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Flucht aus Constantinopolis 337 n. u. Z.

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Daphne war einst eine schöne Frau. Ein aufmerksamer Beobachter vermochte noch immer, einen Schimmer jugendlichen Glanzes auf ihrem Gesicht zu erahnen. Ihre schlanke Gestalt harmonierte mit der mittleren Körpergröße und den grazilen Händen und Füßen. Das gelockte Haar glänzte um die Wette, mit der mit Perlen bestickten, weißen Tunika, die ihren Körper sanft umspielte. Aufrecht, die hohe Stuhllehne kaum berührend, saß Daphne inmitten von Blumen und blühenden Sträuchern auf dem Dachgarten ihres Stadthauses in Constantinopolis (Konstantinopel).

Das luxuriöse Anwesen, ein Geschenk Kaiser Konstantins, des Gönners ihrer Familie, den die Byzantiner bald nach seinem Tode den „Großen“ nennen würden, lag neben dem kaiserlichen Palast von Constantinopolis. Konstantin verlangte Daphnes Ehemann, Senator Gaius Antonius Rufus Vitruv, in seiner Nähe zu wissen. Vitruvs wiederholt scherzhaft geäußerte Vermutung, dass der Kaiser mehr Interesse an Daphnes Nähe habe, rief bei ihr stets nur die Andeutung eines Lächelns hervor. Regelmäßig hatten Vitruv und Daphne zu intimen Gesellschaften in ihr Haus geladen. Konstantin und die Mitglieder der kaiserlichen Familie waren den Einladungen gerne gefolgt.

In den letzten Jahren erstrahlte das Anwesen selten im Glanz alter Zeiten, als berühmte Geistliche und Philosophen aus den Provinzen des römischen Imperiums und fernen Ländern Constantinopolis besuchten. Es war für sie eine Ehre, Daphne ihre Aufwartung zu machen, der Tochter des römischen Senators Titus Cornelius Orestes und Witwe des ehemaligen Statthalters der Provinz Belgica Prima. Aber hauptsächlich erregte Daphnes Bibliothek die Neugier der Besucher, eine der größten des Römischen Reiches, mit kunstvoll bemalten Papyrusrollen und Kodizes (als Block gefaltete Pergamentblätter, eingeklemmt zwischen zwei Holzbrettchen), die aufgeschichtet auf langen Regalen lagen. War der Gast gelehrt und anregende Gespräche zu erwarten, ließ Daphne alle Räume hell erleuchten und die Schutzbezüge von den bequemen Klinen, den Ruhe- und Speiseliegen entfernen. Im Garten brannten Fackeln und im triclinium, dem Speisezimmer, trugen festlich gekleidete Sklaven köstlich zubereitete Speisen aus den entferntesten Provinzen des Reiches auf, von denen viele der Gäste vorher weder gehört noch gekostet hatten. Wenn die leiblichen Genüsse befriedigt waren, lasen die gelehrten Männer entzückt die alten Werke griechischer Philosophen. Häufig entschlossen sie sich erst, nach mehreren Wochen und schweren Herzens, das gastliche Haus zu verlassen. Ohne Gäste bestimmten die Einnahmen leichter Mahlzeiten Daphnes Tage, im Winter in der Bibliothek zwischen ihren geliebten Büchern, im Frühjahr, sobald die Sonne warm genug schien, auf der Dachterrasse. Kurze Spaziergänge im Park des Anwesens schlossen sich ebenso bei kaltem Wetter und Regen an. Einmal wöchentlich besuchte Daphne die vor vielen Jahren von ihr und der Kirche von Constantinopolis gegründeten sozialen Einrichtungen, die am Abhang der antiken Akropolis in Richtung Goldenes Horn lagen. Das Waisenhaus, die Schule, das Hospiz und das Haus für alte, gebrechliche Menschen ohne Familie unterhielt hauptsächlich die Kirche. Nicht zuletzt die Zuwendungen aus Daphnes und anderer reicher Christen Vermögen ermöglichten die Versorgung der bedürftigen Menschen von Constantinopolis. Ebenso unterbrachen die Audienzen im kaiserlichen Palast Daphnes Tagesrhythmus, zu denen sie der Kaiser in den letzten Jahren immer seltener befohlen hatte. Dann kam ein Wagen des Palastes vorgefahren und brachte sie zur Chalke, dem Torbau des Palastgeländes am südlichen Ende des Augusteum, ein Platz, der sich südwestlich an die Hagia Sophia anschloss. Dort wurde sie von der kaiserlichen Garde begrüßt und durch Gänge und Höfe bis zum Daphnepalast geleitet. Mit heruntergezogenen Mundwinkeln, missmutig schweigend, empfing sie der feiste Obereunuch Eutropios. In der Funktion des „praepositus sacri cubiculi“, des Oberkämmerers, verantwortete er das „sacrum cubiculum“, das Heilige Schlafzimmer, des Kaisers und der Kaiserin und stand dem kaiserlichen Haushalt vor. Er begrüßte Daphne mit einer angedeuteten Verneigung, begleitete sie zu den kaiserlichen Privatgemächern und zog sich auf Wink des Kaisers hörbar grollend zurück. Zu seinem Kummer war es ihm zu keiner Zeit gelungen zu erfahren, was sein Herrscher mit der alten Frau seit so vielen Jahren, zu reden hatte.

Daphnes Blick schweifte über den Daphnepalast, den ihr Ehemann erbaut hatte. Vitruvs Überzeugung, dass der Palast nicht nach der im Park stehenden Skulpturengruppe aus Griechenland, die Daphne, Tochter des Peneios, fliehend vor Apollon darstellte, benannt war, sondern nach ihr, hatte Daphne lachend als Spekulation abgetan. Das Gelände mit dem Daphnepalast war mit Gebäuden unterschiedlicher Größe bebaut, verbunden mit dazwischenliegenden Höfen und Gärten, ähnlich wie die Paläste Domus Augustana und Domus Tiberana auf dem Palatin in Roma (Rom). Das Gelände lag westlich des Augusteum und breitete sich wie die Fangarme eines Kraken durch fortwährend neu erbaute Gebäude den Hang hinab in Richtung Marmarameer aus, das sich westlich mit den Fluten des Bosporus vereinigte. Seit der Bronzezeit lebten Menschen an den Ufern des Bosporus, der Landverbindung zwischen Europa und Asien. Die von der Ägäis in das Mare nigrum (Schwarze Meer) führende Meerenge war für die Griechen von entscheidender wirtschaftlicher Bedeutung. Hier fuhren die Schiffe entlang, die Athen und andere griechische Städte mit Getreide aus Ländern belieferten, die das Mare nigrum umgaben. Zur Sicherung des strategisch wichtigen Ortes gründeten megarische Siedler die erste Kolonie auf der asiatischen Seite des Bosporus mit Namen Chalkedon (Kadiköy). Die gegenüberliegende Seite des Bosporus besiedelten die Thraker (indogermanisches Volk). Siebzehn Jahre später kam es dort zu einer zweiten Stadtgründung durch die Megarer und Kolonisten der griechischen Städte Argos und Korinth: Sie nannten die Stadt thrakisch „Byzantion“ nach ihrem legendären Anführer Byzas aus Megara. Byzantion (Gebiet des Topkapi-Serails) lag auf der östlichen Spitze einer Halbinsel, die nördlich an das „Goldene Horn“ und südlich an das Marmarameer grenzte. Durch ihre ausgezeichnete Lage lockten beide Städte in den folgenden Jahrhunderten fremde Eroberer an und führten Kriege im griechisch-kleinasiatischen Raum. Ab dem Jahr 74 v. u. Z. war Byzantion Teil der römischen Provinz Bithynia, und Kaiser Vespasian gliederte die Stadt in das Römische Reich ein. Die Stadt führte jetzt den Namen Byzantium. Die erste Wasserleitung erhielt Byzantium unter der Herrschaft Kaiser Hadrians. 193 belagerte Kaiser Septimius Severus Byzantium, weil die Stadt seinen Gegner Pescennius Niger unterstütze. Im Winter 195/196, nach zweieinhalb Jahren Belagerung, kapitulierte Byzantium infolge einer Hungersnot, und Kaiser Septimius Severus zerstörte beide Städte. Auf Fürsprache seines Sohnes Caracalla wurde Byzantium wiederaufgebaut.

Zweiundsechzig Jahre später überfielen die Goten Byzantium, plünderten beide Städte und zerstörten sie.

In den nachfolgenden Jahrzehnten wuchs durch die ständige Gefahr germanischer Einfälle über den Danuvius (Donau) und drohender Kriege mit den Persern die Bedeutung der Osthälfte des Römischen Reiches. Das veranlasste die römischen Kaiser der ersten Tetrarchie (gemeinsame Herrschaft von vier Kaisern), ihre Residenzen in den Jahren nach 293 in den Ostteil des Reiches zu verlegen.

Heute, an einem heißen Sommertag des Jahres 337 fanden sich die Eliten des Römischen Reiches, Fürsten befreundeter Germanenstämme und unzählige hochrangige Entsandte ferner Länder in Constantinopolis ein, um Kaiser Konstantin, der mehr als dreißig Jahre über das Imperium geherrscht hatte, auf seinem letzten Weg zu begleiten.

Während Daphne die Chalke beobachtete, die sich jeden Augenblick öffnen würde, um den Trauerzug passieren zu lassen, trat ein Mann in mittleren Jahren hinter ihren Stuhl. Mit zartem Druck der Hände strich er ihr über die Schultern. Überrascht sah sie auf und ein strahlendes Lächeln glitt über ihr Gesicht. Als sie den großen Mann mit der kräftigen Statur und den rötlich-blonden Haaren, die er modisch bis zu den Augenbrauen und in den Nacken trug, ansah, dachte sie einen Augenblick zurück an das kleine Bündel Mensch, das ihr vor vielen Jahren an einem kühlen Abend im Mai im Garten ihrer Stadtvilla in Augusta Treverorum (Trier) von der alten Haushälterin des Bischofs Eustachius in die Arme gelegt worden war. Sie brachte das neugeborene Kind in das Sklavenhaus zu Philomena, die es der Sklavin Asina zum Nähren übergab. In den darauffolgenden Wochen hatte Daphne häufig nach dem Jungen gesehen. Es war nicht viel Zeit vergangen, seit der Herrgott einen ihrer Söhne wie zwei andere vor ihm, kurz nachdem er das Licht der Welt erblickte, zu sich genommen hatte. Wenn das fremde dicke Kind mit den roten Haaren sie mit seinem zahnlosen Lächeln anstrahlte, hatte sie gewünscht, dass es ihr Sohn wäre.

„Willkommen, mein lieber Germanicus, das ist eine Überraschung, dich in Constantinopolis zu sehen. Ich denke, du willst mir an diesem besonderen Tag Gesellschaft leisten“, sagte Daphne, stand auf und umarmte liebevoll den Mann.

„Herrin, wie könnte ich diesen Tag nicht zusammen mit Euch verbringen wollen, den Tag, an dem unser gemeinsamer Freund endlich vor seinem Christengott steht, und bestimmt früher, als er es sich gewünscht hat“, antwortete Germanicus lächelnd. „Ich habe Wichtigeres mit Euch zu besprechen: Eure Familie sorgt sich um Eure Sicherheit, jetzt wo Euer Beschützer nicht mehr unter uns weilt. Es ist immer ungewiss, was nach dem Tode eines Herrschers mit seinen Getreuen passiert.“ „Sorge dich nicht um mich, keiner wird einer alten Frau etwas zuleide tun. Ich kenne Konstantins Söhne und Töchter von Geburt an, ich bin keine Gefahr und das wissen sie.“

„Herrin, Ihr wisst nicht mit Bestimmtheit, was in den Köpfen und Herzen der Menschen vor sich geht, besonders in dem Augenblick, wenn sie Macht erlangen. Ich bin gekommen, um Euch nach Hause, nach Augusta Treverorum zurückzuholen. Eure Familie wartet auf Euch.“

Germanicus löste sich aus Daphnes Umarmung und half ihr, sich zu setzten.

„Du weißt, wie gerne ich seit Jahren in die Heimat zurückkehren möchte. Der Kaiser hat mir den Wunsch wiederholt abgeschlagen, obwohl er meine Gesellschaft oder meinen Rat seit Langem nicht mehr suchte.“

„Kaiser Konstantin ist tot, seine Befehle und Wünsche haben für Euch keine Gültigkeit mehr. Wir können abreisen, sobald Ihr Eure Vorbereitungen abgeschlossen habt. Ein Schiff wartet im Hafen, es wird uns in wenigen Tagen nach Portus Romae, dem römischen Hafen bringen (25 km südwestlich von Rom).“

„Du hast recht, Germanicus, jetzt hält mich nichts mehr in Constantinopolis. Aber ich muss mich an den Gedanken gewöhnen, diese Stadt zu verlassen, in der ich dreizehn Jahre gelebt habe.“

„Herrin, Eure Tochter Claudia und ich sind überzeugt, dass Ihr in Gefahr seid, bitte trefft Eure Entscheidung schnell.“

„Das werde ich, Germanicus. Schon Morgen sage ich dir, ob und wann ich Constantinopolis verlassen werde.“

Der Mann stöhnte leise, als er merkte, dass er seine Herrin heute nicht mehr von einer schnellen Abreise überzeugen würde.

„Herrin, es interessiert mich brennend, woran unser kaiserlicher Freund gänzlich unerwartet so plötzlich dahingegangen ist?“

Daphnes von feinen Fältchen durchzogenes Gesicht verzog sich zu einem spöttischen Lächeln.

„Unser Freund ist in den letzten Jahren dick und stiernackig geworden. Stell dir vor, er trug eine Perücke, und seine Eunuchen schminkten ihn, um die Zeichen des Alters zu verbergen. Aber mit seinem Tod rechnete niemand, der Kaiser selbst am wenigsten.“

„In Augusta Treverorum war Tagesgespräch, dass Konstantin plante, ein letztes Mal in den Krieg zu ziehen. Er soll erzählt haben, dass ihm nur noch der Sieg über König Shapur II. von Persien fehlen würde.“

„Germanicus, ich habe den Kaiser in den letzten Monaten nicht gesehen, aber der Hofmarschall war vor Kurzem mein Gast. Er erzählte, dass Konstantin sich über die viele Jahre anhaltende Christenverfolgung des persischen Königs empörte. Er fühlte sich für das Seelenheil aller Christen, auch der persischen, verantwortlich. Und es freute ihn, wieder in den Krieg zu ziehen. Die Vorbereitungen ließen den Kaiser mit jedem Tag jünger aussehen, er war aktiver und froher gestimmt als in den letzten Jahren. Prachtvolle Rüstungen wurden geschmiedet. Der Kaiser besuchte mit großem Gefolge den Hafen von Thessalonica (Thessaloniki), um die neu gebauten Kriegsschiffe zu besichtigen. Selbst ein Kirchenzelt für die Feier des Gottesdienstes fertigte man für den Feldzug an. Täglich mussten seine Heerführer ihn über alle Kriegsvorbereitungen informieren. Geplant war, das Heer in zwei Abteilungen aufzuteilen: Eine Abteilung sollte auf dem Landweg nach Osten aufbrechen, der Kaiser würde mit der gesamten Flotte durch den Golf von Astakos (Ismit) entlang der kleinasiatischen Küste nach der Provinz Syria segeln. Ich denke, dass Konstantin Shapur II militärisch überzeugt hätte, dass er für das Seelenheil der persischen Christen verantwortlich ist. Aber Gottvater hat ihn zu sich gerufen.“

„Herrin, ließ man Euch vor, damit Ihr dem verstorbenen Kaiser die letzte Ehre erweisen konntet?“

„Es dauerte mehrere Stunden, bis man mich vorließ. Jeden Tag kamen die Höflinge und machten dem Leichnam erneut die Aufwartung, als wäre ihr Herrscher weiterhin unter den Lebenden. Während ich vor dem Todeszimmer wartete, erzählte mir flüsternd der Hofmarschall, wie schnell die Krankheit unseren Freund schwächte: Weniger als sechs Wochen Krankenbett, gerechnet ab den Osterfeiertagen bis 22. Mai, dem Pfingsttag, an dem er starb. Stell dir vor, eine unbedeutende Erkältung, von seinen unzähligen Leibärzten nicht ausreichend behandelt, führte zu einem quälenden Husten, der über mehrere Wochen sein ständiger Begleiter wurde. Konstantin setzte noch nach Kleinasien über. Auf Drängen des Hofpoeten, Eusebius von Caesarea, zog er wie häufig in der Vergangenheit mit kleinem Gefolge in die Pythia Therme nahe Yalova. Aber das Thermalwasser, es ist 65° Celsius heiß, kohlensäure- und schwefelhaltig, verschaffte ihm keine Linderung, die Schmerzen in seiner Brust nahmen zu. Hinzu kam ein grüner Auswurf. Nachdem keine Besserung eintrat und hohes Fieber ihn weiter schwächte, brachte man ihn nach Helenopolis (Hersik), in die Stadt, der er den Namen seiner geliebten Mutter Helena gegeben hat. Im Bethaus der Märtyrer, am Grab des von Kaiserin Helena verehrten Lucian von Antiochia schickte er flehentliche Gebete für seine Genesung zu Gott empor. Der Hof war inzwischen in heller Aufregung und sandte berittene Boten zum Caesar Constantius, seinem zweitgeborenen Sohn. Wie du weißt, hat Constantinus von den drei Söhnen am meisten Ähnlichkeit mit dem Kaiser. Konstantin liebte diesen Sohn mehr als die anderen. Jetzt war es an der Zeit, durch Reiter den Senat der Stadt Roma und seine beiden anderen Söhne, Constantinus und Constans, in ihren Residenzen in Augusta Treverorum und Mediolanum (Mailand) zu benachrichtigen. Inzwischen wurde die Situation am Hofe immer dramatischer; denn der Kaiser fühlte den Tod nahen. Sein innigster Wunsch, die Taufe im Jordan zu empfangen wie unser Herr Jesus Christus, konnte sich nicht mehr erfüllen. Für die beschwerliche Reise ins Heilige Land hatte unser Freund keine Kraft mehr. Auf sein Verlangen brachte man ihn in seinen Palast Ankyron, nahe von Nikomedia (Ismit).“

„Ist nicht Basiliana, die Frau von Konstantins Halbbruder Julius Constantius, eine Verwandte von Bischof Eusebius von Nikomedia“, fragte Germanicus.

„Ja, der Bischof ist ein kluger Mann“, antwortete Daphne lachend. „Er hat durch diese Heirat seine hervorragende Position bei Hofe als wichtiger kaiserlicher Berater in kirchenpolitischen Fragen weiter ausgebaut, obwohl er nicht der orthodoxen, sondern der arianischen Glaubensrichtung angehört, die Konstantin bisher offiziell nicht unterstützt hat. Wie du dir denken kannst, eilte der Bischof sofort an das Sterbebett und taufte Konstantin wenige Stunden später als ersten römischen Kaiser. Der fromme Caesar Constantius war bei der Nachricht über den kritischen Gesundheitszustand des Kaisers aus dem syrischen Antiochia (Antyka), wo sich das Heer für den persischen Feldzug gesammelt hatte, im Eilmarsch an das Krankenlager seines Vaters geeilt. Der Kaiser übertrug ihm die Besorgung seines Begräbnisses. Es war Constantius, der die Conclamatio ausführte – den letzten Hauch des Sterbenden auffing, die Augen dem Verstorbenen schloss und mehrmals seinen Namen rief. Die Trauer bei den Adjutanten und den Leibwächtern des Kaisers war überwältigend. Sie warfen sich auf den Boden, zerrissen ihre Kleider und beklagten den Verlust ihres Herrn und Kaisers, ihres Vaters. Der Leichnam des Verstorbenen wurde gemäß Konstantins Anweisung in einem Trauerzug nach Hause in seine Stadt Constantinopolis gebracht.“

„Waren die beiden anderen Söhne des Kaisers inzwischen in Constantinopolis eingetroffen?“

„Ja. Stell dir vor, zusammen ließen Konstantins Söhne die schon viele Tage auf eine Audienz wartenden römischen Senatoren vor. Unmissverständlich machten sie den stolzen Herren klar - Konstantin hätte seine Freude daran gehabt, dass sie nicht den Anspruch des Senats von Rom und des römischen Volkes erfüllen würden, die ein Begräbnis in den Mauern der Capitale Roma forderten.“

„Die Entscheidung ist aus Sicht der Söhne Konstantins und des Senats von Constantinopolis verständlich, aber sie wird beim Senat von Roma und den Bürgern auf kein Verständnis stoßen.“

„Konstantin hat Roma nie geliebt. Er hielt die Senatoren für hochmütig. Seit dem tragischen Jahr 326, als die Römer ihren Unmut über den Kaiser mit Schmähschriften an den Häusern kundtaten, war seine Liebe zu der Stadt am Tiberis (Tiber) gänzlich gestorben. Als er von den Schmierereien an den Häuserwänden erfuhr, tobte er tagelang. Und als der römische Stadtpräfekt die Schuldigen nicht schnell genug fand, enthob er ihn seines Amtes und konfiszierte seinen gesamten Besitz. Der Mann war froh, dass seine Mutter, eine nahe Freundin von Kaiserin Helena, sich bei der Kaisermutter für ihren Sohn einsetzte; er wäre sonst hingerichtet worden.“

„Herrin, wer wurde zum Leichenmarschall ernannt?“

„Du glaubst es nicht“, antwortete Daphne lachend, „Constantius ernannte Quintus Metilius Calvus, der stolz die Ehre annahm. Seine theologischen Differenzen mit Konstantin, er gehört der arianischen Glaubensrichtung an, waren auf einmal vergessen. Seine Ehefrau Claudia Serapia kann seitdem die Nase nicht hoch genug halten. Wenn sie ausfährt, ist die Anzahl ihres Gefolges um das Doppelte gestiegen.“

„Auf dem Weg hierher hörte ich, dass die Menschen in den Straßen erzählen, ihr verstorbener Herrscher hätte die Macht nach seinem Tod nicht abgegeben und weiterregiert.“

„Die Dauer der Aufbahrung von acht Tagen war lang. Heute ist der 30. Mai; auch getaufte tote Kaiser werden mit der Zeit nicht frischer. Ich denke, dass sein Körper nach Art der Ägypter präpariert wurde.“

Spielerisch gab Daphne dem Mann, der jetzt neben ihr auf einem Sessel saß, einen zarten Schlag auf den Arm und sagte:

„Wir reden wenig respektvoll über unseren Freund, der jetzt neben dem göttlichen Herrscher sitzt.“

„Erzählt Herrin, sah der Kaiser prächtig aus auf seinem Totenlager?“

„Wie du dir denken kannst, achtete der Hofmarschall streng auf die Einhaltung des täglichen Hofzeremoniells. So war es allen Senatoren, Rittern und nicht zu vergessen den „Spitzmäusen des Hofes“ möglich, unseren Herrscher prunkvoll gekleidet zu sehen, während sie ihm ihre Aufwartung machten. Stell dir vor, eitel hat er kurz vor seinem Tod die Anweisung für seine Aufbahrung geändert: Konstantin war nicht bescheiden gekleidet und aufgebahrt, wie es sich für einen getauften Diener unseres göttlichen Herrn gehört, sondern er lag auf einem Bett aus purem Gold. Die Farbe seines Gewandes war nicht reines unschuldiges weiß, er trug ein prächtiges mit Blumen und Perlen besticktes purpurfarbenes Totenkleid. Obendrein auf dem Kopf das große Diadem. Ich bezweifle, dass dieser Pomp unserem himmlischen Herrscher gefallen wird.“

„Oh sieh´, die Chalke öffnet sich.“

Daphne beugte sich über das Geländer, um besser sehen zu können. Ihr Herz begann schneller zu schlagen und ihre Hände wurden feucht, als der von acht Rappen gezogene Wagen mit dem mit Schlachtenszenen verzierten Sarg aus Porphyr (purpurfarbenes Gestein vulkanischen Ursprungs) in ihr Blickfeld kam. Der mächtige Mann, der zu seiner letzten Ruhestätte am Nordstrang der Mese, der Hauptstraße von Constantinopolis, gefahren wurde, hatte in den vergangenen vierzig Jahren ihr Leben wiederholt in Bahnen gelenkt, die sie nur widerwillig gegangen war. Bisher war es ihr nicht möglich sich vorzustellen, dass sie am Ende ihres Lebenswegs frei war. Kein allmächtiger Kaiser würde erneut in ihr Leben eingreifen und sie durfte endlich zu ihrer Familie nach Augusta Teverorum zurückkehren.

Nachdem der ­Trauerzug das Palastgelände durch die Chalke verlassen hatte, bewegte er sich über die westlich an das Augusteum angrenzende Rhegia, die Paradestraße der Stadt, vorbei am Daphnepalast, den Zeuxippos-Thermen mit ihrem prächtigen Skulpturenschmuck und dem daran anschließenden Hippodrom, in dem mehrmals jährliche Wagenrennen stattfanden. Langsam zog der Zug in Richtung des der Göttin Tyche geweihten Heiligtums und des Millions, dem Meilenstein der Stadt. Dort begann die Mese, die auf beiden Straßenseiten mit Arkaden und Geschäften bebaute Hauptstraße. Hunderte von weinenden, klagenden Menschen säumten die Straße und verfolgten den Zug. Dem von Abteilungen des Heeres angeführten Trauerzug folgte der kaiserliche Sarg, umgeben von Lanzenträgern und Schwerbewaffneten. Hoch zu Ross ritt Caesar Constantius voran. Schweigend schloss sich die Menschenmenge dem Ende des Zuges an.

Als der Trauerzug nicht mehr zu sehen war, stand Daphne auf, wandte sich zu Germanicus und sagte:

„Ich wäre dir dankbar, wenn du mich zum Trauergottesdienst in das Mausoleum begleiten würdest, allein hätte ich wegen der Gefahr von Unruhen nicht teilgenommen.“

„Das wäre Euch gewiss schwergefallen. Ihr wollt mit eigenen Augen sehen, ob unser Freund es gewagt hat, sich einen Platz unter den Aposteln zu reservieren. Ich hörte in der Stadt das Gerücht, dass der Kaiser den Befehl erteilt hatte, seinen Sarg zwischen die zwölf Kenotaphe (Scheingräber) der Apostel zu stellen, um wie sie von den Christen Constantinopolis angebetet zu werden.“

Daphne antwortete lachend:

„Bei einem unserer letzten Gespräche erzählte mir der Kaiser glücklich, dass er diesen Ort zum Andenken an die zwölf Apostel erbauen ließ, nicht zum Gedächtnis an die zwölf heidnischen Götter des Olymps, wie geredet wird. Du hast recht mit deiner Vermutung, Germanicus. Im Mausoleum soll Gottesdienst gehalten werden. Sein größter Wunsch war tatsächlich, dass er in die Gebete für die Apostel eingeschlossen wird.“

„Unser Kaiser war nie demütig, aber das übertrifft alles bisher Dagewesene.“

Kopfschüttelnd stand Germanicus auf.

„Ich begleite Euch, Herrin, bis zum Mausoleum. Bitte habt Verständnis, wenn ich vor dem Eingang auf Euch warte. Das unwürdige Schauspiel sehe ich mir nicht an.“

Dankbar lächelnd zog Daphne den Kopf des Mannes zu sich herunter und gab ihm einen Kuss auf die Stirn.

Eine halbe Stunde später stiegen beide in schwarze Gewänder gekleidet in ihren Wagen. Im Schutz bewaffneter Sklaven fuhren sie die Küstenstraße entlang, um den Trauerzug auf der Mese zu umgehen. Schon von Weitem sah man das Mausoleum, ein hohes Gebäude, das in den gebrochenen Sonnenstrahlen hellgolden glänzte. Das Dach war zum Schutz gegen Regen nicht mit gewöhnlichen Ziegeln, sondern mit Erz gedeckt; ringsherum lief ein zierliches Gitter aus Gold und Erz. Das Mausoleum umgab ein weitläufiger viereckiger Hof mit Säulenhallen, der die Begräbnisstätte gegen die Häuser für die Unterkunft der Wächter, die Brunnen und Spazierwege abschloss. Germanicus geleitete Daphne zum Eingang, während die Sklaven ihnen den Weg durch die Menge bahnten, die sich vor dem Mausoleum versammelt hatte. Als Daphne die Kirche betrat, blieb sie starr vor Staunen stehen. Vom Boden bis zum Dach erstrahlten die mit Marmorplatten verkleideten Wände in bunter Farbenpracht. Die getäfelte Decke war mit Gold überzogen. In der Mitte des Raumes stand ein silberner Altar. Um ihn herum wie Säulen aufgestellt die zwölf Kenotaphe der Apostel. In der Mitte freigehalten ein Platz für den Sarkophag des Kaisers.

Als der Begräbniszug ohne die vom Trauergottesdienst ausgeschlossenen Soldaten in das Mausoleum einzog, sah Daphne, dass Constantiana, die älteste Tochter Konstantins, die neben ihrer Schwester Helena auf einem mit Seidenstoff bezogenen Sessel saß, den kaiserlichen Kämmerer Eusebios zu sich winkte. Leise sprach sie auf ihn ein und zeigte dabei auf Daphne. So flink es seine Körperfülle erlaubte, bahnte sich der Eunuch umringt von seinen Sklaven den Weg zu ihr. Während zwei Sklaven Daphne fest am linken und rechten Arm nahmen und sie nach draußen drängten, zischte er in ihr Ohr:

„Ihr, Gnädigste, seid an diesem Ort unerwünscht.“

Aufgeschreckt lief Philomena mit den anderen Sklavinnen in Daphnes Begleitung hinterher. Daphne war zu überrascht, um sich gegen das für sie unverständliche und brutale Vorgehen zu wehren. Draußen ließen die Sklaven von ihr ab, und Philomena machte Germanicus ausfindig, der aufgeregt zu Daphne eilte, um sie aus der Menschenmenge zu befreien.

„Ich verstehe das nicht Germanicus, man hat mich hinausgeworfen.“

Erschöpft sank Daphne in die Polster ihres Wagens.

„Constantiana will nicht, dass ich dem Begräbnisgottesdienst beiwohne. Ich weiß nicht, was ich ihr Böses angetan habe.“

„Ich wusste es, Herrin. Ihr habt keine andere Wahl, Ihr müsst Constantinopolis verlassen. Wie ich sagte, es wird ein Machtkampf ausbrechen, dem viele Getreue des Kaisers zum Opfer fallen werden“.

Nur langsam kamen sie vorwärts. Hunderte Menschen, die ihnen entgegenkamen und in Richtung Mausoleum liefen, verstopften die Straßen. Als Daphnes Haus in Sichtweite kam, rief Germanicus:

„Herrin, seht, Eure Villa ist von kaiserlichen Soldaten umstellt, wir können sie nicht betreten, ohne Euch zu gefährden. Bei wem können wir uns verstecken, bis ich für unsere Rückreise nach Augusta Treverorum alle Vorbereitungen getroffen habe?“

Daphne, die während der Fahrt mit immer blasser werdendem Gesicht zusammengesunken in den Polstern gesessen hatte, richtete sich mühsam auf.

„Es ist möglich, Schutz in der Hagia Eirene bei Erzbischof Antonius zu suchen.“

„Ist der Bischof, ein langjähriger Begleiter und Freund des Kaisers, nicht auch in Gefahr, Herrin? “

„Nein, Germanicus, die fromme Constantiana traut sich nicht, einen heiligen Greis zu erfolgen.“

Die Hagia Eirene, die erste Bischofskirche von Constantinopolis, lag auf der antiken Akropolis, wenige Minuten von Daphnes Haus entfernt. Germanicus klingelte am Tor, und man ließ sie eintreten. Johannes, der Presbyter (Ältester) der Kirche, der zusammen mit Daphne in den vergangenen Jahren für die Bedürftigen Constantinopolis gesorgt hatte, erschrak, als er von dem unverständlichen Rausschmiss aus der Apostelkirche hörte. Er brachte sie in einen kleinen Raum, den Erzbischof Antonius nach kurzer Zeit betrat. Der Bischof war nur ein Häufchen Mensch - krumm und kahl, mit krallenähnlichen Händen. Sein langes Leben hatte seinen Körper zerstört, nur die Augen blickten klar und wach wie bei einem Jüngling.

„Meine liebe Tochter Daphne, ich freue mich, dich zu sehen. Ich kann nicht verstehen, was mir mein lieber Johannes erzählt hat, man hat dich nicht am Trauergottesdienst teilnehmen lassen?“

Kurz berichtete Daphne, was geschehen war.

„Natürlich findest du Schutz bei Mutter Kirche, wir werden dir und deinem Gefolge Zimmer herrichten lassen. Ich habe das befürchtet. Gleich morgen muss ich mit meinem Nachfolger, Bischof Paulus, sprechen. Constantiana und Helena haben ihn zu ihrem Beichtvater erwählt. Er muss versuchen, Einfluss auf die Töchter unseres geliebten Kaisers zu nehmen. Die Verfolgung der Getreuen unseres verstorbenen Freundes muss im Keim erstickt werden.“

Während Gemanicus in der Nacht mithilfe des Presbyters Johannes die Vorbereitungen für die Reise nach Augusta Treverorum traf - die Kirche stellte Reisewagen, Pferde und Proviant zur Verfügung -, zog Daphne sich mit Philomena zurück, um sich auszuruhen. Auf Vorschlag Bischof Antonius´ hatte Germanicus aus Sicherheitsgründen die Reisroute geändert: sie würden den längeren, aber sicheren Landweg in die Heimat nehmen, nicht den Seeweg. Das Schiff würde ohne sie ablegen.

In dieser Nacht konnte Daphne nicht schlafen. Viele Jahre hatte sie sich gewünscht, nach Augusta Treverorum zurückzukehren. Jetzt war endlich der Tag gekommen, und sie fragte sich, warum sie sich nicht freute. Sie war eine reiche Aristokratin, geachtetes Mitglied des Hofes und der Christengemeinde, aber Befriedigung fand sie seit vielen Jahren nur in ihrer Tätigkeit für Arme und Kranke. Nicht nur Geld, Nahrung und Kleidung hatte sie zur Linderung der Armut zur Verfügung gestellt, sondern zum Entsetzen ihrer Familie und ihrer Freunde mit ihren eigenen Händen Kranke gepflegt, wie es ihr Glaube ihr eingab. Die Arbeit wird mir fehlen, dachte sie. Jetzt wird etwas Neues beginnen, und das macht mir Angst. Sie fiel auf die Knie und betete zu Gott, dass er ihr in seiner Güte den rechten Weg weisen würde.

Früh am nächsten Morgen übergab Erzbischof Antonius Daphne Empfehlungsschreiben an die christlichen Gemeinden der römischen Provinzen, durch die sie ihre Reise nach Augusta Treverorum führen würde. Er hatte sie eigenhändig am Vorabend aufgesetzt, in der augenblicklichen Situation war er sich der Loyalität seines Schreibers nicht mehr gewiss.

„Daphne, wir werden uns in diesem Leben nicht wiedersehen. Bis Gott mich in seiner Güte des Himmelreichs für würdig erachtet, werde ich dich nicht vergessen und für dich beten. Du hast die Armen und Kranken von Constantinopolis nicht nur an deinem Reichtum teilhaben lassen, sondern ihnen den Glauben an unseren Herrn Jesus Christus gelehrt. Im Namen unseres Herrn danke ich dir. Diese Empfehlungsschreiben schützen dich auf deiner langen Reise. Unsere christlichen Brüder in den römischen Provinzen werden dich mit frischen Pferden versorgen und dir Unterkunft und Nahrung gewähren. Meine Tochter, gehe in Frieden.“ Der Bischof zog Daphnes Kopf zu sich herunter und küsste sie auf die Stirn. Dann bestieg die kleine Reisegesellschaft die Wagen, und die Pferde setzten sich in Bewegung. Wehmütig warf Daphne einen letzten Blick auf das geliebte Marmarameer und die vertrauten Straßen und Plätze. In der Nacht hatte der Bischof den Wachmann eines Nebentors der Stadtmauer, ein Mitglied der Christengemeinde, informieren lassen, dass Christen die Stadt ohne Kontrolle verlassen müssten. Ein nicht zu geringes Geldgeschenk tat das Übrige. Das Tor wurde geöffnet und die Wagen ohne Kontrolle durchgewinkt.

Nach ein paar Stunden, in denen Daphne und Germanicus kaum miteinander gesprochen und Daphne lediglich nachdenklich die vorbeiziehende Landschaft betrachtet hatte, wandte sie sich Germanicus zu.

„Ich weiß jetzt, warum Constantiana mich aus dem Mausoleum hat weisen lassen - damit es den Soldaten, die vor meinem Haus warteten, möglich sein würde, mich ohne großes Aufsehen festzunehmen. Constantiana ist bekannt, dass ich Zeit meines Lebens täglich meine Gedanken und Erlebnisse aufgeschrieben habe. Sie hat Angst, das Volk erfährt etwas, was den Ruhm und das Ansehen ihres Vaters schmälert.“

„Herrin, durch das traurige Schicksal meiner Eltern und meines Volkes weiß ich, dass es mehr als genug im Leben Kaiser Konstantins gegeben hat, was nicht für die Ohren des Volkes bestimmt ist. Konstantin war ein Meister der Verstellung und des Schweigens. Warum habt Ihr mir nicht gestern von Euren Aufzeichnungen erzählt, ich hätte sie aus der Villa geholt.“

„Das wäre für dich zu gefährlich gewesen. Außer dem letztem Buch, und das darf jeder lesen, liegen alle an einem Ort, den niemand finden wird, Germanicus. Ich brauche die Aufzeichnungen nicht, mein Leben ist fest in meinem Kopf und in meinem Herzen. Wir werden auf unserer langen Reise nach Gallia (Gallien) viel Zeit miteinander verbringen. Ich habe beschlossen, dass ich sie dazu nutze, dir mein Leben zu erzählen. Falls ich Augusta Treverorum nicht lebend erreiche, wirst du alles aufschreiben, wenn du in Sicherheit bist.“

„Herrin, ich danke Euch für Euer Vertrauen. Aber wir beide werden gesund in Augusta Treverorum einfahren, und Ihr werdet im Kreise Eurer Enkel und Urenkel hundert Jahre alt.“

Nach der nächsten Rast lehnte sich Daphne bequem in die weichen Polster des Reisewagens zurück, und ihre Geschichte begann.

Daphne und der Kaiser

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