Читать книгу "Gedankeninferno" - Andreas Meyer - Страница 13
ОглавлениеTermin in Sindelfingen
Kurz nach halb eins war ich auf dem Parkplatz des Sindelfinger Krankenhauses angekommen. Den Rest lief ich zu Fuß, vom Parkplatz zum Haupteingang des Krankenhauses. Vor der großen Tür setzte ich meinen Mundschutz auf und betrat den Eingangsbereich. Ich wurde von zwei Mitarbeitern des Hauses empfangen. Der eine wies mich an, die Hände zu desinfizieren, der andere gab mir ein Formular zum Ausfüllen. Es bezieht sich auf Corona. Jeder von uns hat in letzter Zeit schon einmal so etwas ausgefüllt. Mit den Fragen: Waren Sie in der letzten Zeit mit jemanden zusammen, der positiv auf Corona getestet wurde? Haben Sie Fieber, Husten oder ähnliche Symptome? Hatten Sie schon einen positiven Corona-Test? Und noch einige Fragen mehr. Als ich es ausgefüllt hatte, unterschrieb der Mitarbeiter auf dem Formular und meinte, ich soll es zur Anmeldung mitnehmen und dort dann abgeben. Das war mein erster Besuch in diesem Krankenhaus. Ich musste mich erst einmal durchfragen, wo sich die Anmeldung der Urologie befand. Ein netter Pfleger beschrieb mir den Weg zur Urologie. Als ich dort ankam, gab ich die Unterlagen und meinen Überweisungsschein bei der Anmeldung ab und nahm im Wartebereich Platz. Was macht man, wenn man noch Zeit hat bis zum Termin? Ich beobachtete die vorbeilaufenden Patienten, Pfleger und Ärzte mit Akten in den Händen. Außer mir saßen nur noch zwei weitere Patienten im Wartebereich. Es war schon sehr ungewohnt, nur die Augen der Gesichter zu sehen und den Rest hinter der Maske nur zu erahnen. Auf einmal kam ein Arzt mit einer Akte in der Hand um die Ecke und rief meinen Namen. Ich antwortete: Hier - und stand auf. Guten Tag, Herr Meyer, kommen Sie doch bitte mit.
Wir gingen den Gang entlang bis zu einem Behandlungszimmer. Bitte kommen Sie doch herein und setzen Sie sich. Mein Name ist Dr. med. S., ich bin Oberarzt und Koordinator des Prostatakarzinomzentrum Sindelfingen. Ich habe gerade noch mit Frau Dr. H. telefoniert. So, erzählen Sie mir bitte noch einmal mit ihren Worten, was los ist. Das kam mir bekannt vor, alles drei- oder viermal zu erzählen. Es ist wie bei der Bundeswehr, jedes Mal sitzt ein anderer Arzt vor dir und du musst die Geschichte von vorne erzählen. Zum Glück konnte er nicht Gedanken lesen. Ich erzählte die gleiche Geschichte, die ich schon Frau Dr. H. erzählt hatte. Er notierte sich einige Punkte, die ich ihm erzählte. Danach fragte er mich noch, wie hoch der PSA-Wert gewesen sei, ich antwortete ihm: 12,80. Soso, dann würde ich Sie gerne noch einmal abtasten wollen. Ich legte mich auf einen Behandlungstisch und streckte ihm meinen Popo zu. Als erstes tastete er mit dem Finger die Prostata ab und meinte während des Tastens: Oh ja, die ist ganz schön hart. Tut das weh? Ich verneinte. Jetzt würde ich gerne noch einen Ultraschall von Innen machen. Er nahm eine Ultraschallsonde, tat ein wenig Gel darauf und führte sie mir rektal ein. Auf dem Monitor sah es aus wie auf einer farbigen Weltkarte. Er erklärte mir, was wir gerade sehen. Nach der Untersuchung war ich genauso schlau wie vorher. Ich wusste, ich habe etwas, aber was genau war noch unklar. Die Urinabgabe vor der Untersuchung ergab auch keine weiteren Aufschlüsse. Was nun, Herr Doktor? Ich würde Sie gerne nach Stuttgart zum MRT schicken, um sicher zu gehen, dass wir richtig liegen. Kein Problem, ich mache alles, was gemacht werden muss. Also auf ein Neues, eine Überweisung besorgen und ab nach Stuttgart.