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Der Ruf

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Oftmals gehen die Dinge ihren alltäglichen Gang. Es passiert, was eben passiert. In solchen Zeiten glaubt man, dass es immer so weitergeht. Plötzlich jedoch erschüttern Wellen diesen langen, ruhigen Fluss. Der Ruf muss nicht unbedingt ein gellender Schrei sein. Ein leises Ticken, das sich unauffällig einstellt und nicht mehr geht – etwas hat sich verändert, aber man weiß zunächst nicht was. Die Stimme, die da herandrängt, braucht einen geeigneten Empfänger. Man muss den Ruf hören können, um ihm folgen zu können.

Der Souffleur sagt: »Du musst dein Leben ändern!«

Der Ruf kann Sie jederzeit erreichen. Er muss kein Alarmsignal sein, das sich erst einstellt, wenn eine ökonomische Krise sich längst bedrohlich entfaltet hat, sondern der Ruf kann genauso gut ohne offensichtlichen Anlass an Ihr Ohr dringen. Scheinbar ohne guten Grund lässt er Sie hartnäckig nicht mehr los, und Sie erfahren erst viel später, wieso er keine Ruhe geben wollte. Der Ruf kann von außen kommen, der Auftrag eines Vorgesetzten sein. Oder eine Nachricht im Wirtschaftsteil verdichtet sich zu der Mahnung, nun müsse etwas geschehen. In den weitaus meisten Fällen ist es aber ein innerer Souffleur, der Ihnen einflüstert: So geht es nicht weiter! Du musst dein Leben ändern!

Und der Ruf muss nichts »Heiliges« sein. Sie müssen keine Vision haben. Manchmal ist der Moment, in dem man den Ruf hört, ein ungemein profaner. Man versteht einfach die Notwendigkeit, dass jetzt getan werden muss, was eben getan werden muss. Man spricht dann vielleicht, ob laut oder leise, mit sich selbst, sagt: »Okay, ich hab’s verstanden.« oder »Wenn nicht jetzt, wann dann?« oder ganz einfach »Auf geht’s!«. Man spuckt in die Hände, krempelt die Ärmel hoch – und fängt an. Oder eben nicht, denn allzu oft ist man träge oder man weigert sich, obwohl man es doch längst besser weiß …

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