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Ich hab‘s
ОглавлениеHallo Nora, 27. März
Ich hab’s! Ich hab’s! Ich hab es! Ich weiß, wie ich Franziska meine Liebe gestehen kann! Ich hab es, und darüber freue ich mich so wahnsinnig. Du kannst gar nicht erahnen wie. Ich hab endlich eine Lösung gefunden. Ich sag Dir auch wie. Ich war Freitag mal wieder im Internet. In der zweiten Hofpause mache ich das ja oft. Ich hab ja sonst nichts zu tun. Mittagessen tue ich nicht, und so müsste ich herumsitzen und mir die Zeit vertreiben. Freitags habe ich ja in der sechsten Stunde Französisch. Dann noch eine Stunde Geografie und dann ist Wochenende angesagt. Aber vor der zweiten Französischstunde gehe ich oft ins Internet. Ich gucke mir dann einige Seiten an. Meist was mit Autos oder Zeichnen. Ich mag Autos ja gern. Ich gucke mir dann immer die neuen Designvorschläge der neuen Autos an. Manchmal zeichne ich sie auch einfach ab. Ja und zeichnen mag ich ja sowieso. Ich habe ja schon einige Comics gemalt und bin ja auch gerade dabei, eine neue Comicserie vorzubereiten. Nächste Woche kann ich Dir es ja mal erklären. Heute bin ich noch nicht soweit in der Ideenfindung. Ich werde wohl das Alphabet durchgehen. Die Serie wird mit Herr A. anfangen und endet dann mit Herr Z. Vielleicht geht es nach Herr Z. aber auch mit Frau A. weiter. Das weiß ich noch nicht. Muss ich ja auch nicht. Erst mal sollte ich mit Herr A. anfangen, und das wird nächste Woche geschehen.
So ich habe gerade noch mal den letzten Absatz überflogen. Er ist ganz schön lang geworden. Und um den heißen Brei habe ich auch geredet. Du weißt immer noch nicht, wie ich Franziska meine Liebe gestehen werde. Das werde ich jetzt mal nachholen.
Also wie gesagt bin ich ja öfters im Computerraum und surfe im Internet. So wie letzten Freitag. Da war ich auch auf meinem Profil und hab in dem Social Network (was für ein Wort!) mal wieder herumgestöbert. Und wen fand ich da? Dreimal darfst Du raten. Du solltest schon mit dem ersten Mal einen Volltreffer landen.
Ich fand Sie. Und plötzlich wurde mir klar, wie ich Ihr meine Liebe gestehen kann. Ich schreibe Ihr alle drei Wochen ein Gedicht. Warum alle drei Wochen? Alle guten Dinge sind drei. Und das dreizehnte Gedicht wird meiner Schüchternheit Unglück bringen, denn mit dem dreizehnten Gedicht sage ich Ihr, dass ich die Gedichte geschrieben habe. Das wird dann meine Liebesoffenbarung werden. Dann wird Sie hoffentlich Ja sagen, wenn ich Sie frage, ob ich mit Ihr zusammen sein kann. Ich hoffe es. Aber wie gesagt, ich weiß es nicht. Ich bin ja kein Hellseher. Aber wünsch mir Glück, dass ich es schaffen werde.
Nun gut, ich muss ja natürlich auch noch ein Gedicht, oder besser gesagt dreizehn Gedichte schreiben. Mit dem ersten möchte ich heute anfangen. Schließlich will ich am Mittwoch Ihr das erste Gedicht zu senden. Natürlich anonym. Mein echtes Profil werde ich dafür nicht nutzen. Aber nun gut, ich fang mal mit dem ersten Gedicht an:
Ich habe Dich nur einmal angesehen,
Schon war es um mich geschehen,
Du bist so eine wunderschöne Frau,
Ja, Franziska, Dich meine ich ganz genau!
Mit offenem Mund sah ich Dich an,
Ob ich meinen Augen auch trauen kann?
Dein mittellanges Haar so strahlend schön,
An den Anblick kann ich mich gewöhn.
Als ich in Deine grünen Augen sah,
War ein wertvoller Smaragd mir nah,
Du bist mein strahlender Edelstein,
Mit Dir möchte ich zusammen sein.
Oft habe ich Dein Lächeln gesehen,
Es ist so wunderschön anzusehen,
Dein Lächeln lässt mein Herz schlagen,
In allen Nächten, an allen Tagen.
Du bist die Traumfrau für mich,
Franziska, Ich liebe nur Dich,
Meine Gefühle sind Realität,
Dieses Gedicht dafür hier steht.
Und wie findest Du das Gedicht? Ich hoffe es gefällt Dir. Wie gesagt, am Mittwoch werde ich Ihr es zuschicken. Eine private Nachricht nur für Sie von dem unbekannten Liebhaber. Sollte ich mich so nennen? Der Unbekannte Liebhaber. Ich weiß nicht, irgendwie klingt das noch nicht so. Ich mein, bis Mittwoch habe ich ja noch Zeit, aber das sind jetzt auch nur noch drei Tage. Weniger sogar. Wir haben es ja gerade – warte – achtzehn Uhr fünfundzwanzig. Da werde ich am Mittwoch ja nicht mehr in der Schule sein. Um vierzehn Uhr fünfunddreißig habe ich ja Schluss. Da bleibe ich ja nun keine vier Stunden länger. Ich denke mal, dass ich wieder in der zweiten Hofpause im Computerraum bin. Dann werde ich Ihr das erste Gedicht schicken.
Ja, so werde ich es machen. Und mehr ist eigentlich nicht zu sagen. Also dann, bis nächste Woche Nora. Dann werde ich Dir auch die Geschichte von Herr A. erzählen. Hoffe ich mal. Noch ist sie ja nicht geschrieben. Aber das wird ja in der nächsten Woche noch geschehen.
Also dann, bis nächste Woche, Nora.