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Entschuldigung

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Hallo Nora, 20. März

Entschuldige, dass ich Dir die letzten Wochen nicht geschrieben habe. Ich kam einfach nicht dazu. Ich hab zu viel an Franziska gedacht. Wie ich Ihr meine Liebe gestehen kann. Doch ich hab noch gar keine Ahnung. Ich hoffe mal, dass mir noch etwas einfällt. Ich weiß es aber nicht. Ich bin ja kein Hellseher.

Da ich dir die letzten Woche nicht geschrieben habe, möchte ich heute alles kurz zusammenfassen. In den letzten vierunddreißig Tagen ist zwar nicht allzu viel passiert, aber ich möchte dich trotzdem auf den neuesten Stand bringen.

Wie gesagt, ich habe oft an Franziska gedacht. In den Nächten sogar von Ihr geträumt. Mich ständig hin und hergewälzt, um mir zu überlegen, wie ich es Ihr sage. Das hat - glaube ich - fünfzig Prozent der Zeit eingenommen. Ich mein, genau sagen kann ich es nicht. Ich hab jetzt nicht die Tage und Stunden gezählt, wenn ich an Sie gedacht habe. Nachts lag ich ja auch immer wieder wach, und dachte nach. Da hab ich ja nicht auf die Uhr gesehen, wann ich aufgewacht bin, wann ich wieder eingeschlafen bin. Aber ich schätze mal, es waren fünfzig Prozent.

Die anderen fünfzig Prozent waren schlafen ohne Traum, zur Schule gehen, in der Schule sein und arbeiten, und zu Hause meine Hausaufgaben machen. Hausaufgaben gab es ja oft. Sei es in Englisch oder Mathe, Informatik oder Physik, Deutsch oder Französisch.

In Kunst gab es keine Hausaufgaben. Dort zeichneten wir um die Wette, malten wie die Meister. Mal expressionistisch, mal schwarz-weiß. Mal mit Kohle, mal mit Tusche. Mal ein Stillleben, mal eine Skizze der Natur. Letzteres sollte erst letzte Woche sein. Wir machten eine kleine Fahrradtour durch die Natur. Auf einem Deich entlang eines Sees. Wir pausierten immer wieder einmal. Zeichneten die Umgebung ab und fuhren weiter. Bis der Nachmittag angebrochen war. Dann ging es nach Hause.

Dort brauchte ich keine Hausaufgaben für Geografie machen. Wie auch? Bücher gab es nur in der Stunde. Mit nach Hause nehmen war tabu. So brauchten wir keine Hausaufgaben machen. Das gleiche galt für Geschichte. Bücher gab es nur in der Stunde. Dann mussten wir sie wieder abgeben. Der nächste Kurs brauchte die Bücher. Ob es nun ein weiterer Kurs der zwölften Klasse war, oder einer der elften oder dreizehnten. Ein Kurs brauchte ganz sicher die Bücher. Es gab eben nicht genug Bücher für alle Schüler.

In Deutsch sah die Sache anders aus. Da mussten wir ja alle Bücher kaufen. Sei es nun ein allgemeines Buch, oder Bücher von Plenzdorf oder Grass. Glücklicherweise musste ich mir nur ein Buch neu kaufen. Alle anderen konnte ich aus meiner vorherigen Schule mitnehmen. Gerade das allgemeine Buch sollte es sein. Die anderen konnte ich weiter nutzen. Sei es nun Woyzeck oder Effi Briest.

In Mathe gab es die meisten Hausaufgaben. Das kann ich aber leicht erklären. Ich glaub, das hatte ich Dir noch nicht gesagt. Mathe war mein Leistungskurs. Ich hatte also fünf Stunden Mathe pro Woche. Ich mein, für mich sollte es kein Problem sein. Ich mochte Mathe. Die Hausaufgaben machte ich gerne. Anders als für Deutsch oder Englisch. Ableiten und Aufleiten machte Spaß. Ableiten mehr als Aufleiten.

Mein zweiter Leistungskurs war ja Kunst. Den gab es an meiner alten Schule, und glücklicherweise auch an meiner neuen. Gäbe es keinen Kunst-Leistungskurs hätte ich Deutsch, Englisch oder Bio wählen müssen. Oh, Gott! Aber zum Glück gab es ja in Kunst den Leistungskurs und wie ich schon sagte, bekamen wir dort keine Hausaufgaben. Somit blieb nur Mathe als Hausaufgabenproduzierendes Schulfach übrig. Auch wenn man sagen muss, das die Deutschhausaufgaben auch nicht ohne waren. Das erste Buch der Blechtrommel lesen dauerte auch seine Zeit. Ich mein, lesen alleine nicht. Aber wir mussten es ja gleichzeitig analysieren. Zweihundertsechsundfünfzig Seiten kann ich zwar schnell lesen, aber gleichzeitig analysieren sollte nicht so schnell gehen. Geschafft habe ich es aber trotzdem. Letzte Woche haben wir mit der Blechtrommel abgeschlossen, und damit bin ich auch am Ende angekommen.

Es gibt nicht mehr zu sagen von mir. Ich hoffe mal, mir fällt noch etwas ein, wie ich Franziska meine Liebe gestehen kann. Langsam muss mir etwas einfallen. Denn ob ich sechs Wochen ohne Sie auskommen werde? Ich mein die sechs Wochen in den Sommerferien. Ja ich weiß, es ist noch Zeit bis dahin. Aber je eher ich mit Ihr zusammen komme, desto besser, oder?

Na ja, mir wird schon etwas einfallen. Hoffe ich. Bis dahin, tschüs Nora!

Aron

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