Читать книгу Boabdil - Andrej Melehin - Страница 10

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Der dritte Tag

Nachmittag

Als ich erwachte, war er noch immer da. „Boabdil, komm zu mir, ich kann nicht mehr“, flüsterte ich ihm zu. Er sah mich aufmerksam an, als ob er prüfen wollte, ob ich ihn nicht anlog. Dann drehte er sich und schritt langsam in meine Richtung. „Näher bitte, noch näher!“ Reden konnte ich nicht mehr. Der Satz war mehr laut gedacht als leise gesprochen. Boabdil kam dichter heran und blieb direkt neben mir stehen. Nach einigen Minuten fasste ich mit meiner Linken den Steigbügel, zog mich, soweit es ging, hoch, biss mich mit den Zähnen im Leder der Riemen fest, fasste mit der Hand nach – und stand aufrecht. Boabdil bewegte sich nicht. Erschöpft lehnte ich mich an ihn. „Kannst du mich tragen?“ Es war eine ehrlich gemeinte Frage, denn Boabdil war bisher von mir noch nicht geritten worden. Ich hatte es noch nie gemocht, nach ein paar Minuten Bekanntschaft auf ein Pferd zu springen und dort den großen Herren zu spielen. Hier war alles anders. Wirklich alles.

Ich hatte es ihm nicht befohlen, das konnte und wollte ich nicht. Es war eine Bitte, eine einzige Bitte um Hilfe. Der Hengst linste in meine Richtung und bei mir kam eindeutig eine Erlaubnis an. „Danke“, flüsterten meine ausgetrockneten Lippen. „Danke.“ Ich atmete noch einmal tief durch, nahm meine fast schon gewohnte Position neben ihm ein, versuchte dabei, einen Großteil meines Gewichts auf ihn zu verlagern und griff mit meiner Linken an den Sattel. Mit dem gesunden Arm zog ich mich etwas hoch, hielt das ganze Körpergewicht nur mit dem Arm, steckte schnell meinen linken Fuß in den Steigbügel, zog kräftig mit dem linken Arm, um mich nach oben zu bewegen, und begriff, dass meine Kraft dazu nicht mehr reichte. Ich verlor das Gleichgewicht. Beim Versuch, mich mit der rechten Hand am Sattel festzuhalten, handelte ich mir heftigste Schmerzen ein. Dann fiel ich auf meinen rechten Fuß. Es tat so höllisch weh, dass ich das Bewusstsein verlor, noch bevor mein Körper ganz auf der Erde aufgeschlagen hatte.

Boabdil

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