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Bukumbi und Kigongo Anfang Mai

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Bukumbi und Kigongo. Auf den Spuren der ersten Missionare Tanzanias, Potentialtest für Reisende. Father George wurde während meinem Geburtsjahr von Kenya nach südlich Tanzania versetzt. Seit einer handvoll Jahren lebt er in Mwanza. Der eifrige deutsche Missionar ist flott unterwegs in europäisch geschnittenen Afrikahemden; um den Hals baumelt ein kleines schlichtes Holzkreuz. Seit er von der MTTF erfuhr, ist er erpicht, uns alle Funde zu zeigen. Father George weiss wahrhaftig Wissenswertes, geschichtlich Spannendes zu erzählen. Zudem gibt es jeden Tag heiliggesprochene Christen, das zelebriert Father George ritualmässig, indem er ab Zenithstunde mit höchstem Genuss sein erstes Bierchen zu dessen namentlichen Ehren trinkt. Der noch quicklebendige Father Jesuit Professor James Spillane (Irländer, in Boston aufgewachsen, erworbene Nationalität Indonesier, seit 40 Jahren aktiv all-around-the-Globe) sowie die brighte Delphine (Uni-Teacherin, James Assistentin, a local one) sind heute mit von der Party. Auf dem Weg Richtung Bukumbi präsentiert sich steiles, weites verwinkeltes Felsplateau mit traumhaftem Panorama auf wie über Steinformationen, See und Natur. Diese leichte Klettertour wäre super mit vorherigem kurzen ’Baiskeli-’Tourteil anzubieten. Wir bräuchten vor Ort brauchbare Fahrräder. Mary freut sich aufs Radeln - ich mich auf die verstecke Picknicküberraschung zum Sunset.

Besuch in einer Missionsstation, sie ruht ruhig, die Geistlichen flogen in die Districts aus. Trotzdem kommen wir in den soften Genuss von selbstgebackenem Cake. Dazu trinken wir gesegnetes Wasser (ohne Geist). Die historischen Geschichten muss Father George aufschreiben, da erzählt er Zuvieles am Stück. Geblieben ist, dass es die Schweizer wenn auch nicht erfanden, trotzdem von Anbeginn an dabei waren. 1878 traf die erste von zehn Karawanen der Afrikamissionare ’Weisse Väter’ ein. Tanzania war Durchgangsland nach Uganda sowie Kongo. Nachdem die Missionare darauf aus Uganda fliehen mussten, gründeten sie 1883 in Bukumbi die überhaupt erste Missionsstation in Tanzania. Die Sukuma hiessen die Weissen Väter wie selbstverständlich willkommen. In den Stammgebieten der Wasekuma und Wanyamwnzi entstanden in Iboja und Ushirombo Schulen. Die ersten grosszähligen Taufbewerber kamen aus der nördlichen Region Bukoba. Nebenbei: aus Bukoba stammt der erste schwarzafrikanische Kardinalpriester: Laurean Rugambwa wurde 1960 vom Papst Johannes XXIII dazu ernannt. Laurean Rugambwa ist clanseitig mit Mary verwandt.


Nun in einer kleinen achteckigen Kapelle schaue ich auf den Ehrengemälden den weissen Missionaren in die blauen Augen. Im Hauptkirchenschiff grüsse ich die andächtig stehende Virgin Maria mit Babyboy Jesus auf dem Rücken. Beide sind dunkelschwarz – als Kompromiss musste einfach eine ‘europäische’ Nase her.

Einige Missionsgründer wurden, wie Brüder teils heute noch, innerhalb dieses Geländes begraben. In Stein gemeisselt lese ich vor den Namen ’Bruda’, heute würde wohl ’Bro’ stehen. Father George besteht darauf, dass beim Ausdruck ‘weisse Väter’ die Hautfarbe keine Rolle spielt. Dieses Thema sei annodazumal in (Nord/Schwarz)Afrika, keines gewesen. Die Namensgebung geht daher hervor, weil die Missionare lange helle Gewänder trugen!

Neben Geschichten und Blumen in Weiss und vollendeten Formen zäumen den heutigen Weg leuchtende Kinderaugen: Knallbunte Luftballone sind das beste Mitbringsel!

In Kigongo begrüsst uns die verarmte Chieffamilie. Sie zeigt uns ihr kleines grosses Reich. Als sein Vater urplötzlich verstarb, bekam das heute 81-jährige Oberhaupt mit unvorbereiteten 18 Lenzen das Zepter in die Hand gedrückt, Er sei seines Amtes müde, sinniert er. Auf die Frage von Father George hin verneint der alte Mann, dass er (noch) Regenzeremonien durchführt. Seine Antwort scheint sorgsam abgewägt; ich denke, dass doch. Glaubwürdiger sind die Worte zur Geschichte der folgenden Hinrichtungsmethode (bei Staatsgründung verboten): Gemeingefährlichem Gesindel wurden Hände und Füsse zusammengebunden. Mit einem einzigen Kopfhieb von hinten wurden sie getötet. Durch den direkten Schlag oder erst durch das folgende Kopfvoranvorüberfallen starben sie. Soeben stehen wir auf dem Ort des Geschehens, ein überaus kantenloser, flacher Stein, gruslig. Diese Arbeit war keinesfalls beliebt, wie auch. Denn, falls der Verurteilte noch atmet, hast du den Job nicht erfüllt und stehst folglich an dieser, seiner Stelle!

Ansprechender tauche ich beim nächsten Dorf in die eigene Fantasie ein über die Entstehung des strahlenden Sonnensterns sowie den witzigen, undefinierbaren Figuren. Wer diese hübsche Felsenmalerei kreierte, mit was für Naturalien, was die Symbole bedeuten und vor allem, wie alt diese sind, sei gänzlich unbekannt. Die Bewohner, seit Menschengedenken ansässig, wissen unüblich keine überlieferten Geschichten dazu!

Ein von Freude beschenkter Tag! Zur ausklingenden Abendstimmung an der Fährenstation Busisi, ein Cheers auf … die heutige Heilige Katharina von Irgendwas war bereits mittags dran … demnach auf die Gegenwart: Auf uns, unsere Projekte, auf die Region Mwanza und all ihre Juwelen!

Nächster Schritt: Ich packe den Koffer! Nein, ich bleibe an der Lake Zone, wo denkt ihr hin, Auszukundschaften gibt’s noch einiges. Nachtfähre nach Bukoba, 1. Klasse - Frau gönnt sich was, 2-Bettkabine für etwa 18.-. Bukoba, beziehungsweise die weite Region Kagera, dient Tanzanier als Erholungsoase. Ferien. Wie ich las und hörte, sei die Lake Zone zudem von Bihlazerose frei –Schwimmen im Lake Victoria!

Zur Heimat Marys: Die Region Kagera war durch den frühzeitigen Kontakt mit den Weissen Vätern in manchen Bereichen (beispielsweise Bildung) im Vergleich zum übrigen Festland fortschrittlicher. Die Entwicklung dieser Region verlief oft parallel zur Weltmarktentwicklung von Naturgütern. Kaffeebauer aus dem Volk der Haya waren einer der Vermögendsten in der Kolonialzeit. Die Haya galten und gelten als ein überaus intelligenter Stamm – Marys Tribe. Die Grenzlage zu Uganda, Ruanda, Burundi, sowie die geografische Isolierung durch den Lake Victoria, macht die Region aber auch verwundbar. Beispielsweise, 1994 während der Völkermorde in Ruanda, strömten über eine halbe Million Flüchtlinge hierher. Tanzania, selbst eines der ärmsten Länder der Welt, war das viertwichtigste Aufnahmeland, noch vor den USA. 1978 wurde das Gebiet von Truppen des ugandischen Diktators Idi Amin angegriffen. Madaraka Nyerere erzählte, wie er als Student in der Mensa sass, als die Kriegserklärung durch seinen Vater im Radio verkündet wurde. Madaraka war überrascht, überrascht über die Heftigkeit in der Stimme seines Vaters. Öffentlich wie Privat hat er ihn nie so entrüstet erlebt, weder vorher, noch nachher. Der neunmonatige Krieg wurde von Tanzania gewonnen. BBC wird just diesen, meinen Sommer anfragen, die beiden jüngsten Söhne zusammen zu bringen für ein Interview. Niemand konnte ahnen, dass Madaraka Nyerere und Jaffar Amin von Anbeginn des Zusammentreffens mit des ‚Vaters-Feind’ sich menschlich tief verbunden fühlen. Eine wunderbare Freundschaft entsteht. Und ich werde ein Jahr darauf mit beiden den Kilimanjaro besteigen! Eine Liebe mehr in meinem Leben. Dabei: Der Amerikaner Jim Becket arbeitete als junger Journalist in Genf für Amnesty International. Einer seiner ersten Reportagen war der damals aktuelle Krieg zwischen Uganda und Tanzania! Der nun gedrehte Originalfilm 'Sons of Africa' (Becketfilms.com/Journeyman.tv) kann bestellt werden über die üblichen Kanäle werden. Eine afrikanische halbstündige Ausführung findet man unter youtube 'Faces of Africa - sons of Africa) www.youtube.com/watch?v=3XO9mQke_80&t=495s

Ich rocke den Lake Viktoria!

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