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Prolog

Auf der Flucht

Die 80er Jahre waren in England eine Zeit des Umbruchs. Mrs. Thatcher sorgte für den Niedergang der übermächtigen Gewerkschaften und privatisierte alles, was sich privatisieren ließ. Es gab Armut, wo früher Bergbau, Stahl- oder Textil-Industrie blühten, und es gab Wachstum bei denen, die bereits einen gewissen Wohlstand hatten. Thatcher führte uns in den Krieg und stellte sich quer gegen ganz Europa. Dennoch war dies der Grundstein für den späteren Wohlstand, nur merkte das kaum jemand.

Punkrock gab dem Protest der Jugend eine Stimme, und tabulose Satiriker verpassten allem, was heilig war, einen Denkzettel. Man konnte den Frust dieser Zeit tatsächlich nur mit bissigem Humor und Selbstironie bewältigen.

Ich wohnte in einer Kleinstadt südlich von Manchester. Eine Stadt, die ziemlich wenig zu bieten hatte. Viele Backsteinhäuser und kleine Fabriken gab es hier, verteilt am Anfang der Pennines, der Hügel-Kette, die nach Newcastle reicht und Nord-England in Ost und West teilt. Vor uns lag die Cheshire Plain, eine grüne Ebene mit großen Bauernhöfen und Landsitzen der früheren Textilbarone. Hinter uns eine ewig weite, hügelige Landschaft, bemustert mit Steinmauern, Schafen, Kühen und Tälern mit kleinen Bächen und Wasserfällen. Im Sommer fruchtbar grün, mit langen warmen Nächten, im Winter Schnee, kalt und mit viel zu kurzen Tagen.

Als dritter von vier Söhnen hatte ich eine sehr glückliche Kindheit. Wir waren nicht reich, aber es fehlte an nichts. Wir hatten kein Auto, sind aber viel gewandert. Wir fuhren zwar nicht jedes Jahr in den Urlaub, aber dafür hatten wir weite Felder vor der Haustür.

Nach der Schulzeit verteilten sich meine Freunde in ganz Großbritannien, erst wegen der Uni und dann wegen ihrer Berufe. Ich studierte Chemie in der Nähe von Newcastle und wollte auf keinen Fall zurück in meine verwaiste Heimat. Es war aber nicht leicht, eine Arbeitsstelle zu bekommen, und so landete ich zu meinem Bedauern 30 Meilen nordöstlich entfernt von meinen Eltern bei einer kleinen Firma.

Wie fast überall in England wurde man bei der Arbeit mit dem Vornamen angesprochen, die Anstrengungen im Job wurden mit viel Sarkasmus bewältigt. Es gab auch einem gesunden Realismus, was die unsichere Zukunft der Firma betraf.

Meine Arbeitsstätte lag dort an der Pennines, wo jedes Antlantik-Tief zunächst auf Land über 300 Meter Höhe traf, die Wolken stauten sich an den Hügeln und es regnete; es war meistens nass und grau. Die Privatisierung der Textilindustrie hinterließ etliche leere Fabriken, die Industriegebiete waren wie Geisterstädte und die Arbeitersiedlungen verarmt. Die Leute waren nett und freundlich, aber ich fand es deprimierend und war einsam.

Ich suchte einen neuen Job, egal, wo. Ein großer deutscher Konzern suchte Ingenieure mit Berufserfahrung und ich wurde zu einem Vorstellungsgespräch nach London eingeladen. Drei Monate später hatte ich ein Stellenangebot in München.

Es war ein großer Schritt, aber ich hatte nichts zu verlieren.

Ein Hellas Bitte!

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