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Tierisches und anderes Feines…

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Tierisches und Feines... Es summt, brummt, neue Geräusche, neue Gestalten. Ein erster ungebetener Besuch ist eine tief purpurrote Hornisse, und nach zwei Tagen in die Fensterscheiben flirrend einfach tot. Diese Spezie sei unstechend; deshalb lasse ich draussen die Genossinnen den baumelnden Wohnblock weiterbauen. Die Farbe auch eingetauscht haben die Hummeln: In Weiss oder Knallorange vollwuschelig, hübsch und laut.

Es fressen da die unterschiedlichsten Heuschrecken und Grasshoppers: Kleine hellmaisgelbe doppelschnalzen beim Vorwärtshüpfen, kleine Grasgrüne und Braune halten rasensprengerklingend Rast und die daumengrossen beigen fetten Krickets musizieren ihr Abschlusskonzert Dezibel grenzwärtig, bevor sie von den Ameisen verschlungen werden.

Spinnen&Co? Ja, selbstverständlich krabbeln Spiders. Teils enorm platt, ich staune, so flachförmig existieren zu können. Und falls du deine Schuhe vor der Haustüre platzierst, schaue vor dem Reinschlüpfen rein: Ich erwischte soeben, hoppla, einen kinderfaustgrossen, knorrigen, wunderschönen Panzerkäfer, wie der von der Decke fallend exakt einlochte.

Neben dem Dämmerungszirpen gibt’s daily das Moskitosummen, der erste Hahnenschrei drei Uhr morgens und das nächtliche Hundegeheul auch ohne Vollmond. Ich schlafe göttlich eingebettet in dieser natürlichen Geräuschkulisse. Bis gottesfürchtig klingts dagegen aus geräuschvoller Nachbarschaft. Bei durchluftigen Glasjalousiefenstern wird kaum Geräusch gedämpft. Around sieben Uhr rufen die Stimmen der Gärtner, Handwerker sowie hausierenden Menschen ‘Habari za asubuhi’. Ebenfalls ‘Guten-Morgen’. Und zwischendurch, egal welche Tages- oder Nachtzeit, spürt Mensch das Bedürfnis nach powerhaftem Sound. Bongo-Gospel vom Feinsten schallt eine Geisterstunde lang bei Josephines Rückkehr.

Ja, Musik. Ein wahrer Genuss sind die Gezwitscher der Vögel. Manchmal vernehme ich komplett neue Kompositionen, virtuosissimo. Die Spatzen sind doppelt so bauchig wie die unsrigen. Mein gefederter Favorit ist ein männliches kanarienkleines Vögelchen, oben anthrazit, bauchig blau gefärbt, mit Rotkäppchen-Bäckchen. Genauso unterschiedlich sind die Echsenarten. Es gibt die meterlangen im Wasser – aaaii, was hüpfte ich, als es neben mir pflatscht – die fast invisiblen sandbeigen Kleinen mit lieblich schwarzen Knopfaugen, die langweilig Braunen, die flinken Grünen, die Längsgestreiften und die modebewussten Knallorange-Violetten.

Auch super schön sind die leisen Herden der Kühe. Die gemütliche Schar ist gespickt mit gedämpft meckernden Zieglein; beide Gattungen jeglichen Alters, jeglicher glatter oder gesprenkelter Farbstruktur, mit langen Hörnern, mit kurzen Stummeln. Friedlich sind sie alle und entsprechend ’polepole’ lässt man diese links, rechts streifend an sich vorbeiziehen.

Da wir bei Viechern sind: Fleisch schmeckt weniger als mehr zart, dafür garantiert Bio. Das Kuku (Huhn) gibts mager, das Mishkaki (Rindsgeschnetzeltes) mitteltrocken, das Nguruwe (grunz grunz) feiss und selten. Vegetarier haben es schwerer, Pescetarier einfacher: Samaki (Fisch), da liebe ich den Tilapia (Buntbarsch), seine Geräte sind gross und dick, damit könnte man stricken. Der ‘böse’ Victoriafisch Sangala Nilbarsch, welcher bei seiner Aussetzung im Lake Viktoria seinen über dreissig Artgenossen ratzeputz an die Flossen ging, den bevorzuge ich in der geräucherten Variante. Mein Glück, dass mangels Kühlschränke die Ware vielfach auf diese Weise frischgehalten wird. Dann gibt’s die getrockneten silbernen Frischwassersardinchen Dagaa, die erfreuen weniger meinen Geschmack, ob in Suppen oder als Snack. Oft gibt es die roten Windbohnen anstelle von Fisch oder Fleisch; sie werden ihrem Namen nicht gerecht. Besonders ausgezeichnet schmeckt mir der Kochbananeneintopf, entsprechend dem Tribe mit Erdnüssen versetzt. Wali oder Ugali (Reis oder Maisbrei) sind die täglichen Beilagen. Zum Frühstück, Mittag- oder Abendessen auswärts ist Chipsi Mayai (Omelette mit Kartoffeln) beliebt; das Eigelb glänzt oftmals farblos. Bei meinem Frühstückshonig wurden als Herstellergarantie einige Produzenten mit in die Flasche gepackt. Für das geschmackvolle Gemüse und die saftigen Ananasi&Mango&Friends fand ich meinen Stammstand wie auch für die leckeren handgerollten Sesam-in-Honig-Bällchen.

Und was ist der wahrlich grösste Genuss: mit den Händen essen!

Trinken? Wasser, Wasser und Wasser, daheim abgekocht, draussen gekaufte PET-Flaschen. Bei einer Pause gönne ich mir zwischendurch eine Coke (keine zero, light oder diet, die gibt es in überteuerten Supermärkten) oder ein Tangawizi Ingwersoda. Frischer Avocadosaft entdecke ich für zwischendurch und abends schmeckt ein Bierchen – ich als Biertrinkerin, ganz was Neues!!

Apropos Köstlichkeiten Fischauge, meine Neugierde war stärker: Es schmeckt wie weiches Ossobucco-Mark in Rosmarin mariniert…


Mein wunderschöner Schuhgast


Ich rocke den Lake Viktoria!

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