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Erste Bekanntschaft mit dem Krebs

Vor einigen Jahren hatte ich eine Fernbeziehung in der schönen Schweiz. Wir hatten uns über ihren Bruder und den Radsport kennen und lieben gelernt. Ich muss dazu sagen, dass wir bis heute eine sehr schöne und ehrliche Freundschaft miteinander pflegen. Anna ist eine wundervolle Frau und auch eine, die das Thema Vorsorge sehr ernst genommen hat und es bis heute noch tut - dies auch aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeit als gelernte Krankenschwester, seit Jahren arbeitet sie in der Herzforschung in der Universitätsklinik Bern. Anna nimmt regelmäßig an Vorsorgeuntersuchungen bezüglich Brustkrebses teil und bisher war immer alles gut. An einem Wochenende, als ich in der Schweiz war, stellte sie nach dem Duschen beim Abtasten der Brüste einen Knoten fest. Sie kam zur mir und meinte, ich solle doch mal fühlen. Ich bemerkte den Knoten auch und empfahl ihr, am Montag in der Arbeit einen Arzt ihres Vertrauens daraufschauen zu lassen. Ich versuchte sie zu beruhigen, was mir aber nicht gut gelang. Heute kann ich das nachvollziehen. Man hofft immer, dass alles nicht so schlimm ist, wie man es immer hört. Anna meinte nur: Ich war doch erst bei der Voruntersuchung und da war alles ok. Als Mann, Freund oder Partner steht man jetzt vor einer Aufgabe, die fast unlösbar ist, weil man sich nicht in die Lage einer Frau, Freundin, Lebenspartnerin versetzten kann. Nachdem Anna beim Arzt war und auch gleich alle wichtigen Untersuchungen hinter sich gebracht hatte, hieß es abwarten auf die Ergebnisse. Diese Zeit war auch für mich kraftraubend, aber ich ließ mir nichts anmerken, da man als Mann ja stark sein muss. Insgeheim hoffte ich, dass alles nur falscher Alarm war.

Den Tag der Entscheidung erlebte Anna leider ohne mich, ich war wieder zuhause auf Arbeit. Abends klingelte das Telefon, ich sah an der Nummer, dass es Anna war. Auf einmal hatte ich ein komisches Gefühl im Magen, es sollte mich nicht täuschen. Ihre Stimme klang sehr ruhig und gefasst. Ich fragte sie nur: Und, alles gut? Dann hörte ich eine zittrige Stimme, die mir antwortete: Schatz, ich habe Brustkrebs, einen sehr aggressiven. Mir blieb die Spucke weg und ich versuchte sie gleich aus der Ferne zu trösten. Soll ich kommen? Wir schaffen das zusammen, waren meine Worte. Die nächsten Tage und Wochen waren sehr intensiv für uns beide. Anna bekam zuerst und relativ schnell eine Chemotherapie, bevor man dann den Tumor aus der Brust operativ entfernte. Zum Glück hatte sie sehr gute Ärzte. Man konnte den Tumor entfernen, ohne die komplette Brust wegnehmen zu müssen. Nach der Operation war klar, zuerst musste sie wieder auf die Beine kommen, und vor allem ihr Immunsystem musste gestärkt werden, bevor die Bestrahlung beginnen konnte. Die Chemotherapie hat Anna viel Kraft gekostet. Ich versuchte auch in der Zeit, in der ich nicht bei ihr sein konnte, ihr zur Seite zu stehen und sie zu unterstützen. Ich suchte für sie schöne Strickmützen aus, die sie während der Zeit ohne Haare tragen konnte. Ich versuchte ihr Kraft und Mut zuzusprechen und ihr Halt in dieser schwierigen Zeit zu geben. Ich hatte auch einen guten Mitstreiter, ihr ein und alles. „LUCKY“, mein Labrador-Rüde und Annas bester Freund. Die Spaziergänge mit ihm und mir taten ihr sehr gut und sie hatte außer mir noch jemanden zum Kuscheln. Es war schön zu sehen, wie es Anna von Tag zu Tag besser ging. Leider braucht so eine Krankheit seine Zeit, auch der Körper, der in dieser Zeit viel Kraft und Energie verbraucht, muss sich erst regenerieren. Man selbst kann das nur mitfühlen, wenn man das alles selbst auch durchgemacht hat.

Und zum Glück hatte ich bis dahin noch keine Krebs-Diagnose. Ich kann nur den Hut vor ihr ziehen vor dem, was sie durchleben musste. Allein die Chemotherapie hätte mich schon an Rand der Verzweiflung gebracht. Mir hat es gereicht, die Bilder zu sehen, wie sie im Stuhl liegt und die Hände und Füße mit Kühlkompressen bedeckt waren, um sie zu kühlen. Der Rest des Körpers war mit einer Decke umhüllt. Daneben stand der Ständer mit den Medikamenten und Infusionen. Und trotz allem kam ein Lächeln über ihre Lippen. Ich habe heute noch die Bilder vor mir und denke trotz allem positiv in die Zukunft. Zum Glück ist Anna seit fünf Jahren wieder krebsfrei. Sie ist eine lebensfrohe Frau, die wieder schöne und große Wanderungen in den Schweizer Alpen mit ihrer Freundin machen kann. Klar hat sie heute immer noch ein komisches Gefühl, wenn sie ihre jährliche Nachsorgeuntersuchung machen lässt. Im Hinterkopf ist immer noch der Gedanke: Hoffentlich ist alles noch gut.

„UND ES IST ALLES GUT.“



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