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Soziale Netzwerke: Daten als Währung
ОглавлениеEs ist fast unmöglich, sich ganz von sozialen Netzwerken fernzuhalten. Wer auf „Welches Twitter-Handle hast du denn?“ oder „Lass mal auf Xing netzwerken!“ nur antworten kann, dass er auf den Plattformen nicht vertreten ist, erntet schnell irritierte Blicke. Außerdem entgehen einem so viele Kontaktmöglichkeiten. Man mag zu Facebook stehen, wie man will: Wie sonst halten Sie über viele Jahre den Kontakt zu Menschen, die Tausende Kilometer entfernt wohnen? In der mobilen und globalen Welt von heute kommen Sie an diesen Datenkraken kaum noch vorbei.
Nun wollen die Betreiber dieser Netzwerke selbstverständlich mit ihrem Angebot auch Geld verdienen. Versuche, dies über Mitgliedsbeiträge zu erreichen, waren bisher immer erfolglos. Viel zu sehr sind wir Nutzer daran gewöhnt, dass Angebote im Internet kostenlos sind.
Daher musste ein alternatives Geschäftsmodell her: Daten sind die neue Währung, und sie sind sehr wertvoll! Ob Sie nun Facebook, Twitter, Instagram, Twitch oder einen der vielen anderen Dienste nutzen, in jedem Fall werden dort zwei Arten von Daten über Sie gespeichert:
Ihre Beiträge: Das sind die Daten, die Sie selbst eingeben, etwa in Form von Posts, Likes und Kommentaren zu Beiträgen anderer Nutzer. Diese Daten haben Sie mehr oder minder unter Kontrolle, auch wenn es einiger Gedanken bedarf, diese Kontrolle auch wirklich auszuüben.
Metadaten: Das sind die Daten, die die sozialen Netzwerke automatisch sammeln, indem sie Ihre Aktivitäten beobachten oder Informationen von Ihrem PC bekommen. Darauf können Sie nur sehr begrenzt Einfluss nehmen.
Ein soziales Netzwerk wäre nichts, wenn die Nutzer keine Informationen über sich selbst eingeben würden. Es mag verlockend sein, auf Facebooks „Was machst du gerade?“ mit „Was interessiert es dich?“ zu reagieren, aber genau darum geht es: dass Sie den anderen Nutzern – und, noch viel wichtiger, dem Dienst selbst – sagen, was Sie gerade tun. Wenn Sie dies freiwillig eingeben, dann geben Sie dem Anbieter das Recht, diese Informationen weiterzuverwenden.
Nun sind reine Texte nicht wirklich interessant. Darum ergänzen Sie meist weitere Informationen: wo Sie gerade sind (ein Ort, der in eine GPS-Position umgesetzt werden kann), wer bei Ihnen ist (damit werden gleich mehrere Personen auf einmal erfasst), dazu vielleicht noch ein Foto. So kommen in einem vermeintlich harmlosen Post schon sehr viele verschiedene Daten zusammen.
Bei der Frage, was ein Anbieter mit den von Ihnen eingegebenen Daten tun kann, hilft ein Blick in die allgemeinen Geschäftsbedingungen von Facebook. Wenn Sie bisher der Meinung waren, Ihre Fotos wären Ihr Eigentum, dann sollten Sie sich einmal den entsprechenden Abschnitt der AGB durchlesen. Zum Stand Juli 2019 lautete dieser:
Info
Die Metadaten Ihrer Fotos: Fotos sind nicht nur Pixelwolken, sondern enthalten sogenannte EXIF-Daten (Exchangeable Image File Format). Dabei handelt es sich um einen kleinen Datencontainer, dem man das Kameramodell, die Geoposition, Blende, Belichtungszeit und noch so einiges mehr entnehmen kann. So lässt sich zum Beispiel Ihr Aufenthaltsort allein über das Foto bestimmen, selbst wenn Sie ihn nicht direkt eingeben. Es sei denn, Sie haben Ihr Smartphone oder Ihren Fotoapparat so eingestellt, dass die Position nicht gespeichert wird.
Auszug aus den AGB von Facebook
Insbesondere wenn du Inhalte, die durch geistige Eigentumsrechte geschützt sind (wie Fotos oder Videos), auf oder in Verbindung mit unseren Produkten teilst, postest oder hochlädst, gewährst du uns eine nicht-exklusive, übertragbare, unterlizenzierbare und weltweite Lizenz, deine Inhalte (gemäß deinen Privatsphäre- und App-Einstellungen) zu hosten, zu verwenden, zu verbreiten, zu modifizieren, auszuführen, zu kopieren, öffentlich vorzuführen oder anzuzeigen, zu übersetzen und abgeleitete Werke davon zu erstellen.
Kurz gefasst: Facebook darf Ihre Inhalte nahezu frei und weltweit nutzen. Möchten Sie dem widersprechen? Kein Problem: Löschen Sie Ihr Konto, so die Antwort von Facebook. Das allein wird allerdings nicht reichen, denn auch Twitter und andere Diensteanbieter haben in ihren allgemeinen Geschäftsbedingungen nahezu identische Passagen.
Nun können Sie sich auf den Standpunkt stellen, dass Sie ja selbst entscheiden, welche Daten Sie Facebook und anderen Anbietern zur Verfügung stellen. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Die sozialen Netzwerke erhalten nicht nur die Daten, die Sie aktiv eingeben. Sie führen auch Buch darüber, was Sie wo und wann gemacht haben. Der Begriff dafür ist „Aktivitätenprotokoll“. Es ist für Sie einsehbar, aber für den Anbieter ebenfalls. Und das über Jahre und Jahrzehnte.
Hinzu kommt, dass der Anbieter auch auf die in den Beiträgen enthaltenen Informationen über Orte und Personen zugreifen kann. Und da Sie ihm über die AGB auch daran ein Nutzungsrecht eingeräumt haben, darf er diese Informationen auch verwenden.