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17.12.15 (Brief)

Liebe Tante (Vorname kann ich nicht erwähnen)

Ich habe Heute einen Brief von Dir erhalten. Du schreibst immer sehr nette Briefe, vor allem zu Weihnachten.

Leider hat mir Dein Brief so sehr geärgert dass ich es sofort vernichten musste. Vielleicht bis Du jetzt beleidigt, aber ich habe gelernt auf meine Stimme zu hören. Ich handle gerade sehr emotional aber nur so respektiere ich meinen Willen.

Ich möchte Dir und Deinem Mann sagen dass ich sehr enttäuscht von euch bin. Mein Mann und ich haben sehr schwere Zeiten durchgemacht. Wir sind jetzt geschieden, aber noch nicht ans Ziel angekommen. Wir haben zwei gemeinsame Kinder, und diese Kinder verbinden uns. Werden es auch immer tun. Diese Kinder gehören auch zur gleichen Familie, und ich finde es nicht mehr als korrekt wenn wir uns trotzdem ab und zu sehen könnten.

Ich habe mein Leben noch nicht im Griff, in bin Ende September alleine mit den Mädchen umgezogen. Ich habe festgestellt, dass niemand, gar niemand, da ist wenn ich Hilfe brauche. Mein Mann wird nun jetzt seinen Weg machen. Ich war immer dabei und habe ihm beim Lernen sogut geholfen wie ich nur konnte. Jetzt bin ich alleine, alleinerziehend, krank und vor mir steht eine unsichere Zukunft bevor. Ich bin an zwei Kinder gebunden, bin stellenlos und kann für eine längere Zeit nicht mehr 100% ig arbeiten. Die Freunde, die ich hatte, haben mich verlassen. Alles was ich hatte ist weg. Gott ist aber bei mir, und hat erlaubt, dass ich in der Klinik neue Freunde kennenlernen durfte. Viele sind verloren gegangen, aber die ehrlichsten sind geblieben. Was ich dieses Jahr durchgemacht habe, möchte ich niemals mehr erleben.

Vielleicht wisst ihr ja schon dass ich im Februar Selbstmord begangen habe. Ich habe soviele Tabletten geschluckt dass meine Leber ausgestiegen ist. Ich wollte nicht mehr leben. Dass die Kinder da waren, war mir egal. Einige Leute wissen was ich gemacht habe, und es wird erzählt. Aber sie kennen nicht die Wahrheit, denn die Wahrheit ist dort versteckt wo es dunkel ist.

Ich stehe da in einem Leben dass ich nie wollte, ich wollte doch nicht zu „denen“ gehören die alleinerziehend sind? Ich wollte auch nicht zu „denen“ Müttern gehören deren „Batterien“ schon am Mittag leer sind? Und ich wollte auch nicht zu „denen“ gehören die ständig jede Münze umdrehen müssen?

Aber es ist so gekommen, und ich bin erleichtert. Wir hatten andere Vorstellungen was eine Beziehung ausmacht. Und dass eine Beziehung genährt werden muss, das wussten wir nicht genug.

Ich stehe jetzt hier und schreibe diesen Brief, in einer Nacht, damit ich meine Gedanken loswerden kann.

Ich gehe davon aus dass meine Worte bei euch gut ankommen. Ich gehe davon aus, dass ihr mehr wisst als ich denke. Und ich stehe zu meinen Worten, auch wenn sie hart sind. Ich weiss in der Zwischenzeit bei welchen Leuten die Ehrlichkeit zuviel ist. Aber euch schätze ich nicht so ein.

Ich wünsche Euch von ganzem Herzen Freude und Ehrlichkeit zueinander. Das was man unterdrückt frisst uns auf, besser wir lassen es raus.

Ich schreibe momentan ein Buch und dort sind alle meine Gedanken erwähnt.

Alles Gute und Schöne Weihnachten!

Angela

Alles aus meiner Hand

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