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6.SCHUSTER BLEIB BEI DEINEN LEISTEN

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Auf der Suche nach dem Glück verlassen Menschen ihre Lebenswege, um es in anderen Ländern zu finden. Ich bewundere das und ich gebe zu, ein wenig neidisch bin ich auch. Hätte man ja auch mal ausprobieren können. Aber mein Sinn für Realismus hinderte mich an solchen Abenteuern.

Da hat es den Versicherungsvertreter Manuel mit gutem Einkommen und seine Freundin Celina mit nicht abgeschlossenem BWL-Studium nach Thailand verschlagen. Sie waren in die Idee verliebt, Urlaubern in einer Strandbar die untergehende Sonne des Pazifiks auf einer Liegeterrasse als Freizeit-Event anzubieten. „Hier steppt der Papst und wir sind dabei.“ Sie packten ihre Koffer, machten alles zu Geld, was sie nicht mitnehmen wollten und starteten voller Tatendrang in ein freies und selbstbestimmtes Leben. Dumm war nur, dass beide sich mit ihrem Schul-Englisch bei Behörden und Vermietern durchwursteln mussten. Mit den gesparten Euros konnten sie knapp 3 Monate den Lebensunterhalt bestreiten. Sie standen unter Zwang, schnell Geld zu verdienen. Es musste alles zügig vorangehen. Ging es aber nicht. Die Wohlfühloase lag abseits der Touristenmeile, dafür aber in unmittelbarer Nähe zum Strand. Ein Vorzug gegenüber allen Bierkneipen dachten sich die Auswanderer. Nein, war es nicht.

Die Erlaubnis zum Betreiben der Bar ließ auf sich warten und verschlang letztendlich eine Menge Geld. Die romantische Strandhütte bedurfte einer Grundsanierung. Die thailändischen Arbeiter ließen sich nicht dazu drängen, ihren Arbeitsablauf zu beschleunigen. Mal kamen sie, mal nicht. Manuel selbst konnte nicht mit anpacken, da zwei linke Hände ihn daran hinderten. Dafür kaufte er schon mal reichlich Alkohol für die Drinks. Celina übte das Herstellen von hippen Getränken. Dabei vergeudete sie Unmengen des kostbaren Nass. Manuel probierte zum Wohle der Besucher bis zum Koma die seltsamen Mischungen aus. Eine davon bestand aus Waldmeister-Wackelpudding aufgefüllt mit Hochprozentigem. Allein die giftgrüne Brühe würde die Besucher abschrecken. Auch sahen sie nicht ein, den Bau-Müll wegzuräumen. Dafür legten sie sich auf die Holzterrasse für ein Schäferstündchen bei herabsinkender Sonne. Beide sahen vor ihren Augen, wie Heerscharen ihre Bar stürmten. Bemerkten dabei nicht, dass sie beobachtet wurden. Zwei Männer gaben sich als Polizisten aus, die Geld für die ausstehende Bewilligung verlangten. Manuel zögerte und die Männer bekräftigten ihre Forderung mit zwei Schüssen in den Sand. Zähneknirschend berappte er die Summe. „Setz nicht die Segel auf, wenn der Wind aufbraust“, dachten sich Manuel und Celina. Stürmen tat es allerdings. Ein Unwetter riesigen Ausmaßes fegte über den Strand und faltete das romantische Holzhaus samt Mobiliar zu einer Streichholzschachtel zusammen. Das Pärchen hatte A gesagt. Zum B reichte es nicht mehr. Es blieb nur ein Neuanfang in Deutschland.

Erich B. flüchtete nach seiner gescheiterten Ehe nach Mallorca, der Sonneninsel der Deutschen. Dort wollte er „Schnitzelkönig“ am Ballermann werden. Nicht bedacht hatte er, dass er die Zubereitung von Essen nicht beherrschte. Er war Handwerker. Das würde sich schon ergeben, frohlockte er bei Freunden, die skeptisch das Vorhaben betrachteten. Ziemlich einfach sei es, einen Koch zu engagieren. Bier zapfen könne er auch ohne Ausbildung in der Gastronomie. Dumm war nur wieder auch, dass sich auf der berühmten Meile schon solche Tempel der Gaumenfreuden etabliert hatten. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als in einer Nebenstraße ein kleines Bistro anzumieten. Die vorherigen Mieter mussten aufgeben, weil das Konzept nicht funktionierte. Das machte Erich keinesfalls stutzig. Voller Tatendrang renovierte er das herunter- gekommene Lokal. Einen Koch hatte er bereits gefunden. Leider war es mit dessen Zuverlässigkeit nicht weit her. Die Eröffnung stand bevor. Jedoch konnte nicht gebrutzelt werden, weil der Mann, mit dem er Mallorca revolutionieren wollte, nicht erschien.

Außerdem hatte Erich die Tochter von Roberto Blanco zur Einweihungsfeier geladen. Die sagte jedoch ab, weil sie Vegetarierin sei und ihren Namen nicht für eine Schnitzelbude hergebe. Die Genehmigung der Behörden lag auch noch nicht vor. Erich startete, alle Warnungen in den Wind schlagend, wenige Tage später sein kleines Unternehmen. Ohne Einnahmen wäre sein Traum zerplatzt.

Die Konkurrenz schlief nicht. Es dauerte keine zwei Stunden und die Polizei schloss den Laden. Die knappen Geldmittel aufgebraucht, sagte Erich dennoch B. Er bot nun Reparaturarbeiten aller Art für Haus und Hof an. Gerade das wollte Erich nicht mehr, sich nicht mehr abbuckeln und um Aufträge betteln. Mangels Sprachkenntnissen funktionierte auch diese Geschäftsidee nicht. Erich verschwand spurlos.

Fazit: Wer A sagt, muss nicht zwangsläufig B sagen, wenn es sich herausstellt, dass A falsch war.

Ich atme ein – Ich raste aus!

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