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Lorch im Freistaat Flaschenhals, 15. Oktober 1921

Dies sind die Aufzeichnungen von Peter Baum und derer, die gewillt sind, unsere Heimat zu schützen und das, was wir entdeckt haben, so lange zu bewahren, bis alle Gefahr gebannt ist.

Arnold rümpfte die Nase und fuhr sich mit der Hand durch das Gesicht, als wolle er den Alkohol aus seinen Sinnen vertreiben. Zu spannend empfand er seinen Fund und wollte mehr aus dem Buch erfahren. Er ging die Treppe nach oben. Gebannt blickte er auf die Buchstaben und versuchte, im schummrigen Licht mehr zu erkennen, während er weiterlief. Oben angekommen, machte er sich nicht mal die Mühe, die Tür zum Keller zu schließen. Mittlerweile war es komplett finster und die Luft eiskalt geworden. Arnold störte dies nicht. Er war fasziniert von seinem Fund und ging wie in Trance zum Wohnhaus. Seine Blicke wichen keine Sekunde von dem Buch, während er die Küche des Hauses betrat, sich an den Tisch setzte und die kleine Lampe über dem Küchentisch einschaltete. Je länger er sich auf die altdeutschen Zeichen konzentrierte, desto mehr konnte er entziffern.

Wir haben es geschafft, meine mutigen Mitstreiter und ich, konnten die Fundstücke sicher nach Lorch in ein erstes Versteck bringen. Noch immer sind unsere Gedanken vergiftet von dem Grauen, welches wir auf dem Schiff vorgefunden haben. Das Leben, was dort ausgelöscht wurde, tötete auch einen Teil der Unschuld, die wir alle in uns tragen. Das Schicksal hat uns allerdings eine Aufgabe in dieser Nacht erteilt. Wir haben uns gestellt und sind großen Mutes dieser schweren Bürde Herr geworden. Ich danke dem Herrn, dass ich in dieser Nacht nicht allein am Rhein in die tiefschwarzen Fluten stechen musste.

Jetzt ist es wichtig, die Sicherheit unserer Heimat und aller Menschen zu bewahren. Sollten die Franzosen bemerken, was sich in dieser Nacht zugetragen hat, werden sie in unseren Freistaat einmarschieren. Unter fadenscheinigsten Gründen versuchen sie, immer wieder die offiziellen Vereinbarungen zu umgehen. Ein solch grausiges Verbrechen würde ihnen ein Grund liefern, um mit dem Vorwand »zum Schutze aller« die Besetzung vorzunehmen. Diesem Unterfangen werden wir zuvorkommen.

Pfarrer Pfaff kam sofort nach unserem Rufe. Wir brachten die Toten auf den Lorcher Friedhof. Der Pfarrer erteilte ihnen die Sakramente und erbat bei dem Herrn eine verdiente Ruhe für die geschundenen Körper. Nie werde ich das Bild aus meinem Kopfe bekommen, wie drei der vier mit ihren Hälsen an der Reling aufgeknüpft worden waren, die Hände wie zur Buße gefaltet und gezeichnet mit einem blutigen Kreuz, umschlossen von einer Art Pyramide. Es schmerzt meine Seele, dass wir ihnen kein würdiges Andenken errichten können, geschweige ihrer Namen zu gedenken, doch die Sicherheit der Menschen hier in Lorch steht über allem.

So sei es denn, dass wir nun das Wrack vom Rhein bergen und dieses weiter nach Kaub überführen, um es so schnell wie möglich aus dem Staat zu schaffen. Sicherlich werden uns ein paar dankbare Schiffsführer mit ein paar Kisten Wein den Kahn im Schlepptau aus dem Sinne schaffen.

Während ich nun hier auf meinem Weingut sitze und über diese Zeilen sinniere, denke ich an meine geliebte Frau Maria. Nicht ungefährlich war heute diese Situation, und bei all dem, was wir gesehen und erlebt haben, hätte ich sie auch zur Witwe machen können. Ich hätte es mir im Himmelreich nie verzeihen können, meine Familie hier allein zurückzulassen. Umso wichtiger ist die Zukunft, dass diese ein sicherer Hafen für meine Lieben wird. Maria, unsere Tochter, die im Hofe spielt und unser Kind, welches im Januar hoffentlich gesund das Licht der Welt erblickt.

Ich versuche, jetzt zu schlafen, und bete um friedvolle Träume, die sich anstelle der bösen Erinnerungen setzen, die mir die Anblicke auf dem Rhein heute bescherten. Morgen kommen wir wieder zusammen und überlegen, wie wir das, was uns die Dunkelheit offenbarte, einem sicheren Ort zuführen können.

Der Schatz im Flaschenhals

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