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Wer wird an mich denken

Ich ging frühmorgens am Strand spazieren, dem Sonnenaufgang entgegen. Vor mir, Spuren im Sand. Ich folgte diesen Spuren, sie liefen nicht gerade, manche schwenkten mal nach rechts, mal nach links. Manche Abdrücke waren etwas tiefer als die anderen, so als würde der Mensch, der hier gelaufen war, eine schwere Last tragen. An einer anderen Stelle sahen die Spuren weicher aus und rhythmischer, als hätte er vor Freude getanzt. An einer Stelle sah es aus, als habe er eine Zeit stillgestanden und beobachtet, vielleicht gedankenversunken. Kurze Zeit später lag diese Person auf dem Boden. Sein Körperabdruck war groß, die Schultern breit, die Arme waren seitlich ausgestreckt und die Hände mit den Fingern waren deutlich zu sehen, sie waren schmal. Dann waren Abdrücke zu sehen, wo er sich wieder aufrichtete und weiterging. Plötzlich bog die Spur ab, durch die Dünen, und endete an einer Wiese, wo sie sich verlor. Vom Wiesenrand konnte ich die Wiese weit überblicken, bis zum Horizont, wo die Sonne langsam ihre Bahn nahm und das helle gleißende Licht der aufgehenden Sonne meine Augen blendete. Meine Gedanken waren: „So entschwindet ein Mensch ins Licht. Nicht zu wissen, wer er war, ob Frau oder Mann, wie er oder sie hieß.“ Schweigend sann ich nach, um mich ruhende Stille. Ich ging meinen Weg zurück, in mir die Fragen: „Warum bin ich dieser Spur gefolgt? Was hat mich zu dieser Beobachtung geführt?“

Ich schaute zu den Spuren, die wir beide hinterlassen hatten, doch die Wellen des Meeres, haben unsere Spuren weggespült und ausgelöscht. Mich überkamen Traurigkeit und Einsamkeit, die mir im Moment das Herz schwer machten. In mir der Gedanke, nichts bleibt zurück und ich dachte: „Wer wird an mich denken, wenn ich nicht mehr bin? Wenn die Wellen der Zeit die letzten Spuren verwischen.“ Eine Frage, die sich viele Menschen stellen, wenn sie einsam und allein die Erde verlassen müssen, weil sie niemanden haben, der an ihrem Sterbebett sitzt und trauert. Ihre Hand sanft hält, tröstende Worte spricht und aus Liebe weint. Wer wird mich vermissen, wenn ich nicht mehr bin? Ist es die Angst vergessen zu werden, wenn mein Leben gelöscht wird? Oft habe ich es in meinem Leben gesehen und erleben müssen, wie ganze Leben in Containern entsorgt wurden. Bilder, Briefe, Hausrat, Kleider, Schuhe und andere persönliche Dinge. All das hatte doch eine Geschichte, die Geschichte eines Lebens mit Höhen und Tiefen, Schmerz, Leid, Freude, Glück. Die Geschichte eines Menschen, der geliebt hat und geglaubt, der gekämpft, verloren oder gewonnen hat, der geweint, vor Freude und Glück oder vor Leid und Schmerz. Doch ist all das nur ein Festhalten am Vergänglichen. Wäre da die Frage nicht tröstender, gar voller Neugier und Freude, wenn wir fragen würden: „Wer wird mich erwarten und empfangen, wenn ich von dieser Erde gehe?“ Sicher hätten wir da gern den Einen oder Anderen, den wir uns vorstellen könnten, doch dann könnten wir enttäuscht sein. Es wird vielleicht jemand sein, den wir nie erwarten würden. Jemand, dem wir irgendwann einmal begegnet sind. Vielleicht unserem ärgsten Feind, der wir uns selbst gegenüber waren. Vielleicht dem, dem unsere Aufgabe galt, ihm zu tun, was getan werden sollte. Vielleicht jemand, an den wir uns nicht erinnern, weil wir uns so sehr wünschen, dass jemand bestimmtes sich an uns erinnern würde. Jemand der voller Sehnsucht auf uns gewartet hat, über viele Jahre oder viele Leben lang. Und dann wäre noch die Frage: „Was erwartet uns? Hölle, Tod, ewige Verdammnis? Was hätte das für einen Sinn? Was wäre das für ein Gott und Schöpfer?“ Ich glaube, dass, wenn wir die Auswirkungen unseres Tuns sehen werden, dies die Hölle für uns sein wird. Höllische Scham, um geläutert zu werden. Dass alles, was unnütz war, abgeschnitten wird und in den Tod gegeben, um neu anzufangen. Wenn wir all das sehen, was wir getan haben, werden wir uns selber verdammen für unser Fehlverhalten. Wir würden gerne büßen wollen, um wieder gut zu machen, was wir angerichtet haben, um Lieben zu lernen und aus Liebe zu tun. Doch hier greift doch die Gnade und Hilfe ein. Ewig ist Gott und das Göttliche, was wir in uns tragen. Dieses Göttliche in uns soll und wird bis zur Vollendung gereinigt werden vom vergänglichen Schmutz, damit sich die Worte erfüllen: „Und wir wissen, wenn es erscheinen wird, werden wir ihm gleich sein. Ohne Verdienst, nur aus der Gnade Gottes und Jesu Christi.“

Gott ist nicht erkennbar, beschreibbar, erforschbar, er ist unergründbar. Fordere Gott nicht, das Gott Ist, das sei dir genug.

Hoffnung, das Tor zwischen Verstand und Herz - Liebe, der Schlüssel des Verzeihens

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