Читать книгу "Gedankeninferno" - Andreas Meyer - Страница 8
ОглавлениеThema Vorsorge
Ich war nie ein Held der Vorsorgeuntersuchungen, vor allem nicht in dem Bereich der Urologie. Meine Vorstellungen von einer Vorsorgeuntersuchung verliefen in meinem Kopf wie ein Horrorfilm ab. Und dass, obwohl ich erst einmal eine solche Untersuchung über mich ergehen lassen musste, damals bei der Musterung in der Bundeswehr. Dort durfte ich mich bei dem Gesundheitscheck vor dem Stabsarzt frei machen, sodass er mir dann seinen Finger zur Untersuchung in den Popo stecken musste, um dann etwas abzutasten. Ob dies etwas mit der Vorsorgeuntersuchung für Prostatakrebs zu tun hatte, konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht wissen, weil man ja auch nicht richtig aufgeklärt wurde. Was heißt eigentlich Vorsorge? Vorsorge bedeutet nichts anderes als Prävention, um Risiken zu verringern, beziehungsweise es gar nicht so weit kommen zu lassen. Wir alle machen es mehrmals täglich. Zahnpflege ist eine Prävention gegen Karies- und Parodontose- Vorbeugung. Jeder weiß, dass nach jedem Essen Mundhygiene angesagt sein sollte, man predigt es ja auch seinen Kindern, und keiner hat Angst davor. Es wird automatisch gemacht, ohne weiter darüber nachzudenken. Beim Thema Krebsvorsorge wird stattdessen überlegt: Soll man jetzt oder soll man erst später gehen? Ich persönlich habe mir diese Fragen nie gestellt, da ich gesund war, und darum das Thema Krebs für mich so weit weg war, wie für andere Menschen ein Bericht in den Nachrichten über einen Selbstmordattentäter in Afghanistan. Ehrlich gesagt, ich weiß selbst nicht, wie viele Arten von Krebs es wirklich gibt. Ich denke viele, denn der Körper eines Menschen hat genügend Angriffsstellen, um Tumore zu bilden. (Brustkrebs, Darmkrebs, Hautkrebs, Lungenkrebs, Prostatakrebs, Eierstockkrebs usw.) Was sagt uns das? Vorsorge ist heutzutage wichtiger denn je. Darum finde ich, dass jeder von uns seinen Arzt des Vertrauens aufsuchen sollte, um mit ihm dieses Thema gemeinsam anzugehen. Dazu habe ich eine kleine Geschichte, die ich Euch erzählen möchte. Sodbrennen kennt wahrscheinlich jeder von Euch. Es gab eine Zeit, da hatte ich nur noch Sodbrennen, nach jedem Essen. Ich holte mir aus der Apotheke ein Gel gegen Sodbrennen. Den Gedanken, zum Arzt zu gehen und nachzusehen, verdrängte ich galant. Und wieso? Ich hatte Angst, mich einer Magen- und Darmspiegelung zu unterziehen, diese könnte ja unangenehm und schmerzhaft sein. Deshalb war der Weg in die Apotheke einfacher. Das hört sich alles schon komisch an: Koloskopie (Darmspiegelung) oder Gastroskopie (Magenspiegelung). Leider wurde das Sodbrennen nicht besser, sondern schlimmer. Ich war gezwungen, meinen Hausarzt aufzusuchen. Er überwies mich zu einer Internistin ganz in der Nähe. Als ich zum Termin in die Praxis ankam, wurde ich sehr freundlich von einer Arzthelferin begrüßt. Nach einer kurzen Wartezeit wurde ich aufgerufen und ging mit der Arzthelferin in den Behandlungsraum. Einige Minuten später öffnete sich die Tür und eine Frau Mitte 50 in einem weißen Arztkittel kam herein. Sie hatte auf mich sofort eine positive Ausstrahlung. Ich hatte von der ersten Minute an ein gutes Gefühl. Sie erklärte mir den Eingriff und das Vorgehen mit dem Koloskop. Was ich nie vergessen werde sind ihre ersten Worte vor dem Beginn der Untersuchung: Herr Meyer, haben Sie keine Angst. Sie schlafen ein wenig und ich schaue mir Ihr Innenleben an. Mit einem Lächeln gab sie mir die Spritze des Vergessens und zwanzig Minuten später war alles vorbei. Seither lasse ich mir alle zwei Jahre einen Termin zur Vorsorgeuntersuchung geben und freue mich sogar auf die Untersuchung. Danach weiß man genau, dass alles in Ordnung ist.
Das beruhigt ungemein und tut gar nicht weh. Bei mir wurde eine erhöhte Magensäureproduktion erkannt, was ich jetzt durch Tabletten in den Griff bekommen habe. Einen Baustein zum Thema Vorsorgeuntersuchung habe ich gelegt. Aber bis alle Bausteine zusammengeführt sind, fehlen noch ein paar Untersuchungen. Wenn alle Vorsorgeuntersuchungen so unkompliziert vonstatten gehen würden, wäre das Thema überhaupt kein Problem in der Gesellschaft. Männer nutzen das Angebot zur Vorsorge nur sehr sporadisch. Lediglich 50 Prozent gehen regelmäßig zum Arzt, etwa 30 Prozent dagegen überhaupt nicht. Und gerade einmal jeder Zehnte nutzt das Angebot zur Krebsvorsorge, und das, obwohl Krebserkrankungen an zweiter Stelle der häufigsten Todesursachen stehen. Mit der richtigen Vorsorge können jedoch viele Krankheiten frühzeitig erkannt und behandelt werden. Sogar, wenn man sich rundum gesund fühlt, können Risiken und Hinweise auf Erkrankungen durch eine Früherkennungsuntersuchung entdeckt werden. Und je früher eine Krankheit erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Im Fokus stehen hierbei nicht nur Tumore, sondern auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die ebenfalls zu den häufigsten Todesursachen der heutigen Zeit zählen. Im Folgenden gebe ich Euch eine Übersicht über die wichtigen Vorsorgeuntersuchungen zur Früherkennung für den Mann. Hier ein Beispiel: Hodenkrebs macht zwar lediglich 1,5 Prozent aller bösartigen Krebserkrankungen aus, kann unerkannt aber sehr gefährlich werden. Der Krebs tritt meist im Alter zwischen 20 und 25 Jahren auf. Im besten Fall stellt der Arzt die Diagnose, bevor sich die bösartigen Tumorzellen im Körper verbreiten. Denn auch hier gilt: Je früher der Krebs entdeckt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Hodenkrebs ist mittels moderner Chemotherapie und Bestrahlung sehr gut behandelbar. Für Hodenkrebs gibt es keine spezielle Vorsorgeuntersuchung.
Die Verantwortung liegt daher bei jedem selbst: Bereits in der Pubertät ist das Abtasten der Hoden auf Verhärtungen oder Vergrößerungen, die auf Krebs hindeuten, wichtig. Spätestens ab dem 18. Lebensjahr sollte man sich einmal pro Monat die Hoden untersuchen. Bei Auffälligkeiten sollte man sich nicht scheuen, gleich zu einem Urologen zu gehen. Am besten ist es, wenn man frühzeitig einen Vorsorgetermin ausmacht.