Читать книгу Der Berufsweg aus astrologisch-psychologischer Sicht - Andrea Moutty - Страница 10
Die tägliche Arbeit und das 6. Haus
Оглавление„Die Arbeit, die man sich selbst vorgenommen hat, ist nie unmöglich.“
- Weisheit der Gikujua -
Den Begriff der „täglichen Arbeit“ entdecken wir im 6. Haus. Archetypisch wird die Arbeit von dem Tierkreiszeichen Jungfrau abgeleitet. Es ist bemerkenswert, dass gerade der Begriff der „täglichen Arbeit“ mit dem astrologischen Zeichen für die Ernte zusammenfällt.
Betrachten wir die Jahreszeit, die das Zeichen Jungfrau (ca. vom 21. August bis 21. September) durchdringt.
Die Fruchtstände der Natur tragen schwer. Die Regale des Supermarktes „Natur“ sind bis in die letzte Ecke aufgefüllt. Arbeit muss sich keiner suchen, sie drängt sich regelrecht auf. Der Geschäftsführer der Natur – wer das auch immer nach dem individuellen Glaubensbekenntnis sein mag – hat seine Aufgabe somit erfüllt. Die Auftragsbücher sind voll. Esser und somit Kunden sind genug da. Nun muss die Arbeit nur noch verrichtet werden.
Das ist die Zeit der Jungfrau. Gemeint ist die junge Frau. Und diese junge Frau im Konkreten war – und ist es in weiten Gebieten dieser Erde bis heute – die jüngste der Frauen. Somit das jüngste Mädchen einer Familie. Diese junge Frau war für die einfachsten Tätigkeiten der Familie zuständig. Was jedoch keineswegs bedeutet, dass sie für die Tätigkeiten mit der geringsten Verantwortung zuständig war. Für ein Mädchen im frühen 19. Jahrhundert bedeutete dies: Als Erste aufstehen, in der im Winter eisig kalten und dunklen Küche das Feuer entfachen, in den Ställen die Kühe melken. Erst wenn die Küche angewärmt war, stand der Rest der Familie auf, um das erste warme Getränk zu sich zu nehmen. Frühstück gab es damals erst nach der stundenlangen Grundversorgung des Viehs.
Dieses junge Mädchen war in erster Linie ein sogenannter „Kostfresser“. Mädchen bedeuteten für eine Familie eine Last. Sie verschlangen Geld, brachten jedoch keines. Nach der jahrelangen Erziehung verließen sie das Haus und die Familie. Dafür musste man der Familie des Bräutigams auch noch die Mitgift bereitstellen. Mädchen und Frauen mussten somit durch ihre duldenden, stillschweigenden Hände Arbeit Kost und Logis verdienen. Wer nichts taugte, wurde vom Hof gejagt. Was das für eine junge Frau in dieser Zeit bedeutet haben mag, muss kaum beschrieben werden. Diese junge Frau war also von sich aus sehr darum bemüht, den Anforderungen voll und ganz gerecht zu werden.
Die gesellschaftliche Position ist jedoch nur eine Ebene dieser Demut. Das Tierkreiszeichen Jungfrau wird dem Element Erde zugeordnet, welches wiederum stark mit existenziellen Fragen zu tun hat. Im Sommer, bis in die ersten Herbstmonate hinein, wird der größte Teil der Ernte eingebracht. Nach dieser Erntezeit sprießt uns frisches Grün erst wieder im nächsten Jahr, um den Frühjahrsbeginn, aus der Erde entgegen. Wir betrachten hier also einen Zeitraum von sechs bis acht Monaten, in dem die Natur Zeit hat, unsere Regale zu füllen. In der darauffolgenden Jahreshälfte heißt es von dieser Ernte zu leben.
Im 21. Jahrhundert kennen wir dieses Problem kaum noch. Wir schauen in den Kühlschrank, überprüfen mit einem kurzen Blick den Inhalt, steigen in unseren Wagen und decken uns im nächsten Supermarkt mit Nachschub ein. Was für ein Luxus in dieser wunderbaren Welt.
Unsere Jungfrau erfüllte in den kurzen Monaten der Ernte die unendlich wichtige Aufgabe, die Vorratslager der Familie zu füllen. Und dies in einer Konsequenz, Verantwortlichkeit, Gründlichkeit und Penibilität, sodass auch im Februar des kommenden Jahres alle Mitglieder des Hauses bzw. des Bauernhofes noch ernährt werden konnten. Hier ging es nicht um eine Kleinfamilie, denn neben Mutter und Vater gehörten alle Geschwister, die Großeltern, die ledig gebliebenen Tanten, die Mägde und Knechte zur Hausgemeinschaft. Es waren große Vorratsmengen an Lebensmittel und eine weitsichtige Planung in die Zukunft erforderlich. Um diese logistische Höchstleistung zu erbringen, durfte keine einzelne Beere am Strauch verkommen und jedes Weizenkorn war wichtig. Jede Kartoffel vervollständigte eine Mahlzeit und jeder Kürbis konnte über die Gesundheit eines Familienmitgliedes im Winter entscheiden.