraute Gestalt mit braunen schulterlangen Haaren und Wolfsohren auf dem Haaransatz.
„Was macht ihr denn noch hier? Die bösen Wesen, sie sind nicht mehr hier.“ Der Junge sah sie skeptisch an: „Wieso lauft ihr bitte nur in eurer Unterwäsche herum?“
Angel war jetzt erst bewusst geworden, dass er wirklich nur seine schwarze Boxershorts trug und noch dazu völlig unbewaffnet war, so machte er sich erstmal zusammen mit den beiden Anderen auf den Weg zu seinem Zimmer, um sich etwas anzuziehen.
Inzwischen lief er vor, um die Anderen nicht so lange warten zu lassen, gefolgt von Sakuya, der auch nur eine weiße Unterhose trug um sich ebenfalls anzuziehen.
Der junge Mann mit den Wolfsohren auf dem Haupt, der leicht verängstigt wirkte, wartete auf die Beiden im weiten Flur, voller Furcht, die Wesen könnten wieder Auftauchen und ihn anfallen.
Während sich Angel seine schwarze Jeanshose und seinen ledernen Schulterhalfter anzog, nahm er seine beiden schwarzsilbernen Desert Eagle, auf deren Lauf in anthrazitfarbener Schrift die lateinischen Worte „deus lo volt“, was so viel bedeutet wie „Gott will es“, stand, zur Hand.
Dieses Kriegswerkzeug war eine halbautomatische Handfeuerwaffe mit mittlerweile 18 Schuss, welche im Laufe der Zeit zur Standardwaffe des Vatikan geworden war.
Er nahm die Waffen, die seine Zimmerwand zierten, wenn er sie nicht brauchte, und lud je ein Magazin nach.
Er dachte bei sich: Zweiunddreißig Schuss zusammen, das müsste eigentlich reichen. Er verstaute sie in seinem ledernen Schulterhalfter.
Angel hatte zwei speziell auf den Nutzer modifizierte Desert Eagle, die schneller als normal einen Schuss abfeuern konnten. Er schnappte ebenfalls sein Samuraischwert, das er ebenso wie die Schusswaffen an seiner Wand, wie wertvolle Bilder, aufgebahrt hatte.
Das japanische Kampfinstrument hatte einen lilaweißen Griff und eine einzigartige aus schwarzem Eisen geschmiedete Klinge.
Obwohl er nur höchstens vier oder fünf Minuten für das alles brauchte, warteten Sakuya und Wolf schon draußen auf ihn.
Sakuya, der auch nur seine Unterwäsche getragen hatte, hatte sich jetzt eine schwarze Hose, ein Shirt und einen Mantel, ebenfalls alles in schwarz, angezogen.
Außerdem trug er einen Revolver der Marke Smith & Wesson. Sakuya kicherte nachdem er seinen Freund erblickte.
„Dafür, dass du dir nur eine Hose angezogen hast, hast du wirklich verdammt lange gebraucht.“
Angel wollte sich nicht provozieren lassen und erwiderte nichts darauf. Er fragte lediglich Wolf was eigentlich passiert war.
Der schüchterne Werwolfmischling, den Angel vor über hundert Jahren von seinem vampirischen Ziehvater befreit hatte, welcher nur Verachtung und Ignoranz für ihn übrig gehabt hatte, grübelte.
Er fürchtete sich vor diesen Wesen, die eigentlich seiner Rassen angehörten, aber dieser sanfte Wolfsmischling wusste, dass er Mut zeigen musste, schließlich hatte ihn Angel mit in den Vatikan genommen.
Dieses übernatürliche Wesen war nicht wie die Anderen in der Spezialeinheit tätig. Da er sanfter Natur war, arbeitete er mit den Beiden weiteren, im Vatikan lebenden Vampiren in der Buchhaltung. Diese Abteilung war nicht nur dafür zuständig die Einsätze aller Einheiten zu planen sondern auch dafür Informationen, die sie von den unzähligen Informanten erhielten, weiterzugeben.
Natürlich sorgten sie auch für kostengünstige Umsetzungen, außerdem waren sie noch für die gesamten Geldausgaben des Vatikan zuständig. In diesem Bereich war er der Assistent und das Mädchen für alles. Nun begann Wolf doch, total verschüchtert, in einem Flüsterton zu erzählen.
„Vor fast einer halben Stunde hat eine Horde von Werwölfen das vordere Portal durchbrochen und die Wachen getötet. Rafael und ich haben versucht, die Leute in den Schutzräumen zu verstecken, doch einige von ihnen, die älteren Menschen, konnten wir nicht rechtzeitig retten. Sie wurden von ihnen in Windeseile einfach getötet. Das werde ich wohl nie vergessen, wie sie die armen Leute zerfleischten und wie sie dann vor Schmerz aufschrien. Ein paar dieser Monster sind dann zum Fressen zurückgeblieben, haben sich dann aber den Anderen wieder angeschlossen. Ich habe das alles mit angesehen, konnte, aber nichts tun, ich war vor Angst wie gelähmt.“
Der Mischling ließ die Ohren hängen und versuchte verzweifelt die Tränen zurückzuhalten.
„Rafael hat mich dann weggezogen um mich zu retten. Ich war vor Angst wie gelähmt, ich war einfach nicht mehr in der Lage mich zu rühren. Früher, als ich noch beim Grafen war, habe ich viel Schlimmeres erlebt, aber jetzt in diesem Moment war ich einfach nur überfordert mit der Situation.“
Angel lächelte liebevoll und nahm seinen Freund bei der Hand.
„Du musst dir doch keine Vorwürfe machen. Du hättest daran auch nichts ändern können. Du wärst wahrscheinlich auch nur gestorben und das hätte uns allen das Herz gebrochen.“
Wolf begann jetzt wirklich herzzerreißend zu heulen.
„Du hast schon soviel für mich getan. Ich habe das alles doch gar nicht verdient, wenn man bedenkt, was ich dir alles angetan habe. Ich...“
Sakuya unterbrach die Szene mit ernsten Worten: „Wolf, ich mag dich genauso gerne wie A dich auch mag, aber du musst uns sagen, wo die Monster hingegangen sind, sonst werden vielleicht noch mehr Menschen zu schaden kommen. Sie sind nämlich immer noch hier, ihr beißender Gestank nach Tier und Wald breitet sich in allen Gängen und Räumen aus.“
Wolf überlegte kurz, was er tun sollte. Obwohl er eigentlich genau wusste wo sich die Wesen befanden, grübelte er, ob er es überhaupt offenbaren sollte, fürchtete er doch seine Freunde zu verlieren. Nach weiteren Sekunden siegte aber schließlich das schlechte Gewissen, was er den Menschen gegenüber hatte: „Sie sind in Richtung des Kellers geeilt, ich glaube zu dem, der zu den Verliesen führt.“
Angel lobte ihn, wies ihn dann aber an, in die Schutzräume zu den Anderen zurückzugehen. Sakuya frage Angel, als Wolf außer Sichtweite war: „Sind die denn wirklich so gefährlich? Aber vor allen Dingen, was könnten sie nur vom Vatikan wollen und wie sind sie hier hineingekommen?“
Angels Blick wurde starr. Er blickte in die Richtung des alten Kellergewölbes, wo sich die Kerker befanden und begann zu berichten.
„Sie sind noch viel gefährlicher als du denkst. Die meisten von ihnen sind zwar nicht sonderlich intelligent, aber es gibt auch einige schlaue Exemplare unter ihnen. Was ich in Rumänien gelernt habe ist, dass sie einen verdammt starken Familiensinn haben. Sie tun alles für die Artgenossen, die zu ihrer Familie gehören. Weiter weiß ich nur noch, dass diese Monster für den Schutz ihrer Leute über Leichen gehen. Das hat Wolf uns ja schon gesagt. Wir müssen jetzt los, kleiner Bruder, sonst sind wir für die weiteren Toten verantwortlich.“
Sakuya nickte, aber noch bevor sie sich in Bewegung setzen konnten, kamen die anderen Vampire auch endlich alle bei ihnen an.
Der junge Mann mit den eisblauen Augen wurde verschlafen und total verkatert von seinem Meister angesprochen.
„Wieso ist hier eigentlich keiner? Ich dachte, das wäre nur eine Art Probealarm und der könnte auch mal wieder aufhören. Aber irgendwie sieht mir das nicht so aus, als wäre das alles nur ein Spiel. Was zum Teufel ist hier los?“
Angel sah seinen Schöpfer nur widerwillig in die Augen. „Werwölfe!“
Nach diesen Ausspruch machten sie sich alle gemeinsam, nachdem auch der Rest von ihnen seine Waffen geholt hatte, auf dem Weg, immer den beiden hinterher, die wussten wo sie hin mussten.
Angel dachte nach, während er den richtigen Weg in den Kerker suchte.
Wie viele sind es wohl? Wolf konnte sich, durch seine Angstzustände, nicht mehr wirklich an viel erinnern. Deswegen fragte ich ihn erst gar nicht wie viele es waren.
Der Schock, den er erlitten hat, als er seinen Artgenossen beim Fressen zusehen musste, war bestimmt daran Schuld. Er ist einfach nicht an so ein Leben als Krieger gewöhnt.
Damals, als ich ihn fand, hat er immer in alten verstaubten Büchern gelesen und hat sich die Außenwelt nur im Fernsehen angesehen.
Mal überlegen, sie sind auf jeden Fall nicht zu wenige, schließlich waren sie zahlenmäßig so überlegen, dass sie die Wachen töten und einige Menschen reißen konnten. Hoffentlich sind wir auch alt genug um selbst mit ihnen fertig zu werden. Sie sind uns in Körperkraft überlegen und nur die Alten oder Geübten von uns sind in der Lage gegen sie zu bestehen.
Er führte sich die drei goldenen Regeln, im Umgang mit diesen Wesen vor Augen. Diese hatte er selbst auf die harte Art und Weise lernen müssen.
Die erste Regel lautet :
Wenn du als Vampir, allein nur einem einzigen ausgewachsenen Werwolf gegenüber stehst, kannst du ihn auf jeden Fall, wenn du nur etwas geübt bist, schlagen.
Die zweite Regel besagt :
Wenn du allerdings zwei ausgewachsenen Werwölfen gegenüberstehst, musst du versuchen, den Stärkeren der Beiden von hinten auszuschalten. Das ist zwar niederträchtig und total unfair, aber nur so schaffst du es dann auch noch den Schwächeren der Beiden zu erledigen.
Die letzte Regel ist :
Wenn du letztendlich aber mehr als zwei ausgewachsenen Werwölfen gegenüberstehst, kannst du nur weglaufen und zwar so schnell wie du kannst und darauf hoffen, dass du schnell genug bist. Wenn du zu langsam bist, werden sich diese Wesen auch an deinem Fleisch laben.
Allerdings gelten diese Regeln nur und ausschließlich für Vampire und nicht für Menschen. Denn egal wie vielen von ihnen man als Mensch gegenübersteht, man kann nur rennen so schnell man kann. Obwohl dieser Mensch dann aber keinesfalls vor diesen Kreaturen entkommen wird, da sie nicht nur schnell sondern auch blutrünstig sind.
Die wirklichen Werwölfe sind nicht wie in den Geschichten, Menschen die nur bei Vollmond zu Monstern werden, denn sie sind immer Monster und wenn der Vollmond im Zenit steht, verwandeln sie sich, aber nicht in ein noch schlimmeres Monster sondern in einen echten Menschen.
Das bedeutet, aber auch, dass sie nicht bei Vollmond am stärksten sind, sondern am schwächsten.
Mit einem bei Vollmond verwandelten Werwolf kann es wohl jeder mit einem dieser Wesen aufnehmen, da sie mit ihrer tierischen Seite auch ihre Macht und Stärke verlieren. Obwohl man sich aber trotzdem nicht mit ihnen anlegen sollte, da die Wirkung nur wenige Stunden anhält.
Vielleicht werden sie sich auch irgendwann genauso wie die Vampire auch, durch Evolution weiterentwickeln. Wieso sollte das etwas sein, was nur einer Rassen zuteil wird. Die Menschen haben sich doch auch, vom einem kleinen behaarten Säugetier zu einem eigenartigen haarlosen Wesen, weiterentwickelt.
Angel dachte weiter über die Vergangenheit nach.
Viel weiß ich ohnehin nicht über sie. Ich habe zwar schon zur genüge Kontakt mit ihnen gehabt, habe mich jedoch nie für deren Sein interessiert. Es ist allerdings nicht so, dass mich ihre Existenz völlig kalt lässt, aber ich müsste dann wieder mit meinen mitleidigen Gefühlen kämpfen.
Sie bleiben immer in einem Rudel, nur unter sich und da sie immer monströs aussehen, verschanzen sie sich in Wäldern oder alten Ruinen. An solchen Orten, wo man sie nicht finden kann und wovon es noch zu viele auf unserer Welt gibt.
Auf ihrem Weg zu den Kerkern kamen sie am Haupteingang vorbei, wo die Soldaten, die vor der Mauer patrouillierten, fein säuberlich auf einen Haufen gelegt worden waren. Die Vampire blickten sich um, konnten aber nicht sagen ob die Soldaten nun tot waren oder noch lebten, das allgegenwärtige Massaker überdeckte die Sinne der Vampire für die Lebenden.
Anscheinend wurden sie doch vom Alarm angezogen und führten die Auseinandersetzung, die sie am Eingang durch die Schnelligkeit der Wesen, nicht hatten führen können.
Was hatte ihnen das nun aber gebracht? Dieser Körperberg ließ Angel nur noch an eines denken. Wenn sie nur immer so schwach wären wie zu Zeiten des Vollmondes.
Aber er verwarf diesen Gedanken sofort wieder. Es gab nur einen Weg, wie das möglich wäre und diesen konnte man nicht einschlagen, nicht noch einmal.
Es war schon einhundert Jahre her, damals hatte Angel einen Blutmond miterlebt, dieser hatte die Werwölfe verändert und an der Verwandlung gehindert. Dieses Geschehnis war aber kein Naturphänom, sondern ein Zauber von Wolfs vampirischen Ziehvater.
Dieser wahnsinnige Vampir war allerdings selbst kein wirklicher Zauberer, es gelang ihm nur durch drei miteinander verbundene Vampirzauberbücher, die vor mehr als tausend Jahren von einem blutsaugenden Nekromanten erschaffen worden waren.
Diese gefährliche Lektüre, in den falschen Händen, konnte den Untergang der Menschheit und allen Lebens auf der Erde bedeuten.
Aus diesem Grund ruhten sie auch, seitdem Angel sie mitgebracht hatte, hinter schusssicherem Glas, in drei Schaukästen in der weitläufigen Bibliothek, welche für die einfachen Angestellten des Vatikan unzugänglich war.
Um sich jetzt noch weiter um die zu kümmern, die vielleicht tot waren, oder um sich an vergangene Tage zu erinnern, war keine Zeit mehr. Denn jetzt galt es herauszufinden, was diese Monster hier wollten. Was gab es hier was sie suchten?
Der eindeutige und beißende Geruch nach Wolf wurde immer intensiver je weiter die Vampire dem Kerker kamen. Aber auch das Blut und die Leichenteile der Getöteten, die es nicht mehr geschafft hatten zu fliehen, wurden immer eindeutiger.
In den Kerkern und Gefängnissen, zu denen die Wesen unterwegs waren, waren all die Kreaturen gefangen, die während der Missionen festgesetzt wurden. Von den Monstern hatte jedes eine Zelle für sich allein, sie waren im Dunklen angekettet und konfrontiert mit ihren Schwächen.
Die Sondereinheit machte sich nun daran die Arbeit zu tun, für die man sie bezahlte. Denn was die Kreaturen da gerade taten, hatte noch niemand zuvor gewagt. So tief in Herzen des Vatikan einzudringen war normalerweise unmöglich und auch die Aufzeichnungen, welche über tausend Jahre zurückreichten, bewiesen es. Denn alle Kreaturen hatten Angst vor dem Vatikan und deren Vampireinheit und mieden jegliche Konfrontationen.
Aber auch für solche Fälle gab es eine zulässige Vorgehensweisen. Das Wichtigste war es, dass immer zuerst der Papst in Sicherheit gebracht wurde. Er ist das geistige Oberhaupt und muss auch nach dem Untergang des Vatikan die Macht der Kirche sichern. Den Rest konnten sie so erledigen wie sie es für richtig hielten.
Die Blutsauger folgten weiter dem stinkenden Geruch nach wildem Hund. Jetzt gingen Salomone und Marik voraus. Der Ältere der Beiden hatte schon mehr Erfahrungen mit Wolfswesen als alle zusammen. Er hatte seinen Ursprung im russischen Moskau und dort war er auch an der großen Werwolf Revolution 1905 beteiligt gewesen. Er kämpfte damals für die Roten Armee, die später den Vorfall als regierungsfeindlichen Protest gegen den damaligen Zaren bezeichnete.
Salomone stellte fest: „Wieso gehen die dreckigen Kreaturen nur so zaghaft vor. Normalerweise töten und zerstören sie doch alles auf ihrem Weg.“
Mike, der sowieso schon wieder schlecht gelaunt war, weil man ihn aus dem Schlaf gerissen hatte, wurde aggressiv.
„Bist du durch dein Alter schon total verkalkt geworden? Hast du nicht gesehen was sie da draußen angerichtet haben?“
Salomone wollte sich nicht von einem so jungen Vampir provozieren lassen und antwortete einfach: „Sie haben die Wachen nur getötet, weil sie ihnen im Weg waren und die Anderen haben sie auch nur getötet weil sie, was weiß ich, Hunger hatten oder sie sich bedroht fühlten. Sie wollen nichts zerstören. Sie wollen etwas anderes, etwas, was sie bewegt hat, hierher zu kommen. Sie folgen ihrer Nase oder ihren Instinkten. Woher sollten sie sonst wissen wo sie hin müssen. Schließlich ist das Gebäude riesig und absolut verwirrend geschnitten.“
Angel fiel es nun wie Schuppen von den Augen und er mischte sich jetzt auch ein.
„Sie wollen die Wölfe aus dem Kerker befreien. Schließlich leben sie in Herden, die nur aus Familien bestehen. Sie suchen wohl nur ein Familienmitglied.“
Angel bedachte noch einmal selbst seine Worte und seufzte leise: „Man könnte schon fast Mitleid mit ihnen haben. Sie wollen doch nur ihre Familie schützen.“
Mike wurde über diese Äußerung nur noch wütender. „Du hast Mitleid mit den Dinger. Die haben welche von den Menschen getötet, die wir als unsere Freunde bezeichnen, zum Beispiel, Raul und Jason. Ich habe sie gesehen, sie sind jetzt auch tot. Mit ihnen haben wir erst vor einigen Tagen Poker gespielt. Außerdem sind sie in unser zu Hause eingedrungen und dafür müssen sie sterben.“
Angel wollte gerade darauf etwas erwidern, aber nun mischte sich Marik ein.
„Ich habe keine Lust mir die Kindereien von euch Beiden schon wieder anzuhören. Außerdem würde dir, Mike, ein wenig Mitgefühl mit Anderen auch mal etwas besser zu Gesicht stehen. Schön, sie sind anders als wir, aber sie sind Wesen, die es auch verdient haben zu leben, ihr Schicksal ist ohnehin hart genug.“
Während Angel sich nur noch für verdammt dumm hielt, für das was er gesagt hatte, war Mike eingeschnappt. Obwohl er und Angel sich ständig stritten, waren sie trotzdem die besten Freunde. Aber ihn nervte es, dass Marik, der doch eigentlich sein Schöpfer war, seiner Meinung nach nie auf seiner Seite war, sondern immer nur auf der von Angel.
Bevor sich aber einer der Beiden noch weiter Gedanken machen konnte, standen sie auch schon vor den Resten von drei massiven Titanium-Türen, die die Kerker vom Rest des Gewölbes abschotteten.
Endlich standen sie den am ganzem Körper behaarten, auf zwei Beinen stehenden Wölfen gegenüber. Sie saßen in der Falle und konnten nicht weiter.
Die Werwölfe waren noch nicht zu den Gefangenen durchdrungen. Die letzte massive Titanium-Tür versperrte ihnen den Weg.
Fünf braune Werwölfe und ein silberner warfen sich immer abwechselnd gegen die Tür und die Wände drumherum. Aber es half nichts. Lediglich das Mauerwerk und alles andere begann zu beben und Risse bereiteten sich auf den alten Steinwänden aus.
Keines dieser Wesen ahnte auch nur ansatzweise, dass man nur per Augen-Scan und sogar noch per Strichcode-Mircoscan durchkam. Die Vampire hatten einen Strichcode auf den linken Oberarmen eintätowiert, worunter ein Mikrochip einoperiert war. Was es damit wirklich auf sich hatte, wusste eigentlich auch niemand so recht. War diese Methode wirklich nur für die Sicherheit gut oder hatte sie noch einen anderen Grund?
Salomone machte auf sich aufmerksam. „Damit muss jetzt aber mal Schluss sein. Ihr bringt hier noch alles zum Einsturz. Es wäre schade, alles wieder von neuem aufzubauen.“
Die Kreaturen mit den langen messerscharfen Zähnen drehten sich jetzt zu ihnen um und musterten die Schar von Vampiren, welche unterschiedlicher nicht sein konnten und die ihnen den Fluchtweg abschnitten.
Marik trat vor, und ihm wiederum stellte sich der größte, älteste und furchteinflößendste Werwolf der Gruppe, der mit dem markanten silbernen Fell, der so ähnlich aussah wie Marik, mit seinen langen weißen Haaren, gegenüber.
Die Kreatur fletschte mit den Zähnen und die Anderen stimmten mit ein, jedoch war das hier nur ein Zweikampf und keiner der Anwesenden durfte sich dabei einmischen.
Der Vampir zog ein langes Breitschwert mit schwarzem Griff aus einer Scheide an seinem Gürtel. Er hielt es vor sein Gesicht und wartete darauf, dass sein Gegner den ersten Schlag vollführte und dieser ließ auch nicht lange auf sich warten.
Der Silberrücken versuchte den großen Russen mit seinen messerscharfen zwanzig Zentimeter langen Klauen aufzuschlitzen. Aber, sein Gegner war schneller und schlug ihn mit einen gezielten Hieb in der Mitte durch und die Reste des Werwölfes fielen zu Boden.
Die anderen Kreaturen jaulten vor Schmerz über den Verlust eines ihrer Kameraden auf und stürzten jetzt alle auf einmal auf die Vampire zu, obwohl sie wohl keine sonderlich große Chance mehr hatten.
Angel, der sein Samuraischwert auch schon gezogen hatte, schlug mit einer gezielten Attacke einen von ihnen das Haupt ab.
Ein weiterer wurde von Tomoyuki, mit seiner schwarzen Peitsche zu Boden geschlagen, dort schlug er dann solange weiter auf den am Boden liegenden Werwolf ein bis er sich wegen der Eisenspitze, welche sich an der Spitze seiner Waffe befand, nicht mehr rührte.
Mike, der nicht daran gedacht hatte, seine eisernen Schlagringe zu holen, versagte gegen den Werwolf, gegen den er mit bloßen Händen antrat und wurde zu Boden geschickt. Er wäre aufgeschlitzt worden, wenn Sakuya dem Wesen nicht mit einer Kugel aus seinem Revolver den Schädel weggeschossen hätte.
Sakuya streckte Mike seine Hand entgegen und wollte ihm aufhelfen, sagte dabei aber spöttisch: „Am besten kümmerst du dich mehr darum deine schlechte Laune unter Kontrolle zu kriegen. Du bist sonst zu unkonzentriert und das nächste Mal kann das böse für dich enden.“
Mike blieb beleidigt und mit verschränkten Armen am Boden liegen, während Iris den vorletzten Werwolf mit einer silbernen Desert Eagle erschoss.
Salomone war schließlich der Letzte, der den einzig noch verbliebenen Werwolf mit einer Ladung aus seiner abgesägten Schrottflinte erlegte.
Die Gefahr war nun endlich wieder gebannt und Stille breitete sich aus, nachdem Marik die schallende Sirene deaktiviert hatte.
Die Vampire atmeten erleichtert auf nur die Prinzessin war beleidigt. „Für mich ist keiner mehr da! Was soll denn das? Ihr seid so diskriminierend und das nur weil ich ein Mädchen bin.“
Akira blickte sie verständnislos an, sagte darauf aber nur gelassen: „Reg dich ab, Süße! Ich habe auch keinen abbekommen. Aber ich bin auch nicht scharf darauf. Ich bin ein Romantiker und flirte lieber als zu töten.