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3. Ziele

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Legitimierung von interkultureller Literaturwissenschaft

Die Ziele der interkulturellen Literaturwissenschaft lassen sich über ihre Funktion im interkulturellen Paradigma bestimmen. Wenn Interkulturalität und interkulturelle Kommunikation durch Globalisierung und durch das Zusammenleben unterschiedlicher Kultur- bzw. Sprachgemeinschaften zu einem gesellschaftlichen Faktum geworden sind, dann ist es auch Aufgabe der Literaturwissenschaft, sich mit diesen Phänomenen produktiv auseinanderzusetzen. Es geht hierbei nicht so sehr um den viel besprochenen cultural turn, also um die kulturwissenschaftliche Neuorientierung der Literaturwissenschaft bzw. um die kulturwissenschaftliche Positionierung von Literatur, sondern eher um eine Reaktion auf die sich verändernde gesellschaftliche Wirklichkeit. Die Auseinandersetzung mit dem Fremden ist ein gesellschaftliches Faktum und der Alltag fordert mittlerweile Kompetenzen, die auf den Umgang mit dem Fremden vorbereiten, was sich auch in neueren Konzepten der Literaturwissenschaft niederschlägt, die zunehmend kompetenzorientiert sind.

Kompetenzorientierung

Interkulturelle Literaturwissenschaft beschäftigt sich auch mit der Frage, inwieweit ihr Gegenstand, nämlich Literatur, dahingehend instrumentalisiert werden kann, dass eingeforderte Kompetenzen im Umgang mit dem Fremden ausgebildet werden können, ohne dass der ästhetische Eigenwert der Literatur dabei aus den Augen verloren wird. Globales Ziel interkultureller Literaturwissenschaft ist daher ein gesellschaftspolitisches, nämlich die Ausbildung interkultureller Kompetenzen über die Beschäftigung mit Literatur, was sie in den Kontext des globalen Lernens einrückt. Die Ziele der interkulturellen Literaturwissenschaft lassen sich folgendermaßen differenzieren:

Gesellschaftspolitische Ziele

– Entwicklung von Strategien, die zu einem produktiven Handeln befähigen: über die Bewusstmachung der Mechanismen der Wahrnehmung, der eigenen Reaktionen, des Funktionierens der Wirklichkeit

– Ausbildung eines interkulturellen Bewusstseins: Kenntnis der eigenen und fremden Kultur und Handlungskompetenzen (interkulturelle Kompetenzen)

– Förderung von Eigenverantwortlichkeit, Eigenaktivität, Selbstreflexivität, kritischem Denken, Analysefähigkeiten

Literaturwissenschaftliche/kulturwissenschaftliche Ziele

– Kulturwissenschaftliches Wissen (eigene und andere Kulturen)

– Analyse der Rezeption deutschsprachiger Literatur und Kultur in fremdkulturellen Kontexten

– Erforschung der Rolle von Literatur im Kontext der interkulturellen Kommunikation

– Analyse literarischer Texte unter dem Aspekt der Alterität

Literaturdidaktische Ziele

– Ausbildung literarischer Kompetenzen:

– Realitäts-Fiktionsunterscheidung

– Beherrschung literarischer Konventionen (z.B. Genrewissen und Formverstehen)

– Empathiefähigkeit (Perspektiven und Gefühle nachvollziehen und reflektieren)

– Perspektivübernahme (den Standpunkt des/der Anderen einnehmen)

– Fähigkeit zum „Probehandeln“ (einen Handlungsraum in der Vorstellung aufbauen und darin „spielen“)

– Moralverstehen

– Verstehen indirekten Sprachgebrauchs (Metapher, Parabel, Symbol, Ironie)

– Fähigkeit zum Genuss

– Fähigkeit zur Anschlusskommunikation (z.B. sich über Lesarten verständigen)

– Betonung der Literarizität des Textes (Gestalthaftigkeit): literarisches Verstehen als erschwertes Verstehen (vgl. u.a. Abraham 2003)

Einführung in die interkulturelle Literaturwissenschaft

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