Читать книгу Ich atme ein – Ich raste aus! - Angela Dumrath - Страница 8

5.AUF DER SUCHE NACH IRGENDWAS

Оглавление

Der Jahreswechsel hat schon immer was Besonderes mit uns Menschen gemacht. Geht es Ihnen auch so? Alles, was man in den letzten 12 Monaten nicht geschafft hat, schiebt man auf die Tage zwischen den Jahren. Z. B. Schreibtisch aufräumen, alte Zeitungen aussortieren, Schlafzimmer streichen, Schränke ausmiste. Bei der Verrichtung dieser Arbeiten fällt einem so by the way ein, dass man mal wieder zu wenig Sport gemacht hat, Tante Else und Onkel Heinrich im Altenheim noch auf einen Besuch warten und auf dem Speiseplan immer noch zu viel Fleisch steht. Die Aufnahme frischer Luft bei Wind und Wetter ist auch eher dürftig ausgefallen. Das soll nun aber in den neuen 12 Monaten, die vor uns liegen, endlich gelingen.

Nach all den schrecklichen Nachrichten, die wir uns in den letzten Tagen des Jahres anhören mussten, begab ich mich auf die Suche nach mehr Sinnhaftigkeit für das neue Jahr, nach irgendwas, was richtig ist, sich gut anfühlt und schön wäre, es mit jemandem zu teilen. Ich hatte mir vorgenommen, auf gar keinen Fall Frauenzeitschriften lesen, die jedes Alter schönreden, die auf vier Seiten ein Programm zum Abnehmen vegetarisch und vegan vorstellen, um dann auf 20 Seiten Rezepte von den leckersten Kuchen mit doppeltem und dreifachem Boden, Schokolade, 6 Eiern, ½ Pfund Butter und ½ l Schlagsahne das liebe Frauchen backen lässt. Außerdem Anweisungen für stylische Frisuren abbildet und dabei das neue Granny-Grau als „must have“ für blutjunge Frauen anpreisen. Eine Investition, die sich nun wirklich nicht lohnt. Im Laufe der Jahre bekommt man graue Haare ganz umsonst.

Und dann ist es mir doch wieder passiert. Ich kaufte mir „Viktoria“ mit der verheißungsvollen Schlagzeile „Heute probiere ich mein Glück.“ Dabei weiß ich doch ganz genau, dass die Frage, was „Glück“ ist, niemand zuverlässig beantworten kann, nicht mal der oberste Chef im Himmel. Der ist eher genervt von dieser Art von Fragen. Ich habe vernommen, dass er mal geantwortet haben soll „sucht euer Glück ohne mich und wenn ihr es nicht sehen könnt, seid ihr selbst schuld.“ Mir leuchtete das seinerzeit ein. Aber diesen warnenden Satz hatte ich beim Erwerb der Zeitung total vergessen. Die Strafe folgte auf den Fuß. Ich erhielt Ratschläge, wie mein Körper sprechen sollte, wenn ich eine Gehaltserhöhung für mein Glücklichsein anstrebe. Power-Posing nennt sich die Übung: „Festen Stand suchen, dabei die Beine leicht auseinander, die Hände in der Hüfte aufstützen, aufrichten und Kopf hoch.“ Mit dieser Haltung vergrößere sich die Fläche und mache mutig. Es sei ein ganz simpler Trick aus der Tierwelt. Ja da schau her, das hat meine Mutter auch schon so gemacht, wenn sie mir vorhielt, dass ich ungezogen gewesen sei.

Mit der Haltung also soll ich mich glücklich fühlen und mehr Geld bekommen? Weitere Wege zum Finden des vermeintlichen Glücks sei das Loslassen und neue Wege gehen. Hierzu wurde folgende hilfreiche Übung angeboten. Man solle ein unbekanntes Restaurant aufsuchen, sich die Speisekarte ansehen und sich für das Gericht entscheiden, welches das Herz (also nicht den Magen) erreicht. Erst wenig später übernehme der Verstand und sortiert nach Fettgehalt, Kalorien, Inhaltsstoffen, Preis und würde somit eine Vernunft-Entscheidung erzwingen. Damit sei der Weg versperrt, sich glücklich zu essen. Es sei krankhaft, immer nur dem Kopf zu gehorchen und man verpasse die Chance auf ein wenig Glück.

Laut WHO gilt ab sofort als krankhaft:

Wenn man über den Verlust eines lieben Menschen länger als 14 Tage trauert.

Wenn einen ab und zu Heißhungerattacken überfallen.

Wenn Kinder zu heftigen Wutausbrüchen neigen.

Wenn öfters mal die Haut juckt. In der Fachsprache nennt man das „Skin-Picking-Störung.

Danach kann es überhaupt keine glücklichen Menschen mehr geben. Schließlich ist ja immer irgendwas. Selbstverständlich gibt es zu all diesen kranken Erscheinungen ein Medikament, die in der Zeitschrift beworben werden. Die Pharma-Industrie hat schon das Medikament, ehe es die Krankheit gibt. Welch‘ ein Glück aber auch.

„Der größte Luxus im Leben ist es, Chancen zu verpassen“, heißt es. Und die verpasst man, in dem man Gelegenheiten aus rationalen Gründen nicht wahrnimmt. Dabei kann man den Jokern, die einem das Universum vor die Füße wirft, restlos vertrauen: Das Schicksal hat ein wesentlich besseres Navi für unser Leben.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine zweifellos schöne glückliche Zeit.

Ich atme ein – Ich raste aus!

Подняться наверх