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Die Weigerung

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Den Ruf hören zu können ist eine Sache, ihm zu folgen eine andere. Der Ruf hat womöglich auch Sie schon erreicht, aber haben Sie sich auf ihn einlassen können? Menschen wie Unternehmen werden von Ambitionen angetrieben, aber gleichzeitig von Bequemlichkeiten und Sicherheitsbedürfnissen gehemmt. Zweifel und Einwände nagen an Ihnen und halten Sie zurück, die Angst vor der Veränderung drängt sich zwischen Sie und den Ruf. Es läuft doch alles irgendwie ganz gut, warum also sich auf ein Wagnis einlassen? Und selbst wenn eine Krise Sie, Ihre Abteilung, Ihr Unternehmen fest im Griff hat: Wer sagt denn, dass der Ruf den richtigen Weg weist? Er will, dass Sie den begradigten Fluss verlassen und einen unerforschten Nebenarm nehmen, von dem man nur weiß, dass dort unbeherrschbare Stromschnellen und gefährliche Untiefen warten. »Finger weg!«, sagt Ihnen jene andere innere Stimme. Lieber auf den vorgezeichneten Wegen und in Raten untergehen, als sich tollkühn der Ungewissheit und möglicher Gefahr anzuvertrauen. Die Weigerung ist eine ganz natürliche Reaktion auf den Ruf – kaum jemand ist immer und bedingungslos ein Ritter ohne Furcht und Tadel.

Odysseus

Am Anfang der abendländischen Literatur stehen die Ilias und die Odyssee Homers. In der Ilias wird die Belagerung Trojas erzählt, die Odyssee begleitet den siegreichen Helden dann auf seinem abenteuerlichen Rückweg.

Zur Erinnerung: Nach dem Raub der schönen Helena zieht eine griechische Allianz nach Troja und belagert die Stadt. Odysseus allerdings zögert, dem Ruf zu folgen. Ihm wurde prophezeit, dass er, wenn er in den Krieg zöge, erst nach zwanzig Jahren zurück zu Frau und Kind gelangen würde. Der Trojanische Krieg dauert dann tatsächlich zehn Jahre, genauso lang wie die Odyssee zurück nach Griechenland.

Sage mir, Muse, die Taten des vielgewanderten Mannes, Welcher so weit geirrt, nach der heiligen Troja Zerstörung, Vieler Menschen Städte gesehn und Sitte gelernt hat, Und auf dem Meere so viel unnennbare Leiden erduldet, Seine Seele zu retten und seiner Freunde Zurückkunft.

HOMER, BEGINN DER »ODYSSEE«

Odysseus hat nach der langjährigen erfolglosen Eroberung die entscheidende Idee. Mit der berühmtesten Kriegslist der Geschichte bringt er die gegnerische Stadt zu Fall. Er lässt ein hölzernes Pferd bauen. In ihm verstecken sich die tapfersten der griechischen Kämpfer, der Rest bricht zum Schein die Lager ab. Die Trojaner fallen auf die List herein, ziehen das Pferd in ihre Stadt und besiegeln damit ihren Untergang.

Als Odysseus sich nach der Zerstörung Trojas auf den Weg nach Hause macht, treiben ihn die Winde kreuz und quer über die Meere. Während seiner Irrfahrt wird er in unzählige Abenteuer verwickelt. Er blendet den einäugigen Riesen Polyphem, widersteht dem bezirzenden Zauber der Circe und dem unendlich süßen Gesang der Sirenen, entkommt den Seeungeheuern Skylla und Charybdis, wird unfreiwillig der Geliebte der Nymphe Kalypso und strandet nackt in den Armen der Prinzessin Nausikaa. Nach zwei Jahrzehnten kehrt er endlich zurück nach Ithaka und erobert, verkleidet als Bettler, das Herz seiner Gemahlin Penelope von Neuem.

Homer beschreibt in seinem Epos die Abenteuer des Helden als Irrfahrt. Überall lauern Gefahren, Fallen und Tücken. Odysseus ist kein muskelbepackter Herkules, der seine Feinde ungespitzt in den Boden rammt. Zu Recht wird er der »Listenreiche« genannt. Sein Weg ist gepflastert mit kniffligen Rätseln, für die er intelligente Lösungen findet.

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