Читать книгу Golf von Neapel Reiseführer Michael Müller Verlag - Andreas Haller - Страница 13
ОглавлениеPozzuoli
Der Hauptort der Küstenregion westlich von Neapel war in römischer Zeit ein wichtiger Hafen. Spuren aus der Antike finden sich auf Schritt und Tritt. Einige vulkanische Hotspots befinden sich in der unmittelbaren Umgebung des quicklebendigen Städtchens.
Der Hauptort an der gleichnamigen Bucht war lange Zeit der wichtigste römische Hafen am Tyrrhenischen Meer und behauptete auch nach der Zeitenwende − mit dem Ausbau des Hafens Ostia vor den Toren Roms − seine Rolle. Heute ist Pozzuoli für die meisten Reisenden häufig nur Durchgangsstation auf dem Weg nach Ischia oder Procida. Dieser Umstand spiegelt sich auch in der touristischen Infrastruktur wider, die keineswegs auf längere Ferienaufenthalte ausgelegt ist. Auf der anderen Seite rechtfertigen die zahlreichen Attraktionen in der Stadt und in der Umgebung durchaus einen längeren Zwischenstopp. Außerdem ist Pozzuoli ein gut geeignetes Basislager, um die häufig nur mit einem höheren Zeitaufwand erreichbaren Ziele rund ums Kap von Miseno zu erforschen.
Wenige Schritte vom Fährterminal entfernt befinden sich die Reste des römischen Marktplatzes, die ohne den Kauf einer Eintrittskarte vom Straßenniveau einsehbar sind. Überragt wird der betriebsame Fährhafen von der Rione Terra − dem seit römischer Zeit durchgängig besiedelten Altstadthügel.
Der Solfatarakrater oberhalb der Bucht von Pozzuoli
Im letzten Drittel des 20. Jh. hatten bradiseismische Erdbewegungen (→ Link) das historische Zentrum zerstört und unbewohnbar gemacht. Zwar sind die Restaurierungsarbeiten inzwischen abgeschlossen, die Gebäude jedoch gleichen unbeseelten Kulissen − die Rückeroberung durch die Bewohner lässt noch auf sich warten. Geführte Touren durch die Gebäudekeller geben − wie bei San Lorenzo Maggiore in der Altstadt von Neapel − Einblicke in die Bausubstanz in vorchristlicher Zeit.
Zwischen Hafen und Rione Terra liegt das kompakt strukturierte Geschäftszentrum mit seinen verkehrsberuhigten Gassen rund um die gastliche Piazza della Repubblica. Jede Menge Geschäfte und Straßencafés sind auf kurzen Wegen erreichbar und v. a. am Abend erstaunlich belebt. Jenseits des Rione Terra säumt die Küstenlinie Richtung Neapel der gepflegte Lungomare Pertini und lädt zum entspannten Bummel ein.
Die übrigen Attraktionen, allen voran das Amphitheater und der Solfatara-Krater, liegen außerhalb des Zentrums und sind zu Fuß oder mit Bus bzw. Vorortbahn erreichbar. Ähnliches gilt auch für den Lago d’Averno und den Monte Nuovo zwischen Pozzuoli und Baia. Letztgenannte Ziele lohnen auch deshalb einen Abstecher, weil sie sich mit kürzeren oder längeren Spaziergängen verbinden lassen − eine der wenigen Optionen an der ausufernd besiedelten Küste.
Geschichte
Griechische Flüchtlinge aus Samos waren im 5. Jh. v. Chr. die ersten historisch verbürgten Siedler auf dem fast uneinnehmbar wirkenden Altstadthügel. 194 v. Chr. wurde die Griechenstadt namens Dikaiarcheia („Gerechte Regierung“) zur römischen Kolonie Puteoli („Kleiner Brunnen“). Griechen wie Römer lockte der natürlich geschützte Hafen, über den in der Folge das für Rom bestimmte Getreide umgeschlagen wurde. Die Nähe zu Capua und zur Via Appia trugen ebenfalls dazu bei, dass Pozzuoli zum bedeutendsten römischen Stützpunkt am Golf von Neapel aufstieg. Angeblich ließ der Kaiser Caligula 39 n. Chr. eine Schiffsbrücke bis in die Nachbarstadt Baia errichten und ritt, geschmückt mit dem Panzer Alexanders des Großen, zu Pferd „über das Wasser“ − er wollte somit den Folgen einer unheilvollen Prophezeiung entgehen. Bereits früh etablierten sich in Pozzuoli eine jüdische und christliche Gemeinde, und keinesfalls zufällig machte 60 n. Chr. Apostel Paulus auf dem Weg nach Rom in der Hafenstadt Station. Nach dem Zerfall des Römischen Reichs konnte die Stadt nicht mehr an ihre ruhmreiche Vergangenheit anknüpfen. Im 15. Jh. zerstörten Erdbeben die Bausubstanz auf dem Altstadthügel. Mitte des 16. Jh. wurde nach Dekret des Vizekönigs von Neapel die Rione Terra mit Residenzen für den kirchlichen und weltlichen Adel runderneuert. Die frühneuzeitlichen Paläste wurden jedoch allesamt Opfer der bradiseismischen Katastrophe in den 1980er-Jahren − seitdem ist der Altstadthügel unbewohnt.
Der römische Marktplatz von Pozzuoli
Sehenswertes
Macellum (Serapis-Tempel): Die einige Meter unterhalb des Straßenniveaus in der Nähe des Hafens gelegene archäologische Stätte kann selbst nicht betreten werden, ist jedoch von drei Seiten aus gut einsehbar. Es handelt sich um die Überreste eines römischen Marktplatzes aus dem 1./2. Jh. n. Chr. Die kreisförmige Empore mit den Säulenresten wurde lange Zeit etwas vorschnell als Serapis-Tempel (Tempio di Serapide) bezeichnet, da man hier 1750 eine Statue des ägyptisch-hellenistischen Gottes fand. Vulkanologen dienten die antiken Säulen als präziser metrischer Index zur Messung bradiseismischer Hebungs- und Senkungsbewegungen (→ Link).
Rione Terra: Der wuchtige Altstadthügel ist seit dem 5. Jh. v. Chr. besiedelt und beherbergt zahlreiche Relikte aus zurückliegenden Epochen. Als Geologen 1970 bradiseismische Erdbewegungen ankündigten, wurde die zum damaligen Zeitpunkt ziemlich verwahrloste Altstadt zwangsevakuiert und seit den 1990er-Jahren in mühseliger Detailarbeit wieder hergestellt. Zum Zeitpunkt der letzten Recherche 2019 präsentierte sich der Rione Terra zwar zur Gänze wiederhergestellt, aber noch menschenleer. Zukünftig soll hier ein Touristenquartier mit Gästehäusern und Restaurants entstehen. Sehenswert ist auch die Kathedrale aus der Zeit der spanischen Herrschaft (→ unten). Zu empfehlen sind darüber hinaus geführte Rundgänge durch die Kellergeschosse. Sie enthüllen beträchtliche Überreste aus römischer Zeit: Fundamente von Handwerksbetrieben und Geschäften sowie den Verlauf der Straßen in der Antike. Dieses „Pompeji unter Tage“ wurde bei Aufräumarbeiten in den 1990er-Jahren wiederentdeckt und für die Nachwelt konserviert.
♦ Zugang: Am besten vom Infobüro (→ Link) aus zu Fuß über den gepflasterten Viadukt.
♦ Information/Führungen: Sa/So 9−17 Uhr, Führungen auf Englisch um 9 und 15 Uhr. Dauer: 1 Std. 5 €, erm. 2,50 €. Eine Reservierung (telefonisch, im Internet oder am gleichen Tag im Infopoint am Eingang zum Rione Terra) wird empfohlen. Tel. 081-19936286, www.rioneterrapozzuoli.com.
Anfiteatro Flavio: Abenteuerspielplatz der Antike
Kathedrale: Die Basilika auf der Spitze des Altstadthügels wurde ebenfalls ein Opfer des Bradisismus (→ Link) und war deshalb ein halbes Jahrhundert lang nicht zugänglich. Erst 2014 öffnete sie ihre Tore wieder für Gottesdienste und Besucher. Heute präsentiert sich die Hauptkirche des Rione Terra stilistisch kunterbunt: Moderne Bauelemente mit viel Stahl und Glas kontrastieren mit Marmor, Stuck und Deckenfresken aus barocker Zeit. Hinzu kommen die Reste des römischen Augustustempels, in der Hauptsache Säulen, die in den beiden Seitenwänden als tragende Stützen mit eingearbeitet sind. 1946 wurde das alte Dach der Barockkirche bei einem Brand schwer beschädigt und wurde komplett ersetzt. Das Museo Diocesano nebenan präsentiert die Kirchenschätze.
♦ Kirche: Sa 9.30−13 und 15−19.30 Uhr, So 9.30−13 und 15−18.30 Uhr. Im Aug. So geschlossen, in der Karwoche Sa/So ebenfalls zu.
♦ Museum: Sa 9−13 und 15−19 Uhr, So 10−13 Uhr. 5 €, erm. 3 €.
Anfiteatro Flavio: Die größere von ursprünglich einmal zwei Arenen in der römischen Hafenstadt Puteoli fasste etwa 20.000 Zuschauer. Der elliptische Bau ist in der Mitte ca. 75 m lang und bis zu 43 m breit. Aus Platzgründen − die gab es offensichtlich bereits in der Antike − lag dieses Vergnügungszentrum nicht im Stadtzentrum, wie es von der Logistik her eigentlich geboten gewesen wäre, sondern außerhalb auf der Anhöhe. Der Bau aus dem 1. Jh. n. Chr. wurde in wesentlichen Teilen in der Mitte des 19. Jh. freigelegt, wobei die Ausgrabungsarbeiten erst kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs zum Abschluss kamen. Am interessantesten sind die unterirdischen Gänge, die komplett begehbar sind. Überall liegen Säulenreste und Kapitelle herum − ein Abenteuerspielplatz für Altertumsinteressierte!
♦ Tägl. außer Di 9 Uhr bis 1 Std. vor Sonnenuntergang. 4 €, erm. 2 €. Kombiticket mit Museum und Ausgrabungsstätte Baia und Cuma (gültig an 2 aufeinanderfolgenden Tagen) 8 €, erm. 4 €. Via Terracciano 75 (5 Min. zu Fuß von der Metrohaltestelle in Richtung Stadtzentrum), www.pafleg.it.
Pech und Schwefel
Vulcano Solfatara: Der elliptische Krater am Stadtrand hat eine Länge von 700 m und gehört zum schlummernden Supervulkan unter den Phlegräischen Feldern (Campi Flegrei). Schwefelgelb gefärbte Steine, heiße Fumarolen sowie brodelnder Schlamm zählen zu den sichtbaren vulkanologischen Phänomenen, auf die die Besucher beim Kraterrundgang treffen. Auf drei Seiten von steilen Wänden umgeben und zum Teil von Vegetation bedeckt, öffnet sich der vor fast 4000 Jahren entstandene Krater zur Bucht von Pozzuoli. Die größte Austrittsstelle von schwefelhaltigem Wasserdampf (Bocca Grande) dient u. a. Wissenschaftlern zu Forschungszwecken, während zwei Saunagrotten am Kraterboden bereits in römischer Zeit zu Heilzwecken genutzt wurden (Stufe Antiche). Ein nennenswerter Kur- und Therapiebetrieb florierte auch im 19. Jh., als zahlreiche Reisende im Zuge der Grand Tour den Krater aufsuchten. Heute befinden sich im Kraterrund u. a. eine einladende Bar und ein Campingplatz (→ Übernachten/Essen & Trinken).
♦ Gegenwärtig ist der Krater aufgrund der gestiegenen vulkanischen Aktivitäten nicht zugänglich. Der Zeitpunkt der Wiedereröffnung wird im Internet bekannt gegeben. Via Solfatara 161 (CTP-Bus P 9, SEPSA-Bus M 1 oder 15 Min. zu Fuß vom FS-Bhf. „Pozzuoli Solfatara“), www.vulcanosolfatara.it.
Außerhalb
Lago d’Averno und Monte Nuovo: Der „Neue Berg“ wenige Kilometer westlich von Pozzuoli ist tatsächlich „neu“, seine Entstehung liest sich wie ein Krimi: Beim letzten großen Vulkanausbruch auf den Phlegräischen Feldern 1538 stülpte er sich buchstäblich wie ein Phönix − begleitet von Erdstößen und einem Regen aus Asche, Schlamm und Steinen − auf die heutige Höhe von 133 m empor. Die Geburt des Berges dauerte nur 48 Stunden! Vom Besucherzentrum am Ortsrand von Arco Felice führen Treppen und Pfade hinauf zum Kraterrand. Wer es sich zutraut, auf nicht markierten Wegen Richtung Westen weiterzuwandern, gelangt zum Lago d’Averno. In seinem Epos „Aeneis“ lokalisierte der römische Dichter Vergil an dem Vulkansee (Maar) den Eingang zur Unterwelt. Die Ruine eines römischen Tempels ist der sichtbare Rest einer vormals intensiveren Nutzung der Uferzeile in der Antike. Die Weinberge sind ebenfalls ein Erbe aus römischer Zeit. 2010 geriet das Gewässer in internationale Schlagzeilen, als es von Anti-Mafia-Einheiten beschlagnahmt wurde. Der inhaftierte Eigentümer mit mutmaßlichen Verbindungen zur Camorra hatte das Areal zwei Jahre davor käuflich erworben. Der See lässt sich auf einem Uferweg entspannt umrunden, eine Handvoll Bars und Restaurants runden das Angebot ab.
♦ Vom Cumana-Bhf. Lucrino führt eine 850 m lange Stichstraße zum Lago d’Averno. Der Monte Nuovo liegt dabei zur Rechten.
♦ Oasi Naturalistico Monte Nuovo: Mo−Fr 9 Uhr bis 1 Std. vor Sonnenuntergang. Sa/So 9−13 Uhr. Eintritt frei. Via Virgilio.
Angler am Hafen vor der Kulisse des Rione Terra
Praktische Infos
Einwohner 81.100 Einwohner
Information Das Infobüro befindet sich an der Porta Napoli zwischen Rione Terra und Lungomare. Di−Fr 9−18, Sa−Mo 9−13 Uhr. Largo Matteotti 1a, Tel. 081-5261481, www.infocampiflegrei.it.
Anfahrt/Verbindungen Pkw. Gute Erreichbarkeit über die Stadtautobahn A 56 (tangenziale ovest) von Neapel. Parkplätze in Hafennähe sind ausgeschildert.
Langzeitparkplätze. Bei der Vermittlung von Parkplätzen für Ischia-Urlauber hilft das Reisebüro Marser. Auch Buchung von Fährtickets sowie Verleih von Rädern und Pedelecs. Via dell’Emporio 3, Tel. 331-2319565, www.marser.it.
Bahn. Mit der Metrolinie 2 vom Hauptbahnhof Neapel via Mergellina, die Bahnstation „Pozzuoli Solfatara“ liegt im oberen Ortsteil (günstig für den Besuch des Solfatara-Kraters und des Amphitheaters).
Mit der Ferrovia Cumana ab Napoli-Montesanto. Der Bahnhof befindet sich in Nähe des Hafens und der Altstadt, Züge verkehren etwa alle 20 Min.
Bus. Öffentliche Busse in Richtung Baia und Capo Miseno halten nahe dem Cumana-Bahnhof an der Via Roma.
Schiff. Die Ticketbüros der Fährgesellschaften Caremar, Medmar und Gestour befinden sich am Hafen oder in unmittelbarer Nähe desselben. Vom Hafen Pozzuoli aus verkehren nur Fähren, keine Schnellboote. Preisbeispiele: Pozzuoli−Ischia 10,50 €, erm. 7,90 €. Pozzuoli−Procida 10,50 €, erm. 9,30 € (inkl. Aufenthaltssteuer).
Auskunft und Reservierung: Caremar (Tel. 081-18966690, www.caremar.it), Medmar (Tel. 081-3334411, www.medmargroup.it), Gestour (Tel. 081-8531405, www.minicrocieregestur.com).
Taxi. Tel. 392-8157900, www.taxipozzuoli.com.
Mietfahrzeuge Fahrräder. Der Fahrradladen „A Ruota Libera“ in einer Seitengasse zwischen Hafen und Hauptpiazza verleiht Mountain- und E-Bikes. Di/Do vormittags zu, sonst 9.30−13 und 16.30−20 Uhr. Via Maria Puteolana 6, Tel. 081-19185132.
Übernachten **** Hotel Gli Dei. Luxuriöses Hotel etwas oberhalb des Solfatara-Kraters, an den Wochenenden bei italienischen Hochzeitsgesellschaften beliebt. Der moderne Bau mit Außenpool und Restaurant blickt auf die Bucht von Pozzuoli. 36 Komfortzimmer, fast alle mit großer Veranda. Ganzjährig geöffnet. DZ ab 92 €. Via Coste d'Agnano 21, Tel. 081-5263191, www.hotelglidei.com.
*** Hotel Darsena. Stadtpension versteckt in einer Seitengasse zwischen Hafen und Rione Terra. Exzellent geführt, 12 helle, freundliche Zimmer mit guten Bädern, die meisten mit Terrasse oder kleinem Balkon. Kostenpflichtiger Parkplatz, kein Restaurant. DZ ab 60 €. Ganzjährig geöffnet. Wenige Schritte weiter befindet sich ein B&B unter gleicher Leitung. Via Magazzini 35−37 (B&B Via Magazzini 31), Tel. 081-3031281, www.hoteldarsenapozzuoli.it.
Pozzuoli: gepflegtes Stadtzentrum mit Aufenthaltsqualität
B&B Aria di Mare Dimorra. Privatquartier mit Familienanschluss zwischen Rione Terra und Hafen. 2 Zimmer teilen sich ein Bad. Freundlich, preiswert und günstig gelegen. DZ ab 60 €. Via dell’Emporio 2a, Tel. 081-19187878, www.ariadimaredimorra.it.
Camping Volcano Solfatara. Gut geführter Zeltplatz am Rand des Solfatara-Kraters, der bei der letzten Recherche 2019 jedoch für einen längeren Zeitraum geschlossen hatte (der Termin der Wiedereröffnung wird auf der Homepage veröffentlicht). Bei Ostwind eventuell leichte Beeinträchtigungen durch Schwefeldämpfe. Ruhig, schattig, auch mit freundlichen Bungalows. Der Krater ist für Gäste gratis zugänglich. Weihnachten bis Mitte Jan. zu. 2 Pers., Zelt und Auto ab 32 €, Bungalow für 2 Pers. ab 48 €. Via Solfatara 161, Tel. 081-5262341, www.campeggiovulcanosolfatara.it.
Essen & Trinken Ristorante Scapricciatiello. Die erste Option in der Einkehrzeile an den Resten des römischen Macellums. Frischer Fisch in allen Varianten, vom ganzen Hummer bis zu gegrillten Sardellen, auch Fleischgerichte. Aufmerksamer Service, geschmackvoll gedeckte Tische drinnen wie draußen. Menü um 30−35 €. So abends und Di geschlossen. Via Serapide 3, Tel. 081-5264054, www.ristorantescapricciatiello.it.
Taverna del Mare. Feines Fischrestaurant in einer schmalen Seitengasse ganz in der Nähe der Gastronomiemeile am Hafen. Gediegener Innenraum, fein gedeckte Tische draußen in der Gasse, Fisch in allen Varianten, stimmungsvoll und freundlich. Menü ab 25 €. Mo mittags und Di ganztägig geschlossen. Via Maria Puteolana 12, Tel. 366-59073538.
Mein Tipp Vini e Cucina. Restaurant zwischen Piazza und Hafen, versteckt in einer Seitengasse. Gediegen-rustikale Ausstattung mit Plätzen auf zwei Etagen, keine Außenbewirtung. Traditionelle neapolitanische Küche mit vielen regionalen Zutaten sowie Fisch- und Fleischgerichten. Menü um 25 €. Tägl. außer Di ab 19.30 Uhr, Sa/So auch mittags, So abends geschlossen. Via Caldaia 17, Tel. 081-3417997.
Ristorante Sileno. Stimmungsvolle, alteingesessene Lokalität zwischen Cumana-Bahnhof und Macellum, gemütliche Innenplätze, die Außenplätze setzen hingegen keine Maßstäbe. Der Schwerpunkt liegt auf schmackhafter Meeresküche, am Abend auch Pizza. Menü um 25 €, Pizza ab 5 €. Di Ruhetag. Via A. M. Sacchini 27a, Tel. 081-5262757.
Im Castello Aragonese befindet sich ein sehenswertes Museum
Baia
Heute ist das Hafenstädtchen nur noch ein Schatten vergangenen Glanzes, aber dennoch einen Besuch wert. Wichtigste Attraktionen sind die Thermen aus römischer Zeit und das Kastell mit dem archäologischen Museum.
Das mondäne Kur- und Erholungsbad der Römer lag in direkter Nachbarschaft des Hafens von Puteoli und des Flottenstützpunkts Misenum. Am Übergang von der Republik zur Kaiserzeit galt das römische Baiae geradezu als Chiffre für verschwenderischen Luxus. Vertraut man der Überlieferung, zelebrierten hier die Reichen und Schönen zwischen sprudelnden Thermalquellen lasterhaft-dekadente Sexorgien und extravagante Partys. Caesar, Cicero, Caligula und Nero bauten hier prachtvolle Residenzen. Bis zum Ende des 4. Jh. hatte das angesagte Trendbad Konjunktur, ehe die bradiseismische Senkungsbewegung (→ Link) den ganzen Prunk und Pomp unter die Oberfläche des Meeres schob. Heute reiben sich Besucher angesichts trostloser Mezzogiorno-Tristesse die Augen und bringen den real existierenden Zustand schwerlich mit der Vorstellung von der verflossenen römischen Komfortoase in Einklang. Ihrer erhöhten Lage am Hang ist es zu verdanken, dass große Teile der Thermenanlage den bradiseismischen Schub überstanden haben und besichtigt werden können (Parco Archeologico). Was indes im Meer versank, ist nur von Bord eines Spezialbootes aus zu begutachten (Parco Sommerso). Zwischen Baia und dem Nachbarort Bacoli liegt trutzig über dem Meer das Castello Aragonese, das eines der sehenswertesten archäologischen Museen Kampaniens beherbergt. Ebenfalls in der Peripherie befindet sich der Lago Fusaro: Wenige Schritte vom Cumana-Bahnhof entfernt öffnet sich vom gepflegten Uferpark der Blick auf eine künstliche Insel. Das kleine Barockpalais auf der Insel (Casino Reale) stammt aus bourbonischer Zeit und dient als beliebte Kulisse für Hochzeitsfotos.
Sehenswertes
Parco Sommerso: Die Ausnahmestellung des 2002 gegründeten Küstenschutzparks beruht darauf, dass nicht nur die Unterwasserflora und -fauna konserviert werden, sondern auch archäologische Überreste des einst florierenden römischen Kurbades Baiae. Fundamente kaiserlicher Residenzen sowie Spuren des Handelshafens lassen sich durch den gläsernen Boden des Spezialbootes Cymba ausgiebig begutachten. Allerdings ist eine Exkursion nur bei gutem Wetter und ruhiger See zu empfehlen, denn die Mosaiken, Skulpturen und Straßenpflaster liegen rund 5 m unter dem Meeresspiegel. Angesichts vorhandener Optionen ist es fast schon logisch, dass sich am Hafen von Baia eine lebhafte Tauch- und Schnorchelszene etabliert hat (→ Tauchen)!
♦ Das Boot „Cymba“ startet vom Hafenpier. Sa, So und feiertags nach Voranmeldung. 12 €. Tel. 349-4974183, www.baiasommersa.it.
Parco Archeologico: Was von den römischen Thermen übrig blieb
Parco Archeologico: Die römischen Thermen verdanken ihrer erhöhten Hanglage, dass sie trotz der Senkung der Erdoberfläche nicht vom Meer verschluckt wurden. Die von der Küstenstraße unmittelbar hinter der Hafenzeile zugängliche Ausgrabungszone lässt jedoch nur noch wenig von der einstigen Pracht und Herrlichkeit erahnen. Die Besichtigung lohnt sich natürlich trotzdem, denn der antike Kurort war auch wegen seiner innovativen Architektur in aller Munde. Das ausgeklügelte Labyrinth von Bädern wurde vom Ingenieur und Unternehmer Caius Sergius Orata im 1. Jh. v. Chr. direkt über den thermischen Hotspots erbaut. Einige Warmwasserbecken nutzte er zudem zur Fischzucht. Die teilweise erst im 2. Jh. n. Chr. errichteten Kuppeldächer maßen im Durchmesser bis zu 30 m und gehörten zu den größten im Römischen Reich. Dass die erwähnten Bauten heute unter der Bezeichnung „Tempel“ firmieren (Tempio di Diana, Venere e Mercurio), ist allerdings irreführend, denn es handelt sich nicht um Kultbauten, sondern schlicht um Thermen!
♦ Tägl. außer Mo 9 Uhr bis 1 Std. vor Sonnenuntergang. 4 €, erm. 2 €, Kombiticket mit Amphitheater in Pozzuoli, Museum im Kastell und Cuma 8 €, erm. 4 € (gültig an 2 aufeinanderfolgenden Tagen). Via Sella di Baia, www.pafleg.it.
Museo Archeologico dei Campi Flegrei (Castello Aragonese): Das Kastell liegt auf einer Anhöhe zwischen Baia und Bacoli und wurde seit 1495 unter aragonischer Herrschaft errichtet. Nach dem letzten großen Ausbruch der Phlegräischen Felder 1538, in der Ära der spanischen Vizekönige, wurde die Festungsanlage umgebaut und erhielt ihr heutiges Gesicht. Das Archäologische Museum im Inneren zeigt auf drei Stockwerken antike Fundobjekte aus dem gesamten Gebiet westlich von Neapel. Die 1. Etage fokussiert sich auf Pozzuoli und die unmittelbare Umgebung, zu sehen gibt es u. a. ein rekonstruiertes Modell des Macellums (→ Link). Die 2. Etage legt den Schwerpunkt auf griechische und römische Exponate aus Cuma; ein Blickfang ist das samnitische Kammergrab mit einem Fresko, das eine Bankettszene zeigt. Das weitaus kleinere Obergeschoss wiederum thematisiert ausschließlich den Altstadtberg von Pozzuoli (Rione Terra). Außerdem ist die Dachterrasse des Kastells zugänglich, die einen ausgezeichneten Ausblick auf die Bucht von Pozzuoli gewährt.
♦ Tägl. außer Mo 9−14 Uhr, letzter Einlass um 13 Uhr. 4 €, erm. 2 €, Kombiticket mit Amphitheater in Pozzuoli, Thermen (Parco Archeologico) und Cuma 8 €, erm. 4 € (gültig an 2 aufeinanderfolgenden Tagen). Via Castello 39, www.pafleg.it.
Casino Reale (Casina Vanvitelliana): Das ehemalige Jagdschloss für den Bourbonen Ferdinand IV. wurde 1782 von Luigi Vanvitelli − dem kongenialen Architekten der Reggia di Caserta − geplant und unter Federführung seines Sohnes Carlo vollendet. Es steht dekorativ auf einer künstlichen Insel im Lago di Fusaro und ist über einen Holzsteg vom gepflegten Uferpark erreichbar. Unter den illustren Gästen, die der Regent hier beherbergte, waren der österreichische Kaiser Franz I. und Wolfgang Amadeus Mozart.
♦ Park: Tägl. 8−20 Uhr. Eintritt frei. Casino Reale: April bis Okt. Sa/So 10−20 Uhr, Nov. bis März 10−18 Uhr. 3 €. Piazza Gioacchino Rossini 2 (5 Min. vom Cumana-Bahnhof Fusaro), www.parcovanvitelliano.it.
Praktische Infos
Anfahrt/Verbindungen Pkw. Von Pozzuoli bzw. von der Tangenziale der Beschilderung in Richtung Bacoli folgen. Bahn. Vom Cumana-Bahnhof Fusaro führt ein Fußweg in 15 Min. nach Baia. Bus. Vom Cumana-Bahnhof Lucrino fahren regelmäßig Busse via Baia nach Bacoli.
Tauchen Subaia Campania Divers. Die exzellent geführte Tauchbasis am Hafen organisiert Tauch- und Schnorchelgänge, u. a. zu den Unterwasserfunden aus der römischen Epoche. Anfängerkurse um 95 €, Tauchgang ohne Guide 40 €, Schnorcheln ab 30 €. Via Lucullo 51, Tel. 081-8545547 oder 333-5393675, www.subaia.com.
Essen & Trinken Locanda del Testardo. Fischristorante an der Ortsdurchfahrt hinter der Hafenzeile, pfiffig-rustikales Innenleben mit urtümlichem Hinterhofgarten. Ausgezeichnete Meeresküche. Menü ab 25 €. Tägl. außer Mo ab 19.30 Uhr, Sa/So auch mittags geöffnet. Via Lucullo 100, Tel. 081-8687701.
Mein Tipp La Tortuga Baia. Freundlicher, entspannter Meeresfrüchtetempel an der Hafenzeile in Baia mit Plätzen im kühlen Gewölbe oder im luftigen Zeltpavillon am Hafen. Fisch in vielerlei Varianten, das Degustationsmenü kostet 30 €. Di Ruhetag, sonst mittags und abends geöffnet. Via Molo di Baia 11, Tel. 081-8688847.
Antike Kathedrale des Wassers
Bacoli und Capo di Miseno
An der Spitze der Halbinsel, die den nördlichen Abschluss des Golfs bildet, läuft die Landschaft westlich von Neapel zur Hochform auf. Nicht nur Fans römischer Hinterlassenschaften kommen hier auf ihre Kosten, sondern auch Spaziergänger und Wasserratten.
Die äußerste Spitze der Halbinsel ragt wie ein felsiger Bug ins Meer. Dessen charakteristische Gestalt ist am besten von der Fähre nach Procida und Ischia zu erkennen. Wer sich zu Fuß zum Leuchtturm ganz im Süden begibt, gelangt zu mehreren herrlich gelegenen Aussichtspunkten und sieht die Fähren zu den Inseln gleichsam aus der Vogelperspektive. Die von vulkanischen Aktivitäten zerklüftete Landschaft besteht u. a. aus mehreren kreisrunden Seen, deren Ufer der Naherholung der Bewohner dienen. Am langen Sandstrand (Spiaggia Miliscola) mit seinen zur Badesaison überaus lebhaften Strandcafés herrscht Ferienstimmung pur; die nötige Infrastruktur mit Hotels und Restaurants liefert der kleine Ort Miseno am Ende der Straßenzufahrt. Es wirkt wie das Ende der Welt − allenfalls ein schmales Sträßchen untertunnelt den Berg und endet wenig später an einer Handvoll Häuser kurz vor dem Leuchtfeuer. Wo heute am Porto di Miseno Fischerboote und Jachten vor Anker liegen, war einst die bedeutendste Kriegsflotte Roms stationiert. Ende des 1. Jh. v. Chr. beauftragte Octavianus, späterer Kaiser Augustus, den Feldherrn und Konsul Marcus Vipsanius Agrippa mit dem Ausbau des bereits von den griechischen Kolonisten aus Kyme genutzten Naturhafens. Von Miseno aus wurden u. a. der Ägyptenfeldzug gesteuert sowie die Getreidelieferungen an Rom gesichert. 915 n. Chr. verwüstete ein Sarazeneneinfall die Reste der römischen Anlagen; was den Ansturm überstand, wurde in jüngster Zeit Opfer des neuzeitlichen Baubooms. Einige Spuren aus der Antike haben jedoch die Wirren der Zeit überstanden und lassen sich sogar begutachten − entweder mit einem kurzen Blick durch den Absperrzaun oder im Rahmen einer geführten Tour. Wiederum andere Attraktionen öffnen nach Voranmeldung gegen ein kleines Trinkgeld. Die wichtigste Sehenswürdigkeit ist die Piscina Mirabilis in Bacoli, der größten und lebhaftesten Ortschaft zwischen Pozzuoli und dem Capo Miseno. Bei dem Wunderwerk römischer Ingenieurstechnik handelt es sich um einen 70 m langen und ca. 25 m breiten unterirdischen Wasserspeicher zur Flottenversorgung. Die Zisterne mit einem Fassungsvermögen von 12.600 m3 wird von Säulen gestützt; die wasserdicht verputzten Wände changieren in den unmöglichsten Farben, was der antiken „Kathedrale des Wassers“ eine ganz eigene, grandiose Aura verleiht (tägl. außer Mo 9−13.30 und 14.30−19 Uhr nach telefonischer Anmeldung, Tel. 333-6853278 oder 333-5730225, Via Piscina Mirabile 27, der Weg ist ausgeschildert).
Weitere Attraktionen sind der Cento Camerelle, eine weitere Zisterne am Ortsrand von Bacoli, die Grotta della Dragonera, eine in den Tuffstein gegrabene Grotte mit den Überresten eines antiken Spa-Bereichs, sowie der Sacello degli Augustali: Die Ruinen des Kaiserkult-Tempels sind von der Ortsdurchfahrt Miseno einsehbar und können − wie die anderen Ziele − eventuell nach Voranmeldung besichtigt werden. Auskünfte geben das Infobüro und die Associazione Culturale Misenum (Tel. 081-5233199, www.misenum.org).
Fährschiff am Kap von Miseum
Praktische Infos
Information Das Infobüro befindet sich am Lago Miseno mit seinem gepflegten Uferpark am Ortsrand von Bacoli. Mo/Do 8.30−13.30, Di/Mi und Fr 8.30−18, Sa 9−14 Uhr. Villa Comunale, Tel. 379-1030885.
Anfahrt/Verbindungen Weil das unergründliche Bussystem selbst Einheimische vor unlösbare Rätsel stellt, ist das Auto hier die beste Option. Eine geeignete Alternative ist das Fahrrad, das in Pozzuoli geliehen werden kann (→ Link). Mit dem Bus (EAV) von Neapel nach Bacoli, von der Haltestelle Via Roma/Via Risorgimento fährt wiederum ein EAV-Bus weiter nach Miseno (jeweils alle 30 Min.).
Baden Spiaggia Miliscola. Die einzige längere Sandstrandpartie an der Küste westlich von Neapel befindet sich im Ferienort Miseno. Zahlreiche Strandcafés. An Wochenenden und zur italienischen Hauptferienzeit sehr voll und z. T. auch laut, zu anderen Zeiten beinahe ungetrübtes Badevergnügen.
Wandern Capo Miseno. An der Tunneleinfahrt oberhalb von Miseno den Schildern zum Agriturismo Cetrangelo folgen, vor dem Toreingang zum Landbauernhof geht es rechts den Treppenweg hoch. Auf der anderen Seite des Hügels gabelt sich der Weg: Der Pfad nach links führt auf die mit Macchia bewachsene Anhöhe mit einigen Aussichtspunkten, rechts steuert der Weg das abgesperrte Leuchtturmareal jenseits des Tunnels an.
Übernachten/Essen Venustas Park Hotel. 6 Apartments für 2−3 Pers. mit Küchenzeile für Selbstversorger und großzügiger Terrasse in einem gepflegten Neubau am Strand von Miseno. Geflieste Böden, Parkplatz im Hof, im Sommer bisweilen Beeinträchtigung durch laute Musik. Eigenes Strandrestaurant. Mai bis Okt., Vermietung nur wochenweise ab 450 €. Via Dragonara 35, Tel. 081-5231134, www.venustasparkhotel.it.
B&B Dea Fortuna. Vorbildlich geführtes Privatquartier zwischen dem Strand von Miseno und dem Kap, moderne Villa in exquisiter Lage, 10 Min. zu Fuß ans Meer. 2 komfortable, geschmackvoll möblierte Zimmer mit Terrasse und schmucken Bädern. Ganzjährig offen. DZ 65−130 €. Via Faro 37−39, Tel. 333-7219091, www.deafortuna.net.
Ristorante Tuna. Eine von mehreren Optionen an der Gastro-Meile am Porto di Miseno, Fisch in allerlei Varianten, natürlich auch − der Name der Lokalität lässt grüßen − Thunfisch. Gepflegte, atmosphärisch schöne Sitzplätze direkt auf der Mole. Menü ab 20 €. So abends und Mi geschlossen, sonst mittags und abends. Via della Shoah 33, Loc. Casevecchie, Tel. 081-5235646.
Kyme (Parco Archeologico di Cuma)
Die Ausgrabungen der ehemaligen griechischen Kolonie Kyme liegen hoch über dem Tyrrhenischen Meer. Höhepunkt der Besichtigung ist die Grotte der geheimnisvollen Sibylle von Kyme.
Blick auf den ehemaligen Akropolishügel von Kyme
Die älteste griechische Kolonie auf dem italienischen Festland gruppierte sich um den heute bewaldeten Akropolis-Hügel, der die Küstenlinie nördlich des Kaps von Miseno dominiert. Mitte des 8. Jh. v. Chr. von Siedlern aus der nahe gelegenen Insel Ischia gegründet, wehrte man in der Folge mehrfach Angriffe der Etrusker ab (u. a. in der Seeschlacht von Kyme 474 v. Chr.), um ein halbes Jahrhundert danach einer anderen Volksgruppe, den Samniten, zu unterliegen. Mit dem Ausbau des Hafens in Pozzuoli verlagerte sich schließlich unter römischer Herrschaft das politische und wirtschaftliche Gewicht endgültig in Richtung Golf von Neapel. Dass die Kolonie in der Antike auch nach dem Ende der Blütezeit ein hohes Ansehen genoss, verdankte sie dem Ruf, der den Weissagungen der Sibylle von Kyme vorauseilte − auch wenn die prophetischen Bücher mittlerweile auf dem Kapitol in Rom eine neue Heimat gefunden hatten (→ Kasten). Außerdem war die Kolonie, die in römischer Zeit Cumae genannt wurde, Keimzelle des Apollon-Kults, der sich von Kyme-Cumae in der römischen Welt verbreitete. Die Fundamente des Apollon-Tempels gehören zu den eindrücklichsten Resten der einstigen griechischen Stadt.
Die leider mit öffentlichen Verkehrsmitteln schwierig erreichbare Ausgrabungsstätte besticht sowohl durch ihre Ausdehnung als auch durch ihre Vielschichtigkeit. Eine 800 m lange Stichstraße führt, flankiert vom fußballfeldgroßen Areal aus römischer Zeit, zum Kassenhaus. Hinter dem Eingang quert man zunächst ein fast haushohes Tuffsteingewölbe, bevor sich die Wege in drei Richtungen verzweigen. Nach links geht es in die Grotte der Sibylle (Antro della Sibilla): Es handelt sich um einen ca. 130 m langen und nur spärlich beleuchteten Gang, von dem diverse Abzweigungen in verliesähnlichen Kammern enden. Am hinteren Ende zur Linken dürfte sich die antike Orakelstätte befunden haben. Der halblinks ansteigende Treppenweg führt, vorbei u. a. an mehreren Aussichtsplattformen und den Resten des Apollon-Tempels, auf die bewaldete Kuppe des Akropolis-Hügels mit den eindrucksvollen Resten des Zeus-Tempels aus dem 6. Jh. v. Chr. Der Ausblick auf die Küste und auf das ländlich geprägte Umland entlohnt für die Mühen des Anstiegs. Die dritte Wegalternative leitet Besucher auf Treppen in einen grottenähnlichen Gang (Crypta Romana). Es handelt sich um einen kleinen Teil des weitläufigen Tunnelverbindungssystems, das der geniale Militärstratege Agrippa (→ Link) im Auftrag des späteren Kaisers Augustus anlegen ließ. Weil das Projekt nicht zum Abschluss geführt wurde, nutzte die frühchristliche Gemeinde diesen Höhlengang als Friedhof. Sollte zukünftig die äußere Römerstadt zur Besichtigung freigegeben werden, können Besucher durch das Grottenverlies direkt zum Forumsareal vorstoßen.
Bücherverbrennungen in der Antike: die Sibylle von Kyme
Im Altertum galt die Sibylle als wahrsagende Tempelpriesterin, die ihr Werk in der Regel zurückgezogen in einer Grotte verrichtete. Der Sibyllen-Kult entstand wahrscheinlich ursprünglich in Persien und gelangte über Griechenland ins Abendland. Im 1. Jh. v. Chr. differenzierte der römische Historiker Marcus Terentius Varro in einem seiner Werke nicht weniger als zehn Sibyllen − die wichtigste in Italien war die Sibylle von Kyme. Seit dem 6. Jh. v. Chr. stand sie dem Orakel an der Küste Kampaniens vor. Vergil und Ovid erwähnten sie in ihren Werken, und Varro überlieferte eine Episode aus dem 5. Jh. v. Chr., demzufolge Sibylle von Kyme einst neun Bücher mit Weissagungen besaß. Die Tempelpriesterin bot dem römischen König Tarquinius Superbus an, die wertvollen Bücher zu kaufen, worauf dieser zunächst ablehnte, dann jedoch zugriff, als sie damit begann, fragliche Werke zu verbrennen. Auf diese Weise gelangte ein Rest dieser Bücher nach Rom und wurde im Jupiter-Tempel auf dem Kapitol sorgfältig verwahrt. In Krisensituationen, Katastrophen und bei Auftreten unheilvoller Omen wurden die Sibyllinischen Bücher regelmäßig zu Rate gezogen; zu ihrer Bewachung wurden zwei, später sogar zehn Wächter bestallt. Sämtliche Schutzpräventionen konnten indes nicht verhindern, dass die Schätze 83. v. Chr. beim Brand des Jupiter-Tempels verloren gingen. Die pragmatischen Römer ersetzten anschließend den Verlust umgehend durch eine neue Sammlung prophetischer Weissagungen.
♦ Besichtigung Parco Archeologico. Tägl. 9 Uhr bis 1 Std. vor Sonnenuntergang. 4 €, erm. 2 €, Kombiticket mit Amphitheater in Pozzuoli sowie Thermen und Kastell in Baia (gültig an 2 aufeinanderfolgenden Tagen) 8 €, erm. 4 €. Via Monte di Cuma 1, www.pafleg.it.
Anfahrt/Verbindungen Pkw. Der Weg nach Cuma ist von Baia (Ortsteil Fusaro) ausgeschildert.
Bahn. Der Circumflegrea-Bahnhof zwischen Küste und Ausgrabungsstätte eignet sich nur bedingt als Option, da die Vorortbahn von Neapel nur von Juli bis Sept. an Sonn- und Feiertagen verkehrt.
Bus. Vom Cumana-Bahnhof in Pozzuoli (Via Miliscola−Fasano) mit der Linie P12R nach Licola. Abfahrten ca. alle 2 Std., 14-mal tägl., sonn- und feiertags 8-mal. Oder mit dem EAV-Bus vom Cumana-Bahnhof Fusaro, die Haltestelle befindet sich schräg gegenüber vom Eingang zum Casino Reale (→ Link).
Essen & Trinken Bar dell’Acropoli. Einkehr mit gemütlichen Sitzplätzen im schattigen Garten an der Bushaltestelle zu Beginn der Stichstraße. Getränke und kleine Snacks, auch Weinverkauf mit guter Auswahl. Via Monte di Cuma 1 (SP Cuma−Licola), Tel. 081-8040382.
Insel Procida
Kühn steht die Abtei des Erzengels Michael an der Felskante und blickt vom höchsten Punkt der Insel über den Golf. Rundherum mittelalterliche Häuser mit Patina, in den Gassen trocknet die Wäsche. Auf halbem Weg zur Kirche blickt man von der Kanonenbastion auf die wunderbare Marina di Corricella mit ihren verschachtelten Würfelhäusern.
Procida: Paradeblick auf die Marina di Corricella
Das kleinste Eiland im Golf von Neapel ist ein Reiseziel für Individualisten. Der Tourismus spielt hier eine Nebenrolle, denn traditionell leben die Procidani von der Seefahrt: Seit Generationen rekrutieren die italienische Marine und Reedereien aus vielen Ländern der Erde Offiziere, Matrosen u. a. Bootspersonal von der Insel. Außerdem nennt die Insel eine nennenswerte Fischfangflotte ihr Eigen. Das bezaubernde Fischerflair lässt sich am besten am Bilderbuchhafen Marina di Corricella erleben, wo Boote vor dem Hintergrund des Festungshügels im klaren Meerwasser vor Anker liegen und die Fischer tagsüber ihre Netze flicken. Fischfangquoten und der verstärkte Rückgriff der Reedereien auf Billiglohnkräfte aus Schwellenländern ließen allerdings in jüngerer Zeit die Einnahmen weniger üppig sprudeln. Vor diesem Hintergrund gewinnt der Tourismus eine neue Bedeutung, wobei mitnichten zu befürchten steht, dass die Öffnung der Insel mit der Preisgabe der eigenen Identität einhergeht. Denn genau das ist es, was Gäste an Procida schätzen und lieben: eine Insel, die sich ihre Ursprünglichkeit bewahrt und den bodenständigen Charme nicht eingebüßt hat. Eine Massendestination wird aus Procida ohnehin niemals werden, dafür fehlen die nötigen Zutaten. Das Eiland verfügt weder über Thermen wie Ischia, noch ist hier etwas vom hochtrabenden Jetset-Esprit Capris zu spüren.
Auf einer Fläche von nur 4,1 km2 leben ca. 10.500 Menschen, was einer relativ großen Bevölkerungsdichte entspricht. Procida ist das geologische Bindeglied zwischen Ischia und der Küste westlich von Neapel mit dem Kap von Miseno. Außerdem ist die Insel ein integraler Teil des Regionalparks Campi Flegrei. Die meisten besuchen das Eiland im Rahmen eines Tagesausflugs und bleiben nur für wenige Stunden. Wer länger verweilt und sogar auf Procida nächtigt, lernt weitere faszinierende Facetten der Inselschönheit kennen: die Abendstimmung an der Marina di Corricella, die Strände rund um die Marina Chiaiolella und die verschwiegenen Zitronengärten im Innern der Insel. Egal, ob Stippvisite oder längerer Ferienaufenthalt − jeder Besucher landet zunächst mit der Fähre an der Marina Grande. Der an der Inselnordseite gelegene Hafen wird von einer Zeile verwitterter Häuser gesäumt, die schon mal einen kleinen Vorgeschmack auf mehr gibt. Hier konzentriert sich ein gewichtiger Teil der Infrastruktur, häufig geht es laut und hektisch zu, kein Ort zum Bleiben also, weshalb die meisten Besucher umgehend den Schildern Richtung Abbazia San Michele folgen und sich auf den (zuweilen schweißtreibenden) Weg zur Terra Murata begeben. Auf halber Strecke zum Altstadthügel erweitert sich die verkehrsberuhigte Gasse zur Piazza dei Martiri mit der Statue des Risorgimento-Protagonisten Antonio Scialoja in der Mitte. Als Finanzminister gehörte er der zweiten Regierung des frisch vereinigten Königreichs Italien an; er starb 1877 hier auf der Insel. Von der Piazza zweigt die Via San Rocco in Richtung Corricella, dem alten Fischerhafen auf der anderen Inselseite, ab. Um zur historischen Keimzelle Procidas − der Terra Murata − zu gelangen, geht es von der Piazza weiter stramm bergauf. Man passiert den kuppelbekrönten Santuario Santa Maria delle Grazie und genießt anschließend von der Kanonenbastion den Paradeblick auf Corricella, bevor das Sträßchen einen Knick macht und das Altstadttor passiert. Auf dem Altstadthügel empfiehlt sich natürlich der Besuch der Kathedrale, die dem hl. Erzengel Michael geweiht ist und von den umliegenden Wohngebäuden bis zur Unkenntlichkeit zugebaut ist.
Zwei Inselbuslinien steuern auf verschlungenen Routen den abgelegenen Inselteil mit dem für Reisende aus dem Norden wegen der zahlreichen Vokale nur schwierig aussprechbaren Namen Chiaiolella an. Der Abstecher lohnt sich besonders für Wasserratten, denn vom kreisrunden Jachthafen − ein ehemaliger Vulkankrater − sind die schönsten Inselstrände zugänglich. Der beliebteste und deshalb auch meistfrequentierte Sandstrand ist die Spiaggia del Ciracciello. Zwei Tuffsteinfelsen im Wasser mit Wahrzeichencharakter bilden die Grenze zur etwas ruhiger gelegenen Spiaggia del Ciraccio. Eine Handvoll Hotels, Restaurants und Lidos komplettieren das Freizeitareal der Insel. Außerdem befindet sich an der Marina di Chiaiolella der Brückendamm zur vegetationsreichen Insel Vivara. Das ca. 0,4 km2 große, sichelförmige Eiland ist der Rest eines vor rund 55.000 Jahren entstandenen Kraters und steht unter Naturschutz. Gegenwärtig darf das Inselchen nicht betreten werden.
Eine Insel wie eine Leinwandkulisse: Procida als Drehort
Eigentlich muss man am Setting nicht mehr viel ändern, denn die ästhetisch geschlossene Architektur von Procida schafft den perfekten Rahmen für die Verfilmung nostalgischer, sozialromantischer Genreszenen. Der bekannteste Streifen, der 1994 teilweise auf Procida gedreht wurde, ist „Der Postmann“ („Il Postino“). Der Film spielt in den 1950er-Jahren und erzählt vom Dichter Pablo Neruda, der sein Exil auf den Liparischen Inseln verbringt. Auf einer tieferen Ebene handelt das cineastische Werk von Freundschaft, Liebe und der Funktion von Kunst im Lebensalltag. Zahlreiche Stelltafeln auf der Insel weisen auf Drehorte hin oder erzählen Anekdoten im Zusammenhang mit den dreimonatigen Dreharbeiten. Bei einigen Szenen wirkten Einheimische als Statisten mit, Hauptdarsteller Massimo Troisi starb nur einen Tag nach Ende des Drehs an einem Herzinfarkt. 2010 benannte die Kommune einen Platz in Corricella nach dem Schauspieler (Piazza Massimo Troisi). An den Film erinnert heute ferner die Spiaggia del Postino am Pozzo Vecchio.
Ein weiteres Leinwandepos, das 1999 zu einem kleineren Teil auf der Insel entstand, ist „Der talentierte Mr. Ripley“ („The Talented Mr. Ripley“). An der Verfilmung des gleichnamigen Kriminalromans von Patricia Highsmith war ein Staraufgebot an Schauspielern beteiligt − u. a. Jude Law, Cate Blanchett, Matt Damon und Gwyneth Paltrow. Drehorte waren u. a. die Piazza Marina Grande und die Piazza dei Martiri.
Erinnerungen an eine Sternstunde der Filmgeschichte
Geschichte
Aus der Antike finden sich auf Procida nur spärliche Spuren. Mit Sicherheit aber war die Insel von Griechen und Römern bewohnt, man kultivierte u. a. Wein und erbaute Ferienvillen am Strand. Nach dem Zusammenbruch des Römischen Reichs wandelte sich Procida unter byzantinischer Herrschaft zum Inselasyl für jene Festlandbewohner, die vor dem langobardischen Eroberungszug hierher flüchteten. Die heutige dichte Besiedelung hat in dieser Zeit ihren Ursprung. Der vom Meer her uneinnehmbare Berg, die heutige Terra Murata, war für eine Befestigung wie geschaffen, was jedoch nichts daran änderte, dass die Insel nach üblichem historischem Strickmuster nacheinander an die Normannen, Staufer, Anjous und Aragonesen fiel. Immer wieder war Procida Ziel von Angriffen osmanischer Korsaren. Besonders heftig fielen die Verwüstungen 1534 beim Einfall des Flottenadmirals Khair ad-Din aus, dessen Beiname Barbarossa nichts mit dem gleichnamigen Stauferkaiser zu tun hatte. Zahlreiche Inselbewohner wurden versklavt, ihre Häuser zerstört. Erst gegen Ende des 16. Jh. nahm die Zahl der Piratenangriffe ab. Als Reaktion auf die Überfälle verstärkten die Vizekönige die Befestigungen, die Terra Murata erhielt ihr heutiges Gesicht. Im 18. Jh. wandelten die Bourbonen das einstige Feudallehen Procida in ein königliches Jagdgebiet um. Außerdem legten sie die Basis für die Marine- und Seefahrtstradition, indem sie ihre Flottenaktivitäten hierher verlagerten. Es begann eine Blütezeit, in deren Folge die Bevölkerungszahl am Ende des Jahrhunderts auf 16.000 Einwohner anstieg.
In der Abtei San Michele
Sehenswertes
Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten befinden sich innerhalb der Terra Murata. Die „gemauerte Erde“ (terra murata) auf dem steilen Felsen über dem Meer ist das urbane, kulturelle und strategische Zentrum der Insel und ersetzte in der frühen Neuzeit eine mittelalterliche Siedlung an gleicher Stelle. Letztere gruppierte sich um die Abtei der Benediktiner, von der noch einige wenige Spuren erhalten geblieben sind (→ unten). Die Terra Murata besteht aus betagten, teils leerstehenden Wohnhäusern, Befestigungswällen, Sakralbauten und Residenzen des weltlichen und kirchlichen Adels.
Palazzo d’Avalos: Bis zum Beginn des 18. Jh. lenkte die Familie d’Avalos für zwei Jahrhunderte die Geschicke der Insel. Der gleichnamige Renaissance-Palazzo aus dem 15. Jh. in der Terra Murata fungierte als deren Residenz, die 1830 in ein Gefängnis umgewandelt wurde. Bis 1988 war das Gefängnis in Betrieb. Die Zellen, Gärten und Trakte können im Rahmen einer Führung nach Voranmeldung besichtigt werden.
♦ Tägl. außer Mo 9.30−14 Uhr. 10 €, erm. ab 5 €. Via Terra Murata 33, Tel. 333-3510701, visitedavalos@comune.procida.na.it.
Abbazia di San Michele: Die vollständig mit den umliegenden Wohngebäuden der Terra Murata verschmolzene Kathedrale ist am besten vom Boot oder von der Terrasse des benachbarten Museums aus erkennbar. Der Sakralbau geht auf eine im 10. Jh. gegründete Benediktinerabtei zurück, deren Fundamente erhalten sind. Die heutige Kirche liegt auf einem Felsen ca. 90 m über dem Meer und ist ein „Neubau“ aus dem 16. Jh., nachdem osmanische Korsaren (→ Geschichte) die alte Abtei zerstört hatten. Weil der dreischiffige Bau über keine Fassade verfügt, betritt man den Innenraum auf der Chorseite. Dabei queren Besucher das Päpstezimmer − mit den Konterfeis diverser Päpste und Kardinäle.
Malerische Genreszenen an der Marina Corricella
Den kunstvollen Majolikafußboden schuf derselbe Meister, der bereits bei der Gestaltung des Kreuzgangs Santa Chiara in Neapel federführend beteiligt war. Eingelassen im Fußboden sind die Grabplatten mit den Farben der vier traditionellen Bruderschaften (weiß, rot, gelb und tiefblau). Im Chor flankieren die Statue des Erzengels zwei Ölgemälde aus dem Jahr 1690. Sie dokumentieren das Zutun Michaels bei der Befreiung der Insel vom osmanischen Herrschaftsintermezzo. Hervorzuheben sind ferner die vier Seitenkapellen auf der − vom Chor aus betrachtet − rechten Seite und das archaische Taufbecken an der hinteren Rückwand: Das Becken aus Marmor nutzten ursprünglich Griechen aus Euböa, um dem Gott Dionysos Wein zu spenden.
Vom Innenraum führt eine Treppe zur Bibliothek mit ca. 8000 Folianten. Die Bibliothek und zwei ältere Kapellen mit einem Beinhaus der Unterkirche sind momentan aus baulichen Gründen nicht zugänglich. Im Beinhaus wurden einst die Toten mumifiziert und in der Osmanenzeit angeblich sogar über eine Rampe (scolatoio) direkt ins Meer „entsorgt“.
♦ Di−Sa 10−12.45 und 15−17 Uhr, So/Mo 10−12.45 Uhr. Via San Michele, www.abbaziasanmicheleprocida.it.
Casa di Graziella (Museo): Das Heimatmuseum in der 2. Etage eines Palazzo neben der Abtei erinnert an den französischen Lyriker Alphonse de Lamartine. Während seiner Italienreise 1811/12 pflegte er mit einem Mädchen aus Procida eine amouröse Eskapade, die er Jahrzehnte später in seinem Roman „Graziella“ aufarbeitete. Die Ausstellung zeigt in mehreren Räumen Küchenutensilien und Einrichtungsaccessoires aus dem 19. und frühen 20. Jh., von der Dachterrasse entfaltet sich ein wunderbares 360-Grad-Panorama.
♦ Nov. bis März 10−13 Uhr, April bis Okt. 10−13 und 15−17 Uhr, Juli/Aug. nachmittags 16−18 Uhr, So nachmittags und Mo zu. 3 €.
Marina Corricella: Der älteste Fischerort der Insel liegt in einer sichelförmigen Bucht zwischen der Terra Murata und der Punta Pizzaco. Den schönsten Ausblick auf das ästhetisch und atmosphärisch einzigartige Ensemble genießt man von der Kanonenbastei am Aufgang zur Terra Murata. Die in unterschiedlichen Farbtönen getünchten Häuser mit ihren Treppchen, Loggien, Kuppeldomen und Balkonen stapeln sich dicht an dicht am Steilhang und spiegeln sich bei ruhiger See im Hafenbecken − ein Fest für Maler, Filmemacher, Fotografen oder solche, die das beschauliche Fischerflair einfach nur für sich genießen wollen. Corricella ist autofrei und nur über Treppenwege bzw. abschüssige Pflasterstraßen zu erreichen. Mittags und abends beleben sich die Fischrestaurants am Hafen, die selbstverständlich alle bei guter Witterung Tische und Stühle nach draußen stellen. Die vielleicht beste Zeit für einen Besuch ist der spätere Nachmittag oder frühe Abend, wenn Einheimische in Grüppchen beisammenstehen und parlieren, derweil die Kinder daneben Fußball spielen.
Basis-Infos
Information Das Infobüro befindet sich neben den Fährticketschaltern am Hafen. Tägl. 10−18 Uhr (allerdings nicht zuverlässig geöffnet). Stazione Marittima, Tel. 081-8960454, www.visitprocida.com.
Verbindungen Pkw. Das Auto ist auf Procida nutzlos und sollte deshalb besser auf dem Festland bleiben.
Bus. Die Inselbusse starten an der Marina Grande hinter dem Fährterminal. Linie C 2 fährt zur Terra Murata, Linien L 1 sowie L 2 steuern Chiaiolella an. Einzelticket 1,50 €.
Schiff. Ein Verbindungsrechner im Internet befindet sich auf der Seite des Infobüros (→ oben). Autofähren von Ischia Porto und Casamicciola Terme und von Neapel und Pozzuoli. Schnellboote (aliscafi) von Neapel. Preisbeispiel: Schnellboot von/nach Neapel 14,40 € (einfache Fahrt). Gebühr für Gepäck 1,50 €, die Aufenthaltssteuer von 2 € wird automatisch auf den Fährpreis aufgeschlagen.
Fährgesellschaften: Caremar (www.caremar.it), Aliscafi/SNAV (www.snav.it), Medmar (www.medmargroup.it), Gestour (www.minicrocieregestur.com).
Taxi. Taxistände am Hafen (Fährterminal) und in Chiaiolella. Tel. 360-297048, www.taxiprocida.it.
Gepäckaufbewahrung Miratour. 5 €/Tag für ein Gepäckstück, das Reisebüro am Hafen gibt auch nützliche Informationen. Tägl. außer So 9.30−13 und 16−19 Uhr. Via Roma 104, Tel. 081-8968089.
Mietfahrzeuge Fahrräder/Scooter. Die Agentur „General Rental“ am Fährhafen verleiht E-Bikes (20 €/Tag) sowie Scooter (30−35 €). Tägl. 8.30−20 Uhr. Via Roma 112, Tel. 081-8101132, www.generalrental.it.
Ärztliche Versorgung Guardia medica. Via Libertà, Tel. 081-8101213.
Veranstaltungen Settimana Santa. Die Karfreitagsprozession auf Procida gehört zu den berühmtesten in ganz Italien! Im Zentrum steht der „Umzug der Mysterien“ (Prozessione dei Misteri) mit überlebensgroßen Figuren, die von Einheimischen in liebevoller Handarbeit hergestellt werden. Ebenfalls von Bedeutung ist die Prozession am Gründonnerstag unter Beteiligung der Bruderschaft der Weißen (Confraternita dei Bianchi). Der Veranstalter des großen Mysterienumzugs am Freitag ist die traditionsreiche Congregazione dei Turchini; zwei betende Brüder sind sogar auf dem Majolikafußboden der Kathedrale verewigt. Wegen des frühen Beginns der Prozession sollte man zuvor die Nacht auf der Insel verbringen!
Sagra del Mare. Das Traditionsspektakel erinnert an die Beziehung der Insel zur Seefahrt. Samstag wird aus den Inselschönheiten die Graziella (→ Link) gekürt, Sonntagabend endet das Fest traditionell mit einem Konzert an der Marina Grande. Letztes Wochenende im Juli.
Patronatsfest. Zu Ehren des Erzengels Michael. 8. Mai und 29. Sept.
Baden/Wassersport Baden. Die Strände in Hafennähe, die Spiaggia della Silurenza im Norden und der dunkle Kiesstrand Chiaia im Süden, sind weniger empfehlenswert. Etwas einladender ist die Spiaggia del Postino (→ Kasten) an der Cala del Pozzo Vecchio.
Spiaggia del Ciracciello e Ciraccio. Ein lang gestrecktes, relativ schmales Sandstrandband verbindet die Punta Serra mit der Brücke zur Halbinsel Vivara. Das Bademekka Procidas ist auch wegen des flachen Wassers rundum familientauglich, Bagni und Restaurants sorgen für die nötige Infrastruktur.
Kajaktouren. Die Organisation ASD Kayak Procida bietet u. a. geführte Inselumrundungen an. Die Runde dauert 4 Std., die Basis befindet sich am Ciracciello-Strand. Via Marina Chiaiolella 30, Tel. 348-3487880, www.procidainkayak.it.
Übernachten
**** Albergo La Vigna 2 Restaurierter Palazzo am Ende einer Seitengasse im Centro storico zwischen Hafen und Terra Murata, 13 geräumige und komfortable Zimmer, einige mit Terrassenzugang, ein großes Plus ist der weitläufige Weingarten mit Sitzplätzen nach hinten raus. Wellnessbereich, Frühstück in der ehemaligen Kapelle. DZ ab 90 €. Via Principessa Margherita 46, Tel. 081-8960469, www.albergolavigna.it.
Mein Tipp *** Hotel Solcalante 9 Familiengeführtes Hotel in einem umgebauten Bauernhaus oberhalb der Spiaggia del Ciraccio. 12 Zimmer, die schönsten mit großer Gartenveranda, weitläufiger und gepflegter Garten mit Sonnenterrasse sowie Bar, kleiner Spa-Bereich. Das Restaurant Acqua Pazza 9 („Verrücktes Wasser“) kredenzt inseltypische Gerichte und steht auch Gästen von außerhalb zur Verfügung. Ganzjährig geöffnet. DZ ab 90 €. Via Serra 1, Tel. 081-8101856, www.solcalante.it.
*** Hotel La Corricella 8 Empfehlenswertes Mittelklassehotel und einzige Quartieroption an der Marina Corricella. 9 Zimmer mit Terrasse in einem verschachtelten Altbau oberhalb der Hafenzeile, das Restaurant La Lampara 8 gehört zu den besten Einkehroptionen auf Procida. Mitte März bis Okt. geöffnet. DZ ab 80 €. Via Marina Corricella 88, Tel. 081-8960609 (Ristorante) bzw. 081-8967575 (Hotel), www.hotelcorricella.it.
B&B Casa Terra Murata 3 Hoch gelobtes Privatquartier in der Terra Murata, einzige Option auf dem historischen Stadthügel. Moderne Innenausstattung, freundlich und professionell geführt, 8 verschiedenfarbig gestaltete Komfortzimmer im sanierten Altbau. Kooperation mit dem Lido Vivara am Ciracciello-Strand. DZ ab 75 €. Via San Michele 9, Tel. 081-8969385, www.terramurata.it.
Camping Punta Serra 4 Schattiger Platz in einem ruhigen Teil der Insel gelegen, die Strände Pozzo Vecchio und Ciraccio liegen in bequemer Reichweite. Klein und familiär, einfache Ausstattung, Bushaltestelle vor dem Eingang. Juni bis Sept. geöffnet. 2 Pers. und Zelt ab 20 €. Via Serra 4, Tel. 081-8969519.
Treppe zur Marina di Corricella
Essen & Trinken
Eine inseltypische Gebäckspezialität heißt Lingua di Procida. Die zungenförmigen Blätterteigteilchen gibt es mit unterschiedlichen Füllungen, z. B. Limonencreme; am besten schmecken sie in den Bars an der Marina Grande. Zitronen aus Procida sind auch unverzichtbarer Bestandteil der Meeresküche. Eine beliebte Sommerspezialität ist Zitronensalat (Insalata di Limoni di Procida). Von den Gärten der Insel finden auch Wein und Artischocken den Weg in die örtlichen Gastronomiebetriebe.
Ristorante Caracalè 5 Der Name „Schöner Platz“ ist keineswegs übertrieben, denn der Blick auf den Hafen von Corricella ist hier in der Tat berauschend. Geschmackvoll dekorierte Tische, stilvoll gestalteter Innenraum, vorzügliche Fischküche. Menü um 30 €. Di Ruhetag, Juli/Aug. tägl. geöffnet. Via Marina di Corricella 62, Tel. 081-8969192.
Il Postino 7 Volkstümliches Restaurant an der Marina di Corricella, freundlich, herrlich unaufgeräumter Innenraum, Requisiten aus dem gleichnamigen Film an der Wand. Der Schwerpunkt liegt auf frischer Meeresküche. Tische und Stühle draußen auf der stimmungsvollen Hafenmole. Menü um 25 €. Tägl. ab 8 Uhr. Via Marina di Corricella 43, Tel. 339-4006579.
Mein Tipp Ristorante La Pergola 10 Ländliches Ausflugsrestaurant oberhalb der Spiaggia del Ciraccio. Freundliche, unverfälschte Gastlichkeit, rustikales Innenleben, herrliche Außenplätze unter einer Zitronenpergola. Neben Fisch- sind frisch zubereitete Kaninchengerichte Spezialität des Hauses. Menü ab 30 €. Mo Ruhetag, öffnet ab 20 Uhr, So ab 13 Uhr. Via Salette 10, Tel. 081-8969918.
Il Maestrale 6 Das Fischrestaurant ist eindeutig der Platzhirsch an der Restaurantzeile am Hafen von Corricella. Im Sommer mittags oft brechend voll, exquisite Meeresküche, auch vegane sowie glutenfreie Meeresfrüchtegerichte. Außensitzplätze auf der urgemütlichen Piazzetta. Menü ab 25 €. Tägl. außer Mo mittags und abends. Via Marina di Corricella 29, Tel. 081-8101889.
Pizzeria Fuego 11 Modern gestaltete Einkehr für ein jüngeres Publikum an der Hafenzeile in Corricella. Krosse Holzofenpizza satt, auch fantasievolle Geschmacksvarianten. Dazu frische Fischgerichte von ausgezeichneter Qualität, große Craft-Bier-Auswahl. Freiplätze auf dem Trottoir. Pizza ab 5 €. Di Ruhetag, ansonsten mittags und abends. Via Marina di Corricella 45, Tel. 081-1869556.
Bar Dal Cavaliere 1 Kaffee- und Cocktailbar gegenüber der Kirche an der Marina Grande. Große Terrasse mit Hafenblick, verführerische Süßwarentheke, der perfekte Ort, um sich die Wartezeit auf die Fähre zu vertreiben. Tägl. von 6 Uhr bis tief in die Nacht geöffnet. Via Roma 42, Tel. 081-8101074.