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Expandierende Reiseformen im 19. Jahrhundert

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Neue Verkehrsmittel

Im 19. Jahrhundert zeichnete sich eine fortschreitende Modernisierung des Reisens ab. Sie wurde zunächst von verkehrstechnischen Innovationen ausgelöst sowie von reiseorganisatorischen Verbesserungen begünstigt und hatte eine soziale Erweiterung des Reisepublikums sowie eine geografische Fokussierung der Reiseziele zur Folge. Fast gleichzeitig setzten sich seit den 1820er Jahren sowohl die Dampfschifffahrt (seit 1816/17 erste Verkehrslinien auf dem Rhein) als auch die Eisenbahn (erste Strecken in England seit 1825, in Deutschland ab 1835) als neue Verkehrsmittel durch. Beide Reisearten erzielten rasch beträchtliche ökonomische Erfolge, bildeten eigene Betriebsnetze aus und boten regelmäßige Fahrdienste an. Der Eisenbahnverkehr bewirkte gegenüber der Kutschenzeit eine immense Beschleunigung und Zeitverkürzung des Reisens (Reduktion auf bis zu einem Sechstel der vorher üblichen Dauer), steigerte dessen Bequemlichkeit bzw. Verlässlichkeit und ließ die Transportkosten sinken. Parallel zu diesen Entwicklungen wurde die Reiseorganisation professionalisiert: In den großen Städten entstanden seit der Mitte des Jahrhunderts Reisebüros, die bereits Vorformen der Pauschalreise anboten; zudem wurde eine touristische Infrastruktur geschaffen, die ganz auf die stark ansteigende Zahl der Ausflügler ausgerichtet war. Neben dem Adel und dem gehobenen Bürgertum ging nunmehr auch das Kleinbürgertum verstärkt auf Reisen. In dieser Ausbreitungsphase des Tourismus fanden – zeitlich unterschiedlich einsetzend – darüber hinaus auch bisher unterrepräsentierte Gruppen wie die Frauen oder neue, durch die Industrialisierung entstandene Gesellschaftsschichten (Arbeiterschaft, Unternehmertum, Verwaltung) Anschluss an die geografische Mobilität.

Neue Reiseziele

Die frühen Touristen bevorzugten vor allem drei Zielregionen: die Alpen, die Seeküsten und die Flusslandschaften der Mittelgebirge, insbesondere der Rheingegend. Pioniere für diese Ausflugsziele waren die Briten gewesen, die alle drei Naturlandschaften frühzeitig als Freizeit- und Erholungsorte entdeckt hatten. Der Alpinismus, der mit der Besteigung des Mont Blanc im Jahre 1786 in Gang gekommen war, erfuhr mit der Entstehung von Alpenvereinen seit den 1860er Jahren einen erheblichen Schub. Nach der Gründung des ersten kontinentaleuropäischen Seebades im mecklenburgischen Heiligendamm an der Ostsee (1793) etablierten sich rasch zahlreiche weitere Badeorte an der Nord- und Ostseeküste; gleichzeitig erschloss man die Strände und Küsten des Mittelmeerraumes für touristische Zwecke. Im Gefolge der Rheinromantik wurde seit den 1820er Jahren die Flussschiffsreise in der Mittelrheinregion populär. Ein Beleg für die Attraktivität der Rheingegend war eine der ersten Veröffentlichungen des Verlegers Karl Baedeker (1801–1859), Rheinreise von Straßburg bis Rotterdam (1835), mit dem er gleichzeitig auch den Prototyp einer neuen Art von Reiseführern schuf und sein Verlagsprogramm zu einem Markennamen machte.

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