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Das Problem der deutschen Exportlastigkeit

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Die meisten anderen Ökonomien werden von einem Einbruch im internationalen Handel nicht so aus der Bahn gebracht wie Deutschland. Egal, welche Kennzahl man anwendet, die deutsche Wirtschaft ist viel stärker von Exporten geprägt als alle anderen Ökonomien vergleichbarer Größe. Wenn man die heutige deutsche Ökonomie verstehen will, geht kein Weg an ihrer Exportlastigkeit vorbei.

Gemessen werden wird die Exportorientierung einer Wirtschaft konventionell durch die Exportquote, also das Verhältnis der Exporte zum Bruttoinlandsprodukt. Die Maßzahl ist zwar problematisch (im BIP ist nur der Saldo aus Exporten und Importen enthalten), aber die extreme Exportlastigkeit der deutschen Wirtschaft wird trotzdem im internationalen Vergleich deutlich. So lag der Wert der exportierten Güter und Dienstleistungen in Relation zum BIP in Deutschland 2019 bei 46,9 Prozent und damit deutlich höher als bei unseren europäischen Nachbarn Frankreich (31,3), Großbritannien (31,5), Italien (31,6) oder Spanien (34,9), in Relation zu Japan (17,5) und den USA (11,7) sogar etwa dreimal so hoch. Auch bei anderen Maßzahlen wie dem »Außenhandels-Abhängigkeitsindex« der Bertelsmann Stiftung und beim vom Wirtschaftsministerium dokumentierten »Offenheitsgrad« liegt Deutschland deutlich vor allen diesen Ländern. Allerdings kann man von diesen groben Indikatoren nicht direkt auf die Relevanz des Exportsektors für Wirtschaft und Arbeitsmarkt schließen. Andrä Gärber und Markus Schreyer verweisen hier auf die Exportabhängigkeitsquote in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, die zeigt, welcher Anteil des Bruttoinlandsprodukts durch den Export induziert wurde. Diese liegt in Deutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamtes bei etwa 27 Prozent.

Nach Schätzungen der Bundeszentrale für politische Bildung liegt auch der Anteil der Arbeitsplätze, die insgesamt vom Export abhängen, in den letzten Jahren bei einem guten Viertel, in Übereinstimmung mit der vom Statistischen Bundesamt berechneten Exportabhängigkeitsquote der Erwerbstätigen, allerdings mit langfristig steigender Tendenz. Früher lang sie deutlich niedriger, 1993 beispielsweise gerade einmal bei 16 Prozent, so das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Trotz der im internationalen Vergleich sehr ausgeprägten und zudem stark gewachsenen Exportlastigkeit der deutschen Wirtschaft arbeitet also auch heute nur etwa ein Viertel der Wirtschaft für den Export (und drei Viertel für die Binnenwirtschaft). Warum schlägt dann die Eintrübung der Exporte trotzdem so stark auf die gesamte Wirtschaft durch?

Um die inzwischen extreme Exportlastigkeit und die starke Beeinträchtigung der deutschen Wirtschaft im Rahmen der Corona-Krise – aber auch ihre langfristige Perspektive – zu verstehen, bietet sich vor allem eine neue Richtung in der polit-ökonomischen Vergleichenden Kapitalismusforschung (also der Disziplin, die sich mit den Unterschieden zwischen nationalen Wirtschaftsmodellen beschäftigt) an, die unter dem Stichwort der Unterscheidung von »Wachstumsmodellen« firmiert.

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